Die Kniescheibe sitzt vorn auf dem Kniegelenk und vergrößert als Sesambein die Hebelwirkung der Oberschenkelmuskulatur. Bei sportlich aktiven Menschen können Knieschmerzen durch Überbelastung und Verletzungen auftreten. Bei älteren Menschen sind eher Verschleißerscheinungen ursächlich.
Die Kniescheibe (Patella) sitzt vorne am Knie und dient vor allem als Schutz für das Kniegelenk. Die Kniescheibe ist ein so genanntes Sesambein. Ein Sesambein vergrößert den Abstand zwischen Sehne und Knochen und kann somit beispielsweise Hebelwirkungen von Muskeln optimal verbessern. Die Kniescheibe ist das größte Sesambein des Körpers und überträgt die Muskelkraft vom Oberschenkel auf den Unterschenkel, da sie in der Sehne des Oberschenkelstreckermuskels sitzt.
Bei sportlich aktiven Menschen werden Schmerzen oberhalb der Kniescheibe hauptsächlich durch Verletzungen oder Überlastungen verursacht, bei älteren Menschen stehen vor allem Verschleißerscheinungen wie Arthrose als Auslöser im Vordergrund. Viele verschiedene Bänder, Muskeln und Sehnen verbinden das große Kniegelenk, weshalb es eine Vielzahl von Ursachen für Schmerzen im Bereich oberhalb der Kniescheibe gibt. Dabei unterscheidet man zwischen akuten Schmerzen, die wenige Stunden bis Tage andauern und sich mit der Zeit oder durch Therapie wieder zurückbilden, und chronischen Schmerzen. Chronische Schmerzen können ebenfalls plötzlich beginnen, sich aber auch langsam entwickeln und dauern definitionsgemäß länger als sechs Wochen bis drei Monate an.
Knieschmerzen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden und zeitnah von einem Arzt behandelt werden. Typischerweise ist der Hausarzt oder ein Orthopäde der erste Ansprechpartner. Häufig gilt der Grundsatz: Je früher das schmerzende Knie behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
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Bei Schmerzen, die oberhalb der Kniescheibe lokalisiert sind, kann es zu einer Reihe weiterer Symptome kommen. Die Haut kann beispielsweise bei einer Entzündung gerötet und erwärmt sein. Es kann zu Bewegungseinschränkungen im gesamten Knie kommen, das Strecken oder Beugen kann bis zur vollständigen Blockierung eingeschränkt sein. In den meisten Fällen treten die Schmerzen besonders bei Belastung auf oder werden durch Belastung verstärkt.
Für die Diagnose ist es wichtig zu unterscheiden, wann die Schmerzen oberhalb der Kniescheibe verstärkt auftreten. Schmerzen, die nach Ruhe auftreten und mit einer Steifigkeit einhergehen sind beispielsweise typisch für Arthrose (Gelenkverschleiß), während Schmerzen, die bei Belastung und in Ruhe auftreten, für eine entzündliche Rheumaerkrankung sprechen könnten. Treten die Schmerzen oberhalb der Kniescheibe besonders beim Hochsteigen einer Treppe auf, könnte eine Entzündung des Schleimbeutels für die Beschwerden verantwortlich sein.
Typisch für bestimmte Erkrankungen des Knies ist auch ein Schnappen beim Bewegen. Dabei kommt es häufig zu dem Gefühl, dass das Knie nachgibt oder einknickt. Kommt es beim Auftreten dieser Symptome immer wieder zu Schwellungen des Knies und treten die Probleme besonders nach sportlichen Aktivitäten auf, so kann es sich beispielsweise um eine Falte der Gelenkinnenhaut handeln. Typischerweise treten die Schmerzen bei diesem Krankheitsbild oberhalb oder unterhalb der Kniescheibe auf, den bevorzugten Stellen, an denen sich solche Falten bilden können.
Außerdem sollte auf Symptome außerhalb des Knies geachtet werden, beispielsweise können weitere Gelenke von Schmerzen betroffen sein. Aber auch Begleitsymptome wie Müdigkeit, Bauchschmerzen, Hautausschlag oder Fieber sind möglich und weisen möglicherweise auf akute oder chronische Erkrankungen hin, bei der mehrere Organe betroffen sind. Ein typisches Beispiel ist die Borrelliose, einer bakteriellen Entzündung, die von Zecken übertragen wird und die sowohl mit Knieschmerzen als auch mit Fieber und Schüttelfrost einhergehen kann.
Um der Ursache von Schmerzen im Bereich der Kniescheibe auf den Grund zu gehen, muss zunächst eine Krankengeschichte (Anamnese) erhoben werden. Dabei sind vor allem das Ausmaß, die Lokalisation und Besonderheiten der Schmerzen von Bedeutung. Bei der klinischen Untersuchung wird schwerpunktmäßig das Knie untersucht, jedoch sollten vor allem die Füße, Hüften und die Wirbelsäule ebenfalls auf Auffälligkeiten geprüft werden. In manchen Fällen können Auffälligkeiten schon von außen getastet werden.
Besonders für die Kniescheibe gibt es eine Reihe an orthopädischen Tests, die durchgeführt werden können, um die Diagnose zu stellen. Liegt der Patient beispielsweise in Rückenlage und der Untersucher drückt die Kniescheibe in Richtung der Unterlage, kann es zu einer Schmerzauslösung kommen, die Hinweise auf die Lokalisation des Problems geben kann.
Auch die Untersuchung mithilfe eines Ultraschalls (Sonographie) kann sinnvoll sein, da dadurch ein Gelenkerguss dargestellt werden kann. Mithilfe einer Röntgenaufnahme können beispielsweise Abweichungstendenzen der Kniescheiben zur Seite gezeigt werden. In seltenen Fällen kommen weitere bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie vom Knie (Kernspin / MRT) oder Computertomographie zum Einsatz.
Ein häufiges Krankheitsbild, was besonders sportlich aktive junge Leute sowie Menschen, die beruflich viel knien, betrifft, ist die Chondropathia patellae oder schmerzende Kniescheibe. Dabei kommt es zu beidseitigen starken Schmerzen im Bereich der Kniescheibe, die vermutlich durch Überlastung und Muskelungleichgewichte verursacht werden. Auch das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen oder Sportarten, bei denen gesprungen werden muss, können mögliche Ursachen für die Beschwerden sein. Bei der Chondropathia patellae handelt es sich um harmlose und rein funktionelle Beschwerden, die nach Schonung von selbst wieder verschwinden. Eine Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur unterstützt dabei die Heilung.
Auch ein Knorpelschaden der Kniescheibe kann zu Schmerzen oberhalb der Kniescheibe führen. Eine Vielzahl von Ursachen, wie Beinachsenabweichungen (z.B. X-Beine), Bänderschwäche oder vorausgegangene Verletzungen können den Knorpel an der Unterseite der Kniescheibe zerfasern oder aufreiben. Besonders beim Beugen des Knies wie beim Treppensteigen oder nach längerem Sitzen mit angewinkelten Beinen treten Schmerzen auf.
Eine weitere häufige Ursache für Knieprobleme stellen Falten der Gelenkinnenhaut dar. Das als so genanntes Plica-Syndrom zusammengefasste Krankheitsbild kann an mehreren Stellen im Knie auftreten. So kann sich auch oberhalb der Kniescheibe eine Falte der Gelenkinnenhaut bilden, die im Zuge einer Entzündung anschwellen kann und Schmerzen erzeugt. Es ist bisher nicht abschließend geklärt, was die Auslöser für eine solche Faltenbildung sind. Unter Umständen kommt es im Verlauf bei einem Plica-Syndrom zu Veränderungen des Hoffa-Fettkörpers. Der Fettgewebskörper im Knie kann hart werden, verdicken oder verkalken und wiederum starke Schmerzen verursachen.
Knieschmerzen im Bereich oberhalb der Kniescheibe treten besonders bei Kindern und Jugendlichen sehr häufig auf. Die Ursachen dafür können sehr vielfältig sein, in vielen Fällen handelt es sich um harmlose "Wachstumsschmerzen", aber auch ernstere Erkrankungen können hinter den Beschwerden stecken.
Auch erbliche Erkrankungen des Bindegewebes können Schmerzen oberhalb der Kniescheibe verursachen. Beispielsweise beim Ehlers-Danlos-Syndrom kommt es zu einer erniedrigten Rissfestigkeit der Haut und überbeweglichen Gelenken. Im Laufe des Wachstums entwickelt sich häufig eine Neigung der beiden Kniescheiben, sich zu verrenken. Ebenso das erbliche Nagel-Patella-Syndrom, bei dem die Kniescheibe zu klein ist und es zu Beschwerden in dem Bereich kommen kann.
Bei Schmerzen am Knie sollte das Knie nach Möglichkeit zunächst geschont und nur wenig gebeugt werden. Um die Beschwerden zu lindern, können Schmerzmittel eingenommen werden. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, krankengymnastische Übungen und gezieltes Beinmuskeltraining durchzuführen, um das Kniegelenk mit einer stabilen Muskulatur zu unterstützen.
Je nach Ursache für die Beschwerden gibt es auch operative Möglichkeiten. Beispielsweise kann ein Knorpelschaden im Rahmen einer Kniespiegelung (Arthroskopie) geglättet oder angebohrt werden, um die Bildung von Ersatzknorpel anzuregen. Bei einer Abweichung der Kniescheibe zur Seite kann das Verstärkungsband (Retinakulum) an der Außenseite des Knies chirurgisch gespalten werden. Dadurch kann die Kniescheibe in der richtigen Position über das Kniegelenk gleiten und der Druck auf die Kniescheibe wird reduziert. Auch Beinachsenabweichungen wie O- Beine oder X-Beine können Schmerzen oberhalb der Kniescheibe verursachen. Auch hier besteht die Möglichkeit einer operativen Korrektur der Fehlstellung, um die Beschwerden zu lindern.
Die konservative, also nicht-operative Therapie von Knieschmerzen hat zunächst grundsätzlich den Vorrang. Erst wenn alle Optionen ausgereizt sind und keine Besserung der Beschwerden eingetreten ist, kommen operative Therapien in Betracht.
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Das Tapen muss differenziert werden in zwei grundlegend unterschiedliche Formen. Zum einen existiert ein starrer Tapeverband, der unter Spannung auf die Haut aufgeklebt wird. Dieser stellt das Gelenk zu Teilen ruhig und unterstützt die Streckbewegungen im Knie. Im Gegensatz dazu ist das Kinesiotape ein elastischer Tapeverband, der die Beweglichkeit im Knie nicht einschränkt. Es soll das Bewusstsein für die Bewegungen im Knie erhöhen und die Durchblutung der Weichteilgewebe fördern. Das Kinesiotape lässt sich sowohl zur Therapie der Schmerzen oberhalb der Kniescheibe, als auch zur Prävention einsetzen.
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Zur Vorbeugung von Knieschmerzen gibt es einige Hinweise, die man befolgen sollte. Dabei steht die Regulierung des Körpergewichts an erster Stelle, da die Knie für normale Gewichtsbelastungen ausgelegt sind. Außerdem ist es wichtig, sich regelmäßig zu bewegen, um die Durchblutung im ganzen Körper und besonders im Knie zu fördern. Der lebenswichtige Knorpel im Kniegelenk ist nur zu einem geringen Teil an den Blutkreislauf angeschlossen und ist auf körperliche Bewegung angewiesen, um ausreichend Nährstoffe zu erhalten. Grundsätzlich kommt es dabei nicht darauf an, welche Bewegung durchgeführt wird, sondern hauptsächlich auf regelmäßige körperliche Betätigung. Starke Muskeln an den Beinen entlasten das Kniegelenk. Besonders kniefreundliche Sportarten sind Schwimmen, Radfahren und Walking.
Das Tragen von schweren Lasten sowie von Schuhen mit hohen Absätzen sollte vermieden werden, da es das Knie stark beansprucht.
Oberhalb der Kniescheibe verläuft die Sehne der großen Quadrizepsmuskulatur (siehe Vierköpfiger Oberschenkelmuskel). Kommt es zu einem Schmerz, der insbesondere im Streckvorgang des Knies oberhalb der Kniescheibe auftritt, kann diese Muskulatur ursächlich sein. Der "Quadrizeps" zieht mit seiner Sehne über die Kniescheibe hinweg und setzt am oberen Schienbein an. Durch falsche oder übermäßige Belastungen, sowie durch Fremdeingriffe oder Entzündungen kann die Sehne gereizt werden oder sich entzünden. Durch die Streckung gleitet sie in Richtung Oberschenkel und kann durch die Reibung erhebliche Schmerzen verursachen. Jegliche Entzündungen im Bereich oberhalb der Kniescheibe lösen diesen Schmerz in der Bewegung aus. Typische Entzündungszeichen sind auch am Knie eine Schwellung, Rötung, eingeschränkte Funktion und Schmerzempfindlichkeit.
Auch bei chronischen Erkrankungen des Knies kann das Strecken sehr schmerzhaft sein. Sehr häufig lässt sich im Alter eine Arthrose des Kniegelenks feststellen. Typisch ist eine Steifigkeit am Morgen mit extrem eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Die Bewegungen des abgenutzten Gelenks sind zusätzlich sehr schmerzhaft und das Strecken ist nicht mehr vollständig möglich.
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Das Aufstehen aus der Hocke stellt für das Knie eine kraftaufwändige Streckbelastung im Gelenk dar. Auch hier ist der Quadrizeps-Muskel sehr gefordert. Ein Schmerz beim Aufstehen kommt vor allem zustande, wenn der Muskel oder seine Ansatzsehne oberhalb der Kniescheibe gereizt und entzündet ist. Auch bei jungen Menschen kann ein solcher Schmerz schon auftreten. Ein permanenter Schmerz, der schon bei wenigen Bewegungen wie dem Aufstehen auftritt, wird auch als Anlaufschmerz bezeichnet. Bei Sportlern ist dieser keine Seltenheit. Nach längerer Bewegung und Beanspruchung lässt der Schmerz leicht nach.
Beim Beugen wie beim Strecken besteht eine hohe Belastung und Reibung der Ansatzsahne des Quadrizeps-Muskels. Diese gleitet bei jeder Bewegung über die Kniescheibe, um die Kraftübertragung zu erhöhen. Bei einer entzündeten und gereizten Sehne wird jede Bewegung zur Qual. Schmerzen beim Beugen sind auch sehr typisch für rheumatische Erkrankungen. Im Knie lassen sich diese häufig finden. Bei der Arthrose im Knie, die zu den rheumatischen Erkrankungen zählt, kommt es durch starke Abnutzung des Knorpels zu einem Reiben der Knochen aufeinander. Dies verursacht beim Beugen starke Schmerzen. Auch ist die Bewegungsfreiheit insgesamt eingeschränkt. Dies lässt sich insbesondere morgens feststellen, wo einer starke Versteifung der betroffenen Gelenke zu erwarten ist.
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Bei vielen Erkrankungen des Knies sind Schmerzen bei Bewegung typisch. Ein Schmerz in Ruhe tritt jedoch nur selten auf.
Ein Schmerz, der aus der Ruhe bei leichter Bewegung auftreten kann, ist der bei einer Arthrose typische Anlaufschmerz.
(s. auch Symptome einer Arthrose)
Bei jugendlichen Patienten kann ein Schmerz in absoluter Ruhe, zum Beispiel nachts, auf einen Wachstumsschub hindeuten. Das ausgeprägte Längenwachstum der Knochen kann mitunter starke Schmerzen verursachen.
(s. auch Wachstumsschmerzen)
Auch eine Erkrankung im Bereich der Lendenwirbelsäule kann Ruheschmerzen am Knie verursachen. Nervenwurzelreizungen können Schmerzen mitunter bis in der Zehen fortleiten. Auch die ISG-Blockade verursacht nicht selten Schmerzen im Kniebereich. In sehr seltenen Fällen können bösartige Tumore der Knochen dahinterstecken.
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