Die O-Beine zählen zu den Achsenfehlstellungen und sind Abweichungen der normalen Achse. O-Beine zeichnen sich durch die Abweichung der Beine jeweils seitlich nach außen aus.
Medizinisch: Genu varum
Englisch: bowleg, out knee, genu varum
Die O-Beine zählen zu den Achsenfehlstellungen. Dies sind Abweichungen von der normalen Achse. O-Beine zeichnen sich dadurch aus, dass die Achsabweichung der Beine jeweils seitlich nach außen gerichtet ist. Von vorne betrachtet entsteht durch die Deformität der Eindruck eines „O“.
Das O-Bein im Säuglings- und Neugeborenenalter gehört zur normalen Entwicklung. Bleibt in der darauf folgenden Entwicklungszeit die Aufrichtung des Körpers aus, so bleiben auch die O-förmigen Beine bestehen. Jedoch besteht bei kindlichen O-Beinen eine hohe Spontankorrekturrate.
O-Beine können sowohl angeboren (s.o.), als auch erworben sein.
Zu Beginn eines jeden Lebens (bis Ende 2. Lebensjahr) sind O-Beine völlig normal. Natürlicherweise besitzen alle Säuglinge und Kleinkinder O-Beine (Genu varum). Diese bilden sich jedoch spätestens im Laufe des dritten Lebensjahres zurück und werden sogar im Laufe der natürlichen Skelettentwicklung einige Zeit in das andere Extrem gekippt, zu X-Beinen (Genu valgum). Bei unphysiologischen X-Beinen muss eine Operation durchgeführt werden. Ab etwa dem 10. Lebensjahr dann ist die normale Beinachse weitestgehend fertig gerichtet ausgebildet.
Auch bei angeborenen Bindegewebsschwächen oder Systemerkrankungen kommen O-Beine als Symptome vor.
Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite O-Beine beim Baby.
1. Erworbene O-Beine können Symptome verschiedener Grunderkrankungen sein:
Wenn bereits in der Kindheit starke O-Beine auftreten, die auch noch fortbestehen, so ist häufig Rachitis als Ursache zu finden. Rachitis ist eine Störung des Knochenwachstums, das durch einen Mangel an Vitamin D und Calcium entsteht. Dadurch kommt es zu schlechter Knochenmineralisation, die Wachstumsfugen werden umstrukturiert und es kommt so zu einer Verformung der langen Röhrenknochen.
In den Industrieländern ist eine Versorgung mit den wichtigsten Mineralien meist gewährleistet, sodass es bei ausgewogener Ernährung mit viel Obst und Gemüse, sowie gesunden Ölen (kaltgepresstes Leinöl, Olivenöl) nicht zu einer Mangelversorgung bei Kindern kommt. Zusätzlich fördert ein moderater Aufenthalt in der Sonne (Achtung, Sonnenbrand unbedingt vermeiden!) zu einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Ursachen für Rachitis.
Aber auch andere Knochenerkrankungen als Rachitis können zu O-Beinen führen. Hier kommen die sogenannte Achondroplasie, die Osteogenesis imperfecta, aber auch Tumore oder Unfälle (Traumata) als mögliche Ursachen infrage. Gerade, wenn bei diesen Einflüssen die Wachstumsfugen der Knochen betroffen sind, kann es zu einer Verschiebung im Wachstum kommen, wodurch sich die Achse „schief“ aufrichtet.
2. Auch bei Lähmungen könne O-Beine entstehen, wenn durch einen asymmetrischen Muskelzug die Wachstumsrichtung geändert wird.
3. Ebenfalls ist es möglich, dass O-Beine komplett angeboren sind und auch einseitiges Training im Erwachsenenalter kann noch eine nachträgliche Fehlstellung der Beinachse bewirken und somit zu O-Beinen führen.
Durch einige Sportarten wird die Entstehung von O-Beinen begünstigt. Dies sind vor allem Sportarten, bei denen die Muskelgruppe der sogenannten Adduktoren an der Oberschenkelinnenseite beim Training stärker gefordert wird und damit mehr trainiert werden als die außen liegenden Abduktoren. Hierfür ist das bekannteste Beispiel Fußball. Auch Lähmungen, die dann zu einer muskulären Dysbalancen führen, können die Entstehung von O-Beinen bewirken.
Allgemein gesprochen treten in erster Linie Schmerzen auf. Durch die Fehlstellung der Beine kommt es zu einer ständigen Fehlbelastung des Knies.
Im Falle der O-Beine wird vor allem die Innenseite der Kniegelenke belastet. Dies führt zu einem vermehrten und vor allem zu einem frühen Verschleiß des Kniegelenks auf der inneren Seite.
Hier leiden vor allem der Meniskus (bes. der Innenmeniskus) und der Knorpel. Nicht nur im Kniegelenk stellen sich Probleme ein.
Auch Knick-Senk–Füße können sich ausbilden. Auch dieser dient der Kompensation, also dem Ausgleich, der Fehlstellung der Beine. Der Fuss knickt nach außen weg, sodass die Innenseite des Fußes zu weit nach unten zeigt. Bei der klinischen Untersuchung des Kniegelenks können Zug- und Druckschmerzen vor allem des Außenbandes und typische Symptome einer Arthrose (Gelenkerguss, Reiben im Kniegelenk, Bewegungs- und Belastungsschmerz) festgestellt werden.
Liegt das so genannte Genu varum nur einseitig vor, so kann dies über einen Beckenschiefstand zu einer seitlichen Schiefstellung der Wirbelsäule kommen, um den Beckenschiefstand wieder auszugleichen.
Kinder müssen wegen diesen Deformitäten einem Arzt (am besten Facharzt für Orthopädie) vorgestellt werden.
Die Diagnose wird in ausgeprägten Formen selbstverständlich klinisch gestellt. Hier ist von außen ohne Probleme die Fehlstellung gut zu erkennen.
Bei leichteren Formen kann die Röntgenaufnahme hilfreich sein. Hier werden der Oberschenkelknochen, das Kniegelenk bis zum Sprunggelenk in einer so genannten Achsenaufnahme geröntgt.
Um das Ausmaß der Deformierung objektiv festzuhalten, wird eine imaginäre Linie vom Schenkelhals des Oberschenkelknochens durch das Kniegelenk bis zum Sprunggelenk gezogen.
Im Normalfall geht diese Linie mitten durch das Kniegelenk.
Bei O-Beinen trifft diese Verbindungslinie das Kniegelenk zu weit innen, also zum anderen Bein hin. Eine weitere Diagnosemöglichkeit besteht durch eine Laufanalyse.
Die Therapie von O-Beinen ist stark vom Alter des Patienten, ebenso von ihren Ursachen und dem Ausmaß der Fehlstellung abhängig. Im Säuglingsalter gehören O-Beine zur normalen Entwicklung. Eine übermäßige Ausprägung der Fehlstellung beruht oft auf einer Störung des Knochenwachstums (Rachitis) durch Mangel an Vitamin D oder eine Störung der Kalziumaufnahme im Darm. Die Therapie besteht daher in einer hochdosierten Kalzium- oder Vitamin D-Gabe.
Ist die Kniefehlstellung nur leicht ausgeprägt, ist es möglich, diese konservativ, also nicht-operativ, zu behandeln. Dabei kommen meist individuell angepasste Schuheinlagen zum Einsatz. Dabei handelt es sich letztendlich um keilförmige Erhöhungen der Schuhaußenränder, wodurch das Knie in eine zu Mitte gekippte Lage gezwungen und dadurch die Beinachse insgesamt begradigt wird. Vor allem bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen verspricht das langjährige tägliche Tragen dieser Einlagen gute Therapieerfolge. Ergänzt wird diese Therapie dann oft durch physiotherapeutische Übungen.
Da die Gefahr von schweren und schmerzhaften Langzeitschäden (Verschleißerscheinungen) des Kniegelenks besteht, ist eine konservative Therapie bei stärkeren Ausprägungen der O-Beine (Genu varum) meist nicht mehr ausreichend.
Ein operativer Eingriff, die sogenannte Umstellungsosteotomie wird nötig, um die Fehlstellung der Beinachse dauerhaft korrigieren zu können. Dabei wird das Schienbein durchtrennt und das Bein durch die Entnahme eines keilförmigen Knochenstückes an Schienbeinaußenseite oder das Spreizen der Knochenende an der Knocheninnenseite in eine gerade Stellung gebracht. Titan-Platten und -schrauben sorgen für eine Stabilisierung des Schienbeinknochens. Die voneinander getrennten Knochenenden wachsen in den nächsten Monaten bis Jahren narbenfrei zusammen.
Eine Vollbelastung des Beines ist nach etwa 3 Monaten wieder möglich.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter:
Außer der Vermeidung der Grunderkrankungen oder der anderen auslösenden Faktoren kann leider die Entstehung der O-Beine nicht verhindert werden.
Nach der OP wird meist ein Krankenhausaufenthalt von etwa 7 Tagen einberaumt. Eine teilweise Belastung des Knochens von Anfang an ist nicht nur erlaubt, sondern auch wichtig, um die Knochenstruktur zu festigen.
Nach spätestens 6 Wochen wird - je nach Röntgenbefund - das Bein dann wieder voll belastet. Um die Heilung zu beschleunigen und das Bein zu stärken sollten Krankengymnastik in Anspruch genommen werden.Viele Patienten gehen nach etwa 2 Wochen an Krücken relativ uneingeschränkt ihrem Alltag nach.
Auch Sport kann von den Patienten betrieben werden. In der ersten Zeit jedoch keine zu stark belastenden Sportarten. So bietet sich beispielsweise Schwimmen an.
Langfristig führen alle höhergradigen Beinfehlstellungen, ob X-Beine oder auch O-Beine zu einem verfrühten Verschleiß des Gelenkknorpels, sodass mit zunemendem Alter mit einer Gonarthrose (Kniearthrose) gerechnet werden muss. Bei den X-Beinen ist besonders das äußere Kniegelenk betroffen, während bei O-Beinen eine innere Kniearthrose zum tragen kommt.
Das Ausmaß der Arthrose hängt jedoch von weiteren Risikofaktoren wie Übergewicht, Bindegewebsschwäche, Unfall und Verletzungen etc. ab.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Kniearthrose.
Während das Kind heranwächst, durchlaufen seine unteren Extremitäten eine gewisse Entwicklung. Schon bei der Geburt, spätestens aber bei Gehbeginn, zeigt sich bei jedem Kind eine O-Form der Beine (Genu varum). Im Laufe der nächsten Jahre (meist bis etwa zum 3. Lebensjahr) wird sich dies ausgleichen und die Beine nehmen eine gerade Form an (Genu rectum), wie sie auch beim gesunden Erwachsenen zu finden ist. Während der folgenden Jahre wird sich die zuvor vorzufindende „Fehlstellung“ der O-Beine jedoch in das Gegenteil umkehren, es bilden sich X-Beine (Genu valgum) aus. Diese wiederum werden bis etwa zum 10. Lebensjahr verschwinden, sodass das Kind bis zum Eintritt der Pubertät eine gerade Beinachse besitzen sollte.
Beobachtungsbedürftig hingegen sind sehr ausgeprägte oder zunehmende O-Beine im Neugeborenen- und Säuglingsalter. In den meisten Fällen ist aber auch diese Fehlstellung gutartig und verwächst sich über die Jahre. Hilfreich kann es dennoch sein, wenn Sie die Entwicklung der Beine Ihres Kindes mit Fotos dokumentieren, sodass der behandelnde Kinderarzt die Entwicklung stets gut nachvollziehen kann.
Lesen Sie viele weiter Informationen zu diesem Thema unter: O-Beine bei Babys
Nicht korrigierte Fehlstellungen der Gelenke können auf Dauer zu teilweise schwerwiegenden Beschwerden führen. Da bei O-Beinen die inneren Anteile der Kniegelenke, genauer gesagt der innere Oberschenkelrollhügel, stärker belastet werden, als die äußeren, nutzen sich diese über die Jahre hinweg vermehrt ab. Dies fördert die Entstehung einer Arthrose, in diesem speziellen Fall einer zur Mitte gerichteten Kniearthrose (innere Gonarthrose), was dann spätestens im Alter zum Tragen kommt. Am Anfang dieses Krankheitsbildes stehen Anlaufschmerzen und eine wiederkehrende entzündliche Aktivierungen der Gonarthrose. Die ohnehin bestehende Fehlstellung des Knies wird sich in der Folge der zunehmenden Abnutzung der inneren Gelenkfläche weiter verstärken und kann im Alter teilweise groteske Formen annehmen.
O - Beine sind Abweichungen der normalen geraden Beinachse nach seitlich außen. O-Beine können sowohl angeboren, als auch erworben sein. Vor Allem bei Neugeborenen und Säuglingen sind O- Beine völlig normal und bilden sich spontan zurück.
Erworben können unter anderem Traumata sein. Beschwerden sind unter anderem Schmerzen, Diese werden meist durch eine Arthrose und eine ungleichmäßige Abnutzung des Kniegelenks hervorgerufen. Tritt das O-Bein nur einseitig auf, so kann sich als Ausgleich, den der Körper vollziehen will auch eine Verkrümmung der Wirbelsäule ausbilden.
Die Therapie orientiert sich an den Ursachen und kann von der Behandlung der zugrunde liegenden Grunderkrankung bis hin zur Operation reichen. Je nach Schweregrad der Erkrankung muss letztendlich zur Methode der operativen Therapie gegriffen werden. Diese Fälle gehen mit einer guten Prognose einher.
Die Patienten müssen sich allerdings streng an die Anweisung des Arztes hinsichtlich der erlaubten Belastung halten.
Lesen Sie auch: