Die Pubertät

Einleitung

Als Pubertät wird die Phase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter bezeichnet, in der es zu eingreifenden körperlichen und psychischen Veränderungen kommt.
Die sekundären Geschlechtsmerkmale werden ausgeprägt, Geschlechtsreife und Wachstumsschübe treten ein. Zusätzlich unterteilt man diese Phase in die Präpubertät und Postmenarche. Bei Mädchen beginnt die Pubertät etwa 2 Jahre früher als bei Jungen.
Die Präpubertät beginnt etwa im 9. Lebensjahr mit den ersten körperlichen Veränderungen und endet durchschnittlich im 13.Lebensjahr mit Einsetzen der ersten Regelblutung (Menarche). Als Postmenarche wird der anschließende Zeitraum bis zum 15. Lebensjahr bezeichnet, in dem der Monatszyklus zunehmend regelmäßiger wird.

Was passiert in der Pubertät?

Im Körper und Geist der Jugendlichen kommt es zu vielen Veränderungen. Der zuvor kindliche Körper entwickelt die äußerlich sichtbaren Geschlechtsmerkmale, wie den Bartwuchs bei Jungen und das Brustwachstum bei Mädchen.
Auch der Hormonhaushalt des Körpers wird umgestellt. Es werden mehr geschlechtsspezifische Hormone, wie Testosteron oder Östrogen produziert. Bei Jungen startet die Produktion von Spermien und bei Mädchen kommt es zur ersten Regelblutung, was den Beginn der Fortpflanzungsfähigkeit zeigt. Neben den Geschlechtsmerkmalen kommt es auch zu einem allgemeinen Wachstumsschub. Durch eine Änderung des Fettanteils in der Haut bekommen die Jugendlichen oft auch Akne und fettige Haare.

Auch psychisch kommt es zu Veränderungen. Die Jugendlichen reagieren stärker emotional auf stressige Situationen und grenzen sich durch teilweise provokatives Verhalten von ihren Eltern ab. In seltenen Fällen treten diese Entwicklungsschritte bereits deutlich eher oder deutlich später als normal auf.

Körperliche Veränderungen in der Pubertät

Der Beginn der körperlichen Veränderungen kann sowohl durch die erste Brustentwicklung (Thelarche; Siehe auch Thema Weibliche Brust) als auch durch beginnende Schambehaarung (Pubarche) angezeigt werden.

In der Brustentwicklung werden in der Regel 5 Stadien durchlaufen. Das Volumen der Brust sowie die Größe der Brustwarze nehmen dabei stetig zu. Die Brustwarze hebt sich anfangs vom Niveau der Brust ab, befindet sich in Stadium 3 jedoch wieder im Niveau der Brust, um sich in Stadium 4 erneut von der übrigen Brustkontur abzuheben. Einige Frauen behalten diese Brustform, in der Regel kommt es jedoch zum letzten Entwicklungsstadium, in dem sich die Brustwarze wieder dem restlichen Brustniveau anpasst.

Die Entwicklung der Schambehaarung beginnt in der Regel mit etwas Flaum an den großen Schamlippen und dem Venushügel (mons pubis) und breitet sich kontinuierlich aus, bis die typische Dreiecksform mit waagerechter Begrenzung nach oben entstanden ist. Dichte und Pigmentierung der Schamhaare nehmen dabei stetig zu.

Die Ausschüttung von Sexualhormonen bewirkt bei Jungen eine Veränderung der Körperzusammensetzung zu Gunsten von Muskelmasse, bei Mädchen zu Gunsten von Fettgewebe.

Der Wachstumsschub wird durch Sexualhormone sowie Wachstumshormone bestimmt, wobei das weibliche Geschlechtshormon Östrogen diesen Prozess beschleunigt und das Wachstum früher beenden lässt. Mädchen haben ihren Wachstumsschub daher deutlich früher als Jungen, am stärksten ausgeprägt vor der ersten Regelblutung.

Die hormonellen Veränderungen sind geprägt durch die Adrenarche und Gonadarche. Die Adrenarche stellt den Beginn der Ausschüttung männlicher Geschlechtshormone aus der Nebennierenrinde dar, die sich durch die Entwicklung der Schamhaare zeigt. Mit der Gonadarche beginnt die Stimulation zur Geschlechtshormonausschüttung durch die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und übergeordnete Zentren.

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Wachstumsschub in der Pubertät

Der Wachstumsschub wird in der Pubertät durch das männliche Hormon Testosteron ausgelöst. Dieses ist in geringeren Mengen auch bei Mädchen vorhanden und führt so auch bei Mädchen zu dem Wachstumsschub. Auch Östrogen wirkt wachstumsfördernd.
Die Hormone wirken auf das Knochenwachstum, weshalb einige Jugendliche Schmerzen bei zu schnellem Wachstum entwickeln. Der Wachstumsschub wird mit dem Verschluss der Wachstumsfugen abgeschlossen. Nach diesem Verschluss ist kein Längenwachstum der Knochen mehr möglich.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Schmerzen beim Wachsstumsschub

Pubertät bei Jungs

Die Pubertät beginnt bei Jungen im Durchschnitt mit zwölf Jahren und damit zwei Jahre später als bei Mädchen.
Der Beginn der Pubertät ist nach außen noch nicht sichtbar und ist gekennzeichnet von einer Hormonumstellung im Körper. Dies geschieht bereits im Alter von ungefähr neun Jahren. Das erste sichtbare Zeichen der einsetzenden Pubertät ist das Hodenwachstum. Per Definition zeigt ein Hodenvolumen über drei Millimeter den Beginn der Pubertät. Auch die Schambehaarung beginnt zu wachsen. Der Penis nimmt an Größe zu.

Mit ungefähr 13 Jahren startet die Spermienproduktion im Hoden. Die Qualität der Spermien steigert sich erst im Laufe der weiteren Monate und Jahre. Neben den äußerlichen Geschlechtsorganen kommt es zu einem deutlichen Körperwachstum und einer Zunahme des Muskelanteils an der Körpermasse. Weiterhin beginnt der Bartwuchs, welcher jedoch erst nach der Pubertät vollständig ausgeprägt ist.
Durch den Hormoneinfluss ändern sich auch die Stimmlippen und die Stimme der Jungen wird nach Abschluss dieser Entwicklung tiefer. Eine verstärkte Schweißbildung führt zu Körpergeruch, fettigen Haaren und Akne.

Pubertät bei Mädchen

Bei Mädchen beginnt die Pubertät im Alter von ungefähr zehn Jahren und damit zwei Jahre eher als bei ihren männlichen Altersgenossen. Auch bei Mädchen sind die ersten hormonellen Veränderungen äußerlich nicht sichtbar. Der Körper beginnt große Mengen an weiblichen Hormonen wie Östrogen und geringe Mengen an männlichem Testosteron zu bilden. Die erste körperliche Veränderung zeigt sich am Brustwachstum. Die Brüste wachsen häufig zunächst nicht symmetrisch, aber der Unterschied gleicht sich meistens zum Abschluss der Entwicklung aus.

Durch das Testosteron kommt es weiterhin zum Wachstum der Schambehaarung im Achsel- und Schambereich. Genau wie ihre männlichen Altersgenossen erleben auch die Mädchen einen Wachstumsschub. Das Körperwachstum ist jedoch bereits deutlich eher beendet, als bei den Jungen. Der Körper bekommt typisch weibliche Züge, wie ein breiteres Becken.

Der letzte Schritt der weiblichen Pubertät ist das Einsetzen der Regelblutung und damit der Beginn der Geschlechtsreife. Dies geschieht mit im Durchschnitt 12,8 Jahren und ist abhängig vom Ernährungszustand. Genau wie bei den Jungen kommt es durch einen erhöhten Fettanteil in der Haut zu Akne und fettigen Haaren.

Brustwachstum in der Pubertät

In der Pubertät werden vermehrt Geschlechtshormone ausgeschüttet. Bei Mädchen sind dies besonders Östrogene, Estradiol und Prolaktin.
Diese Hormone verursachen ein Wachstum der weiblichen Brust. Mit der Pubertät ist das Erreichen der Geschlechtsreife verbunden, weshalb sich der Körper des Mädchens auf die Versorgung eines Säuglings einstellt. Aus diesem Grund reifen die Brustdrüsen heran. Auch bei Jungen ist in der Pubertät eine Zunahme an Brustgewebe möglich. Dies entwickelt sich meistens nach zwei Jahren zurück.

Mehr hierzu: Pubertätsgynäkomastie

Gewichtszunahme in der Pubertät

In der Pubertät wird aus dem kindlichen Körper ein erwachsener Körper. Bei Mädchen bedeutet dies, dass im Hüftbereich Fettgewebe wächst. Jungen entwickeln einen größeren Muskelanteil. Beides führt zu einer Gewichtszunahme, welche zu der normalen Entwicklung gehört. Während der Pubertät benötigt der Körper viel Energie für verschiedene Umbauprozesse.

Wenn ein Überangebot an Nahrung besteht, speichert der Körper diese Energie in Form von Fett, um später darauf zurückgreifen zu können. Bei Mädchen ist die Anreicherung von Energiereserven auch mit einer Vorbereitung auf eine mögliche Schwangerschaft verbunden.

Fettige Haare in der Pubertät

Die Haut von Kindern hat einen großen Wasseranteil und einen geringen Fettanteil. In der Pubertät wird dieses Verhältnis verändert.
Zu Beginn können die Talgdrüsen in der Haut eine Überproduktion von Talg verursachen. Dies führt zu schnell fettenden Haaren. Mit dem Ende der Pubertät stellt sich meistens ein Gleichgewicht ein, sodass die Haare nicht mehr ganz so schnell fettig werden. Die Talgproduktion wird jedoch nicht durch Waschen gesteigert. Die Jugendlichen können daher ohne Probleme jeden Tag die Haare waschen, um sich so wohler zu fühlen.

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Schweißgeruch während der Pubertät

Im Kindesalter ist der Schweiß nahezu geruchslos. In der Pubertät jedoch eine weitere Art Schweißdrüsen zu arbeiten. Diese sitzen besonders im Genitalbereich und den Achselhöhlen.

Jugendliche schwitzen stärker als Kinder und Erwachsene. Auch die Zusammensetzung des Körperschweißes verändert sich. Im Schweiß befinden sich bestimmte Stoffe, wie Harnstoff und Milchsäure, welche von Bakterien auf der Haut verstoffwechselt werden. Je länger der Schweiß auf der Haut ist, desto stärker wird dabei der Geruch.

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Phasen der Pubertät

Die Phasen der Pubertät sind zwischen den Geschlechtern unterschiedlich und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten diese zu klassifizieren. Bei beiden Geschlechtern ist der Beginn der körperlichen Veränderungen eine reine hormonelle Umstellung und ist daher nicht äußerlich sichtbar.

  • Dies markiert den Beginn der Vorpubertät und startet normalerweise zum Ende der Grundschulzeit. Die Kinder beginnen sich zurückzuziehen und entwickeln ein Schamgefühl auch vor den Eltern. Vorschriften und Regeln werden dabei gerne ignoriert oder ausdiskutiert. Besonders Jungen entwickeln einen starken Bewegungsdrang. Diese Phase dauert meistens ein bis zwei Jahre.
  • Die Hochphase der Pubertät findet meistens zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr statt. Die körperliche und seelische Entwicklung ist nun deutlich sichtbar. Die Jugendlichen werden geschlechtsreif und sammeln häufig erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht. Gleichaltrige lösen die Eltern als Ansprechpartner für viele Probleme ab.
  • Nach dem 16. Lebensjahr beginnt die Spätpubertät. Die eigentlichen körperlichen Veränderungen sind abgeschlossen und die Jugendlichen lösen sich von ihren Eltern. Die Diskussionen zwischen Eltern und Kindern nehmen jedoch deutlich ab. Die Pubertät wird abgeschlossen und die Mädchen und Jungen werden erwachsen.

Erfahren Sie mehr dazu unter: Phasen der Pubertät

Wie lange dauert die Pubertät?

Die Dauer der Pubertät kann unterschiedlich beurteilt werden. Die Hauptphase der Pubertät zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr dauert ungefähr vier Jahre. Dies ist jedoch individuell sehr unterschiedlich. Bereits der Beginn der Pubertät ist von vielen Faktoren abhängig.

Heute fängt die Pubertät schon relativ früh an, was auf den guten Ernährungszustand der Kinder zurückgeführt wird. Die gesamte Zeit der Pubertät vom Beginn der hormonellen Veränderungen bis zum vollständigen Abschluss aller Veränderungen kann über zehn Jahre in Anspruch nehmen, was aber von der Jugendlichen und den Eltern nicht so wahrgenommen wird.
Die meisten Einschätzungen beziehen sich auch die Hochphase der Pubertät, da in dieser Zeit viele Konflikte in der Familie ausgetragen werden und die Phase von allen Beteiligten als anstrengend wahrgenommen wird.

Die Pubertät setzt nicht spontan ein, sondern ist eine langsame Entwicklung, wodurch ein genauer Zeitpunkt als Start schwierig festzulegen ist. Genauso kann auch das Ende der Pubertät nicht auf einen Tag festgelegt werden.

Was passiert im Gehirn während der Pubertät?

Die ersten körperlichen Veränderungen während der Pubertät finden unbeachtet im Gehirn statt. Die Hirnanhangsdrüse, welche sich vorne, unten am Gehirn befindet, beginnt mit der verstärkten Produktion von Gonadotropinen. Dies geschieht unter dem Einfluss des Hypothalamus, welcher ein Hormon namens Gonadotropin-Releasing-Hormon freisetzt. Also ein Hormon, welches zur Freisetzung anderer Hormone führt.

Durch die Gonadotropine wachsen die Geschlechtsdrüsen, die wiederum Geschlechtshormone wie Testosteron und Östrogen bilden. Eine weitere Veränderung im jugendlichen Gehirn ist, dass einige Nervenverbindungen aufgelöst werden und sich viele neue Verbindungen bilden. Besonders betroffen ist hiervon der Vorderlappen vom Gehirn, der unter anderem für die Persönlichkeit und rationale Entscheidungen wichtig ist.

Das erklärt zum Teil die Stimmungsschwankungen in der Pubertät. Eine Studie hat gezeigt, dass während der Pubertät ein Gehirnareal für Entscheidungen zuständig ist, dass normalerweise Emotionen verarbeitet. Dies verschiebt sich später wieder in den Vorderlappen. In dieser Umbauphase ist das Gehirn besonders empfindlich für Drogen und Alkohol.

Warum kommt es zu Stimmungsschwankungen?

In der Pubertät unterliegt der Körper und mit ihm das Gehirn vielen Umbauprozessen. Die hormonellen Schwankungen und der Umbau, welcher auch für die Emotionen zuständige Areale im Gehirn betrifft, führen zu Stimmungsschwankungen.
Zudem sind die Areale, welche für Emotionen zuständig sind, deutlich aktiver und werden teilweise für die Entscheidungsfindung genutzt. Verbunden mit vielen Unsicherheiten und einem mangelnden Selbstwertgefühl reagieren die Jugendlichen emotional auf Stress und Kritik. Mädchen reagieren eher schnell mit Tränen und Trauer, während Jungen meist in aggressivem Verhalten ausbrechen.

Weitere Informationen zu diesem Thema: Stimmungsschwankungen

Müdigkeit in der Pubertät

Das Gehirn und der Hormonhaushalt unterliegen in der Pubertät großen Veränderungen. Die Zirbeldrüse im Gehirn ist für die Produktion des schlaffördernden Hormons Melantonin zuständig, welches eine innere Uhr bildet.
Bei Jugendlichen findet die Ausschüttung dieses Hormons im Durchschnitt zwei Stunden später statt und der Abbau verschiebt sich ebenfalls um zwei Stunden. Durch diese Verschiebung können die Jugendlichen erst später schlafen und sind morgens noch sehr müde.

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Kopfschmerzen in der Pubertät

Die genaue Ursache von Kopfschmerzen in der Pubertät ist noch nicht geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass gesteigerter Stress und fehlende Möglichkeiten mit diesem Stress umzugehen einen Risikofaktor darstellen. Bei vielen Jugendlichen ist ein verspannter Nacken eine Ursache für Kopfschmerzen.

Dies wird vermutlich durch vermehrten Medienkonsum bedingt, da hierbei die Nackenmuskulatur verstärkt genutzt wird. Um einen Teufelskreis aus Schmerzen und Stress zu vermeiden müssen die Jugendlichen lernen sich zu entspannen und einen Ausgleich zu Schule und anderen Verpflichtungen finden.
Dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln hat viele Nebenwirkungen, die oft erst nach einigen Jahren deutlich werden. 

Störungen und Krankheitsbilder der Pubertät

In der sensiblen psychischen und körperlichen Entwicklungszeit der Pubertät treten eine Reihe von Krankheitsbildern auf, die ein ärztliches Eingreifen nötig machen.

Hochwuchs in der Pubertät

Unter Hochwuchs versteht man, wenn die betreffende Person größer als 96% aller Gleichaltrigen ist. Meist liegt die Ursache in familiärer Veranlagung.

Die Therapie erfolgt hier mit weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogene, Gestagene), da diese die Knochenreifung beschleunigen und so zu einer frühzeitigen Beendigung des Knochenwachstums führen. Die Therapie muss allerdings vor dem Wachstumsschub erfolgen, wenn das Knochenalter unter 12 Jahren beträgt. Das bedeutet, dass das Röntgenbild einen Entwicklungsstand des Knochenwachstums anzeigt, wie er vor dem 12. Lebensjahr üblich ist.
Nach etwa 2-jähriger Therapie kann die Behandlung beendet werden, dabei sollte das Knochenalter etwa 15,5 Jahre betragen (das Kind ist dabei jünger).

Depression in der Pubertät

Stimmungsschwankungen und emotionale Ausbrüche sind in der Pubertät normal. Es finden nicht nur hormonelle und körperliche Veränderungen statt, sondern die Jugendlichen werden auch seelisch langsam erwachsen. Während dieser Entwicklung reagieren die Jugendlichen sehr empfindlich und emotional auf Stress und Kritik, während sie jedoch selber sehr kritisch über ihren Körper denken.
Bei einigen Jugendlichen nehmen diese Stimmungsschwankungen krankhafte Ausmaße an und sie entwickeln eine Depression. Depressionen sind die häufigste psychische Erkrankung in Deutschland und in der Hälfte der Fälle beginnt diese Erkrankung bereits in der Pubertät.

Eine Depression unterscheidet sich von einer depressiven Verstimmung vor Allem durch die Dauer der Symptome. Mädchen sind doppelt so oft betroffen wie Jungen. Die Jugendlichen berichten von einer inneren Leere, Freudlosigkeit und geringem Selbstvertrauen bis hin zu Selbstmordgedanken. Die Depression ist im Jugendalter oft begleitet von anderen psychischen Erkrankungen.

Hierzu zählen Angststörungen, soziale Störungen, Drogenmissbrauch und Essstörungen. Bei über 80% sind Depressionen heilbar. Hierbei eignet sich meistens am besten eine Kombinationstherapie aus Psychotherapie und Medikamenten. Das Ziel ist ein Abbau der Spannungen und eine Wiederherstellung des Selbstvertrauens.
Depressionen sind eine ernstzunehmende Erkrankung und nicht nur eine Episode, welche sich wieder legt.

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Pubertas praecox

Hierbei kommt es zu einem verfrühten Einsetzen der Pubertät mit Entwicklung der sekundären Geschlechtsorgane vor dem 8. Lebensjahr. Der verfrühte Wachstumsschub führt zu einer vorzeitigen Wachstumsbeendigung mit einer verringerten Endgröße.

Bei der echten Pubertas praecox liegt die Ursache oft im Gehirn. Sie kann auch im Anschluss an Unfälle oder Entzündungen auftreten - oft kann keine Ursache gefunden werden. Die Therapie erfolgt medikamentös mit sogenannten GnRH-Analoga, die die Sexualhormonproduktion drosselt und damit die Pubertät zeitlich nach hinten verlegen kann. So kann in der Regel auch der Kleinwuchs verhindert werden.

Die Pseudopubertas praecox entsteht oft durch Tumore der Eierstöcke oder Nebennierentumore. Auch andere Störungen können zu Grunde liegen. Die Therapie muss hier, nach eingehender Diagnostik, die ursächliche Störung behandeln.

Als inkomplette Pubertas praecox wird bezeichnet, wenn lediglich die erste Regelblutung, die Brustentwicklung oder die Hormonausschüttung aus der Nebennierenrinde verfrüht einsetzt. Hier ist in der Regel keine Therapie notwendig.

Pubertas tarda

Die Pubertas tarda stellt eine Verspätung im Einsetzen der Pubertät dar, mit Ausbleiben der ersten Regelblutung bis zum 16. Lebensjahr oder Fehlen jeglicher Pubertätszeichen bis zum 14. Lebensjahr.

Die häufigste Ursache liegt in der Fehlentwicklung der Geschlechtsorgane mit einer mangelnden Funktion der Eierstöcke, wie sie z.B. beim Ulrich-Turner-Syndrom auftritt. Auch das Gehirn kann ursächlich in Frage kommen. Dabei sind besonders Tumoren und Unterfunktion der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) sowie das Kallmann-Syndrom zu nennen. Auch Essstörungen, Leistungssport und schwere Grunderkrankungen können den Beginn der Pubertät massiv beeinträchtigen.

Diagnostisch wird zum Ausschluss eines Turner-Syndrom eine Chromosomenanalyse durchgeführt. Die Funktion des Gehirns in Bezug auf den Hormonhaushalt wird ein sogenannter GnRH-Test vorgenommen.

Therapeutisch steht nach der Behandlung der Grunderkrankung die medikamentöse Ersetzung der weiblichen Geschlechtshormone im Vordergrund.

Pubertätsgynäkomastie

Bei einer Gynäkomastie handelt es sich um ein Brustwachstum bei Männern. Dies kann sowohl krankhafte als auch normale Ursachen haben. Eine Normvariante stellt hierbei die Pubertätsgynäkomastie dar. Dies betrifft ungefähr die Hälfte aller Jungen im Jugendalter und entwickelt sich meisten innerhalb von zwei bis drei Jahren zurück.

Eine Gynäkomastie muss von einer reinen Fettansammlung im Brustbereich, welcher bei übergewichtigen Jungen auftritt, unterschieden werden. In seltenen Fällen bildet sich die Pubertätsgynäkomastie im Erwachsenenalter nicht zurück. Bei großem Leidensdruck kann hierbei operativ die Brustdrüse entfernt werden.

In jedem Fall muss aber eine genauere Untersuchung vorgenommen werden, um krankhafte Prozesse auszuschließen. Hierbei wird zunächst eine Tastuntersuchung gemacht und ein Ultraschall durchgeführt. Die Pubertätsgynäkomastie kann auch nur einseitig auftreten. Körperliche Symptome können ein Spannungsgefühl und eine Berührungsempfindlichkeit sein. Wesentlich wichtiger ist jedoch die seelische Belastung der Jugendlichen.

Erfahren Sie mehr dazu unterPubertätsgynäkomastie

Akne vulgaris

Durch den verstärkten Einfluss männlicher Geschlechtshormone (Androgene) kommt es bei etwa dreiviertel aller Pubertierenden zu dieser Hauterkrankung.
Betroffen sind die Talgdrüsen, die durch vermehrte Talgproduktion und übermäßige Verhornung verstopfen. Zunächst bilden sich Mitesser (Komedone), die noch narbenlos verheilen. Entzünden sich diese Mitesser, entstehen Papeln und Pusteln („Pickel“), die nach ihrer Abheilung Narben hinterlassen. Neben den männlichen Geschlechtshormonen wirken auch Rauchen, Stress und falsche Pflegeprodukte förderlich für eine Akneentwicklung. Neben den körperlichen Beschwerden kommt es vor allem bei schwerer Akne zu psychischer Belastung der Jugendlichen.

Die Behandlung sollte in dermatologische Hände gegeben werden (Hautarzt). Es steht die Behandlung mit der Fruchtsäure Alpha-Hydroxy-Säure sowie mit der Salicylsäure zur Verfügung, mit der durch regelmäßige Peelings das Hautbild verbessert werden kann. Antibiotika sollten eingesetzt werden, wenn starke Entzündungen vorliegen. Benzoylperoxid wirkt antibakteriell und löst die Hornschicht auf, so dass der übermäßige Talg entfernt werden kann. Auch die Anwendung von Linolsäure und Vitamin-A-Säure hilft gut gegen Akneerscheinungen. In besonders schweren Fällen kann die Einnahme von Isotretinoinen Abhilfe verschaffen. In der Regel ist allerdings mit einem Verschwinden der Akne im Alter von Anfang zwanzig zu rechnen.

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Warum bekommt man in der Pubertät Pickel?

Mit der Umstellung der Hormone im Körper verändert sich auch die Zusammensetzung der Haut. Bei Kindern ist der Wasseranteil der Haut sehr groß und der Fettanteil eher gering. Mit dem Beginn der Pubertät steigt der Fettanteil in der Haut und es kommt zu Hautunreinheiten. Die Talgdrüsen produzieren vermehrt Talg und zeitgleich bildet sich eine verdickte Hornschicht auf der Haut. Diese Hornschicht kann die Talgdrüsen verschließen, sodass sich der Talg darunter ansammelt. Bei Manipulation von außen können sich diese Talgdrüsen noch zusätzlich entzünden und weiter an Größe zunehmen.

Schuld an der Hautveränderung in der Pubertät ist das männliche Hormon Testosteron. Deshalb haben männliche Jugendliche häufig noch stärker mit Akne zu kämpfen als ihre weiblichen Altersgenossen. Mit der Einstellung eines Gleichgewichts der Hormone zum Abschluss der Pubertät lässt in vielen Fällen auch die Akne nach.
Das Hauptproblem mit der pubertären Akne ist, dass die Jugendlichen psychisch empfindlich sind und daher oft unter den Pickeln und den bleibenden Narben leiden. Bei starker Akne lässt sich jedoch medikamentös eine deutliche Besserung erreichen.

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Essstörungen während der Pubertät

Durch die Veränderungen des weiblichen Körpers zu Gunsten von Rundungen kann es bei jungen Mädchen leicht zu Ablehnungsreaktionen kommen. Treten weitere psychische Konflikte oder gar schlechte sexuelle Erfahrungen hinzu, kann daraus eine Essstörung entstehen.

Typische Esstörungen, die sich entwickeln können sind die:

Bei der Magersucht (Anorexia nervosa) kommt es durch massiv restriktives Essverhalten, Erbrechen, den Gebrauch von Abführmitteln oder Appetitzüglern sowie exzessiven Sport zu einem starken Gewichtsverlust. Per Definition liegt der Bodymass-Index (BMI, Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch Körpergröße in m) bei der Magersucht unter 17,5. Durch den geringen Körperfettanteil kommt es zum Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhoe). Dieses lebensgefährliche Krankheitsbild sollte keinesfalls verdrängt oder verharmlost werden. Eine Psychotherapie sollte so schnell wie möglich veranlasst werden.

Bei der Bulimie kommt es zu Essattacken mit anschließendem Erbrechen. Durch die Magensäure tritt eine massive Beschädigung der Zähne auf. Die Speicheldrüsen schwellen an und Elektrolytentgleisungen können gefährliche Folgen haben. Oft entwickelt sich die Bulimie aus einer Magersucht heraus, wenn der Heißhunger überhand nimmt. Auch hier ist eine Psychotherapie dringend notwendig.

Bei der Binge-Eating-Disorder treten Essattacken ohne anschließendes Erbrechen auf. Übergewicht ist die logische Folge.

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Typische Probleme der Pubertät

Die meisten Probleme in der Pubertät finden sich im zwischenmenschlichen Bereich. Die Jugendlichen versuchen sich durch zum Teil provokatives Verhalten vom elterlichen Haushalt abzugrenzen. Dies bedeutet in den meisten Fällen, dass Regeln nicht eingehalten werden und dass die Jugendlichen sehr emotional auf Kritik reagieren. Dies sind jedoch normale Verhaltensweisen in der Pubertät.

Einige Jugendliche überschreiten hierbei Grenzen, welche gesundheitsschädigend sein können. Ein verantwortungsloser Umgang mit Alkohol und der Konsum von illegalen Drogen gehört bei einigen Jugendlichen zum Alltag. Die Eltern haben hier oft keine Kontrolle, da die Altersgenossen diese als Vorbilder ablösen.

Ein weiterer Problembereich in der Pubertät stellt die sexuelle Aufklärung dar. Häufig machen Jugendliche bereits Erfahrungen mit Sexualität, bevor die Eltern oder die Schule über dieses Thema aufklären. Zur Verhinderung von ungewollten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Erkrankungen, ist es wichtig dem Sohn oder der Tochter früh klarzumachen, dass man für Gespräche zur Verfügung steht.

Viele Eltern verlieren in der Pubertät ihres Kindes die vertraute Verbindung zu ihrem Kind und der Sohn oder die Tochter sucht sich andere Vertrauenspersonen. In den meisten Fällen beruhigt sich die Eltern-Kind-Beziehung mit dem Abschluss der Pubertät.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.02.2009 - Letzte Änderung: 18.09.2024