Blähungen beim Baby - was hilft?

Blähungen beim Baby entstehen meist durch vermehrtes Schlucken von Luft bei der Nahrungsaufnahme oder durch die Entstehung von Gasgemischen durch Gärungsprozesse im Darm. Sie sind meist unbedenklich.

Blähungen beim Baby

Definition

Bei Blähungen handelt es sich um Gasansammlungen im Darm. Sie entstehen beim Baby vor allem durch vermehrtes Luftschlucken beim Füttern oder durch Gärungsprozesse von Nahrungsbestandteilen im Rahmen der Verdauung. Es handelt sich dabei um natürlich vorkommende Gasgemische aus Sauerstoff, Stickstoff, Methan, Kohlendioxid und Wasserstoff.

Sie werden mit dem Stuhl in Richtung Enddarm transportiert und können über diesen entweichen. Je nach Menge und Gaszusammensetzung können die Blähungen dabei Schmerzen verursachen oder einen unangenehmen Geruch annehmen.

Ursachen

Die Ursachen für Blähungen beim Baby können vielfältig sein. Am häufigsten führt ein vermehrtes Luftschlucken während des Fütterns zu Blähungen. Schluckt das Baby nämlich durch hastiges Trinken neben der Muttermilch noch Luft, führt dies zu einer vermehrten Gasansammlung im Magen. Normalerweise kann ein Großteil von Gasen über die Magen-Darm-Schleimhaut aufgenommen werden und anschließend über die Lunge abgeatmet werden. Ist der Gasanteil aber zu groß oder ist die Luft in Form von kleinen Bläschen in der Nahrung eingeschlossen, gelangt die Luft bis in den Darm. Die dadurch entstandenen Blähungen sind eher geruchsneutral.

Geruchsintensiv werden Blähungen erst, wenn sich ihr Gas in Gemischen befindet. Die Gemische entstehen vor allem durch Gärungsprozesse während der Verdauung. Diese werden vor allem durch natürlich vorkommende Darmbakterien bedingt, die Nährstoffe zersetzen. Es ist dabei vor allem der Abbau von Eiweiß, der zu übelriechenden Blähungen in Form von Schwefelwasserstoff, Ammoniak oder Buttersäure führen kann.

Eine verminderte Peristaltik begünstigt hierbei die Entstehung von Blähungen, da der Stuhl länger an einer Stelle des Darmes verweilt. Bakterien haben somit mehr Zeit Gase aus Nahrungsbestandteilen zu produzieren, die zu einer Aufweitung der Darmschlingen führen. Optisch äußert sich dies beim Baby durch einen aufgeblähten, runden Bauch. Dieser ist auch häufig vorhanden, wenn Lebensmittelunverträglichkeiten vorliegen. Können Nahrungsbestandteile wie Laktose oder Fruktose nämlich nicht verdaut werden, verbleiben diese Nährstoffe im Darmlumen. Bakterien dauen sie also nur an und verursachen eine vermehrte Gasentwicklung.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ursachen von Blähungen

Kann das Stillen die Ursache von Blähungen sein?

Stillen kann beim Baby zu Blähungen führen. Ein Grund dafür ist das vermehrte Luftschlucken beim Füttern. Gerade beim hastigen Trinken umschließen Babys nicht komplett mit ihrem Mund die Brustwarze oder den Saugaufsatz, sodass sie neben der Milch auch Atemluft runterschlucken. Meist macht ein Baby aus diesem Grund auch ein Bäuerchen nach dem Essen, wenn man es nach dem Füttern leicht auf den Rücken klopft.

Kann das Gas über diesen Weg nicht ausgeschieden werden, gelangt es in den Darm und wird über den Enddarm ausgeschieden. Ein weiterer Grund kann aber auch die noch unvollständige Reifung des Magen-Darm-Systems beim Baby sein. Der Darm ist zwar beim Baby bei der Geburt als Organ vorhanden, jedoch arbeitet er noch nicht wie bei einem Erwachsenen. Erst mit der Muttermilch und zugeführter Nahrung gerät er nämlich zum ersten Mal in Kontakt mit Nährstoffen und muss die Nahrung selbstständig aufspalten.

Dieser Prozess muss gelernt werden und erfordert einige Übung. Zudem kann eine Besiedlung des Darmes mit natürlichen Darmbakterien noch vermindert sein. Gerade Bifidus- und Milchsäurebakterien sind für eine geregelte Verdauung wichtig. Das Kind erhält diese durch Kontakt mit der äußeren Umwelt und durch die Gabe von Muttermilch. Die Aufgabe der Bakterien ist neben der Unterstützung der Abwehrkräfte im Darm die Aufspaltung von Ballaststoffen. Fehlt diese natürliche Komponente, kommt also zusätzlich vermehrt zu Blähungen.

Diagnose

Die Diagnose von Blähungen kann auch ein Laie stellen. Es ist wichtig dabei zu wissen, dass Blähungen nur ein Symptom und keine eigenständige Krankheit sind. Das Baby sollte für die Diagnosestellung im täglichen Umgang gut beobachtet werden.

Wird ein vermehrter Abgang von Gas bemerkt, spricht dies für Blähungen. Diese können dabei sowohl geruchslos als auch übelriechend sein. Begleitet werden die Blähungen dabei durch einen runden, vorgewölbten Bauch und eine mögliche Unruhe, die sich durch begleitende Bauchschmerzen ergibt.

Das Thema könnte Sie auch interessieren: Bauchschmerzen beim Baby - was hat es?

Begleitende Symptome

Begleitende Symptome für Blähungen beim Baby ergeben sich durch die vermehrte Gasansammlung im Darm. Das Gas führt zu einer Aufweitung der betroffenen Darmschlingen, was sich beim Baby in einer Volumenzunahme des Bauches zeigt. Eltern können somit häufig einen runden, vorgewölbten Bauch beim Baby beobachten. Ist die Aufweitung der Darmschlingen sehr stark, kann dies zu Schmerzen beim Baby führen. Wird die Darmschleimhaut nämlich zu sehr gedehnt, führt dies zu einer Reizung von sensiblen Nervenendigungen. Diese Reizung wird dabei als Schmerzsignal verarbeitet.

Ein weiteres Symptom ist also auch vermehrtes Weinen und Jammern. Oft versuchen Babys selber die Blähungen loszuwerden. Verspüren sie Schmerzen, ziehen sie instinktiv die Beine vermehrt an und bewegen sich unruhig von einer zur anderen Seite. Der Effekt ist die Darmschlingen in Bewegung zu bringen und somit die Gase in Richtung Enddarm zu transportieren. Die angezogenen Beine erleichtern dabei unbewusst den Abgang der Gase.

Gerade im Rahmen von sogenannten „3 Monatskoliken“ zeigen Babys häufig dieses Verhalten. Auffällig ist dabei, dass die Babys nach dem Entweichen der Gase sich quasi gleichzeitig entspannen und völlig unauffällig verhalten. Jegliches Vorliegen von Entzündungszeichen und Fieber ist nicht typisch für Blähungen. Sie sprechen für eine Infektion.

Das Thema könnte Sie auch interessieren: Drei Monats Koliken

Wenn die Blähungen stinken

Unangenehm riechende Blähungen beim Baby entstehen durch Darmbakterien, die Eiweiße abbauen. Die Eiweiße gelangen dabei durch die Muttermilch oder zugeführte Nahrung in den Darm zu den Bakterien.

Im Gegensatz zu geruchslosen Blähungen entstehen bei der Verdauung von Eiweißen Gasgemische wie Schwefelwasserstoff oder Ammoniak in kleinen Dosen. Diese sind sehr geruchsintensiv. Sie sind aber unbedenklich und sollten keinen Anlass zur Sorge geben.

Was kann man tun?

An sich sind Blähungen unbedenklich und sollten keinen Anlass zur Intervention geben. Erst wenn das Baby einen unzufriedenen Eindruck macht oder gar Schmerzen äußert, sollte mit verschiedenen Maßnahmen eingegriffen werden. Am schonendsten ist die sanfte Massage des Bauches (siehe auch: Babymassage). Dafür sollte der Bauch des Babys im Uhrzeigersinn mit kreisenden Bewegungen sanft gestreichelt werden.

Damit wird der natürliche Transport des Stuhlganges und der Gase stimuliert und die Ausscheidung kann erleichtert werden. Zudem sollte es dem Baby ermöglicht werden sich frei zu bewegen. Babys wissen instinktiv wie sie sich bei Blähungen selbst helfen können. Ein unruhiges Drehen von einer zur nächsten Seite oder ein vermehrtes Anziehen der Beine spricht dafür, dass das Baby selbst versucht seine Darmschlingen durch Bewegung hin und her zu bewegen und damit mögliche Anstauungen im Darm zu lockern.

Bis zu einem gewissen Maß sollte dies toleriert werden. Wenn das Baby jedoch weinerlich ist oder sich auffallend anders verhält, sollte man mit Hausmitteln oder gegebenenfalls Medikamenten eingreifen. Beim Baby sollte dabei immer der Grundsatz gelten so schonend wie möglich zu unterstützen. Pflanzlichen Präparaten sollte somit der Vorrang gegeben und ihre vorgeschlagene Dosierung stets eingehalten werden. Die Verabreichungsform ist dabei je nach individueller Verträglichkeit und bester Wirkung beim Baby auszuwählen. Es liegt also an der eigenen Erfahrung beim Baby ob eher Tropfen oder Zäpfchen präferiert werden sollten.

Lesen Sie mehr zum Thema: Medikamente gegen Blähungen

Tropfen gegen Blähungen beim Baby

Bei Tropfen gegen Blähungen handelt es sich um Medikamente mit verschiedenen Wirkstoffen. Generell werden dabei krampflösende von entschäumenden Wirkstoffen unterschieden. Krampflösende Wirkstoffe wie Buscopan helfen schmerzhafte Muskelverkrampfungen des Darmes zu entspannen.

Entschäumer wie Lefax oder sab simplex helfen dagegen die Oberflächenspannung von Gasen zu reduzieren, um die Absorption über die Magen-Darm-Schleimhaut zu ermöglichen. Die Wirkung setzt bei dieser Verabreichungsform innerhalb von einer halben Stunde ein.

Homöopathische Mittel

Homöopathische Mittel gegen Blähungen werden in Form von Globuli verabreicht. Es haben sich dabei vor allem Globuli mit den Inhaltsstoffen der Kamille als hilfreich erwiesen. In der Apotheke sind sie unter dem Namen Chamomilla erhältlich. Daneben können aber auch Elektrolyte in Form von Magnesium helfen. Sie sind als Magnesium phosphoricum erhältlich. Beide Inhaltsstoffe wirken entkrampfend und können bei leichten Blähungen Erleichterung verschaffen.

Etwas unbekannter sind Globuli mit Okoubaka. Es handelt sich hierbei um einen Urwaldbaum, dessen Rinde entzündungshemmende und antibakterielle Inhaltsstoffe hat. Somit können diese Globuli Blähungen mit einer zusätzlich gereizten Schleimhaut des Darmes lindern. Damit alle homöopathischen Mittel richtig dosiert werden, sollte ein Arzt bezüglich der Anwendung immer hinzugezogen werden.

Bei Babys hängt es nämlich stark von der Größe und dem Gewicht ab, in welcher Dosierung sie gegeben werden können. Zudem sollten Globuli nur bei leichten Blähungen eingesetzt werden und bei starken Beschwerden durch Medikamente ersetzt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Homöopathie bei Koliken beim Baby

Hausmittel gegen Blähungen beim Baby

Das wohl bekannteste Hausmittel gegen Blähungen ist der sogenannte „vier Winde-Tee“. Er besteht aus einer Mischung aus Fenchel, Kümmel, Anis und Pfefferminze. Die Hauptwirkung besteht dabei aus der krampflösenden Komponente der Pflanzen. Wird nämlich die angespannte Muskulatur des Darmes gelockert, kann die körpereigene Peristaltik wieder wie normal einsetzen. Der Darm kann sich also wieder in rhythmischen Wellen an- und entspannen und die Gase können sich besser verteilen. Somit kann ein Anteil von ihnen über die Schleimhaut aufgenommen werden und über die Lunge abgeatmet werden.

Der andere Anteil wiederum kann besser in Richtung Enddarm manövriert und dort ausgeschieden werden. Allerdings eignet er sich nur für Kinder die schon Flüssigkeit neben der Muttermilch zu sich nehmen. Diesen Babys kann man auch anbieten etwas Basilikum mit dem Essen zu sich zu nehmen, welches ebenfalls entblähend wirkt. Bei wem diese Maßnahmen nicht helfen oder möglich sind, ist Wärme auch eine gute Option. Die Wärme ist dabei sehr vorsichtig einzusetzen, da sie bei der Anwendung in Form von Wärmekissen schnell zu Verbrennungen führen kann.

Es empfiehlt sich daher gerade bei kleinen Babys eher auf eine angemessen wärmende Kleidung zu achten. Die Wärme sorgt dabei für eine bessere Durchblutung des Darmes. Sie aktiviert den Darm und hilft den Verdauungsbrei gut durchzumischen. Gasbläschen werden somit nicht mehr vom Stuhl eingeschlossen und können wie bereits beschrieben entweder über die Schleimhaut aufgenommen oder weiter transportiert werden.

Das könnte Sie auch interessieren: Hausmittel bei Blähungen

Wie lange dauern die Blähungen an?

Es ist sehr schwierig die Dauer von Blähungen abzuschätzen. Dies hängt damit zusammen, dass die Gase mit dem rhythmischen An- und Entspannen der Darmmuskulatur in Richtung Enddarm transportiert werden wie der Stuhl selbst. Entweichen also Gase über den Enddarm, dauern sie nur solange wie die peristaltische Welle an.

Blähungen sind daher periodisch vor und können von Pausen begleitet werden. Starke Blähungen können jedoch über Stunden anhalten. Ein Anhalten über Tage muss nicht krankhaft sein, kann jedoch auf eine mögliche Dysfunktion der Darmtätigkeit hinweisen.

Das Thema könnte Sie auch interessieren: Verstopfung beim Baby

Wie kann man Blähungen vermeiden?

An sich gesehen besitzen Blähungen keinen Krankheitswert. Vielmehr sind sie als ein Symptom zu sehen, dass den Verdauungsprozess begleitet. Es ist vollkommen natürlich, dass Gase entstehen. Krankhaft werden sie erst, wenn zusätzliche Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Krämpfe auftreten. Treten solche Komplikationen mit Blähungen auf, ist eine Vorbeugung ratsam. Ist die Ursache der Blähungen ein vermehrtes Luftschlucken beim Füttern, empfiehlt es sich beim Füttern mit der Flasche einen Anti-Kolik-Aufsatz zu verwenden.

Für stillende Mütter gilt es herauszufinden, ob das Baby eventuell häufigere Mahlzeiten benötigt. Hastiges Trinken kann nämlich ein Hinweis auf ein starkes Hungergefühl sein. Aber auch die Veränderung der Lageposition beim Stillen kann dem Baby helfen, die Brustwarze besser umschließen zu können. Hier gilt es mit Feingefühl zu variieren und Veränderungen genau zu beobachten. Nach der Fütterung sollte das Baby noch eine Weile in aufrechter Position gehalten werden, um ein sogenanntes „Bäuerchen“ zu machen.

Der Effekt von dem Luftaufstossen ist, dass verschluckte Luft über den Mund entweichen kann und erst gar nicht in den weiteren Magen-Darm-Trakt transportiert wird. Blähungen werden somit so gut wie möglich reduziert. Damit das Baby die Luft aufstossen kann, kann ein leichtes Beklopfen des Rückens mit der Hand unterstützend wirken. Eltern sollten sich nicht wundern, wenn dies einige Minuten dauern kann.

Hat ein Baby regelmäßig Blähungen und leidet unter diesen, sollte die zugeführte Nahrung als Auslöser bedacht werden. Somit sind blähende Speisen wie gekochter Kohl oder Erbsen bei der Zufütterung dann zu vermeiden. Findet sich kein wirklicher Auslöser, sollte schließlich auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit in Erwägung gezogen werden. Sie lässt sich wiederum gut durch eine gezielte Diät therapieren.

Lesen Sie mehr zum Thema: Nahrungsmittelallergie

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.08.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024