Windpocken sind eine hochansteckende Erkrankung im Kindesalter. Es handelt sich um eine Erkrankung mit dem Varizella-Zoster-Virus, welches bei Erwachsenen auch die Gürtelrosenerkrankung verursacht. Ein juckender Hautausschlag ist für Windpocken charakteristisch.
Varizelleninfektion
Das sogenannte Varizella-Zoster-Virus verursacht das Erkrankungsbild der Windpocken sowie der Gürtelrose.
Kommt es zur Erstinfektion mit dem Virus, resultiert hieraus die Windpockenerkrankung, welche eine akute und hochansteckende Infektion darstellt.
Die Erkrankten weisen einen Hautausschlag auf, der vor allem den Rumpf, den behaarten Kopf, das Gesicht, den Hals sowie die Schleimhäute betrifft. Es imponieren vor allem kleine flüssigkeitsgefüllte Bläschen.
Das Virus verbleibt lebenslang im Körper und kann unter bestimmten Voraussetzungen wieder aktiviert werden, in diesem Fall spricht man dann von einem Zoster oder einer Gürtelrose.
Man spricht deshalb auch von „Windpocken“, da die Viren „mit dem Wind“, d.h. auf dem Luftweg, vor allem beim Husten oder Niesen übertragen werden.
Nach einer Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung) von ca. 2 Wochen tritt bei den meisten Erkrankten der für das Windpocken-Virus typische Hautausschlag (Exanthem) auf:
Der Körperstamm, das Gesicht sowie Arme und Beine weisen innerhalb weniger Stunden rote Flecken und schließlich flüssigkeitsgefüllte Bläschen (Hautausschlag mit Bläschen) auf, die einen starken Juckreiz hervorrufen.
Die Bläschen reißen ein, verkrusten und vertrocknen. Schließlich fällt die Kruste ab und die Windpocken heilen in der Regel narbenfrei ab.
Die Bläschen treten vor allem am Kopf (Gesicht, behaarter Kopf, Schleimhäute) und am Rumpf auf, Arme und Beine sind selten von einem starken Ausschlag betroffen.
Die Kinder weisen zwischen 50 und mehreren Hundert Bläschen am Körper auf, die sich gleichzeitig in verschiedenen Stadien (Flecken, Knoten, Bläschen, Krusten) auf der Haut befinden: Es liegt das sogenannte Sternenhimmelmuster vor.
Die Erkrankten, zumeist Kinder, sind in einem guten Allgemeinzustand und fühlen sich oft, bis auf den Juckreiz der Hauteffloreszenzen, nicht krank oder stark beeinträchtigt. Nur 1/3 der Betroffenen hat im Krankheitsverlauf Fieber.
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Fieber ist ein typisches Begleitsymptom der Infektion mit Windpocken.
Das Fieber kann symptomatisch gelindert werden. Als Hausmittel stehen hier die Wadenwickel zur Verfügung. Medikamentös kann mit Paracetamol oder Ibuprofen therapiert werden. Wichtig ist, dass bei Kindern kein Aspirin gegeben werden darf, da hier die Gefahr des Reye-Syndroms droht.
Generell hilft gegen den Juckreiz Kälte, so dass die Haut mit kalten Tüchern gekühlt werden kann. Außerdem können Umschläge mit synthetischen Gerbstoffen den Juckreiz lindern. Ist der Juckreiz nicht zu stillen, kann mit Antihistaminika therapiert werden. Diese werden oral eingenommen und sollten zu einer schnellen Besserung des Juckreizes führen.
Am Anfang der Erkrankung entsteht ein Ausschlag, der sich auf die gesamte Haut ausbreiten kann, inklusive Kopfhaut.
Daraufhin bilden sich mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die im Verlauf platzen und verkrusten. Die Bläschen treten in unterschiedlichen Stadien auf, sodass das Hautbild umgangssprachlich als Sternenhimmel bezeichnet wird. Nach Platzen der Bläschen kommt es zum Verkrusten der Stellen und daraufhin zur Abheilung. Der Hautausschlag geht meistens mit einem sehr starken Juckreiz einher.
Windpocken können auch im Mund vorkommen. Zwar ist diese nicht die typische Lokalisation, trotzdem können alle Schleimhäute des Körpers betroffen sein. Die Windpocken im Mund äußern sich ebenfalls durch kleine rote Punkte, auf denen sich Blasen bilden.
Eine Erstinfektion mit Windpocken in der Schwangerschaft kann Folgen für das ungeborene Kind haben. Bei einer Infektion zwischen der 13. und 20. Schwangerschaftswoche kann es zu einem fetalen Varizellensyndrom kommen. Hierbei kommt es zu Fehlbildungen und Hautveränderungen des Neugeborenen.
Bei einer Infektion kurz vor der Geburt kann es zu einem konnatalen Varizellensyndrom kommen. Dieses kann zu einer schweren Blutvergiftung des Neugeborenen führen und tödlich enden.
Aufgrund dieses Risikos sollte nach Möglichkeit vor der Schwangerschaft der Immunstatus der Frau überprüft werden. Sind keine Antikörper durch eine bereits durchgemachte Infektion oder Impfung vorhanden, sollte eine Grundimmunisierung durch zwei Impfungen erfolgen, bevor die Schwangerschaft beginnt. Eine Impfung in der Schwangerschaft sollte nicht durchgeführt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Windpocken in der Schwangerschaft
Das klinische Bild führt zur Diagnose: Die flüssigkeitsgefüllten Bläschen, die zugleich in verschiedenen Stadien vorhanden sind („Sternenhimmel“) sind charakteristisch für eine Varizellen- bzw. Zoster-Erkrankung.
In der Regel werden keine Virusisolierungen zur Diagnose der Erkrankung vorgenommen, diese sind aber mittels spezieller Verfahren wie Polymerase-Kettenreaktion (PCR) oder einer Kultivierung der Erreger möglich.
Der Nachweis von Antikörpern gegen das Varizellen-Virus kann die akute Infektion - hierbei treten IgM-Antikörper auf - oder die Immunität - hierbei findet man
IgG-Antikörper im Blut - anzeigen.
Beim Zoster zeigt sich in der Blutprobe ein Anstieg der IgG-Antikörper, was ein Hinweis auf die Reaktivierung des Virus ist.
Die Windpockeninfektion wird symptomatisch behandelt. Hier stehen Mittel zur Fiebersenkung und Linderung des Juckreizes zur Verfügung. Zur Fiebersenkung können Ibuprofen und Paraceatmol eingesetzt werden. Gegen den Juckreiz können lokal Cremes mit synthetischen Gerbstoffen oder Antihistaminika eingesetzt werden. Bei immunsupprimierten Menschen kann eine antivirale Therapie mit Aciclovir in Erwägung gezogen werden.
Bei einer Superinfektion der Haut können Antibiotika wie z.B. Cefuroxim eingesetzt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie von Windpocken
Als Hausmittel zur Fiebersenkung eignen sich Wadenwickel. Nützt dieses nicht, können bei Kindern fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol und Ibuprofen eingesetzt werden.
Gegen den Juckreiz können in grünen Tee getränkte Tücher auf die Haut gelegt werden. Diese sollen neben der Linderung des Juckreizes zusätzlich antientzündlich wirken. Auch kalte Tücher können Abhilfe gegen den Juckreiz schaffen.
Als Homöopathische Mittel gegen die Windpocken stehen Belladonna, Melissenextrakt und die Urtinktur vom Stiefmütterchen zur Verfügung. Meistens helfen bei den Windpocken bereits einfache Hausmittel, die die Symptome lindern.
Vor Einführung der Impfung gegen Windpocken gab es in Deutschland jährlich etwa 750.000 Infektionen. Durch die Impfung sind die Raten deutlich zurückgegangen. Heutzutage erkranken vor allem ungeimpfte Kinder an Windpocken. Jährlich treten etwa 350 stationär behandlungsbedürftige Windpockenfälle auf.
Eine Windpockeninfektion ist in jedem Alter möglich. Besonders viele Infektionen treten in der Altersgruppe zwischen 1 bis 4 Jahre auf. Saisonal kommt es im Herbst und Winter zu gehäuftem Auftreten von Windpocken.
Das Virus kann auf zwei Wegen übertragen werden: Es kommt durch Tröpfcheninfektion sowie durch den direkten Kontakt mit dem infektiösen Inhalt der Bläschen zur Krankheitsübertragung.
Die Viren treten über die Schleimhäute des Mund-Nasen-Rachen-Raumes und über die Bindehaut der Augen in den Körper ein, gelangen in die Blutbahn und schließlich zur Haut: Hier werden als Folge der Virusinfektion die Bläschenbildung und der starke Juckreiz hervorgerufen. Außerdem wird das Virus nun über den Atem als Aerosol ausgeschieden.
Das Virus erreicht im Stadium des Hautausschlages auch die sensiblen Ganglien („Nervenzellknoten“) des Brustkorb-Lenden-Bereichs; in diesen Ganglien verbleibt das Virus lebenslang.
Der Hautausschlag dauert ca. 6 Tage an und die letzten verkrusteten Bläschen fallen nach ca. 2-wöchiger Krankheitsdauer ab.
Die Infektiösität der Erkrankten (ab wann Erkrankte andere anstecken können) beginnt zwei Tage vor dem Auftreten des Ausschlages und endet, wenn die letzten flüssigkeitsgefüllten Bläschen getrocknet und verkrustet sind.
Den Windpocken und der Gürtelrose liegt der gleiche Erreger zugrunde. Bei den Windpocken handelt es sich um die Erstinfektion mit dem Varizella Zoster Virus.
Nach der Erstinfektion persistieren die Viren lebenslang in bestimmten Abschnitten des Nervensystems, sodass es bei schlechter Immunlage zu einer Reaktivierung des Virus kommen kann.
Aufgrund der Lokalisation in den Ganglien, erfolgt die Infektion dann entlang eines Dermatoms, das heißt die Infektion ist sehr scharf begrenzt. An der betroffenen Stelle bilden sich Bläschen, davor kann nur eine Rötung zu sehen sein. Die Reaktivierung mit Herpes Zoster geht in der Regel mit starken Schmerzen einher.
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Die Lokalisation des Ausschlages und das Erkrankungsalter lassen zwischen Windpocken oder Gürtelrose unterscheiden.
Lesen Sie mehr zur Gürtelrose unter unserem Thema: Gürtelrose
Bei Infektionskrankheiten wie Masern, Scharlach und Röteln treten zwar auch Hautauschläge in Form von Rötungen auf, allein aber bei den Windpocken bilden sich auf dem Boden dieser Flecken Bläschen, die für die Varizellen-Infektion charakteristisch sind.
Kann man anhand des klinischen Bildes (Beschwerdebild; Charakteristik der Hauterscheinungen) keine Abgrenzung zu den genannten Erkrankungen vornehmen, dient eine Antikörper-Untersuchung im Blut der Diagnosestellung.
Gegen die Windpocken gibt es eine Impfung. Diese wird von der STIKO (ständige Impfkommission des Robert Koch-Institutes) mit der Kombinationsimpfung gegen Mumps, Masern und Röteln empfohlen. Die Impfungen erfolgen im Lebensalter von 11-14 Monaten bzw. 15-23 Monaten.
Der Impfstoff gegen Windpocken ist ein Lebendimpfstoff. Das heißt, die Viren werden verimpft und verbleiben im Körper. Daher kann durch eine Windpockeninfektion zwar der Ausbruch der Windpocken vermieden werden, es kann jedoch trotzdem zu einer Ausbildung des Krankheitsbildes des Varizella Zoster Virus nach Reaktivierung kommen. Dieses ist das Krankheitsbild der Gürtelrose. Bei geimpften Personen tritt das Krankheitsbild jedoch seltener und in abgeschwächter Form auf.
Bei Patienten, die ein schwaches Immunsystem haben und bei denen der Verdacht besteht, Kontakt mit einer mit Windpocken infizierten Person gehabt zu haben, kann eine aktive Immunisierung ebenfalls mittels Lebendimpfstoff erwogen werden. Dies sollte spätestens 5 Tage nach Exposition erfolgen und kann das Ausbrechen des Virus verhindern.
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Eine Windpockeninfektion ist trotz Impfung möglich. Diese Infektion wird als Durchbruchinfektion bezeichnet und ist definiert als eine Infektion, die nach über 43 Tagen nach abgeschlossener Impfung auftritt. Hierbei handelt es sich um eine milder verlaufende Infektion als ohne Impfung, außerdem ist die Übertragungswahrscheinlichkeit sehr gering.
Zudem kann ein anderes Phänomen direkt nach der Impfung auftreten. Hierbei handelt es sich um sogenannte Impfvarizellen. Dabei erscheint ein leichter Hautausschlag, auf dem sich Bläschen bilden können. Die Erkrankung ist jedoch sehr gering ausgeprägt und heilt schnell wieder ab.
Die Windpocken werden durch Tröpfchen in der Luft übertragen. Da die Windpocken sehr ansteckend sind, können diese von einer infizierten Person auf alle sich im Raum befindlichen Personen übertragen werden, ohne dass diese engen Kontakt zu dem Infizierten hatten.
In seltenen Fällen können die Windpocken auch durch Schmierinfektion übertragen werden. Infektiös ist die an Windpocken erkrankte Person 2 Tage vor Beginn des Hautausschlages bis zur Ausheilung des letzten Bläschens. Solange können die Windpocken sowohl über die Luft als auch über Schmierinfektion übertragen werden.
Auch eine Übertragung der Windpocken von der Mutter auf das ungeborene Kind, also eine diaplazentäre Übertragung, ist möglich.
Die Windpocken sind eine hoch ansteckende Erkrankung. Da die Windpocken per Tröpfchen über die Luft übertragen werden können, sind alle Personen, die sich in einem Raum mir der infizierten Person befinden, einem hohen Risiko ausgesetzt.
Die Inkubationszeit beträgt etwa zwei Wochen, die Erkrankung heilt etwa nach fünf bis sieben Tagen aus. Sollte die Person keine anderen Erkrankungen haben, reicht in der Regel die symptomatische Behandlung einer Windpockeninfektion aus.
Hierbei handelt es sich um Fiebersenkung durch Wadenwickel oder eine medikamentöse Therapie mit Paracetamol oder Ibuprofen. Zur Linderung des Juckreizes werden synthetische Gerbstoffe oder Antihistaminika eingesetzt.
Komplikationen können auftreten bei einem Aufkratzen der Windpockenbläschen. Durch das Eröffnen der Hautbarriere kann es zu einer bakteriellen Superinfektion kommen. Hierbei handelt es sich meistens um eine Infektion mit Staphylokokken oder Streptokokken. Bei Auftreten einer Hautinfektion sollte antibiotisch behandelt werden.
Weitere mögliche Komplikationen sind Lungenentzündungen bis hin zu schweren Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute.
Komplikationen können zudem bei immunsupprimierten Menschen auftreten. Diese sind zum Beispiel Patienten, die eine HIV-Infektion haben oder Chemotherapie bekommen. Bei diesen Patienten empfiehlt sich eine antivirale Therapie mit Aciclovir.
Weitere Risikogruppen sind alte Menschen oder frühgeborene Kinder.
Bei einer Infektion der Mutter unter der Schwangerschaft kann es zur Infektion des Kindes kommen. Kommt das Kind mit einer Windpockeninfektion zur Welt, ist dies ein sehr bedrohliches Krankheitsbild für das Neugeborene.
Narben durch eine Windpockeninfektion entstehen vor allem durch das Aufkratzen der Bläschen. Die aufgekratzten Hautareale können sich daraufhin leicht mit Bakterien infizieren, welche eine Entzündung hervorrufen. Diese entzündeten Hautstellen heilen dann oftmals narbig aus.
Um einer Narbenbildung entgegenzuwirken, ist es wichtig, die Bläschen nicht aufzukratzen. Dies gestaltet sich nicht immer leicht, da Windpocken oftmals mit einem starken Juckreiz einhergehen. Um den Juckreiz zu lindern, kann eine Kühlung der betroffenen Stellen mit kalten Tüchern helfen.
Darüber hinaus kann auch eine medikamentöse Therapie mit Antihistaminika Linderung verschaffen.
Bei einer Erstinfektion mit Varizellen kommt es zum typischen Bild der Windpocken. Nach Abklingen der Symptome verbleibt das Virus im Körper.
Bei einer schlechten Immunlage kann es zu einer Reaktivierung des Virus kommen, was dann aber zum Krankheitsbild des Herpes Zoster führt. In diesem Fall kann das Virus mit Aciclovir behandelt werden.
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