Eine Therapie der Winpocken ist meistens nicht notwendig. In schweren Verläufen der Winpocken kommen antivirale Medikamente zum Einsatz. Bekannteste Komplikation der Windpocken ist das Krankheitsbild der Gürtelrose, welches viele Jahre nach einer Windpockeninfektion aftritt.

Therapie der Windpocken

Therapie

Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist, und Neugeborene sind besonders von einer Varizelleninfektion und ihren möglichen Folgen gefährdet.

Bei ihnen sowie bei Patienten mit schweren Verlaufsformen der Infektionserkrankung mit Lungenentzündung oder stark schmerzhaften Verläufen von Zoster (Gürtelrose) kann eine antivirale Therapie mit Aciclovir (z.B. Zovirax®) erfolgen.

Aciclovir

Das Medikament muss innerhalb von 48 Stunden, maximal 72 Stunden, nach Krankheitsbeginn erstmals verabreicht werden, um Wirkung zeigen zu können.

Milde Verlaufsformen der Windpocken können symptomatisch behandelt werden, d.h. mit Juckreiz mildernden Maßnahmen und Fingernagelpflege (Fingernägel kurz schneiden und häufiges Händewaschen), so dass die Bläschen nicht aufgekratzt werden und sich bakteriell infizieren.
Tritt eine bakterielle Superinfektion der Hautbläschen auf, kann eine Therapie mit Antibiotika notwendig sein.

Aspirin

Bei Windpocken sollten keine Salizylate (z.B. Aspirin®) zur Senkung des Fiebers verabreicht werden, weil dieser Wirkstoff bei Kindern mit Virusinfektion eine Leberschädigung hervorrufen kann.

Was kann man gegen den Juckreiz bei Windpocken tun?

Gegen den Juckreiz können in grünen Tee getränkte Tücher auf die Haut gelegt werden. Diese sollen neben der Linderung des Juckreizes zusätzlich antientzündlich wirken.
Generell hilft gegen den Juckreiz Kälte, sodass die Haut auch mit kühlen Tüchern gekühlt werden kann.
Außerdem können Umschläge mit synthetischen Gerbstoffen den Juckreiz lindern. Ist der Juckreiz nicht zu stillen, kann mit Antihistaminika therapiert werden. Diese werden oral eingenommen und sollten zu einer schnellen Symptombesserung führen.
Werden die Pusteln die bei den Windpocken entstehen aufgekratzt, kann es zur Narbenbildung kommen. Bei offenen Hautstellen kann es zur Superinfektion mit Bakterien kommen. Um dieses zu vermeiden, sollte darauf geachtet werden, dass die Haut nicht blutig gekratzt wird. Bei einer bakteriellen Superinfektion sollte antibiotisch therapiert werden.
Möglich ist es auch, anstatt des Kratzens auf der Haut mit den Fingern einen anderen Mechanismus zu entwickeln, der die Haut schont. Hier kann versucht werden, mit der glatten Hand über die betreffenden Hautstellen zu streichen. 

Homöopathische Behandlung von Windpocken

Windpocken sind meistens nicht behandlungsbedürftig und heilen nach circa fünf bis sieben Tagen spontan aus.

Als Homöopathische Mittel stehen Belladonna, Melissenextrakt und die Urtinktur vom Stiefmütterlichen zur Verfügung.

Meistens helfen bei den Windpocken jedoch Haumittel, die die Symptome lindern. Zu diesen wichtigsten Symptomen zählen in erster Linie das Lindern des starken Juckreizes und das Senken von hohem Fieber.

Prophylaxe

Isolation

Kinder mit Windpocken sollten während eines Krankenhausaufenthaltes isoliert werden. 5 Tage nach dem Auftreten der letzten frischen Hautbläschen sind die Windpocken nicht mehr ansteckend. Kinder können wieder Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten oder Schule besuchen, ohne dass eine Ansteckungsgefahr von ihnen ausgeht.

Impfung

Es existiert eine wirksame Impfung gegen das Varizella-Zoster-Virus, welches Windpocken und Zoster hervorruft.

Seit 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes die Impfung gegen das Virus bei Kindern im Alter von 9-17 Jahren, die die Windpocken noch nicht durchgemacht haben. Der Schutz vor der Erkrankung an Windpocken, den die Impfung bietet, liegt bei Kindern vorm 14. Lebensjahr bei fast 100%, im höheren Jugendlichen- und Erwachsenenalter liegt diese Rate bei ca. 90%.

Diese Impfung ist eine sogenannte aktive Immunisierung mit einem Lebendimpfstoff: Bei der Impfstoff-Herstellung werden Viren in ihrer Wirkung abgeschwächt und ihre Vermehrungsfähigkeit ausgeschaltet. Durch den Kontakt des Körpers mit der abgeschwächten Virusform kommt es zu einer Immunantwort mit Antikörperbildung. Die Geimpften sind immun, d.h. dass es bei erneutem Kontakt mit dem Virus nicht zur Erkrankung kommt.

Außerdem wird die Lebendimpfung für Personen empfohlen, die nicht geimpft, aber der Gefahr einer Ansteckung ausgesetzt sind, z.B. medizinisches Personal oder Patienten mit Immunschwächen aller Art oder für Personen, die das Virus auf gefährdete Personen übertragen könnten wie z.B. Geschwister von immungeschwächten Kindern oder medizinisches Personal.

Ebenso sollten sich Frauen mit Kinderwunsch impfen lassen, um die Gefahr für das Baby, die von einer Varizellen-Infektion während der Schwangerschaft ausgeht, abzuwenden.

Passive Immunisierung

Eine sogenannte passive Immunisierung ist möglich.

Sie ist bei Kindern sinnvoll, deren Mütter 7 Tage vor bis 2 Tage nach der Geburt an Windpocken erkrankt sind oder innerhalb von 48 Stunden bei Schwangeren, die mit dem Virus in Kontakt gekommen sind.

Komplikationen

Häufig entzünden sich die Bläschen, wenn sie wegen des starken Juckreizes aufgekratzt werden und Bakterien (bakterielle Superinfektion) eindringen können. Die Effloreszenzen (Hautrötungen) heilen dann unter Narbenbildung ab. Um den Kindern Linderung zu verschaffen, können Tinkturen zur Milderung des Juckreizes auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden.

Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem kann die Windpockeninfektion zu einer generalisierten Entzündung führen, die den gesamten Körper betrifft und in bis zu 40% der Fälle tödlich verlaufen kann.

Es kann im Rahmen der Windpockenerkrankung zu einer begleitenden Lungenentzündung (= Pneumonie) kommen, außerdem sind die Entzündung des Kleinhirns und ein Abfall der Blutplättchen (=Thrombozyten)-Menge im Blut möglich.

Windpocken in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft überträgt die Mutter schützende Antikörper auf das Ungeborene, wenn sie selbst schon vor der Schwangerschaft an Windpocken erkrankt war und gegen diese immun ist oder wenn sie gegen Windpocken geimpft wurde und deshalb immun gegen die Infektionskrankheit ist.

Frauen, die in der Frühschwangerschaft an Windpocken erkranken, verlieren ihr Baby (=Abort) sehr häufig.
Ist die Schwangerschaft schon in der Spätphase und erkrankt das Kind noch im Bauch der Mutter an Windpocken, so kann es von der typischen Bläschen- und Narbenbildung betroffen sein, man muss aber darüber hinaus auch mit Fehlbildungen rechnen (= konnatales Varizellensyndrom).
Die häufigsten Fehlbildungen beim Kind sind Hautnarben, Skelett- und Muskelfehlentwicklungen, Veränderungen der Augen wie z.B. Grauer Star (=Katarakt) oder Augenentzündungen sowie Anomalien des zentralen Nervensystems.

Windpocken während der Geburt

Erkrankt die Mutter 7 Tage vor oder 2 Tage nach der Geburt an Varizellen, sind die Kinder in den ersten 10-12 Lebenstagen ebenfalls von der Infektionskrankheit betroffen (= konnatale Varizellen), da die Mutter keine (ausreichende) Menge an schützenden Antikörpern auf ihr Kind übertragen konnte. Die Ausprägung der Erkrankung ist sehr unterschiedlich:

Es ist möglich, dass das Kind eine leichte Windpockenerkrankung mit wenigen Hautbläschen durchmacht, es kann aber auch zu einer schweren Erkrankung mit einer Beteiligung der Lunge in Form einer Lungenentzündung (= Pneumonie) kommen.

Windpocken bei Jugendlichen und Erwachsenen

Erkranken Jugendliche oder Erwachsene an Windpocken, so verläuft die Infektion meist schwerer und komplikationsreicher als bei Kindern:
Die älteren Patienten haben oft höheres Fieber, der Hautausschlag ist stärker ausgeprägt und die Erkrankung dauert insgesamt länger als bei den Kindern.

Ca. 20% der erwachsenen Erkrankten entwickelt als Komplikation eine Lungenentzündung.

Verlauf & Prognose

Die Prognose bei einer Varizellen- oder Zoster-Erkrankung ist im Allgemeinen gut: Die Hauterscheinungen heilen narbenfrei ab und die Schmerzen beim Zoster klingen nach der Nervenentzündung vollständig ab.
Nach der Erkrankung an Varizellen ist man lebenslang gegen das Virus immun,
d.h. dass man trotz eines erneuten Kontakts mit dem Virus nicht an Windpocken erkrankt.

Abwehrgeschwächte Patienten, Patienten mit einem Zoster ophthalmicus oder oticus, Kinder mit konnatalen Varizellen und Frühgeborene, die nach der Geburt an Windpocken erkranken, haben allerdings eine ernste Prognose, weil sie schwere bleibende Schäden von der Infektionserkrankung davon tragen können.

Gürtelrose

Die Gürtelrose ist also eine Zweiterkrankung nach stattgehabter Varizelleninfektion (=Windpocken) im Kindes- oder Jugendalter und tritt auf, wenn das Varizella-Zoster-Virus in Folge einer Abwehrschwäche des Körpers wieder aktiviert wird. Diese Abwehrschwäche kann z.B. im Rahmen einer Infektion auftreten.

Die Gürtelrose ist eine Nervenentzündung (=Neuritis), die mit Schmerzen und Bläschenbildung einer bestimmten Hautregion einhergeht. Die scharfe Abgrenzbarkeit der Schmerzen und der gruppiert angeordneten Bläschen auf eine bestimmte Hautregion lässt sich aus anatomischen Gegebenheiten erklären.

Patienten mit Gürtelrose sind ansteckend und zwar für Personen, die noch nicht an Windpocken erkrankt oder die nicht gegen Windpocken geimpft sind. Analog zu den Bläschen der Windpocken enthält der bläschenförmige Ausschlag bei der Gürtelrose das Virus in hoher Konzentration, welches durch direkten Kontakt oder auf dem Luftweg übertragen werden kann.

Die Erkrankung an Gürtelrose kündigt sich durch Schmerzen und einer veränderten Empfindung in der betroffenen Hautregion an. Nach einigen Tagen kommt es schließlich zur Bläschenbildung einer scharf abgrenzbaren Hautregion.
Der Hautausschlag ist von dem der Windpocken nicht zu unterscheiden, aber durch seine begrenzte Auftretensfläche und auf Grund der starken Schmerzen von den Varizellen zu trennen.
Die Patienten sind häufig durch die Krankheit eingeschränkt:
Sie sind lichtscheu, haben Fieber und Kopfschmerzen und weisen eine Schwellung der lokalen, d.h. der sich in der Nähe befindlichen, Lymphknoten auf.

Alles zum Thema erfahren Sie in unserem Artikel: Gürtelrose

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.12.2007 - Letzte Änderung: 18.09.2024