Infektionen in der Schwangerschaft

Infektionen in der Schwangerschaft können von Pilzen, Viren oder Bakterien verursacht sein. Je nach Stadium der Schwangerschaft und Art der Infektion können schwere Folgen für Mutter und Kind entstehen. In manchen Fällen können Impfungen eine Infektion in der Schwangerschaft verhindern.

Infektionen in der Schwangerschaft

Synonyme

Chlamydieninfektion, Listerieninfektion, Syphilisinfektion, Rötelninfektion, Windpockeninfektion, Zytomegalievirus-Infektion, HIV-Infektion, Toxoplasmose-Infektion, Pilzinfektion

Einleitung

Bedroht ist die Frucht (Kind) durch eine Infektion (Entzündung) während der Schwangerschaft zum einen schon im Mutterleib (durch das infizierte Blut der Mutter, das per Mutterkuchen zur Frucht gelangt). Zum Anderen besteht insbesondere bei genitalen Infektionen die Gefahr, dass sich der Fötus in den Geburtswegen infiziert. Daher ist es wichtig, bereits vor einer geplanten Schwangerschaft den Impfschutz zu überprüfen und unter der Schwangerschaft mögliche Infektionsquellen zu meiden. Bei den Erregern kann es sich um Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze handeln, deren Auftreten stark vom Aufenthaltsland der Mutter abhängt! Infektionen in der Schwangerschaft können zu einer Risikoschwangerschaft führen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Neugeboreneninfektion

Infektionen durch Bakterien

Syphilis

Die in unseren Breitengeraden sehr selten gewordene Syphilis kann sowohl zu Frühgeburt und Fehlgeburt führen als sich auch auf das Neugeborene übertragen. Hierbei kommt es beim Kind in den ersten 2 Lebensjahren zu Hautausschlägen und Schnupfen. Nach dem 2. Lebensjahr treten Deformierungen an Nase, Schienbein und Schneidezähnen sowie Schwerhörigkeit auf. Wird die Frau bereits in der Schwangerschaft antibiotisch behandelt, so ist eine Infektion des Kindes gut zu verhindern.

Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome der Syphilis

Chlamydien

Diese Infektion durch Bakterien gehört in den Industrienationen zu den häufigsten Säuglingsinfektionen überhaupt: 6% aller Säuglinge sind betroffen. Bei den Schwangeren ist ungefähr jede zehnte infiziert. Daher wird in der Regel zu Beginn der Schwangerschaft auf eine fragliche Infektion hin untersucht. Hauptsymptom bei der Frau ist die Gebärmutterhalsentzündung (Zervizitis). Unter der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt und infiziert sich der Fötus in den Geburtswegen, so ist meist eine Bindehautentzündung die Folge. Die werdende Mutter erhält als Therapie Antibiotika. Das Neugeborene bekommt zur Vorbeugung einer Bindehautentzündung in vielen Kliniken antibiotische Augentropfen verabreicht. 
Lesen Sie auch mehr zum Thema: Bindehautentzündung beim Baby

Listerien

Die Infektion zieht sich die Schwangere vor allem durch den Genuss von Milchprodukten und rohem Fleisch zu. Bei der Mutter zeigen sich kaum Symptome, der Fötus hingegen ist durch eine Fehlgeburt oder Blutvergiftung (Sepsis) bedroht.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Verbotene Lebensmittel in der Schwangerschaft.

Steckt das Neugeborene sich erst unter oder nach der Geburt an, so besteht die Gefahr einer Hirnhautentzündung beim Baby (Meningoenzephalitis, bakterielle Meningitis). Die Behandlung erfolgt sowohl bei Mutter als auch bei Neugeborenen mit Antibiotika.

Lesen Sie auch unser Thema: Zeckenbiss in der Schwangerschaft - Die Gefahren

Viren

Röteln

Obwohl eine Impfung das Risiko einer Infektion ausschließt, nutzen leider nicht alle Frauen diesen Vorteil. Bei einer Infektion der Mutter bis zur 12. Schwangerschaftswoche (Frühschwangerschaft) erleidet der Embryo das sogenannte Gregg-Syndrom: Herzfehler, Taubheit und ein grauer Star (Katarakt; Trübung der Linse) treten auf. Danach ist beim Kind mit Komplikationen zu rechnen, die das Nervensystem betreffen. Eine Impfung ist in der Schwangerschaft nicht mehr möglich.

Hinweis: Postexpositionsprophylaxe

Sollte kein Impfschutz vorliegen und die Schwangere mit einem Infizierten in Kontakt kommen, so ist noch bis 8 Tage nach diesem Kontakt eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe möglich, die dann in der Regel eine Infektion verhindert. Nach dem 8. Tag kann diese Prophylaxe zumindest noch den Zeitpunkt aufschieben, an dem es zur Infektion des Kindes kommt.

Windpocken

Betroffen sind Schwangere, die während der Schwangerschaft erstmals eine Windpockeninfektion haben. Erfolgt die Infektion in den ersten 6 Schwangerschaftsmonaten, so kann es selten zum sogenannten Windpockensyndrom des Fötus kommen: Fehlbildungen an Armen, Beinen und Gehirn, Hauterscheinungen und ein niedriges Geburtsgewicht treten auf.

Erfolgt die Infektion später, so ist die Frucht durch mütterliche Antikörper ausreichend geschützt und bleibt gesund. Findet eine Ansteckung allerdings weniger als 5 Tage vor der Geburt statt, so bekommt das Neugeborene ebenfalls Windpocken. Ein Drittel dieser betroffenen Neugeborenen stirbt. Bei einer Gürtelrose ist Entwarnung geboten, da hier keine Gefahr für das ungeborene Kind besteht.

Die Therapie erfolgt durch eine Gabe von Antikörpern innerhalb von spätestens 4 Tagen, um den Ausbruch der Erkrankung abzuwehren. Steht die Schwangere allerdings kurz vor der Geburt, so lohnt sich auch später noch eine Verabreichung. Das Neugeborene erhält dasselbe Mittel, auch dann, wenn bei der Mutter erst nach der Geburt Symptome auftreten.

Lesen Sie mehr unter: Windpocken

Zytomegalie

Diese häufige Infektion ist nur bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft gefährdend für das ungeborene Kind. Erfolgt die Ansteckung in den ersten 3 Monaten, so ist mit Fehlbildungen des Kindes zu rechnen. Steckt sich das Kind unter der Geburt an, so kommt es zu Organvergrößerungen vom Leber und Milz (Hepatosplenomegalie), einem Abfall der Blutplättchenanzahl (Thrombozytopenie), Hauteinblutungen (Petechien) sowie körperlicher und geistiger Behinderung und Hörschäden. Eine Therapie bzw. eine Vorbeugung der Infektionsübertragung auf das ungeborene Kind ist nicht möglich.

Hepatitis B

Gefährdet sind Risikogruppen wie z.B. medizinisches Personal oder Sozialarbeiter.

Eine Hepatits-B-Infektion (S. Hepatitis B) überträgt sich während der Schwangerschaft oder erst unter der Geburt auf das Kind. Ab der 32. Schwangerschaftswoche wird routinemäßig auf eine Infektion der Mutter untersucht. Symptome sind beim Kind meistens gar nicht zu erkennen, da die Krankheit zum Großteil chronisch verläuft und dann in einem Drittel der Fälle in eine Leberzirrhose übergeht. War der Test bei der Mutter positiv, so wird das Kind nach der Geburt aktiv und passiv geimpft und ein Krankheitsausbruch zumeist verhindert.

HIV

Eine HIV-infizierte Schwangere überträgt das Virus in einem Viertel der Fälle auf ihr Kind. Wird während der Schwangerschaft eine medikamentöse Behandlung verabreicht und ein Kaiserschnitt (Sectio) vorgenommen, so wird nur noch ca. 1 % der Kinder infiziert! Hat sich das Kind angesteckt, so kann es durch die Unterdrückung des Immunsystems bereits im 1. Lebensjahr zum Tode kommen. Der Verlauf kann aber auch milder sein und die Symptome nur langsam zunehmen.

Info: HIV-Infektion

Beachten sollte eine HIV-positive Mutter, dass ihre Muttermilch infektiös ist und sie daher das Stillen dringend unterlassen sollte.

Parasiten

Toxoplasmose

Eine solche Toxoplasmose Infektion zieht sich die Schwangere durch den Genuss von rohem Fleisch sowie den Kontakt mit Katzenkot zu. Die Symptome sind recht unauffällig: Lymphknotenschwellungen, Fieber und allgemeine Abgeschlagenheit treten auf. Auch hier gilt, dass nur eine Erstinfektion in der Schwangerschaft eine Gefahr darstellt. Das Kind steckt sich zu 50% im Mutterleib an, aber die Symptome sind meist erst nach der Geburt zu sehen. Zu diesen gehören der Wasserkopf (Hydrozephalus), Verkalkungen im Gehirn, Entzündungen im Auge sowie Gelbsucht und körperlich-geistige Behinderungen. In schlimmen Fällen und im ersten Drittel der Schwangerschaft kann das Kind auch schon im Mutterleib versterben oder zu früh zur Welt kommen. Bei rechtzeitiger medikamentöser Behandlung der Mutter vor der 20. Schwangerschaftswoche kann der Verlauf abgemildert werden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Lymphknotenschwellung in der Schwangerschaft

Pilzinfektionen

Die Vaginalschleimhaut (S. Vagina) einer Schwangeren ist durch die hormonelle Lage besonders für eine Pilzinfektion anfällig. Trotzdem sollten wegen möglicher Nebenwirkungen in der Frühschwangerschaft nur Präparate zur Anwendung kommen, die die natürliche Scheidenflora unterstützen (Naturjoghurt, Vagiflor). Spezifische Antipilz-Medikamente (Antimykotika) müssen dann im jeden Fall einige Wochen vor der Entbindung angewendet werden, damit das Neugeborene sich bei der Geburt nicht ansteckt. Andernfalls würde es einige Wochen nach der Geburt zu Pilzinfektionen in Mundraum und Windelgegend kommen.

Lesen Sie auch: ScheideninfektionWelche Medikamente gibt es gegen Scheidenpilz?

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.11.2008 - Letzte Änderung: 18.09.2024