Zytomegalievirus

Das Zytomegalievirus tritt weltweit auf und gehört in die Gruppe der Herpesviren.Das Virus kann über ganz unterschiedliche Wege übertragen werden.Die Erstinfektion verläuft in der Regel symptomlos.

Zytomegalievirus

Synonyme

Cytomegalievirus (CMV), Humanes Cytomegalievirus (HCMV), Humanes Herpes-Virus 5 (HHV 5), Cytomegalie, Zytomegalie

Definition Zytomegalievirus

Das Zytomegalievirus ist ein Virus der Familie der Herpesviren, genauer gesagt der ?-Herpesviren. Es enthält eine doppelsträngige DNA, die von einer ikosaedrischen (mit 20 Flächen) Proteinkapsel (Kapsid) umgeben ist. Um diese wiederum findet sich eine weitere Virushülle, die aus Fetten und Glykoproteinen aufgebaut und sehr empfindlich ist. Das Zytomegalievirus vermehrt sich, typisch für die Gattung der ?-Herpesviren, recht langsam und hat ein enges Wirtsspektrum, befällt also hauptsächlich den Menschen.
Vom Virus infizierte Zellen zeigen sich histologisch als Riesenzellen mit Einschlusskörperchen, auch besser bekannt als Eulenaugenzellen.

Die Übertragung des Virus kann sowohl auf parenteralem Weg (Blut, Organtransplantation) als auch über Schmier- und Tröpfcheninfektion erfolgen (Urin, Speichel, Sperma, Scheiden- und Zervixsekret, Muttermilch). Die Übertragung auf den Fetus während der Schwangerschaft über die Plazenta ist ebenfalls möglich.

Häufigkeit Zytomegalievirus

Das Zytomegalievirus findet sich weltweit. In Industrieländern geht man von einer Durchseuchung von bis zu 70% aus, während in anderen geographischen Regionen bis zu 100% der Bevölkerung mit dem Virus infiziert sind.

Ursachen des Zytomegalievirus

Das Zytomegalievirus befällt vorwiegend die oberflächlichen Zellen (Epithelzellen) der Speicheldrüsen. Scheinbar bleibt das Virus nach einer Infektion lebenslang im Körper nachweisbar (in Speicheldrüsen, Nieren..).

Symptome Zytomegalievirus

Im Allgemeinen verläuft die Erstinfektion mit dem Zytomegalievirus symptomlos oder lediglich mit sehr schwachen Symptomen. Nur 1-2% der Infizierten zeigen Krankheitszeichen. Somit bemerkt der Großteil der Betroffenen eine Infektion erst gar nicht. Gerade deshalb ist es auch bisher nicht gelungen, eine genaue Inkubationszeit für die Erkrankung anzugeben. Man geht etwa von 2-10 Wochen aus. Voraussetzung für die klinisch nicht in Erscheinung tretende Infektion ist ein kompetentes Immunsystem. Sollten doch Symptome auftreten, so ähneln diese einer Mononukleose mit Fieber und Lymphknotenschwellung. Auch Kopf- und Gliederschmerzen sowie selten Hepatitiden (Leberentzündungen) und Polyneuritiden (Nervenentzündungen) können auftreten.
Bei Immunsupprimierten wie beispielsweise AIDS-Patienten, Transplantierten, Leukämiekranken oder Tumorpatienten, die mit Zytostatika behandelt werden, kann die Erkrankung schwerwiegend verlaufen. Als mögliche Komplikationen können schwere Lungenentzündungen, Transplantatabstoßung, Netzhautbefall bei AIDS, der zur Erblindung führen kann, und Kolitiden (Entzündungen des Dickdarms) mit Durchfällen vorkommen. Zusätzliche bakterielle Infektionen und Geschwüre des Magen-Darm-Trakts sind nicht selten und verlaufen oft sehr schwer. Ein tödlicher Ausgang ist möglich.

Schwerwiegend ist ebenfalls die Infektion des Kindes mit dem Zytomegalievirus während der Schwangerschaft, die für das Ungeborene lebensgefährlich sein kann. Die Infektion mit dem Zytomegalievirus ist die häufigste Infektion während der Schwangerschaft. Man geht davon aus, dass sich etwa 0,3-4% aller Schwangeren infizieren und diese Infektion in etwa 40% auf das Kind übertragen wird. Allerdings treten nur bei 10% der infizierten Kinder auch Symptome auf. Kommt es während des ersten oder zweiten Schwangerschaftsdrittels zur Infektion, können daraus Fehlbildungen des Kindes resultieren. Vor allem Skelett, Muskeln, Magen-Darm-Trakt und Herz-Kreislauf-System sind davon betroffen. Auch Gerinnungsstörungen, Mikrozephalie (zu kleiner Schädel), Hepatosplenomegalie (vergrößerte Leber und Milz), Gelbsucht sowie Hörstörungen und geistige Behinderung sind nicht selten. Viele dieser Symptome zeigen sich erst einige Zeit nach der Geburt. Für bis zu 30% der betroffenen Kinder verläuft die Infektion tödlich.

Um eine Infektion während der Schwangerschaft nachzuweisen, bedient man sich heutzutage eines Tests auf Antikörper gegen das Zytomegalievirus. Dieser wird gewöhnlich in der Frühschwangerschaft durchgeführt und in etwa in der 20. bis 24. Schwangerschaftswoche wiederholt. Erkrankungen, die während der Schwangerschaft auftreten, sind in jedem Fall meldepflichtig.

Diagnose Zytomegalievirus

Die Diagnose des Zytomegalievirus lässt sich durch Antikörpernachweis sowie Virusanzüchtung und Polymerasekettenreaktion stellen. Auch können virale Antigene (Virusbestandteile, die Immunreaktionen hervorrufen können) mittels Immunfluroeszenz nachgewiesen werden, wie beispielsweise das viruseigene Phosphorprotein pp65.

Therapie

Da die Erkrankung bei Immunkompetenten nur bei einem sehr geringen Prozentsatz auftritt, ist eine Behandlung im Allgemeinen nicht notwendig. Treten doch Symptome auf, so ist es meist ausreichend, nur diese zu behandeln. Anders bei Immunsupprimierten: Hier werden Virostatika wie Ganciclovir und Foscarnet verwendet. Aciclovir hat sich als weniger wirksam herausgestellt. Sollte zusätzlich eine bakterielle Infektion vorliegen, sollte umgehend eine adäquate Antibiotikatherapie angestrebt werden.

Prophylaxe

Bei immunschwachen Patienten kann eine Impfung zu einer abgeschwächten Reaktion des Körpers gegenüber des Virus beitragen. Eine Infektion zeigt dann eine weniger heftige Wirkung. Anwendung findet diese Impfung zum Beispiel vor einer geplanten Nierentransplantation.

Autor: Dr.Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.04.2010 - Letzte Änderung: 12.01.2023