In diesem Artikel geht es um den erhöhten Puls. Zunächst wird geklärt ab wann ein Puls als zu hoch gilt. Daraufhin werden die begleitenden Symptome und möglichen Ursachen im einzelnen besprochen sowie Situationen in denen es hierzu kommen kann z.B. Stress oder nach dem Sport. Zuletzt werden die Diagnostik und Therapie erläutert.
Ein erhöhter Puls bedeutet, dass das Herz zu schnell oder zu häufig schlägt, also die übliche (physiologische) Herzfrequenz überschreitet. Die physiologische Herzfrequenz variiert abhängig vom Alter, sollte aber zwischen 60-80 Schlägen pro Minute bei Erwachsenen betragen. Frequenzen zwischen im oberen Bereich der physiologischen Frequenz sind bereits schlecht, von Tachykardie spricht man aber erst ab 100 Schlägen pro Minute und ab Frequenzen von 150 Schlägen pro Minute spricht man von einer ausgeprägten Tachykardie.
Bei erhöhten Pulsfrequenzen ist das Herz nicht mehr in der Lage ausreichend Blut mit Sauerstoff in den Körperkreislauf zu pumpen. Deshalb kommt es zu Symptomen wie Schwindel, Übelkeit oder Benommenheit. In seltenen Fällen kann eine kurze Ohnmacht auftreten. Weiterhin kann der Patient mit erhöhtem Puls über Kurzatmigkeit oder Schwäche (verminderte Belastbarkeit) klagen. Zudem ist ein Flattern im Brustkorb zu bemerken oder ein Herzstolpern, das bis in den Hals hinauf spürbar ist.
Häufig wird von einem plötzlich auftretenden Herzrasen berichtet, das plötzlich beginnt und ebenso unvermittelt endet, unabhängig von bestimmten Situationen sowohl in Ruhe als auch nach körperlicher Anstrengung. Diese gutartige Form des Herzrasens vergeht meist von alleine wieder. Trotzdem sollte man auch solche Attacken von einem Arzt abklären lassen, da sie abhängig von der Situation in der sie auftreten (Bedienen von Maschinen, Auto fahren) gefährlich für den Betroffenen werden können.
Weiterhin sollte man den Arzt konsultieren, wenn der erhöhte Puls nicht von alleine vergeht, wenn Druck auf der Brust und Kurzatmigkeit, sowie Atemnot auftreten und die Brustschmerzen sich verschlimmern.
Ein erhöhter Puls muss nicht immer einen hohen Krankheitswert haben. Auch starke Emotionen, wie Freude, Aufregung oder Angst, können die Pulsfrequenz erhöhen. Ebenso kann eine erhöhter Puls nach dem Sport oder anderen körperlich anstrengenden Aktivitäten auftreten.
Weitere Ursachen für einen erhöhten Puls sollen im Folgenden dargestellt werden.
Meistens geht ein erhöhter Puls von dem Herzen aus, da dieses durch die Kontraktion der Zellen des Herzmuskels die Frequenz des Herzschlags steuert. Es gibt bestimmte Regionen am Herzen, wie beispielsweise den sogenannten Sinusknoten im rechten Vorhof, die hierbei wie ein Schrittmacher wirken und mit einer bestimmten Frequenz (physiologisch: 60-80 Schläge pro Minute) die Herzmuskelzellen stimulieren. Wenn das Herz nun nicht ausreichend durchblutet wird oder Störungen im Sinusknoten vorliegen, können erhöhte Frequenzen entstehen.
Im Folgenden sollen nun einige Erkrankungen des Herzen vorgestellt werden, die zu erhöhtem Puls führen.
Wie bereits erwähnt ist der Sinusknoten verantwortlich für die Herzfrequenz. Arbeitet dieser zu schnell, wie beispielsweise bei Fieber oder Angst, entsteht ein erhöhter Puls, der in diesem Fall als Sinustachykardie (>100 Schläge/Minute) bezeichnet wird. Wie die Sinustachykardie geht auch das Vorhofflattern/-flimmern von den Vorhöfen aus. Hierbei sind die elektrischen Stimulationen der Vorhöfe ungeordnet und deshalb flattert oder flimmert die Muskulatur der Vorhöfe. Bei diesem Krankheitsbild kommt es nicht nur zu einem erhöhten, sondern auch zu einem unregelmäßigen Puls. Im Gegensatz zu dem Kammerflattern oder –flimmern ist das Vorhofflattern/-flimmern nicht lebensbedrohlich und kann sogar unbemerkt bleiben.
Das Kammerflattern oder –flimmern stellt eine akute Gefahr für die betroffene Person dar, da die schnellen Kontraktionen der großen Herzkammern nicht mehr effektiv genug Blut in den Körperkreislauf pumpen und die Patienten dadurch bewusstlos werden können, oder einen Atem- und Kreislaufstillstand erleiden. Entstehen kann das Kammerflimmern durch Ventrikuläre Tachykardien, also durch einen schnellen Herzschlag, der von den Kammern ausgeht. Insgesamt schlägt das Herz auch hierbei schneller und weniger effizient.
Eine weitere Ursache für einen erhöhten Puls können Überleitungsstörungen der Impulse von den Vorhöfen auf die Kammern darstellen. Hier sei zunächst die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie genannt, die nicht zu den gefährlichen Formen eines erhöhten Pulses zählt. Bei diesem Krankheitsbild kommt es zu kreisenden Erregungen zwischen Vorhöfen und Kammern, die den Puls erhöhen und häufig sich häufig in plötzlich auftretendem, aber reversiblem Herzrasen äußern.
Auch das Wolff-Parkinson-White-Syndrom ist eine angeborene Überleitungsstörung, bei der eine zusätzliche Leitung zwischen Vorhöfen und Kammern besteht. Auch diese Anomalie kann lange unbemerkt bleiben und wird sofern keine Beschwerden vorliegen nicht behandelt. Beschwerden äußeren sich in starkem und plötzlichem Herzrasen, das sogar bis zur Bewusstlosigkeit führen kann. In diesem Falle liegt dann eine Indikation zur Therapie vor.
Auch Herzrhythmusstörungen können Ursache für einen erhöhten Puls sein. Es gibt viele verschiedene Arten von Herzrhythmusstörungen, die ärztlich untersucht werden sollten und zum Teil behandlungsbedürftig sind.
Desweiteren können die Auswirkungen der koronaren Herzkrankheit oder eines Herzinfarktes, nämlich die mangelnde Durchblutung des Herzens, die Reizleitung des Herzens beeinflussen und so zu erhöhtem Puls führen. Zusätzlich fördert ein hoher Blutdruck die Entstehung einer Tachykardie.
Doch nicht alle Formen von erhöhtem Puls stehen im Zusammenhang mit einer Herzkrankheit. Auch hormonelle Schwankungen, wie eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) oder während der Wechseljahren bei Frauen, beschleunigen den Herzschlag und somit den Puls. Auch Blutarmut (Anämie) kann zu erhöhtem Puls führen. Diese Anämie kann zum Einen durch große Blutverlust in Folge einer schweren Verletzung ausgelöst werden, dann schlägt das Herz durch den Schock besonders schnell, oder zum Anderen durch Mangelernährung, Blutbildungsstörungen oder ähnliches. Im Rahmen der letztgenannten Gründe entsteht der erhöhte Puls durch einen Regulationsmechanismus des Körpers durch den der Körper versucht den Sauerstoffmangel durch vermehrten Blutauswurf zu kompensieren.
Erhöhter Puls entsteht auch, wenn ein Blutgerinnsel (Thrombus) eine Arterie in der Lunge blockiert (Lungenembolie) oder bei Vergiftungen durch Pilze, Medikamente, Drogen (auch Nikotin und Koffein).
Lesen Sie mehr zum Thema: Das sind die Ursachen von erhöhtem Puls
Unter den landläufig als Kreislaufproblemen zusammengefassten Beschwerden versteht man eine Minderdurchblutung des Gehirns, in deren Folge man im schlimmsten Falle eine Ohnmacht erleidet.
Häufig kann dieser komplette Zusammenbruch des Kreislaufes aber noch verhindert werden und für den Betroffenen sind plötzlicher Schwindel, ein kurzes Schwächegefühl und ein eingeschränktes Blickfenster spürbar. Um diesen Zustand normalerweise gar nicht erst entstehen zu lassen, ist der normale Blutdruck problemlos in der Lage, das Blut auch im Stehen in den Kopf zu pumpen. Da sich aus Blutdruck und Schlagfrequenz des Herzens ein gewisses Blutflussvolumen pro Zeit ergibt, fällt dem Puls eine Kompensationsfunktion zu, wenn der Blutdruck nicht hoch genug ist, um das geforderte Volumen zu erreichen.
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies: Der Körper bemerkt, dass die Versorgung des Gehirns nicht ausreichend ist. Er kann jedoch auch den Blutdruck nicht so schnell erhöhen und versucht deshalb kompensatorisch über eine erhöhte Herzschlagfrequenz das geforderte Blutvolumen bereitzustellen.
Beim Sport steigt die Herzfrequenz automatisch an, da das Herz vermehrt schlagen muss, um die arbeitende Muskulatur ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen und die anfallenden Abbauprodukte abzutransportieren. Die Muskulatur wird vermehrt durchblutet und ermöglicht so eine effektivere Leistung. Es ist ganz normal, dass auch nach dem Sport der Puls noch eine Weile erhöht bleibt. Das liegt daran, dass der Körper noch eine Weile in seinem „Aktivitätsmodus“ verbleibt und erst allmählich in den Ruhezustand zurückkehrt. Wenn er merkt, dass die Muskulatur nun nicht mehr so stark beansprucht wird, fährt er deren Durchblutung zurück und die Herzfrequenz sinkt wieder.
Bei Personen, die regelmäßig Ausdauersport betreiben, lässt sich beobachten, dass der Puls zwar beim Sport deutlich ansteigt, er aber in Ruhesituationen meist unter dem Puls durchschnittlich aktiver Personen liegt. Das liegt daran, dass das Herz sich bei regelmäßiger körperlicher Aktivität vergrößert und dadurch mit einem Herzschlag mehr Blutvolumen befördern kann als das Herz eines normal aktiven Menschen. In Ruhe genügt also eine geringere Herzfrequenz, um ausreichend Blut in den Organismus zu pumpen.
Natürlich kann es beim Sport durch die hohe Herzfrequenz auch leichter zu Herzrhythmusstörungen kommen. Sollten während oder nach dem Sport Herzrasen oder ein unregelmäßiger Puls auftreten, so ist eine ärztliche Abklärung empfehlenswert, um ernsthafte Ursachen auszuschließen.
Lesen Sie mehr zum Thema unter Herzfrequenz beim Sport.
Ein erhöhter Puls ist nicht zwangsläufig mit einer Tachykardie (Herzrasen) gleichzusetzen, da diese per Definition erst ab einem Wert von mehr als hundert Schlägen pro Minute vorliegt. Aber auch bei einem Puls von mehr als 80 Schlägen pro Minute kann man bereits von einem erhöhten Puls sprechen.
Typische Erkrankungen, die einen erhöhten Puls bedingen, sind entweder eine Schilddrüsenüberfunktion, eine sogenannte Hyperthyreose oder ein Defekt des Herzens. Die Schilddrüsenüberfunktion macht sich dabei durch einen allgemein gesteigerten Stoffwechsel bemerkbar. Der Taktgeber des Herzschlages wird zusätzlich stimuliert und erhöht somit die Schlagfrequenz.
„Herzdefekte“, die einen erhöhten Puls bedingen sind beispielsweise eine Herzmuskelschwäche oder verschiedene Formen der Herzklappenfehlen. In beiden Fällen schafft es das Herz nicht, das geforderte Volumen pro Schlag zu pumpen, weshalb es gezwungen ist, die Schlagfrequenz zu erhöhen, um die benötigte Flussrate zu erreichen. Weiterhin könnten Herzrhythmusstörungen für einen erhöhe Puls verantwortlich sein. Dabei ist die Frequenz jedoch in aller Regel schneller als 100 Schläge pro Minute. Der Betroffene spürt in solchen Fällen meist selbst eine Art Herzstolpern.
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Ein erhöhter Puls in der Nacht ist mit einem Krankheitswert verbunden, denn physiologischerweise sollte sich der Puls senken, wenn der Mensch zur Ruhe kommt. Es kann durch Erwachen aus Alpträumen zwar zu einer Pulserhöhung kommen, lässt sich jedoch kein konkreter Grund erkennen sollte eine ärztliche Abklärung stattfinden.
Je nach zugrunde liegender Erkrankung fäll der Puls aber höher oder niedriger aus. Besteht also beispielsweise eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder ein eine Kardiomyopathie, so ist der Puls zwar erhöht, ufert aber noch nicht in eine Tachykardie aus. Handelt es sich dagegen um tatsächliche Herzrhythmusstörungen, ist der Puls auch nachts in aller Regel höher als hundert Schläge pro Minute und sollte schnellstmöglich mit einem Arzt abgeklärt werden, um die Komplikationsrate so gering wie möglich zu halten.
Auch Stress führt über einen Botenstoff, das Hormon Adrenalin, zu einer Erhöhung des Pulses. Dabei handelt es sich um ein evolutionäres Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Als Katecholamin wirkt Adrenalin am Herzen pulssteigernd und gleichzeitig Blutdruck-erhöhend. Für eine kurzzeitige Reaktion ist die Adrenalinausschüttung durch Stress eine essentielle Reaktion des Körpers.
Ein dauerhaft erhöhter Stress wirkt allerdings über das Hormon Cortisol welches bei einem dauerhaft erhöhten Blutspiegel einen Krankheitswert entwickelt. Man geht davon aus, dass ein erhöhter Cortisolwert mit einem größeren Risiko an Arteriosklerose und somit auch einer größeren Gefahr für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden ist.
Alkohol beeinflusst den Körper und die Stoffwechselvorgänge auf vielfältige Art und Weise. Manche Mechanismen sind bis heute nicht genau geklärt.
Auffallend ist jedoch, dass viele Menschen nach Alkoholkonsum über eine gesteigerte Herzfrequenz oder sogar Herzrhythmusstörungen berichten. So kann es auch bei herzgesunden jungen Menschen nach mäßig bis starkem Alkoholkonsum zum sogenannten Holiday-Heart-Syndrom kommen, bei dem diese plötzlich Vorhofflimmern entwickeln und damit nicht selten in eine Klinik gebracht werden. Die Rhythmusstörungen bilden sich meist von allein wieder zurück.
Vermutlich beeinflusst Alkohol das Herz-Kreislauf-System dahingehend, dass er zu einer vermehrten Herzarbeit (hoher Puls) und damit zu einem erhöhten Blutdruck führt. Der Körper wird sozusagen unter Stress gesetzt und reagiert mit einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems, welches allgemein in Stress- und Aktivitätssituationen aktiv ist. Gleichzeitig wird vermutet, dass der Gegenspieler des sympathischen Nervensystems, der Parasympathikus, gedämpft und somit dessen hemmende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System vermindert wird. Diese Mechanismen könnten die erhöhte Pulsfrequenz nach Alkoholkonsum erklären.
Ein weiterer Erklärungsansatz bezieht sich auf die gefäßerweiternde Wirkung des Alkohols. Dadurch, dass Alkohol die Gefäße erweitert, reagiert das Herz mit einer gesteigerten Herzfrequenz, um die Blutversorgung der Organe aufrechtzuerhalten. In erweiterten Gefäßen versackt das Blut und das Herz muss eine erhöhte Leistung bringen, um die Zirkulation aufrechtzuerhalten. Glücklicherweise normalisiert sich der Pulsschlag meist rasch wieder, sobald der Alkoholkonsum gestoppt wird und der Körper den Alkohol abbauen kann.
Lesen Sie mehr zum Thema unter Herzrasen durch Alkohol.
Die pulserhöhende Wirkung des Kaffees ist in seinem Inhaltsstoff, dem Koffein begründet.
Koffein ist eine Substanz mit leicht aufputschender Wirkung und wird von Medizinern als Suchtsubstanz betrachtet, da es alle Kriterien eines Suchtstoffes erfüllt. Neben einer Erhöhung des Blutdrucks bewirkt Koffein aber auch eine Erhöhung des Pulses. Abhängig von der aufgenommenen Koffeindosis kann es sogar zu Herzrhythmusstörungen kommen. Nach Konsum kommt das Wirkungsmaximum des Koffeins nach ca. 20 Minuten, was erklärt, dass die Puls- und Blutdruckerhöhung erst nach dem Kaffeeverzehr einsetzen. Die Wirkung hält dabei insgesamt ca. zwei Stunden an, sodass es sich bei der Pulserhöhung nach Kaffeeverzehr um eine schnell reversible Pulserhöhung handelt.
Fieber geht natürlicherweise mit einer Erhöhung des Pulses einher. Pro Grad Celsius, das das Fieber ansteigt, erhöht sich der Puls um durchschnittlich zehn Schläge pro Minute. Dementsprechend ist der Herzschlag umso schneller, je höher das Fieber ist. Dies erklärt sich dadurch, dass die erhöhte Körpertemperatur zu einer Weitstellung der Blutgefäße führt, die die überschüssige Wärme über die Haut an die Umgebung abgeben wollen.
Durch die erweiterten Blutgefäße versackt dort jedoch das Blut und der Blutdruck sinkt. In weit gestellten Gefäßen ist der Blutfluss dementsprechend verlangsamt. Um trotzdem eine ausreichende Versorgung der verschiedenen Organe und Gewebe sicherstellen zu können, muss der Körper die Herzfrequenz steigern. Auf diese Weise wird die Zirkulation des Blutvolumens wieder verbessert. Je höher das Fieber, desto ausgeprägter auch die Weitstellung der Blutgefäße und desto höher der benötigte Herzschlag, um die effiziente Durchblutung aller Organe sicherzustellen. Dementsprechend ist ein erhöhter Puls bei fiebrigen Patienten kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil hilft er sogar dem Patienten, seinen Körper weiterhin optimal zu versorgen.
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Ein erhöhter Puls während einer Erkältung oder eines Infektes ist nichts ungewöhnliches und gerade im Zusammenhang mit Fieber hochgradig physiologisch. Während es bei einem harmlosen grippalen Effekt jedoch nur wenige Schläge sein sollten, kann bei Fieber der Puls bereits deutlich erhöht sein. Dies hängt zum einen mit der Abwehrreaktion des Körpers zusammen. Das Immunsystem bzw. die Abwehrzellen des Körpers brauchen Energie, welche sie mithilfe von Sauerstoff erhalten. Um diese gesteigerte Sauerstoffversorgung zu gewährleisten, pumpt das Herz öfter, um einen größeren Blutfluss zu generieren.
Beim Fieber kommt zu diesem Umstand noch eine weitere Variable hinzu. Nämlich die veränderte Körperkerntemperatur. Da diese bei Fieber angehoben ist, versucht der Körper durch vermehrten Bluttransport ein „Aufheizen" des Körpers zu bewirken. Jedoch sollte auch in einem solchen Falle die Pulsfrequenz nicht zu einer Tachykardie (Herzrasen) ausarten, sondern sich ca. zwanzig bis maximal dreißig Schläge pro Minute über dem normalen Ruhepuls befinden. Ist dies nicht mehr der Fall, erscheint das Aufsuchen eines Arztes durchaus angebracht.
Typische Ursachen für einen gegenüber dem Normalwert erhöhten Puls kann eine sogenannte Schilddrüsenüberfunktion sein; mit Fachbegriff Hyperthyreose genannt.
Hierfür können verschiedene Ursachen in Frage kommen, die von einer Autoimmunerkrankung, dem Morbus Basedow bis zu einem Hypophysenadenom führen. In den meisten Fällen weiß man jedoch nicht genau, woher die Überfunktion stammt, sodass sie auch keinen wirklich Krankheitswert besitzt. Die Schilddrüsenhormone wirken sich dabei auf das vegetative Nervensystem aus und sorgen für eine allgemeine Antriebssteigerung.
Personen mit einer Hyperthyreose haben zum Beispiel auch einen höheren Kalorienumsatz, einen größeren Bewegungsdrang, kommen mit weniger Schlaf zurecht und eben auch einen erhöhten Ruhepuls.
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In der Schwangerschaft kommt es natürlicherweise zu einem Anstieg der Pulsfrequenz um etwa zehn Schläge pro Minute. Die Ursache dafür ist einer der zahlreichen Anpassungsmechanismen des mütterlichen Körpers an die Schwangerschaft. Das heranwachsende Kind muss gut mit mütterlichem Blut versorgt werden, damit es genügend Nährstoffe für sein Wachstum erhält. Eine gesteigerte Durchblutung der Gebärmutter ist dafür unerlässlich. Daher nimmt auch das Blutvolumen der Mutter zu. Durch den Anstieg der Herzfrequenz kann das Blut stärker im Organismus zirkulieren und die Gebärmutter samt Kind versorgen. Dementsprechend ist eine gewisse Zunahme der Herzfrequenz in der Schwangerschaft normal.
Ist der Puls dauerhaft sehr stark erhöht, kann dies jedoch auch ungünstig oder gar gefährlich für Mutter und Kind sein. Normalerweise steigt der Puls in der Schwangerschaft nur um etwa zehn Schläge pro Minute an, er liegt dann im Regelfall nicht über 100 Schlägen pro Minute. Eine ständige Erhöhung des Pulses deutlich über 100 Schläge pro Minute sollte eventuell ärztlich abgeklärt werden. Bei dauerhaft sehr hohen Pulsfrequenzen kann die Pumpleistung des mütterlichen Herzens schlechter werden, sodass ihr Körper und damit auch der des Babys nicht mehr optimal mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Dies kann unerwünschte Folgen haben und eine Mangelversorgung des Kindes nach sich ziehen.
Dabei kommt die Erhöhung des Pulses in der Schwangerschaft sowohl bei Einlings- als auch bei Zwillingsschwangerschaften recht häufig vor. Es gibt keine Hinweise, dass sie bei Zwillingsschwangerschaften deutlich häufiger auftritt. Natürlich gilt auch bei Zwillingen, dass diese durch einen dauerhaft zu sehr erhöhten Puls der Mutter unterversorgt werden können. Da Zwillinge sowieso häufig kleiner zur Welt kommen als einzeln geborene Babys, weil sie sich den Platz in der Gebärmutter mit ihrem Zwilling teilen müssen, kann dies für diese Kinder schneller zu einer Gefahr werden.
Wenn eine ärztliche Abklärung erfolgt ist und der Pulserhöhung keine ernste Ursache zugrunde liegt, kann in schweren Fällen und je nach Arbeitssituation der Schwangeren an ein Beschäftigungsverbot gedacht werden. Allerdings wird ein solches nur ausgesprochen, wenn tatsächlich eine Gefahr für Mutter und/oder Kind drohen, wenn die Schwangere ihre Arbeit fortführt. Kann die Pulserhöhung durch allgemeine Maßnahmen oder auch in der Schwangerschaft verträgliche Medikamente kontrolliert werden, kann in der Regel auf ein Beschäftigungsverbot verzichtet werden.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Erhöhter Puls in der Schwangerschaft
In den Wechseljahren macht der Körper große hormonelle Umstellungen durch. Dadurch kommt es bei vielen Frauen zu unangenehmen Begleiterscheinungen wie zum Beispiel Hitzewallungen mit Schweißausbrüchen, Unruhe und Schlafstörungen. Auch ein erhöhter Puls kann dazu gehören, da die hormonellen Umstellungen auch das vegetative Nervensystem beeinflussen.
Dieses besteht aus Sympathikus und Parasympathikus. Während der Parasympathikus vornehmlich in Ruhesituationen aktiv ist, ist der Sympathikus für die Steuerung des Organismus bei Aktivität verantwortlich. Die Steigerung von Herzfrequenz und Durchblutung, Schweißausbrüche und Unruhezustände sind demnach auf eine erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems zurückzuführen.
Da es einige Zeit dauern kann bis der Körper sich vollends an die neue hormonelle Situation angepasst hat, sind wiederkehrende erhöhte Pulsfrequenzen nicht ungewöhnlich. Liegt die Pulsfrequenz jedoch dauerhaft im erhöhten Bereich (über 100 Schläge pro Minute) ohne sich zwischenzeitlich zu beruhigen und kommen sogar Rhythmusunregelmäßigkeiten hinzu, so sollte die Symptomatik ärztlich abgeklärt werden. Durch das Schreiben eines EKGs lässt sich meist bereits eine erste Einordnung des schnellen Pulsschlages beziehungsweise einer Rhythmusstörung vornehmen.
Ist die Frau durch ihren erhöhten Puls in den Wechseljahren beunruhigt, so begünstigt dies leider zusätzlich den hohen Puls, da Aufregung zu einer gesteigerten Herzfrequenz beiträgt. Wichtig ist es also, Ruhe zu bewahren und bei großer Sorge lieber vorsichtshalber einen Arzt aufzusuchen. Dadurch können die Ängste meist schnell beseitigt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema unter Symptome der Wechseljahre.
Laut eines Unternehmens, das eine Messtechnik zur Zyklusüberwachung der Frau vertreibt, kommt es kurz vor dem Eisprung, also unmittelbar vor den fruchtbaren Tagen der Frau zu einer signifikanten Erhöhung des Pulses. Ansonsten ist in der Fachwelt wenig über den Zusammenhang von Puls und weiblichem Zyklus bekannt.
Laut der Studie des Unternehmens, die auch eigenständig vom Unternehmen durchgeführt wurde, könnte die Erhöhung des Östradiols im Blut der Grund dafür sein. Jedoch wurden keine kausalen Zusammenhänge untersucht. Insgesamt müssen die Ergebnisse jedoch unter der Erkenntnis betrachtete werden, dass die Firma ein Interesse daran hatte, dass sich in der Studie ein signifikant erhöhter Puls abzeichnet. Ob es also wirklich physiologischerweise zu einer Herzfrequenzerhöhung vor dem Eisprung kommt, ist nicht wirklich zu beantworten.
Mehr hierzu: Begleitende Symptome des Eisprungs
Unter die psychosomatischen Ursachen für einen erhöhten Puls kann quasi fast alles fallen, wobei Stress wahrscheinlich die mit Abstand häufigste Ursache ist.
Durch das ausgeschüttete Cortisol kommt es im Körper, der sich nun in einer „Gefahrensituation“ sieht automatisch zur Aktivierung des sogenannten Sympathikus und dadurch auch zur Pulserhöhung. Aber auch andere psychosomatische Erkrankungen, gehen häufig mit sogenannten vegetativen Symptomen einher. Somatisierungsstörungen oder Hypochondrische Störungen sind ebenfalls dafür bekannt. Während sich die Somatisierungsstörungen dadurch auszeichnen, dass fast jedes Organsystem betroffen sein kann, kommt es bei der hypochondrischen Störung zur Angst, an einer gefährlichen Krankheit zu leiden. Diese Angst wiederum sorgt über die Cortisolausschüttung für eine Pulsanstieg.
Mehr hierzu: Anhaltende somatoforme Schmerzstörung
Ein erhöhter Puls nach dem Essen kann verschiedene Ursachen haben:
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Ein unumstößlicher Zusammenhang lässt sich zwischen einem erhöhten Puls und dem Stuhlgang leider nicht formulieren. Zwar berichten einige Personen mit Schilddrüsenerkrankungen von solchen Phänomenen, jedoch mischt sich hier stets noch ein Gefühl des fast zusammenbrechenden Kreislaufes mit dazu.
Nebendessen wäre aber noch eine Pulserhöhung aufgrund von bewusster Muskelanspannung möglich. Wenn der Stuhlgang zu drücken beginnt, haben wir die Möglichkeit, den Verschlussmuskel des Afters aktiv anzuspannen, um ein vorzeitiges Austreten des Stuhls zu vermeiden. Durch diese Muskelkontraktion, aber eventuell durch den damit einhergehenden leichten Stress könnte es zu einer Pulserhöhung unmittelbar vor dem Stuhlgang kommen.
Die im Alltag typischen Rückenschmerzen sind in der Regel nicht mit einem höheren Puls kombiniert, sondern erzeugen nur einen geringfügigen Schmerz, der keine signifikante Steigerung der Schlagfrequenz zur Folge hat.
Eine Pulserhöhung verursachen hingegen die gravierenderen akut eintretenden Erkrankungen. So kann sich beispielsweise eine Lungenembolie oder ein Herzinfarkt neben Atemnot und deutlich beschleunigtem Puls auch mit Rückenschmerzen bemerkbar machen. Deren Herkunft ist dann weder die Wirbelsäule noch die Rückenmuskulatur, sondern ein projizierter Schmerz, der einem inneren Organ entspringt und sich im Rücken bemerkbar macht.
Während also die „normalen“ Rückenschmerzen ihren Ursprung in der Wirbelsäule oder der Muskulatur haben, sind Rückenschmerzen in Kombination mit einer Tachykardie meist nicht bewegungsabhängig und häufig das Symptom einer gerade akut von Statten gehenden, schwerwiegenden Erkrankung.
Die Histaminintoleranz ist zurückzuführen auf das potentielle Fehlen zweier Enzyme des Körpers, die dem Histaminabbau dienen. Durch das Fehlen kann es im Körper zu einem Ungleichgewicht zwischen der Aufnahme und Abbau des Histamins kommen, welches dann zur Seite der Aufnahme hin verschoben ist. Hat sich somit ausreichend bzw. zu viel Histamin angesammelt, so kommt es im Körper zu Symptomen, die dem einer allergischen Reaktion gleichen.
Neben der Quaddelbildung und der sogenannten Nesselsucht kommt es dann auch zu Herzrasen, Blutdruckerhöhung und dem Anschwellen von Körperregionen. Die Histaminintoleranz wird dabei nicht als eigenständige Allergie gesehen, kann aber in Kombination mit Allergien auftauchen.
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Zunächst ist ein Anamnesegespräch unerlässlich, bei dem der Arzt unter Anderem ermittelt wie häufig und in welchen Situationen der erhöhte Puls auftritt. Weiterhin kann ein Blutbild aufschlussreich sein. Ein erhöhter Puls wird diagnostiziert über das Tasten der Pulse und das Ermitteln der Frequenz.
Weiterhin führt der Arzt eine körperliche Durchsuchung durch und hört das Herz ab. Darüber hinaus wird ein EKG (Elektrokardiogramm) gemacht, welches die Erregungsausbreitung über das Herz aufzeichnet und so Anomalien darstellt. Dieses EKG kann auch als kleines Gerät über 24 Stunden mitgeführt werden (Langzeit-EKG) und so über mehrere Stunden Unregelmäßigkeiten in der Herztätigkeit aufzeichnet, welche der Arzt danach auswerten kann. Zusätzlich besteht die Möglichkeit das Herz mittels Ultraschall (Echokardiographie) zu untersuchen, um die Funktion und Größe des Herzens und der Klappen darzustellen.
Ein erhöhter Puls kann durch den Betroffenen meist mit einfachen Mitteln reguliert werden, da er häufig durch stressige Situationen ausgelöst wird. In diesem Zusammenhang ist es hilfreich sich zu entspannen und den Stress aus Alltagssituationen heraus zu nehmen. Zahlreiche Entspannungstechniken, wie Meditation, Yoga bis hin zur progressiven Muskelentspannung oder autogenem Training können dabei helfen. Der erhöhte Puls lässt sich darüber hinaus durch mehrfaches tiefes Ein- und Ausatmen regulieren. Da Nikotin und Koffein den Herzschlag und Blutdruck erhöhen ist es hilfreich auf beides zu verzichten, um einen erhöhten Puls zu senken.
Gutartige Erhöhungen lassen sich medikamentös behandeln. Hierbei spielen Medikamente eine Rolle, die den Herzschlag verlangsamen, wie Calciumkanalblocker oder Betablocker. Gegen das erhöhte Thromboserisiko bei Vorhofflimmern wird mit Blutgerinnungshemmern (Cumarine) gearbeitet. Falls der erhöhte Puls psychische Ursachen hat können Beruhigungsmittel helfen.
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Im Falle des sehr gefährlichen Kammerflimmerns/-flatterns ist in jedem Fall eine Defibrillation indiziert, um die schnelle Reizleitung zu stoppen und eine langsamere Herzfrequenz neu entstehen zu lassen.
Im Allgemeinen kann ein erhöhter Puls durch einfache Manöver durch den Patienten selbst reguliert werden, sowie durch eine Medikamentation. Falls diese Behandlungsversuche nicht ansprechen sind in einigen Fällen operative Eingriffe oder ähnliche Maßnahmen von Nöten.
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