Rauchen definiert die Inhalation von Tabakrauch, der durch die Verbrennung von Tabakprodukten entsteht. Rauchen ist verantwortlich für unzählige Zivilisationskrankheiten. Zudem führt Rauchen in 50% aller Fälle zum Sterben einer rauchenassoziierenden Krankheit.
Tabakrauchen, Nikotinkonsum, Nikotinabusus
Englisch: tobacco smoking
Unter „Rauchen“ versteht man die Inhalation von Tabakrauch, welcher bei Verbrennung von Tabakprodukten (Zigaretten, Zigarren, Zigarillos, Shisha, Pfeife) entsteht.
Der Begriff „Passivrauchen“ bezeichnet die ungewollte Inhalation des Tabakrauches aus der Raumluft nur durch die Nase. Selbst geraucht wird hierbei nicht.
In Deutschland rauchen etwa 27% der Gesamtbevölkerung (Stand 2010), wobei es sich bei 61% um männliche und bei 39% um weibliche Raucher handelt. Der EU-Durchschnittswert liegt bei 32%.
86% der Nikotinkonsumenten in Deutschland geben an, regelmäßig zu rauchen, wobei 14% der Raucher nur unregelmäßig Tabak konsumieren. Der höchste Anteil an Rauchern ist bei den 20- bis 25 Jährigen zu verzeichnen; 15% aller deutschen Raucher ist jugendlich, wobei das Einstiegsalter bei etwa 13 Jahren liegt.
Im Jahre 1999 hatten 82% der Erwachsenen vor dem 20. Lebensjahr mit dem Tabakrauchen begonnen. Pro Jahr werden in Deutschland ca. 1350 Zigaretten pro Einwohner geraucht.
In den unteren sozialen Schichten ist das Rauchverhalten ausgeprägter als in höheren. Die Berufsgruppe mit dem höchsten Raucheranteil stellen Bauarbeiter sowie Bus- und Fernfahrer dar.
50% aller Raucher sterben an einer mit dem Tabakkonsum assoziierten Krankheit. Außerdem tun sie dies im Schnitt 10 Jahre früher als Nichtraucher.
Es wird geschätzt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung ohne rauchende Bevölkerungsteile 3 Jahre höher wäre.
In Deutschland sterben pro Jahr etwa 3300 nichtrauchende Menschen an den Folgen des Passivrauchs.
30% aller Krebsarten werden in Deutschland durch Rauchen verursacht, bei Lungenkrebs sind es sogar mehr als 80%. An tabakassoziiertem Krebs versterben in Deutschland pro Jahr 60 000 bis 80 000 Raucher.
Einen erstmaligen Herzinfarkt erleiden Raucher im Schnitt 10 Jahre eher als Nichtraucher.
25% der Todesfälle in Deutschland durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind auf Rauchen zurückzuführen; das Schlaganfall-Risiko steigt um das 2- bis 4-fache.
Seit dem 16. Jahrhundert wird in Europa Tabak geraucht, welcher ursprünglich durch Kolumbus von indianischen Stämmen Amerikas mitgebracht wurde. Kräuter rauchten jedoch bereits Römer, Griechen und Germanen und auch die Maya sollen schon Rauch inhaliert haben.
Dass Rauchen auch schädliche Folgen hat, ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt.
Beim aktiven Rauchen einer Zigarette werden über 4000 verschiedene chemische Substanzen aufgenommen. Dazu gehören beispielsweise Nikotin, Arsen, Kohlemonoxid oder Aceton. Etwa 250 dieser beim Rauchen inhalierten Bestandteile sind giftig, ca. 70 wirken krebserregend (karzinogen). Nikotin selbst ist zwar nicht krebserregend, dafür jedoch verantwortlich für die Suchtentstehung (siehe Wirkung des Nikotins).
Rauch, welcher beim Passivrauchen eingeatmet wird, enthält ebenfalls eine Vielzahl chemischer Substanzen, unter anderem auch Arsen, Kohlenmonoxid und Aceton.
Das Nikotin gelangt beim Rauchen nach der Inhalation aus der Lunge in die Blutbahn und von dort ins Gehirn. Hier bindet es in einer bestimmten Hirnregion (ventrales Tegmentum, Teil des Hirnstamms) an spezielle Rezeptoren (nikotinerge Acetycholin-Rezeptoren). Dadurch wird in einer anderen Hirnregion, dem im Vorderhirn liegenden Nucleus accumbens, Dopamin freigesetzt, welches wahrscheinlich für das durch das Rauchen verursachte Belohnungs-, Ruhe sowie Zufriedenheitsgefühl verantwortlich ist.
Wird jetzt häufig geraucht, also regelmäßig Nikotin konsumiert, entsteht das Phänomen der Toleranz, eine Gewöhnung an die Nikotinmenge. Dabei nimmt die Anzahl der Rezeptoren auf Grund der regelmäßigen Nikotin-Rezeptorbindung ab, weshalb gleichzeitig die Ansprechbarkeit auf das Nikotin sinkt. Um beim Rauchen eine gleiche Wirkung zu erreichen ist also mit der Zeit eine stetig höhere Nikotindosis erforderlich.
Wird dem Gehirn bei einem Rauchstopp kein Nikotin mehr zugeführt und nimmt dessen Spiegel im Blut ab, verschwindet auch das an die Rezeptoren gebundene Nikotin. Deshalb versiegt die Dopaminausschüttung und es treten erste Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit und ein größeres Verlangen nach Nikotin auf. Infolgedessen raucht der Mensch erneut und der Zyklus beginnt von Neuem.
Neben den genannten Abstinenzzeichen Reizbarkeit sowie Nikotinverlangen existieren zahlreiche weitere, welche bei längerem Entzug auftreten. Einerseits kann sich die Stimmungslage verändern; Wut, Frustration, Unruhe, Ungeduld, Angst oder Niedergeschlagenheit können entstehen. Andererseits verändert sich unter Umständen der Schlafrhythmus (Schlafstörungen, Schlaflosigkeit) und die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab. Weiterhin kann sich der Appetit wandeln; dessen Steigerung oder Heißhungerattacken in Verbindung mit Gewichtszunahme und Übergewicht zählen ebenfalls zu den Abstinenzsymptomen. Auch die Entstehung von Schwindel und Kopfschmerzen ist möglich, wenn der Mensch aufhört zu rauchen und abstinent bleibt.
Die Diagnose „Nikotinabusus“ stellt man anhand der Anamnese, wobei auf Dauer, Menge sowie Regelmäßigkeit des Rauchens geachtet wird. Angegeben wird die konsumierte Tabakmenge in packyears, das heißt in Zigarettenpäckchen multipliziert mit den Jahren. Raucht ein Mensch beispielsweise seit 15 Jahren 1 Päckchen Zigaretten am Tag, berechnet man dafür 15 packyears (15 Jahre mal 1 Päckchen).
Desweiteren liefert die körperliche Untersuchung Hinweise auf starken Nikotinkonsum: Beispiele sind Tabakgeruch, Farbe sowie Beschaffenheit der Haut und Zähne oder Beschaffenheit der Gefäße.
Die Prophylaxe von Rauchen liegt zum einen in den Händen der Gesellschaft, zum andern in den Händen des Arztes.
Die Gesellschaft kann ihren Beitrag durch ständige Aufklärung durch die Medien oder das Nichtraucherschutzgesetz leisten. Ärzte sollten ebenfalls die Patienten über die Folgen des Rauchens aufklären und dieses Thema bei Vorsorgeuntersuchungen (Jugendvorsorge, Check up 35) aktiv ansprechen.
Um tabakassoziierten Erkrankungen vorzubeugen, sollte der behandelnde Arzt bei bekanntem Nikotinkonsum seiner Patienten diese beraten, zu einer Rauchentwöhnung hinführen und schließlich eine Entwöhnungstherapie einleiten.
Fängt ein Mensch an zu rauchen, liegt das Risiko einer Suchtentwicklung bei 32%. Das Risiko, an einer tabakassoziierten Krankheit zu sterben, beträgt 50%.
Die Erfolgsrate nach 12 Monaten richtet sich nach der Art der Therapie. Bei einem „kalten Entzug“ sowie bei den alternativen Methoden Akupunktur bei Rauchen und Hypnose beträgt die Erfolgsrate 3 bis 5%. Bei Durchführung einer Verhaltenstherapie steigt sie auf 13%, bei einer Nikotinersatztherapie sogar auf 17%. Wird hingegen medikamentös behandelt, führt dies in 16 bis 23% der Fälle zum Erfolg. Bei einer Kombination aus Nikotinersatztherapie und Verhaltenstherapie wird die höchste Erfolgsrate aller Therapieformen erzielt, nämlich 35%.
Bei erfolgreicher Raucherentwöhnung ist ein erster Nutzen bereits nach 3 Monaten erkennbar: Die Lungenfunktion verbessert sich, Kurzatmigkeit, Husten sowie Müdigkeit sinken. Verstreicht weitere Zeit, in der auf Nikotinkonsum verzichtet wird, sinken die Risiken des ehemals Rauchenden, an kardiovaskulären oder tumorösen Krankheiten zu erkranken: Nach einem Jahr beträgt das Risiko für KHK (koronare Herzkrankheit) nur noch 50%, nach 15 Jahren ist es vergleichbar mit dem eines Nichtrauchers. Nach 5 bis 15 rauchfreien Jahren ist auch das Schlaganfall - Risiko nur noch so hoch wie bei einer nichtrauchenden Person. Das Lungenkrebs - Risiko verringert sich nach 10 Jahren um 50 bis 70%, wenn das Rauchen beendet wird.
27% der deutschen Bevölkerung raucht aktiv, worunter man das Inhalieren von Tabakrauch versteht. Regelmäßiger Nikotinkonsum hat neben den positiven psychischen Folgen wie beispielsweise Zugehörigkeitsgefühl oder Genuss eine Vielzahl gesundheitsschädigender Folgen und kann süchtig machen. Verantwortlich für die Abhängigkeitsentstehung beim Rauchen ist die Wirkung des Nikotins im Hirn, gesundheitsschädigend wirken die zahlreichen in Tabakerzeugnissen enthaltenen chemischen Substanzen.
Mit Rauchen assoziierte Krankheiten entstehen sowohl durch Aktiv- als auch durch Passivrauchen. Hierzu zählen zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Atemwegserkrankungen.
Möglichkeiten, den Nikotinabusus zu unterbrechen, existieren mehrere und sollten am besten mit professioneller Hilfe in Anspruch genommen werden. Am erfolgreichsten sind Nikotinersatztherapie, medikamentöse Therapie, Verhaltenstherapie oder eine Kombination der genannten Verfahren. Bei erfolgreicher Raucherentwöhnung ein, sinken mit der Dauer der rauchfreien Zeit die Risiken , an den genannten Krankheiten zu erkranken.
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