Unter dem Begriff „Nikotin“ versteht man eine natürlich in Tabakpflanzen vorkommende meist alkalische, stickstoffhaltige organische Verbindung. Beim Rauchen einer Zigarette werden durchschnittlich 30 Prozent des in der Zigarette enthaltenen Nikotins freigesetzt. Nikotin kann über die Schleimhäute resorbiert werden und auf diese Weise in die Blutbahn und das Gehirn gelangen. Häufiger Nikotinkonsum hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen.
Nicotin
Unter dem Begriff „Nikotin“ versteht man eine natürlich in Tabakpflanzen vorkommende meist alkalische, stickstoffhaltige organische Verbindung (sogenanntes Alkanoid).
Lange Zeit galt der Konsum von Nikotin als gesellschaftliches Erlebnis. Doch spätestens seit die möglichen Gesundheitsschäden durch das Rauchen mehr und mehr erkannt wurden, versuchten die Menschen Abstand von dieser Sucht zu nehmen. Umfangreiche Studien beschäftigen sich jedoch nicht bloß mit den Auswirkungen des Nikotinkonsums auf den menschlichen Organismus, sondern auch damit, welche Lebensumstände den Menschen zum Rauchen bringen. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil von Rauchern in Schichten mit niedriger Bildung vergleichsweise erhöht ist. Mitte der 60er Jahre soll der Anteil an Rauchern in bildungshohen Schichten und der Mittelschicht noch jeweils mehr als 40 Prozent betragen haben. Mittlerweile habe sich dieser Anteil in der Oberschicht beinahe halbiert und in der Mittelschicht auf einen Wert von ungefähr 30 Prozent gesunken. In den Schichten mit niedriger Bildung hingegen soll der Anteil an Personen, die regelmäßig Nikotin konsumieren, auf rund 34 Prozent angestiegen sein. Darüber hinaus lassen umfangreiche Studien darauf schließen, dass Eltern wesentlich häufiger Rauchen als kinderlose Paare.
Der Konsum von Nikotin ist demnach, trotz der bekannten gesundheitlichen Risiken immer noch weit verbreitet. Vor allem im Jugendalter scheint die größte Gefahr zu bestehen, mit dem Rauchen anzufangen. Grund für dieses Phänomen scheinen vor allem die Vorbildfunktion rauchender Eltern und der Gruppenzwang unter Gleichaltrigen zu sein. Glücklicherweise ist der Anteil der rauchenden Jugendlichen innerhalb der letzten Jahre deutlich gesunken. Personen, die einmal mit dem Konsum von Nikotin anfangen, geraten innerhalb kürzester Zeit in ein Abhängigkeitsverhältnis. Schon wenige Sekunden nachdem das Nikotin inhaliert wurde, gelangt es über die Blutbahn ins Gehirn. Dort dockt es an sogenannte nikotinerge Rezeptoren an und setzt eine Reihe von physiologischen Signalkaskaden in Gang. Die eigentliche Abhängigkeit wird dabei vermutlich über einen Anstieg des Botenstoffs Dopamin und eine damit einhergehende Stimulation des Belohnungssystems hervorgerufen.
Beim Rauchen einer Zigarette werden durchschnittlich 30 Prozent des in der Zigarette enthaltenen Nikotins freigesetzt. Rund 90 Prozent dieses Nikotins werden nach dem Einatmen über die Lunge in den Organismus aufgenommen. Nikotin kann jedoch auch über die Schleimhäute resorbiert werden und auf diese Weise in die Blutbahn und das Gehirn gelangen. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass ungefähr 25 Prozent des inhalierten Nikotins bereits sieben bis acht Sekunden nach der Aufnahme das Gehirn erreichen. Im Bereich des Gehirns lagert sich Nikotin an sogenannte nicotinerge Rezeptoren. Auf diese Weise kann der Suchtstoff eine Reihe von physiologischen Reaktionen stimulieren. Der Wirkungseintritt des Nikotins ist dabei sehr schnell.
Beim ersten Konsum des Suchtstoffs reagieren viele Menschen mit Übelkeit und ausgeprägtem Schwindel. Doch schon nach kurzer Zeit beginnt sich der Körper an die Wirkung von Nikotin zu gewöhnen. Raucher beschreiben dann durchweg angenehme Wirkungen des Suchtstoffs. Nikotin soll bei Nervosität beruhigend und entspannend wirken. Darüber hinaus geben die meisten Raucher an, dass das Hungergefühl durch den regelmäßigen Nikotinkonsum verringert werde. Zudem soll das Nikotin beim Raucher ein Gefühl der Geborgenheit, Souveränität und Selbstsicherheit. Vor allem die beruhigende Wirkung von Nikotin ist bislang schwer zu erklären. Grund dafür ist die Tatsache, dass Nikotin auf physiologischer Ebene eher zu Stressreaktionen führt. Bereits kurze Zeit nach der Inhalation des Suchtstoffs beginnen die Herzfrequenz und der Blutdruck anzusteigen. Im Bereich der Hautoberfläche wird eine Verringerung des Widerstandes eingeleitet. In Folge dessen kann die Hauttemperatur deutlich abfallen. Es ist demnach davon auszugehen, dass Raucher wesentlich schneller frieren als Nichtraucher. Auf psychischer Ebene zeigen sich die stimulierenden Effekte des Nikotins durch eine Steigerung der Leistungsfähigkeit sowie einer Verbesserung der Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistung bemerkbar.
Darüber hinaus sorgt das Nikotin dafür, dass Impulse wie Appetit, Stress, Angst, Unsicherheit, Nervosität und Müdigkeit unterdrückt werden. Bei hohem Nikotinkonsum kann es zusätzlich zu einer Blockade wichtiger physiologischer Prozesse kommen. Diese wird zwar vom Raucher zunächst als Beruhigung empfunden, kann jedoch schwerwiegende Folgen haben. Ab einer täglichen Menge von ungefähr einem Milligramm Nikotin pro Kilogramm Körpergewicht besteht Lebensgefahr. Diese sogenannte „letale Menge“ an Nikotin inhalativ aufzunehmen ist jedoch nahezu unmöglich.
Bereits wenige Sekunden nach der Aufnahme gelangt das Nikotin ins Gehirn. Dort kann es an sogenannte nikotinerge Rezeptoren binden. Auf diese Weise können zielgerichtet verschiedene physiologische Signalkaskaden in Gang gesetzt werden. Man geht mittlerweile davon aus, dass der Haupteffekt des Nikotins über den Botenstoff (Synonym: Neurotransmitter) Dopamin vermittelt wird. Eben dieser Botenstoff ist ein wichtiger Bestandteil des körpereigenen Belohnungssystems, durch das der Organismus des Menschen art- und existenzerhaltende Handlungen unterstützen kann. Neben dem Nikotin können unter anderem Essen, Trinken, Amphetamine, Kokain oder auch Geschlechtsverkehr stimulierend auf die Dopamin-Ausschüttung wirken. Der Mensch „belohnt“ sich demnach beim Rauchen, indem ein Gefühl der Selbstsicherheit und Stärke vermittelt wird. Im Laufe der Zeit beginnen sich die nikotinergen Rezeptoren im Gehirn jedoch zu vermehren.
Auf diese Weise kommt es beim Raucher zu einer Toleranzentwicklung. Darüber hinaus lernt der Organismus gewissermaßen, den Giftstoff zu verarbeiten. Bleibt die regelmäßige Nikotinzufuhr aus, so kommt es zum Auftreten von charakteristischen Entzugserscheinungen. Des Weiteren spielen verhaltensfördernde Effekte eine wichtige Rolle bei der Suchtentwicklung. Vor allem Vorbilder (beispielsweise rauchende Eltern) haben einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbildung einer Nikotinsucht. Grund dafür ist die Tatsache, dass die meisten Verhaltensweisen durch die Identifikation mit nahestehenden Personen erlernt werden.
Auch die Zigarettenindustrie selbst fördert die Suchtentwicklung nach Nikotin auf erschütternde Art und Weise. Durch Werbung, die ausschließlich gut aussehende, fröhliche Menschen, die bewusst lässig zur Zigarette greifen, zeigt, soll ein psychologischer Belohnungseffekt erzielt werden. Auf diese Weise wird den Konsumenten vermittelt, dass sie durch das Rauchen auf anderen lässig, cool und witzig wirken. Abschreckende Maßnahmen auf den Zigarettenschachteln selbst scheinen hingegen kaum mehr eine Wirkung zu erzielen. Die eigentliche Abhängigkeit vom Nikotin wird demnach durch verschiedene, belohnende Effekte vermittelt.
Dass der regelmäßige Konsum von Nikotin nicht gesund ist, dürfte mittlerweile jedem bewusst sein. Wie schädlich sich der Suchtstoff tatsächlich auf den Organismus auswirkt wird jedoch häufig unterschätzt. Bei den gesundheitlichen Auswirkungen des Nikotins muss zwischen akuten Gefahren und langfristigen Gesundheitsschäden unterschieden werden. Nikotin gilt als hochwirksames Nervengift, welches bereits kurze Zeit nach der Aufnahme zur Stimulation von Nervenzellen führt. Diese Stimulation kann jedoch schnell in eine Lähmung der Nervenzellen übergehen. Ungefähr 50 bis 100 Milligramm Nikotin gelten als tödliche Dosis. Auf Grund der Tatsache, dass die Leber das aufgenommene Nikotin recht zügig abbauen kann, kann diese Menge jedoch auf inhalativem Weg nicht erreicht werden. Die während des Rauchens über Schleimhäute und Lunge aufgenommenen Giftstoffe können sich über den Blutkreislauf im gesamten Organismus verteilen.
Auf diese Weise kann fast jedes Organ durch den Konsum von Nikotin in Mitleidenschaft gezogen werden. Vor allem die Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem werden durch den Giftstoff besonders stark geschädigt. Problematisch ist dabei die Tatsache, dass die durch das Nikotin hervorgerufenen Gesundheitsschäden erst nach Jahren oder Jahrzehnten auftreten. Aus diesem Grund gelingt es Raucherinnen und Rauchern das Gesundheitsrisiko über einen langen Zeitraum zu verleugnen. Neuesten Schätzungen zufolge versterben jährlich ungefähr 100.000 bis 120.000 Menschen an den Folgen des Nikotinkonsums. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass Raucherinnen und Raucher circa 10 Jahre ihrer Lebenszeit einbüßen müssen.
Neben dem Nikotin sind in Zigaretten auch anderen Schadstoffe enthalten. Ungefähr 40 dieser Zusatzstoffe, unter anderem Teer, gelten als krebserregend. Vor allem die winzigen Teerpartikel setzen sich in den Atemwegen und der Lunge ab. Sie schädigen dort sogenannte Flimmerhäarchen, die für die Filterung der Atemluft und den Abtransport von Schmutzpartikeln zuständig sind. In Folge dessen werden die Atemwege um ein Vielfaches anfälliger für bakterielle und virale Krankheitserreger. Starker, wiederkehrender Husten (Raucherhusten) und chronische Entzündungen der Bronchien (chronische Bronchitis) gelten als erste Anzeichen für eine Schädigung der Atemwege. Zudem gilt Lungenkrebs als typische Raucherkrankheit. Studien zufolge kann davon ausgegangen werden, dass ungefähr 85 Prozent der Menschen, die an Lungenkrebs erkranken, regelmäßig Nikotin konsumiert haben. Darüber hinaus stellt das in Zigaretten enthaltene Kohlenstoffmonoxid ein weiteres giftiges Gas dar. Gelangt die Substanz ins Blut und wird dort anstelle des lebenswichtigen Sauerstoffs an die roten Blutkörperchen gebunden, ist Sauerstoffmangel eine ernstzunehmende Folge. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen, da Kohlenstoffmonoxid ein um ein Vielfaches höheres Bindungsverhalten zum in den roten Blutkörperchen enthaltenen Hämoglobin aufweist.
Zu den wichtigsten Nikotin-assoziierten Gesundheitsschäden gehören:
schwere Atemnot (beispielsweise durch Lungenblähung)
Bronchialtumore
Mundhöhlentumore
Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße
Neben dem aktiven Konsum von Nikotin kann jedoch auch das Passivrauchen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen. Da ein Raucher nur ungefähr 40 Prozent des Tabakrauchs selbst aufnimmt, gelangt der Rest der Schadstoffe in die Umgebungsluft. Dabei handelt es sich vor allem um den ungefilterten Nebenstromrauch. Man kann davon ausgehen, dass der Schadstoffanteil in diesem Nebenstromrauch bis zu 130 Mal stärker ist. Passivraucher sind demnach den gleichen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt, wie aktive Raucher. Vor allem für kleine Kinder und Jugendliche gilt das Passivrauchen als besonders gefährlich. Grund dafür ist die Tatsache, dass der heranwachsende Organismus auf Nikotin und anderen Schadstoffe wesentlich empfindlicher reagiert. Kinder, die regelmäßig Nikotin-haltigen Dämpfen ausgesetzt sind, erkranken nachweislich häufiger an Entzündungen der Atemwege und Infektionen. Darüber hinaus wird das Passivrauchen als eine der möglichen Ursachen für den plötzlichen Kindstod angesehen.
Der regelmäßige Konsum von Nikotin macht unter anderem über den stetigen Anstieg nikotinerger Rezeptoren im Gehirn schnell abhängig. Für die meisten Raucher ist es trotz bekannter gesundheitlicher Risiken schwer den Konsum von Nikotin zu unterlassen. Einige wichtige Tipps können jedoch dabei helfen, die Wahrscheinlichkeit, dass der Nikotinentzug funktioniert, zu steigern. Personen, die seit Jahren abhängig von Nikotin sind sollten nach Möglichkeit ein genaues Datum festlegen und exakt an diesem Tag mit dem Rauchen aufhören. Studien zufolge haben die meisten Raucher, die den Nikotinentzug geschafft haben, von einem auf den anderen Tag aufgehört. Eine Reduktion der täglichen Nikotinmenge hingegen bleibt zumeist erfolglos.
Gerade die ersten Wochen des Entzuges gelten als besonders schwer. Aus diesem Grund sollten sich die potentiellen Nichtraucher beschäftigen. Dies hilft am meisten dabei, nicht ans Rauchen zu denken. Darüber hinaus sollten alle Utensilien, die an den Nikotin erinnern, beispielsweise Zigarettenschachteln, Feuerzeuge und Aschenbecher, entsorgt werden. Auch eine Steigerung der körperlichen Aktivität soll dabei helfen, den Nikotinentzug besser zu überstehen. Betroffene sollten aus diesem Grund nach Möglichkeit laufen, statt den Bus oder das Auto zu nehmen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Hilfsmittel, die den Nikotinentzug innerhalb der ersten Wochen abmildern können. Vor allem Nikotinpflaster, die kontinuierlich eine kleine Menge Nikotin an den Körper abgeben, erfreuen sich großer Beliebtheit. Im Idealfall sollte der Hausarzt über das Vorhaben informiert werden. Dieser kennt unter Umständen einige Tipps, die den Nikotinentzug einfacher machen.
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