Als anhaltende somatoforme Schmerzstörung (ASS) wird als ein Störungsbild bezeichnet. Eine anhaltende somatoforme Schmerzstörung können vielfältige Ursachen haben. Die Schmerzen der anhaltenden somatoforme Schmerzstörung führen zu einem enormen Leidensdruck.
Schmerzstörung, Psychalgie
Englischer Begriff: pain disorder, somatoform pain disorder
Als anhaltende somatoforme Schmerzstörung (ASS) wird ein Störungsbild bezeichnet, das durch anhaltende starke Schmerzen ohne somatische (körperliche) Ursache gekennzeichnet ist, so dass psychische Ursachen als Auslöser (emotionale Konflikte, psychosoziale Probleme) angesehen werden.
Vielfältige Ursachen können eine anhaltende somatoforme Schmerzstörung hervorrufen. Demnach führen weniger einzelne Faktoren als ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu dieser Schmerzstörung.
Solche Faktoren sind neurophysiologischer (z.B. Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung und Schmerzweiterleitung), lerntheoretischer (z.B. Lernen am Modell - Beobachtungslernen), persönlichkeitsspezifischer (z.B. Verarbeitung von Stress) und sozialer Art (z.B. Kultur).
Hier sollten als erstes physiologische Ursachen der Schmerzen durch eine ärztliche (neurologische = Facharzt für Neurologie) Untersuchung ausgeschlossen werden.
Die Schmerzen führen zu einem enormen Leidensdruck, so dass vermehrt persönliche oder medizinische Hilfe in Anspruch genommen wird. In Anlehnung an die Leitlinien für psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik (2002) sollte auch eine genaue Anamnese (Vorgeschichte) erhoben werden, da Faktoren wie körperliche Misshandlung öfter in der Biographie der Betroffenen vorkommen. Patienten mit einer psychischen Ursache ihrer Schmerzen lokalisieren diese nicht genau, beschreiben den Schmerz eher gefühlsbetont und weniger mit sensorischen Begriffen (z.B. „brennend“, „ziehend“, etc.)
Die Schmerzsymptomatik muss entsprechend der ICD-Richtlinien länger als sechs Monate bestehen. Die psychischen Auslöser der ASS (anhaltenden somatoformen Schmerzstörung) müssen von denjenigen psychischen Belastungsfaktoren abgegrenzt werden, die erst im Verlauf des ASS (anhaltenden somatoformen Schmerzstörung) entstanden sind. Dabei sollten keine Schmerzzustände berücksichtigt werden, die im Rahmen einer depressiven Störung oder Schizophrenie aufgetreten sind. Ferner sollten keine Anzeichen von Simulation vorliegen.
Der erste Schritt einer Therapie der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung besteht zuerst in der Verhinderung von nicht notwendigen Maßnahmen zur Beseitigung der nicht körperlich bedingten Schmerzen (z.B. durch invasive, d.h. in den Körper eindringende Verfahren).
Eine Psychotherapie ist das Mittel der Wahl bei der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung. Hier werden bei einem verhaltenstherapeutischen Ansatz besonders Strategien zur Schmerzbewältigung, Veränderung der subjektiven Krankheitsmodelle und Veränderung der Funktion von Schmerzen im Vordergrund stehen.
Körperbezogene Elemente der Psychotherapie zielen auf die Veränderung der Körperwahrnehmung und der Achtsamkeit ab. Psychodynamische Elemente fokussieren dagegen frühkindliche Traumatisierungen und den Mechanismus der Somatisierung, d.h. seelischen Konflikte zeigen sich in körperlichen Symptomen.
Neben einer Psychotherapie ist sinnvoll, antidepressive Medikamente (Amitriptylin) zu verabreichen. Tranquilizer (Beruhigungsmittel) oder Neuroleptika (Medikamente zur Behandlung von Psychosen, z.B. der Schizophrenie) sollten dagegen nicht verabreicht werden.