Unter einer Blutarmut, die medizinisch auch als Anämie bezeichnet wird, versteht man ein Mangel an roten Blutkörperchen, wodurch die Sauerstoffversorgung negativ beeinflusst wird.
Die Blutarmut ist ein häufiges Symptom. Man versteht unter einer Blutarmut eine Verminderung der Anzahl roter Blutkörperchen (Erythrozyten), des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) und/oder des zellulären Bestandteiles des Blutes (Hämatokrits). Der Hämatokrit beschreibt den Anteil der Blutzellen am gesamten Blutvolumen in Prozent.
Die Erythrozyten werden im Knochenmark gebildet und haben eine Lebensdauer von etwa 120 Tagen. Ihr Durchmesser beträgt ca. 7,5 µm, sie sind rund, auf beiden Seiten eingedellt und verformbar. Die Blutbildung dauert bei den roten Blutkörperchen (Erythropoese) etwa 5 – 7 Tage. Der Abbau erfolgt regelhaft in der Milz.
Die verschiedenen Symptome einer Blutarmut sind entweder direkte Folge der Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) oder der Kompensationsmechanismen des Körpers. Oft spüren die Patienten als erste Symptome vor allem eine Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Durch die Sauerstoffunterversorgung sind Haut und Schleimhäute oft blass. Da auch das Gehirn nicht mehr genug Sauerstoff erhält können Kopfschmerzen, Übelkeit, Ohnmacht (Synkope), Konzentrationsstörungen oder Ohrgeräusche (Tinnitus) auftreten.
Erhält der Herzmuskel zu wenig Sauerstoff kann dies zu einer Angina pectoris führen, welche sich in Form eines Herzinfarktes darstellt. Die Nieren benötigen für ihre Arbeit sehr viel Sauerstoff. Reicht dieser nicht mehr aus, kann es zu kleinen Mengen Blut (Hämaturie) und Eiweiß (Proteinurie) im Urin kommen. Auch brüchige Fingernägel und Haarausfall können Symptom der Blutarmut sein.
Kompensatorisch versucht der Körper, die Organe mit genug Sauerstoff zu versorgen. So beschleunigen sich Atmung und Herzfrequenz.
Die oben genannten Symptome sind allgemeine Symptome einer Blutarmut. Des Weiteren können spezifische Symptome abhängig von der Grunderkrankung auftreten. Grundsätzlich gilt, dass die Blutarmut selbst immer Symptom der eigentlichen Krankheit ist.
Mehr Informationen erhalten Sie auch unter unserem Thema: Symptome der Blutarmut sowie Symptome einer Eisenmangelanämie
Bereits aus der Krankengeschichte (Anamnese) kann sich ein erster Hinweis auf die Blutarmut ergeben. Im Anschluss steht vor allem die Suche nach der Ursache an wichtigster Stelle. Dabei ist das wichtigste diagnostische Mittel ein Blutbild. Dieses zeigt durch die verschiedenen Parameter auf, welche Ursachen in Frage kommen können. Am wichtigsten ist dabei die Unterscheidung zwischen einem vermehrten Blutverlust oder Blutabbau oder einer Blutbildungsstörung.
Zunächst liefert das Blutbild die Antwort, ob überhaupt eine Blutarmut vorliegt. Dies lässt sich am Hämoglobinwert ablesen (Männer <13 g/dl, Frauen <12 g/dl). Das mittlere Volumen (MCV) der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) gibt einen Hinweis zur Größe der Zellen. Der mittlere Hämoglobingehalt eines Erythrozyten (MCH) und die Konzentration des Hämoglobins (MCHC) weisen auf mögliche Störungen der Bildung des roten Blutfarbstoffs hin.
Die Therapie richtet sich nach den verschieden Ursachen der Blutarmut.
Die Therapie hängt jedoch entscheidend von der Form der Blutarmut ab, daher finden Sie spezifische Therapien direkt unter den Formen der Anämie. Die Therapie der Blutarmut besteht vor allem in der Beseitigung der Ursache. Bei allen Patienten mit einer Anämie muss zunächst eine genaue Diagnostik zur Form der Blutarmut durchgeführt werden.
Ein Eisenmangel kann durch Eisentabletten oder bei schwereren Formen zunächst durch wiederholte Eiseninfusionen therapiert werden.
Grundsätzlich sollten die Eisentabletten ca. 30 Minuten vor der Mahlzeit und mit Organgensaft eingenommen werden. Durch das darin enthaltene Vitamin C kann das Eisen besser aufgenommen werden. Besteht der Verdacht einer chronischen Blutung im Magen- Darm- Trakt, so muss zunächst die Blutungsquelle gefunden werden.
Ulcusblutungen (Blutungen aus einem Magengeschwür) im Magen können durch Clipping (Abklemmen der Blutung) oder Injektion gerinnungsfördernder Substanzen gestillt werden. Des Weiteren sollten die Patienten anschließend regelmäßig Protonenpumpenhemmer zur Reduzierung der Magensäure einnehmen. Bei einem Mangel von Cobalamin (Intrinsic faktor) oder Thiamin können die Substanzen intravenös verabreicht werden. Dabei wird Hydroycobalamin dem Cyanocobalamin vorgezogen, da dieses langsamer ausgeschieden wird.
Bereits am zweiten Tag zeigt sich eine deutlich vermehrte Zahl von Vorläuferzellen. Damit ausreichend rote Blutkörperchen gebildet werden können, muss in dieser Phase Eisen und Kalium gegeben werden um den massiven Mehrbedarf ausgleichen zu können.
Bei Folsäuremangel kann dieses oral in einer Dosis von 5mg pro Tag verabreicht werden. In beiden Fällen muss eine kausale Therapie (Ursache muss beseitigt werden) stattfinden, wenn die Ursache des Mangels in einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, Bandwurmerkrankung oder Tumorerkrankung liegt. In diesen Fällen reicht eine einfache Substitution des fehlenden Stoffes nicht aus.
Bei angeborenen Erkrankungen wie einer Thalassämie oder einer Sichelzellanämie hilft lediglich eine Stammzelltransplantation. Andernfalls müssen regelmäßig etwa alle 3 Wochen Erythrozytenkozentrate verabreicht werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die regelmäßige Gabe von Erythropoetin zur Anregung der Produktion. Dies wird vorwiegend bei Dialysepatienten oder nach aggressiven Chemotherapiezyklen eingesetzt um den Erythropoetinmangel auszugleichen.
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Bei der Blutarmut (med. Anämie) handelt es sich um eine Verminderung des Hämoglobins. Dies ist ein Sauerstoff tragendes Protein im Körper.
Es befindet sich im gesamten Körper in den roten Blutzellen (Erythrozyten) und dient damit der Sauerstoffversorgung der Organe. Ein Abfall des Hämoglobins kann sowohl angeborene als auch erworbene Ursachen haben.
Durch die Blutarmut reagiert der Körper mit einer erhöhten Herzfrequenz und einer geringeren Belastbarkeit. Daraus entstehen verschiedene Symptome. Abhängig von der Ursache der Blutarmut gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Abhängig von den oben genannten Blutwerten wird die Blutarmut (Anämie) in verschiedene Formen gegliedert. Dies ist gleichzeitig eine Einteilung zur Ursache der verschiedenen Formen der Blutarmut.
Die normochrome, normozytäre Anämie beschreibt eine Blutarmut mit normal großen roten Blutkörperchen und einem normalen Hämoglobingehalt (roter Blutfarbstoff). Die Zahl der roten Blutkörperchen insgesamt ist verringert.
Oft ist die Ursache einer solchen Blutarmut eine nicht ausreichende Wirkung des Hormons Erythropoetin bzw. Zytokin.
Erythropoetin wird in der Niere gebildet und stimuliert die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark. Grund für einen Erythropoetinmangel können Nierenerkankungen oder ein niedriger Stoffwechselzustand sein. Beispielsweise in Folge einer Schilddrüsenunterfunktion, (Hypothyreose), Hypophyseninsuffizienz (Hypophysenunterfunktion) oder eines Eiweißmangels. Ebenso kann eine aplastische Anämie zu einer normochromen, normozytären Blutarmut führen. Hierbei ist der Erythropoetingehalt in der Regel normal.
Hingegen sind die Vorläuferzellen im Knochenmark verringert, sodass nicht ausreichend rote Blutkörperchen gebildet werden können.
Die genaue Ursache ist unklar, es wird eine genetische Form beschrieben, welche als Fanconi- Anämie bezeichnet wird. Auch Strahlung, Chemikalien, Infektionen, Medikamente oder Chemotherapie können Einfluss auf die Bildung im Knochenmark haben.
Diese Schädigungen sind jedoch unspezifisch und betreffen auch die anderen Vorläuferzellen im Knochenmark. Auch das blutbildende Knochenmark kann durch bestimmte Malignome (bösartige Tumore), Metastasen, maligne Lymphome (Lyphdrüsenkrebs) oder Leukämien beschädigt werden. Dies führt dann jedoch nicht nur zu einer Störung der roten Blutkörperchen, sondern auch der anderen Blutzellreihen.
Die hyperchrome, makrozytäre Anämie beschreibt eine Form der Blutarmut mit besonders großen und Hämoglobinreichen roten Blutzellen. Die Anzahl der roten Blutkörperchen ist jedoch verringert. Ursache hierfür sind ein Mangel an Vitamin B12, Thiamin oder Folsäure.
Vitamin B12 wird im Körper zur DNS-Synthese (Erbgut) benötigt. Da bei einem Mangel nicht ausreichend DNS zur Synthese vorhanden ist, werden die roten Blutkörperchen im Vergleich zu groß.
Ein Vitamin B12 Mangel kann durch unzureichende Aufnahme mit der Nahrung oder eine Malabsorption (Aufnahmestörung) entstehen.
Damit Vitamin B12 im Darm aufgenommen werden kann, benötigt die Darmschleimhaut den intrinsischen Faktor (IF). Fehlt dieser oder ist er nicht in ausreichender Menge vorhanden, kann Vitamin B12 nicht aufgenommen werden.
Dies kann erworbene oder angeborene Ursachen haben. Ebenso können chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Bandwurmbefall oder andere Erkrankungen des Darms zu einem Mangel an Vitamin B12 führen. Während der Schwangerschaft, in der Kindheit und bei bösartigen Tumorerkrankungen besteht ein erhöhter Bedarf an Vitamin B12.
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Wird dieser nicht durch ausreichende Aufnahme gedeckt, entsteht ebenfalls eine Blutarmut. Folsäure dient als Coenzym bei der Synthese von Purinen, Thymin und Methionin. Ein Mangel führt ebenfalls zu einer Störung der DNS-Synthese. Die Ursachen entsprechen weitgehend den Gründen eines Vitamin B12 Mangels. Nicht ausreichende Aufnahme, Darmerkrankungen oder ein vermehrter Bedarf in Schwangerschaft und Kindheit ohne entsprechende Mehraufnahme verursachen einen Mangel.
Die dritte Form ist die hypochrome, mikrozytäre Anämie. Hier sind die roten Blutkörperchen zu klein und enthalten zu wenig Hämoglobin. Meist tritt diese Form der Blutarmut als Folge eines Eisenmangels auf. Mit ca. 80% ist sie die häufigste Form der Blutarmut. Man spricht von einer Eisenmangelanämie. Oft ist ein erhöhter Eisenverlust durch Blutungen beispielsweise im Verdauungstrakt Ursache eines Eisenmangels.
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Durch eine mangelhafte Aufnahme bei Durchfall oder Magensäuremangel kann der Eisengehalt im Körper ebenfalls zu gering sein.
Aber auch Defekte in den Transportproteinen des Eisens (Transferrin) oder durch eine Nierenerkrankung und einen dadurch bedingten hohen Eisenverlust kann ein Eisenmangelanämie auftreten.
Eine mangelhafte Eisennutzung tritt beispielsweise bei der Thalassämie oder der Sichelzellanämie auf und führt ebenfalls zu einer Blutarmut.
Ebenso können Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen und akute oder chronische Infektionen einen Eisenmangelanämie und damit eine Blutarmut auslösen.
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Auch die Prognose der Blutarmut ist abhängig von der Ursache und Mitarbeit (Compliance) des Patienten. Die Spannweite reicht von der vorübergehenden Substitution (von z.B. Eisen) bis zu lebenslangen Gabe von Vitaminen. Bestimmte Formen unbehandelt sogar tödlich verlaufen.
Die Blutarmut ist eine häufige Erkrankung welche verschiedenste Ursachen haben kann. Diese reichen von vergleichsweise harmlosem Mangel (Eisenmangel) aufgrund unzureichender Ernährung bis zu schweren Tumorerkrankungen als Ursache. Um die Ursache zu finden hilft zunächst ein einfaches Blutbild, welches Hinweise auf die Art der Blutarmut und damit die Ursache gibt.
Die einzelnen Formen der Blutarmut (normochrom, normozytär/ hyperchrom, makrozytär/ hypochrom, mikrozytär) führen aufgrund der zahlreichen Ursachen zu verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Einfache Mangelzustände (z.B. Eisenmangel) können durch deren Ausgleich (z.B. Eisengabe) relativ einfach therapiert werden. Angeborene Ursachen einer Blutarmut hingegen müssen durch Erythrozytenkonzentratgabe (Blutkonserven) oder Knochenmarktransplantation behandelt werden.
Chronische Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, sowie andere Autoimmunerkrankungen müssen durch entsprechende Hemmung des Immunsystems therapiert werden. Blutarmut aufgrund von Tumorerkrankungen ist oft besonders schwer zu therapieren, da die Blutarmut nicht nur durch den Tumor selbst, sondern auch durch dessen Therapie mittels Bestrahlung und Chemotherapie entsteht.
Die Einteilung der Blutarmut erfolgt nach dem Volumen der roten Blutkörperchen (makrozytär, normozytär, mikrozytär), dem Hämoglobingehalt (hypochrom, normochrom, hyperchrom), der Ursache (Blutverlust, Synthesestörung, vermehrter Abbau) und dem Knochenmarkbefund.
Man kann die Blutarmut in verschiedenen Formen einteilen: