In diesem Artikel geht es um die Colitis ulcerosa. Es werden die Ursachen, der Verlauf und die Lokalisation, Symptome sowie Schübe besprochen. Auch die Behandlung, Diagnose, Heilungschancen und Komplikationen werden thematisiert. Zusätzlich werden die ideale Ernährung, Einflüsse von Rauchen und Alkohol sowie die Lebenserwartung behandelt.
Die Colitis ulcerosa gehört wie der Morbus Crohn zur Gruppe der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Kennzeichnend für die Colitis ulcerosa ist die isolierte Entzündung der Dickdarm- und Mastdarmschleimhaut. Colitis ulcerosa wird meistens mit blutig-schleimigen Durchfall (Diarrhoe) und Bauchschmerzen symptomatisch (beschwerdehaft) und betrifft bevorzugt jüngere Menschen in der 2. bis 4. Lebensdekade.
Bei einer Colitis ulcerosa unterscheidet man zwischen den ganz typischen Symptomen, die sich direkt auf das entzündliche Geschehen im Darm zurückführen lassen und den sogenannten „extraintestinalen“ Symptomen, also denjenigen, die sich außerhalb des Darms bemerkbar machen.
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Etwa 80% aller Patienten mit Colitis Ulcerosa haben während der Krankheitsschübe Schmerzen, circa 20% der Betroffenen aber auch in der schubfreien Zeit.
Am häufigsten sind Bauchschmerzen im linken Unterbauch, nicht selten treten sie während oder nach dem Stuhlgang auf. Hinzu kommen die Schmerzen durch Entzündungen außerhalb des Darmes, zum Beispiel in den Gelenken.
Schmerzmittel können Linderung verschaffen, ihre Einnahme sollte aber nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, da einige gängige und frei verkäufliche Schmerzmittel Schübe auslösen oder verschlimmern können (zum Beispiel Ibuprofen).
Blähungen stellen ein häufiges Symptom bei Colitis Ulcerosa dar und können mitunter sehr belastend für die Betroffenen sein.
Durch zu viel Gas im Darm kommt es zu lauten Darmgeräuschen, Bauchschmerzen und eventuell geräuschvollem Entweichen der Gase. In schweren Fällen bläht sich der Bauch gut sichtbar auf („Blähbauch“).
Zudem können die im Darm gefangenen Gase Druck auf Organe oberhalb des Darms ausüben und somit Aufstoßen, Appetitlosigkeit und Übelkeit verursachen. Die Gase gelangen entweder von außen in den Darm, zum Beispiel durch vermehrtes Luftschlucken beim Essen, oder sie werden im Darm vermehrt produziert. Letzteres ist bei Colitis Ulcerosa häufig der Fall, unter anderem weil die natürliche Darmflora durch die Krankheit gestört sein kann.
Die Colitis ulcerosa zählt zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, ebenso wie der Morbus Crohn. Die Erkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass sie in der Regel aus Phasen ohne Beschwerden und akuten Phasen mit Beschwerden besteht. Diese Phasen in denen die Betroffenen unter anderem unter sehr häufigen und ausgeprägten, oftmals blutigen Durchfällen und Bauchschmerzen leiden, bezeichnet man als Schub. Man meint damit also das Auftreten eines Krankheitsschubs nach einer Ruhephase.
Es gibt jedoch auch Patienten, die dauerhaft unter Symptomen der Erkrankung leiden, man spricht dann von einem chronisch aktiven Verlauf. Oftmals besteht die Behandlung der Colitis ulcerosa aus einer Dauermedikation und einer Akutmedikation, die dann angewandt wird, wenn ein akuter Schub auftritt. Die Dauermedikation soll die Krankheitsaktivität so gut wie möglich eindämmen, die Schubmedikation dient vor allem der raschen Beschwerdereduktion.
Oftmals ist eine Kontrolle der Symptome durch Medikamente jedoch nicht vollständig möglich. Es kann vorkommen, dass die Beschwerden während eines Schubs so ausgeprägt sind, dass eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich ist. Hier können bestimmte Medikamente intravenös als Infusionen verabreicht werden, dies führt oftmals zu einer rascheren Linderung als die Einnahme der Medikamente in Tablettenform.
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Die Diagnose der Colitis ulcerosa wird durch Blutuntersuchungen und vor allem die Dickdarmspiegelung, samt der feingeweblichen (histologischen) Untersuchung einer Schleimhautprobe erbracht. Die wichtigste Differentialdiagose ist der Morbus Crohn, der insbesondere in der Symptomatik der Colitis ulcerosa sehr ähnelt. Bei 10% der Patienten mit einer unspezifischen Kolitis kann die definitive Diagnose am Anfang der Erkrankung nicht gestellt werden.
Im Arzt-Patient-Gespräch (Anamnese) kann die Stuhlfrequenz, Stuhlqualität, Blutbeimengungen, Schmerzen und andere Symptomatik erfragt werden. Die körperliche Untersuchung ergibt oft keine spezifischen Befunde. Manchmal kann man einen druckschmerzhaften Bauch tasten und bei der rektalen Tastuntersuchung Blut am Handschuh feststellen.
Bei der Blutuntersuchung können einige Parameter auf eine Entzündung im Körper hinweisen. Dabei kann die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) beschleunigt, das C-reaktive Protein (CRP) erhöht sein und eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gefunden werden. Ein erniedrigter Hämoglobinwert im Blut (Anämie) kann durch einen Blutverlust verursacht sein. Bei etwa der Hälfte der Patienten kann man im Blut einen Autoantikörper finden, den so genannten prinucleären antineutrophielen cytoplasmatischen Antikörper (p-ANCA). Um andere Erkrankungen, die im Bauchraum vorkommen können teilweise ausschließen zu können, wird oft eine Sonographie des Bauchraums (Abdomen) durchgeführt. Eine wichtige Ausschlussdiagnose ist eine infektiöse Ursache für die Darmentzündung (Kolitis), die auch mit Durchfall einhergeht. Zur Differentiadiagnose muss deshalb manchmal eine Stuhluntersuchung (Stuhlprobe) durchführt werden, um besonders bakterielle Erreger als Ursache ausschließen zu können.
Die wichtigste diagnostische Maßnahme ist jedoch die Darmspiegelung.
Darmspiegelung (Koloskopie):
Die „Spiegelung“ (Endoskopie) des Darms ist zur direkten Beurteilung und Einteilung von Schleimhautschäden das diagnostische Mittel der Wahl und sollte bei Verdacht auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung durchgeführt werden. Bei der Darmspiegelung werden über eine Schlauchkamera (Endoskop) Bilder auf einen Monitor übertragen. Dazu wird die Kamera bis zum Zäkum (Caecum; Teil des Dickdarms) vorgeschoben und dann beim langsamen Zurückziehen die Schleimhaut beurteilt. Während der Koloskopie können zusätzlich Gewebeproben (Biopsie) aus entzündeten Schleimhautbereichen entnommen werden. Die feingewebliche Begutachtung der Biopsien unter dem Mikroskop (histologischer Befund) ist weitaus aussagekräftiger als der mit bloßem Auge erfasste (makroskopische) Befund.
Lesen Sie hier mehr zu den Themen Endoskopie und Biopsie
Bei der Begutachtung der Darmschleimhaut fallen, je nach Schwere der Entzündung, eine einfache Schwellung (Ödem) der Schleimhaut, bis hin zu großflächigen Geschwüren mit massiven Blutungen und Verlust des Schleimhautreliefs auf. Manchmal können in der Endoskopie Pseudopolypen gefunden werden, die durch überschießende Heilungsreaktion (Regeneration) der Schleimhaut entstehen.
Mastdarmspiegelung (Rekto-Sigmoidoskopie):
Diese Methode ermöglicht das Einsehen des Enddarms mittels eines starren Rohres. Bei einer isolierten Entzündung des Mastdarms (Rektum) kann man diese Methode zur Verlaufsbeobachtung benutzen. Zur Erstdiagnose sollte jedoch stets eine komplette Darmspiegelung (Koloskopie) durchgeführt werden.
Histologische Untersuchung:
Die in der Endoskopie entnommene Biopsie sollte vom Pathologen unter dem Mikroskop feingeweblich (histologisch) untersucht werden. Oft kann durch den kennzeichnenden Schleimhautbefall die Colitis ulcerosa gegenüber anderen Darmentzündungen, wie zum Beispiel den Morbus Crohn, abgegrenzt werden. Charakteristisches mikroskopisches Merkmal eines Colitis Ulcerosa-Befalls des Dickdarms ist eine isolierte Entzündung der Schleimhaut (Mukosa). Dabei zeigt sich eine starke Anreicherung von Entzündungszellen (Lymphozyten) in der Mukosa und eine starke Reduktion der für den Dickdarm typischen Becherzellen. Als besonders charakteristisch gelten Abszesse in den Krypten der Dickdarmschleimhaut (Siehe auch Anatomie Dickdarm).
Kolonkontrasteinlauf:
Beim Kolonkontrasteinlauf wird der Dickdarm durch Kontrastmittelgabe über den After (Einlauf, Klistier, Klysma) im Röntgenbild sichtbar gemacht. Zusätzlich kann man den Darm mit Luft aufblasen, damit sich das Kontrastmittel an die Wände des Darms legt und so auch feinste Veränderungen der Darmwand sichtbar werden. Es ist eine gute Beurteilbarkeit entzündlicher Darmwanderkrankungen, wie die Colitis ulcerosa und damit einhergehende Verengungen (Stenosen, Strikturen) möglich.
Teilweise wird auch eine MRT nach Sellink gemacht. Hierbei wird das MRT vom Bauch nach oraler Kontrastmittelgabe in Sellink Technik durchgeführt. Besonders Erkrankungen des Dünndarms können in dieser Technik gut diagnostiziert werden.
Eine Colitis ulcerosa wird in der Regel medikamentös behandelt. Wie oben bereits beschrieben, unterscheidet man zwischen zwei Arten von Medikamenten. Die, die dauerhaft gegeben werden um die Krankheitsaktivität zu reduzieren (Erhaltungstherapie) und solche, die bei Auftreten eines Schubs gegeben werden um die währenddessen auftretenden Beschwerden so effektiv wie möglich zu lindern.
Man unterscheidet bei den eingesetzten Medikamenten zwischen solchen, die entzündungshemmend wirken und solchen, die immunsuppressiv wirken. Zweitere sollen das körpereigene Immunsystem herunterregulieren, da es bei einer Colitis ulcerosa oftmals überschießend aktiv wird.
Es gibt Medikamente, die in Tablettenform eingenommen werden können und solche die möglichst lokal wirken sollen, hier kommen rektale Einläufe oder Zäpfchen zum Einsatz. Auch Schmerzmittel sind bei der Therapie der Colitis ulcerosa häufig nötig.
Bei schwer betroffenen Patienten, bei denen mit Medikamenten keine ausreichende Besserung erreicht werden kann und bei Patienten, bei denen sich Komplikationen eingestellt haben kommt auch eine Operation als Therapieoption in Frage. Dies ist deshalb möglich, weil die Colitis ulcerosa nur den Dickdarm, nicht aber den Dünndarm befällt. Operativ kann also der Dickdarm oder Teile davon entfernt werden. Dies ist eine relativ aufwändige Operation, da die Wiederherstellung der Darmpassage durch einen Umbau und Wiederanschluss des Dünndarms geschehen muss.
Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite Therapie der Colitis ulcerosa und Mesalazin
Kortisonpräparate gehören bei Colitis Ulcerosa zu den Standardmedikamenten.
Bei leichten bis mittelschweren Schüben werden sie häufig in lokaler Form eingesetzt, zum Beispiel als Einlauf oder Zäpfchen. Bei schwereren Schüben muss oft auch auf die systematische Gabe von Kortison zurückgegriffen werden, also in Form von Tabletten oder intravenös. Besonders bei dieser Applikationsform ist bei längerfristiger Anwendung das Risiko für das Auftreten der typischen Nebenwirkungen von Kortison (z.B. Blutdruckanstieg, Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen im Gewebe, Erhöhung des Blutzuckers etc.) hoch, weshalb bei der dauerhaften Medikamentengabe Kortison in der Regel vermieden wird.
Das Ziel der medikamentösen Therapie der Colitis Ulcerosa ist stets die Remission, also das Beenden des Krankheitsschubes. Eine Heilung der Erkrankung durch Medikamente alleine ist nicht möglich. Welches Medikament verabreicht wird ist abhängig von der Schwere der Symptomatik.
Generell wird bei leichten bis mäßigen Schüben Mesalazin (5-ASA, Handelsname z.B. Salofalk) verwendet. Abhängig davon, welche Teile des Dickdarms betroffen sind, entweder in Form von Zäpfchen, Einkäufen oder Schäumen oder als Tablette. Die Behandlung wird zur Remissionserhaltung mindestens zwei Jahre nach Ende des Schubes fortgesetzt.
Hier kann als Alternative bei Unverträglichkeit eventuell auch der Bakterienstamm E. coli Nissle (Handelsname Mutaflor) eingesetzt werden.
Bei schwereren Schüben oder Versagen von Mesalazin kommen Kortisonpräparate zum Einsatz, die aufgrund ihrer Nebenwirkungen aber nur für kurze Zeit angewendet werden sollten. Bei Nichtansprechen stehen noch die Immunsuppressiva Tacrolimus und Ciclospoprin A zur Verfügung.
In speziellen Fällen werden bei weiterem Therapieversagen die TNF-alpha-Blocker Adalimumab, Infliximab und Golimumab eingesetzt.
Bei chronisch aktiver Colitis wird auch Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin verwendet, ein sogenannter Immunmodulator, der Immunreaktionen des Körpers abschwächt. Dieses Medikament wirkt allerdings erst drei bis sechs Monate, nachdem mit der Einnahme begonnen wurde.
Erst seit Anfang 2014 ist auch der Integrin-Antagonist Vedolizumab (Handelsname Entyvio) für die Behandlung der Colitis Ulcerosa zugelassen.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Medikamente gegen Colitis Ulcerosa
Humira® ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Biologika. Es enthält den Wirkstoff Adalimumab. Dies ist ein Antikörper gegen einen Signalstoff, der bei körpereigenen Entzündungsvorgängen eine wichtige Rolle spielt. Der Antikörper soll deren Aktivität vermindern und somit die Entzündungsprozesse eindämmen.
Humira® kommt als subkutane Spritze zum Einsatz, wird also ins Unterhautfettgewebe gespritzt. In der Regel ist dies alle zwei Wochen notwendig.
Humira® kommt bei einer Colitis ulcerosa dann zum Einsatz, wenn alle anderen Medikamente keine ausreichende Besserung erbracht haben und wenn es sich um einer schwere oder mittelschwere Form der Erkrankung handelt. Humira® ist ein sehr teures Arnzeimittel, eine Spritze kostet knapp 1000 Euro.
Zur Behandlung eines akuten Schubs der Colitis ulcerosa kommen entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Hier sind insbesondere zwei zu nennen: Mesalazin und Medikamente aus der Gruppe der Corticoide/ Steroide. Mesalazin kann als Zäpfchen, Rektalschaum oder Tablette eingenommen werden, je nachdem welcher Teil des Dickdarms betroffen ist.
Reicht eine Therapie mit Mesalazin nicht aus, so kommen zusätzlich Steroide wie Budesonid zum Einsatz. Auch dieses kann zur lokalen Anwendung rektal verabreicht werden. Wenn dies nicht ausreichend ist, können Prednisolon-Tabletten eingesetzt werden. Eine Dauertherapie mit Steroiden wie Prednisolon oder Budesonid wird in der Regel wegen zahlreicher Nebenwirkungen, die nach längerer Einnahme auftreten können, vermieden.
Sind Steroide über mehrere Wochen eingenommen worden, so kann in der Regel kein direktes Absetzen erfolgen, sondern die Medikamente müssen ausgeschlichen werden. Das bedeutet, dass nach und nach die Dosis reduziert wird, bis das Medikament ganz abgesetzt werden kann. Handelt es sich um einen schweren akuten Schub so kann eine Behandlung im Krankenhaus notwendig werden. Hier können die Steroide über die Vene verabreicht werden, dies führt oftmals zu einer schnelleren und effektiveren Wirkung.
Oft bessern sich die Blähungen, wenn die Krankheitsaktivität abnimmt, weshalb die Behandlung der Colitis Ulcerosa die wichtigste Maßnahme zur Reduzierung der Gase im Darm darstellt. Daneben kann es helfen, langsamer und bewusster zu essen, um übermäßiges Schlucken von Luft zu vermeiden. Auch die Ernährung selbst hat Einfluss auf die Gasproduktion im Darm, ballaststoffreiches Essen und kohlensäurehaltige Getränke sollten bei Blähungen vermieden werden. Probiotika (zum Beispiel Kijimea® Präparate) oder Hausmittel wie Tees aus Fenchel und Kümmel können die Beschwerden ebenfalls mindern.
Lesen Sie mehr: Kijimea® Reizmagen
Eine definitive Ursache der Colitis ulcerosa ist nicht bekannt. Man nimmt ein multifaktorielles Geschehen an, was bedeutet, dass mehrere Faktoren zusammentreffen müssen damit diese Erkrankung ausbricht. Angenommen wird ein Zusammenwirken von genetischen, immunologischen, infektiösen, ernährungsbedingten, umweltbedingten und hygienischen Faktoren. Der vermutete Mechanismus scheint in einer verminderten Toleranz gegenüber den physiologisch darmbesiedelnden Keimen zu liegen, sodass Antigene (körperfremde Stoffe), die die Darmwand passieren, eine inadäquate Immunreaktion verursachen können. Colitis ulcerosa wird zwar nicht als psychosomatische Erkrankung angesehen, aber psychosomatische Koinzidenz kann sich schubauslösend und krankheitsunterhaltend verhalten.
Des weiteren geht man davon aus, dass eine sehr ballaststoffarme Nahrung zur Entwicklung einer Colitis ulcerosa beitragen kann. Auch einige Inhaltsstoffe, besonders Eiweiße aus Kuhmilch, stehen im Verdacht, diese chronisch entzündliche Darmerkrankung zu begünstigen. Unterstützend zu dieser Theorie gibt es Studien, die zeigen, dass Personen, die im Säuglingsalter nicht von der Mutter gestillt wurden, ein höheres Erkrankungsrisiko besitzen als eine Vergleichsgruppe.
Weitere Informationen zu diesem Thema: Ursachen einer Colitis ulcerosa
Bei der Colitis ulcerosa spielt die Ernährung bei zwei Erkrankungsaspekten eine wichtige Rolle, nämlich zum einen im Rahmen der Entstehung als auch im Rahmen der Therapie dieser Krankheit.
Warum es wirklich zur Erkrankung an der Colitis ulcerosa kommt, konnte bis heute noch nicht endgültig geklärt werden.
Man weiß allerdings mittlerweile, dass es viele Faktoren gibt, die für die Entstehung eine Bedeutung haben, dies bezeichnet man auch als multifaktorielle Genese.
Zu diesen Faktoren zählt, neben einem gestörten Immunsystem, Bakterien/Viren, dem Aufbau der natürlichen Darmflora, einer erblichen Veranlagung und psychosomatischen Ursachen auch die Ernährung.
So geht man zum Beispiel davon aus, dass eine sehr ballaststoffarme Nahrung zur Entwicklung einer Colitis ulcerosa beitragen kann.
Auch einige Inhaltsstoffe, besonders Eiweiße aus Kuhmilch, stehen im Verdacht, diese chronisch entzündliche Darmerkrankung zu begünstigen.
Unterstützend zu dieser Theorie gibt es Studien, die zeigen, dass Personen, die im Säuglingsalter nicht von der Mutter gestillt wurden, ein höheres Erkrankungsrisiko besitzen als eine Vergleichsgruppe.
Ein wichtiger Bestandteil der Therapie der Colitis ulcerosa ist ein individuell angelegter Ernährungsplan, der von Patient zu Patient etwas anders aussehen kann.
Prinzipiell gilt, dass Betroffene das, was ihnen gut bekommt, auch essen dürfen.
Im Allgemeinen hat sich eine Diät durchgesetzt, die reich an Gemüse, Obst, Ballaststoffen und Eiweißen und arm an Fetten, Fleisch und Alkohol ist.
Bei einigen Patienten bewährt sich auch der Verzicht auf Milchprodukte oder Softdrinks. Oftmals ist es außerdem wichtig darauf zu achten, dass die Nahrung einen ausreichend hohen Kaloriengehalt besitzt, weil Patienten durch die häufigen Durchfälle nicht selten massiv an Gewicht verlieren.
Im schweren akuten Schub kann die normale Nahrungsaufnahme für einen Patienten mit Colitis ulcerosa unmöglich werden.In einem solchen Fall ist es nötig, die Ernährung auf eine künstliche Ernährung umzustellen, die nicht durch den Darm muss, also eine sogenannte parenterale Ernährung. Diese kann zum Beispiel durch die Vene in den Körper gelangen.
Ein viel diskutierter Punkt bei der Colitis ulcerosa ist das Rauchen.
Abschließend lässt sich über die Auswirkung des Rauchens auf die Colitis ulcerosa noch keine Aussage treffen.
Während man bei der ähnlichen anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, dem Morbus Crohn, mittlerweile sicher weiß, dass das Rauchen ein ernstzunehmender Risikofaktor für deren Entstehung ist, konnte dies bei der Colitis ulcerosa bisher nicht nachgewiesen werden.
Im Gegenteil, es gibt sogar Studien, die zeigen, dass Nichtraucher und Ex-Raucher häufiger erkranken als aktive Raucher.
Eine Ursache hierfür konnte bisher nicht gefunden werden. Als Vorbeugung ist allerdings dennoch keinesfalls das Rauchen angezeigt, da dies zu einer erheblichen Anzahl anderer Erkrankungen führen kann.
In einer aktuellen Studie konnte gezeigt werden, dass 15–30% aller Colitis Ulcerosa- und auch Morbus Crohn-Patienten nach Alkoholgenuss unter stärkeren Durchfällen, Bauchschmerzen und Blähungen leiden. Trotzdem kann, genau wie beim Kaffee, kein generelles Alkoholverbot für CED-Betroffene ausgesprochen werden.
Auch hier sollte jeder Patient selbst austesten, wie gut Alkohol vertragen wird. Das gilt zumindest für niederprozentige Spirituosen wie Bier und Wein. Hochprozentiger Alkohol wie Schnaps sollte bei Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen dagegen generell vermieden werden, da er die Darmschleimhaut reizen und so Schübe auslösen kann.
Kaffee kann bei Colitis Ulcerosa Symptome wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen hervorrufen oder vorbestehende verschlimmern.
Zudem kann Kaffee bei manchen Patienten schubauslösend wirken. Allerdings ist die Verträglichkeit bestimmter Lebensmittel von Patient zu Patient unterschiedlich, weshalb einige Betroffene auch ohne Probleme Kaffee trinken können. Es gibt also kein generelles „Verbot“ von Kaffee bei Colitis Ulcerosa. Vielmehr sollte jeder Patient für sich selbst ausprobieren, ob und in welchem Ausmaß er Kaffee verträgt.
Colitis ulcerosa beginnt stets im Mastdarm (Rektum) und kann sich von dort aus auf dem gesamten Dickdarm ausbreiten. Bei etwa der Hälfte der Patienten wird nur noch das Sigma (vorletzter Darmanteil; Siehe Dickdarm) befallen und bei weiteren 40% kommt es zum Befall des gesamten Dickdarms. Im seltenen Fall kann es auch zu einer „hinein gewaschenen“ Dünndarmentzündung kommen; diese nennt man auch backwash Ileitis.
Meistens verläuft die Colitis ulcerosa schubweise, sodass sogar jahrelange Pausen zwischen den Entzündungsschüben bestehen können (Remission). Man unterscheidet zwischen leichten, mittelschweren und schweren Schüben.
Ein akuter Erkrankungsschub dauert im Schnitt ca. 4 bis 8 Wochen. Bei 10% der Patienten kommt es jedoch trotz adäquater Therapie zu einem chronisch aktiven Verlauf, ohne dass eine Remission zu verzeichnen wäre. Man spricht dann auch von einem therapierefraktären Verlauf.
Mit entsprechenden Medikamenten kann man nur die Symptome der Erkrankung behandeln und die Häufigkeit und Schwere von akuten Schüben reduzieren, eine Heilung mit ihnen allerdings nicht erreicht werden. Wirklich heilbar ist diese Krankheit nur durch eine komplette Entfernung des Dickdarms. Dieser Schritt sollte allerdings nicht leichtfertig gegangen werden, da die Operation einige Komplikationsrisiken birgt und außerdem auf jeden Fall vorübergehend, in manchen Fällen sogar permanent, eine Stuhlinkontinenz zur Folge hat, welche viele Patienten stark psychisch belastet.
Bei schweren Schüben mit starken Blutverlusten kann sich manchmal eine lebensbedrohliche Situation einstellen, die eine Bluttransfusion nötig macht oder im Extremfall sogar eine Notfalloperation nachsichziehen kann.
Lesen Sie mehr zu dem Thema: Bluttransfusion
Gleichfalls eine gefürchtete Komplikation bei der Colitis ulcerosa ist das toxische Megakolon. Wenn die Entzündung auf das darmeigene Nervensystem übergreift kann es zu einer Darmlähmung (Darmparalyse; Ileus) und so zu einer Dehnung der Darmwand (Darmdilatation) kommen. Infolge der Darmerweiterung kann es zu einer schnellen Passage der Darmbakterien durch die Darmwand kommen und sich so eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Durchwanderungsperitonitis) entwickeln. Die Peritonitis ist eine schwere Entzündung, die schnell zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) und einem Schock mit Kreislaufversagen führen kann. Außerdem besteht bei dieser Komplikation die Gefahr eines Darmdurchbruchs (Darmperforation), welcher schnellstmöglich operativ versorgt werden muss. Der Beginn eines toxischen Megakolons macht sich durch starke Bauchschmerzen (akutes Abdomen), Tachykardie, Fieber und Unterbrechung der anfänglichen Durchfälle (Ileus) bemerkbar. Wenn die intensivmedizinische Versorgung mit Antibiotika (bakterienabtötende Medikamente) und Glukokortikoiden (Cortison; starke Entzündungshemmende Wirkung) erfolglos bleibt, muss man den betroffenen Darmabschnitt operativ entfernen (resezieren).
Nach einer jahrelangen Colitis ulcerosa kann es in der Schleimhaut zu Veränderungen (Dysplasien) kommen, die leicht zu einem Dickdarmkrebs (Dickdarmkarzinom) entarten können. Bei Befall des gesamten Kolons (Pankolitis) über einen Zeitraum von 20 Jahren, liegt das Risiko einer Entartung zu einem bösartigen Tumor bei ca. 50%. Zur Krebsvorsorge existiert deshalb ein evidenter Vorsorgeplan, der konsequent durchgeführt werden sollte. Dazu wird bei einer Pankolitis nach 8 jähriger und bei einer linksseitigen Kolitis nach 15jährlicher Erkrankung eine Vorsorgeuntersuchung mittels Dickdarmspiegelung einmal jährlich durchgeführt.
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Mit den Medikamenten, die bei der Therapie der Colitis ulcerosa eingesetzt werden, kann man nur die Symptome der Erkrankung behandeln und die Häufigkeit und Schwere von akuten Schüben reduzieren, eine Heilung mit ihnen allerdings nicht erreicht werden.
Wirklich heilbar ist diese Krankheit nur durch eine komplette Entfernung des Dickdarms.
Dieser Schritt sollte allerdings nicht leichtfertig gegangen werden, da die Operation einige Komplikationsrisiken birgt und außerdem auf jeden Fall vorübergehend, in manchen Fällen sogar permanent eine Stuhlinkontinenz zur Folge hat, welche viele Patienten stark psychisch belastet.
Generell haben chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa nur einen sehr geringen bis keinen negativen Einfluss auf die Lebenserwartung.
Betroffene leben also in der Regel genauso lange wie Gesunde. Das gilt, solange die Krankheit fachärztlich behandelt wird und die Medikamente richtig eingestellt sind, ansonsten kann es zu schweren und potentiell tödlichen Komplikationen kommen. Daher ist es für Betroffene wichtig, ihre eigene Behandlung ernst zu nehmen und die verordneten Medikamente nach Anweisung des Arztes einzunehmen.
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Beide Krankheiten gehören zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, kurz CED, einer Gattung von systemischen Autoimmunerkrankungen, die sich vor allem im Verdauungstrakt manifestiert. Dementsprechend stehen bei beiden Erkrankungen die daraus resultierenden Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen im Vordergrund.
Die genaue Lokalisation des Entzündungsprozesses unterscheidet sich allerdings. So befällt Colitis Ulcerosa per Definition nur den Dickdarm und hier bevorzugt die letzten Abschnitte. Nur in sehr seltenen Fällen ist ein Mitbefall des Endes des Dünnerdarms möglich. Außerdem ist nur die Schleimhaut des Dickdarmes von der Entzündung betroffen.
Morbus Crohn manifestiert sich dagegen häufig im gesamten Verdauungstrakt, von der Speiseröhre bis zum Enddarm. Zudem ist hier in der Regel die gesamte Darmwand in den Entzündungsprozess miteinbezogen. Auch der Krankheitsverlauf ist sehr ähnlich, denn sowohl Colitis Ulcerosa als auch Morbus Crohn verlaufen schubweise – das heißt, Phasen hoher Krankheitsaktivität wechseln sich mit Phasen niedriger bis keiner Krankheitsaktivität ab.
Dementsprechend gestaltet sich auch die medikamentöse Therapie sehr ähnlich. Beide Kranken werden im Wesentlichen mit Aminosalicylaten (z.B. Mesalazin), Kortisonpräparaten (z.B. Budesonid), Immunmodulatoren (z.B. Azathioprin) und Biologicals (z.B. Infliximab) behandelt. Keine der beiden Krankheiten ist medikamentös heilbar, die Colitis Ulcerosa kann aber durch Entfernung des gesamten Dickdarms kuriert werden.
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