Antibiotika

Antibiotika sind Medikamente die zur Bekämpfung von bakteriell verursachten Infektionen eingesetzt werden. Sie können bakterizid, bakteriostatisch oder bakteriolytisch wirken. Antibiotika werden in verschiedene Gruppen eingeteilt.

Antibiotika

Synonym

gegen das Leben

Definition

Unter Antibiotika versteht man eine große Stoffklasse von Medikamenten, die hauptsächlich bei der Bekämpfung von bakteriell verursachten Erkrankungen (Infektionen) eingesetzt wird.
Antibiotika bezeichnen die große Medikamenten- und Substanzgruppe, die, wenn man den Namen übersetzen würde, „gegen das Leben“ eingesetzt werden (bios = Leben).

Einsatzgebiet

Antibiotika werden immer dann eingesetzt, wenn es entweder im Körper zu einer bakteriellen Infektion gekommen ist, oder wenn es z.B. nach einem operativen Eingriff ein erhöhtes Risiko für eine drohende bakterielle Infektion gibt.
Antibiotika werden also therapeutisch und prophylaktisch bei bakteriellen Infektionen eingesetzt. Gegen Viren helfen Antibiotika nicht.

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Wirkung

Je nach Gruppe der Antibiotika unterscheidet sich auch die auf die Bakterien ausgelöste Wirkung.
Die Gruppe der Glykopeptide, Penicilline, Cephalosporine und Carbapeneme wirken hemmend auf die Zellwandentstehung der Bakterien und bringen diese so zum Absterben.
Lincosamine, Tetrazykline, Makrolide und Aminoglykoside hemmen die Eiweißsynthese der Bakterien und stören somit deren geregelten biologischen Ablauf. Gyrasehemmer, Nitroimidazole und Rifampicin greifen in den genetischen Ablauf des Bakteriums ein und machen so ein Überleben dieses unmöglich. Cotrimoxazol schließlich wirkt auf den für das Bakterium wichtigen Folsäurestoffwechsel ein und lässt es dadurch absterben.

Einteilung

Es gibt zahlreiche Präparate von Antibiotika, die alle in bestimmte Gruppen eingeteilt werden. Diese Gruppen unterscheiden sich in der Regel durch ihre Wirkungsweise, ihr Keimspektrum und damit in ihrem Einsatzbereich. Unter dem großen Überbegriff Beta-Laktam-Antibiotika fasst man die drei Gruppen der Penicilline, Cephalosporine und Carbapeneme zusammen. Die wohl bekanntesten Antibiotika und auch mit einer der ältesten sind die Penicilline.
Sie hemmen die bakterielle Zellwand und werden vor allem bei Infektionen mit:

  • Streptokokken
  • Staphylokokken oder
  • Gonokokken eingesetzt.

So können schwere Infektionen, wie Lungenentzündungen (Pneumokokken) ein Erysipel (Streptokokken) oder Syphilis (Gonokokken) behandelt werden. Die Carbapeneme, zu denen Meropenem und Imipenem gehört, kommen bei schweren, meistens im Krankenhaus erworbene Infektionen zum Einsatz (z.B. Anaerobier, Pseudomonas etc). Cephalosporine bilden eine weitere große Gruppe von Antibiotika.
Sie werden in entsprechende Untergruppen eingeteilt. Cefazolin (Gruppe 1) kommt bei der Behandlung von ambulant erworbenen Lungenentzündungen sowie bei der Prophylaxe nach Operationen zum Einsatz. Cefuroxim und Cefotiam (Gruppe 2) kommt ebenfalls bei ambulant erworbenen Lungenentzündungen und als Operationsprophylaxe aber auch bei Harnwegsinfektionen durch den Keim E.coli zum Einsatz.

Cefotaxim und Ceftriaxon (Gruppe 3a) wird bei der eitrigen Entzündung der Gallenblase, Hirnhautentzündung und der Borreliose eingesetzt. Zur Gruppe 3b gehört Ceftazidim. Es hat ein breites Wirkungsspektrum und wird bei schweren Infektionen durch Pseudomonaden eingesetzt.
Neben den Beta-Laktam-Antibiotika gibt es noch die Aminopenicilline (Ampicillin, Amoxicillin), die ihren Einsatzbereich in der Behandlung der Streptokokkenpneumonie, bei HNO-Infektionen und Harnwegsinfektionen vor allem in der Schwangerschaft haben.

Die Acylaminopenicilline (Mezlocillin, Piperacillin) kommen bei schweren Infektionen zum Einsatz. Vancomycin gehört in die Gruppe der Glykopeptide. Das Keimspektrum ist vor allem bei grampositiven Keimen, die z.B. eine sogenannte pseudomembranöse Kolitis auslösen können. Zu den Betalaktamasehemmer zählt

  • Sulbaktam,
  • Tazobaktam und die
  • Clavulansäure.

Diese Kombinationsantibiose kommt in der Klinik häufig bei der Behandlung von Lungenentzündungen und Harnwegsinfektionen aber auch bei Infektionen, deren Erreger man nicht kennt, zum Einsatz.
Die Besonderheit von Clindamycin (aus der Gruppe der Lincosamine) ist die gute Gewebegängigkeit.
Die Substanz kommt deshalb immer dann zum Einsatz , wenn Infektionen von Knochen oder Zähne vorhanden sind. Seltener zum Einsatz kommt Cotrimoxazol. Einsatzgebiet sind seltenere Erkrankungen, wie die Wegnersche Granulomatose oder die Pneumocystis jiroveci Pneumonie. Zur Gruppe der Tetrazykline gehört Doxycyclin. Auch hier gehören seltenere Erkrankungen, wie die

  • Ornitose,
  • das Trachom, oder die
  • Borreliose zum Einsatzgebiet.

Ein Sondereinsatzgebiet ist die Präventionsbehandlung vor Malaria. Erythromycin, Clarithromycin und Roxithromycin gehören zur Gruppe der Makrolide. Einsatzgebiet sind ambulant erworbene Lungenentzündungen, die HNO Infektion bei Penicillinallergie sowie alle möglichen Infektionen während einer Schwangerschaft, bei der es für die meisten anderen Antibiotika Kontraindikationen gibt. Aminoglykoside (Gentamycin+Streptomycin) kommen bei schwer verlaufenden Erkrankungen, wie die Blutvergiftung, die Herzinnenwandentzündung oder auch Knocheninfektionen zum Einsatz.

Sondereinsatzgebiet ist die heute selten gewordene Tuberkulose. Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Moxifloxacin) werden bei Harnwegsinfektionen, Pseudomonasinfektionen und Entzündungen der Gallenblase zum Einsatz. Schlussendlich wäre Metronidazol zu nennen, das in die Gruppe der Nitroimidazole gezählt wird. Einsatzgebiet sind die Helico-Bacter Gastritis, Geschlechtsinfektionen sowie die Amöbenruhr.

Geschichte der Antibiotika

Entdeckt wurde diese Stoffgruppe interessanterweise durch Zufall.
Der Bakteriologe Alexander Fleming (1881-1955) experimentierte 1928 mit Staphylokokken, als ihm eine Substanz mit Schimmelpilzen in seine Kultur hinein fiel. Kurze Zeit später stellte er fest, dass der Bereich, der mit dem Schimmelpilz in Kontakt gekommen war, frei von dem Bakterium war.
Aus dem Schimmelpilz entwickelte sich dann später das Antibiotikum Penizillin. Andere Aufzeichnungen beschreiben, dass bereits 30 Jahre zuvor schon darüber berichtet wurde, dass Pilze Bakterien abtöten können. Als heimlicher Entdecker wird dennoch Fleming nach wie vor gefeiert.

Wirkung

Antibiotika wirken auf 3 Arten:

  • bakteriostatisch (die Vermehrung wird verhindert, ohne sie abzutöten)
  • bakterizid (Bakterien werden abgetötet)
  • bakteriolytisch ( die Zellwand der Bakterien wird aufgelöst)

Man unterscheidet verschiedene Antibiotikagruppen die unterschiedliche Wirkmechanismen und Einsatzgebiete haben.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.07.2010 - Letzte Änderung: 18.09.2024