Unerwünschte Reaktionen und Nebenwirkungen von Antibiotika zeigen sich häufig an der Haut. In den meisten Fällen kommt es zu harmlosen Hautausschlägen, die von selbst wieder abklingen, wenn das Medikament nicht mehr eingenommen wird. Sehr selten kann es auch zu schwereren Komplikationen durch die Antibiotikawirkung kommen. Besonders häufig tritt dies bei älteren Menschen aufgrund von Medikamentenwechselwirkungen oder dem verlangsamten Abbau der Medikamente auf.
Unerwünschte Nebenwirkungen auf Antibiotika können grundsätzlich an allen Organen auftreten, beispielsweise kann die Leber schwer geschädigt werden. Doch am häufigsten reagiert die Haut auf Substanzen in Arzneimitteln.
Ein Hautausschlag, der durch ein Antibiotikum hervorgerufen wird, kann sehr unterschiedlich aussehen. Die Variationen reichen von kleinen, den Röteln ähnelnden Flecken bis hin zu großfleckigen, leicht erhabenen Pusteln wie bei Masern. Es können sich auch mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen bilden, sogenannte Quaddeln und der Hautausschlag kann sich über den gesamten Körper ausbreiten. Seltener kann es auch zu anderen Formen kommen - der Hautausschlag kann netzförmig aussehen, kleine Hautblutungen zeigen oder ausgedehnte Rötungen. Der Hautausschlag muss gar keine Beschwerden machen, manchmal kommt es zu Juckreiz.
In den meisten Fällen tritt der Hautausschlag erst etwa zwei bis fünf Tage nach Beginn der Einnahme des Antibiotikums auf, es kann aber auch zu allergischen Reaktionen unmittelbar nach der Einnahme kommen. Die größte Gefahr ist dann ein sogenannter anaphylaktischer Schock, eine allergische Reaktion, die bis zur Atemnot führt.
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Juckreiz ist eine häufige Begleiterscheinung von Arzneimittelexanthemen. Der genaue Entstehungsmechanismus von Juckreiz ist nicht vollständig geklärt.
Es wird jedoch vermutet, dass er nicht über Schmerzrezeptoren, sondern freie Nervenendigungen vermittelt wird. Stoffe wie Histamin, welches im Rahmen von pseudoallergischen Reaktionen wie dem Arzneimittelexanthem von weißen Blutkörperchen ausgeschüttet wird, stimulieren diese Nervenendigungen. Offensichtlich kann die Empfindung jedoch durch andere Reize wie Kälte oder Hitze überlagert werden. Aus diesem Grund hilft häufig das Kühlen der juckenden Haut. Auch warmes Wasser kann den Juckreiz hindern. Davon abgesehen kann bei starkem Juckreiz ein Antihistaminikum verschrieben werden.
Die Antibiotika, die wohl am häufigsten zu unerwünschten Hautausschlägen führen, sind die sogenannten Betalactam-Antibiotika. Etwa 3% - 10% aller Menschen, die ein solches Antibiotikum erhalten, reagieren mit einem Hautausschlag. Dabei haben nur etwa ein Drittel der Betroffenen eine echte allergische Reaktion auf das Medikament. Bei den meisten Menschen wird die Reaktion auf der Haut durch pseudoallergische Reaktionen vermittelt, der genaue Mechanismus dahinter ist noch nicht abschließend geklärt.
Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist eine weitere häufige Ursache für einen Hautausschlag nach der Einnahme von Antibiotika. Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV), gegen das kein Antibiotikum hilft, da Antibiotika nur gegen Bakterien wirken. Die Diagnose der Erkrankung ist jedoch nicht ganz leicht, häufig wird ein bakterieller Infekt vermutet. Erhält ein Betroffener mit Pfeifferschem Drüsenfieber fälschlicherweise das Antibiotikum Amoxicillin, entwickelt sich fast immer ein Hautausschlag, der durch die Wechselwirkung der Viren und dem Antibiotikum verursacht wird.
Außerdem kann es in seltenen Fällen zu einer schwerwiegenden Immunreaktion kommen und einem sogenannten Stevens-Johnson-Syndrom oder Lyell-Syndrom, bei welchem sich die Haut ablöst und schmerzhafte Blasen und Schleimhautulzerationen entstehen. Hierfür bekannt sind insbesondere die Gruppe der Sulfonamid Antibiotika.
Für weiter Informationen lesen Sie auch unsere Seite Hautausschlag nach Penicillin.
Hautausschlag
nach Antibiotikaeinnahme
Symptome:
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Amoxicillin ist ein sehr verbreitetes Antibiotikum, welches mit den Penicillinen verwandt ist, jedoch gegenüber diesen ein größeres Wirkspektrum hat. Dies macht es zu einem geeigneten Medikament bei Atemwegsinfektionen und Mittelohrentzündungen. An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass Antibiotika ausschließlich gegen Bakterien und in wenigen Fällen gegen Parasiten und Pilze, nicht jedoch gegen Viren wirksam sind. Nicht selten kommt es jedoch zum Verschreiben eines Antibiotikums bei viralen Infektionen, wenn der Verdacht auf bakterielle Ursache der Beschwerden besteht. Dies ist häufig nicht nur nutzlos, sondern kann auch ernst zunehmende Nebenwirkungen haben. So sind gerade bei Amoxicillin Pseudoallergien die Folge, wenn dieses bei Verdacht auf eine Streptokokken-Angina verschrieben wird, aber tatsächlich eine Virus-Infektion vorliegt.
Klassischerweise treten Arzneimittelexantheme durch Amoxicillin vor allem dann auf, wenn der Patient an der sogenannten infektiösen Mononukleose, auch Pfeiffersches-Drüsenfieber genannt erkrankt ist. Diese Erkrankung ist die Folge einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, deren Symptome durchaus denen einer Angina ähneln können.
Weshalb die Kombination aus Virus und Amoxicillin die teilweise schweren Hautausschläge nach sich zieht, ist bis heute nicht bekannt. Sobald jedoch die Einnahme des Antibiotikums als Ursache für das Exanthem erkannt ist, stellt das Absetzen des Medikaments die wichtigsten Maßnahmen dar.
Wie bei anderen Arzneimittelexanthemen kann das Auftragen einer cortisonhaltigen Salbe Linderung schaffen. Davon abgesehen sollte ein Vorgehen inklusive einer eventuellen Testung auf das Epstein-Barr-Virus mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Eine Vielzahl verschiedenster Medikamente sind inzwischen dafür bekannt, dass sie in Kombination mit UV-Licht sogenannte phototoxische Reaktionen auslösen können. Das bedeutet, dass unter dem Einfluss von UV-Licht Stoffe gebildet werden können die einen schädigenden bzw. toxischen Einfluss auf das Gewebe haben. Dieser Vorgang kann sowohl durch Sonnenlicht, aber stärker noch durch im Solarium verwendetes Licht ausgelöst werden.
Die Reaktionen stellen damit eine Sonderform der Arzneimittelexantheme dar und können sowohl bei äußerer Anwendung, als auch Einnahme der Medikamente auftreten.
Neben bestimmten Schmerzmitteln, Neuroleptika, Vitamin-A Präparaten zur Akne-Therapie und sogar pflanzlichen Präparaten aus Johanniskraut, Baldrian und Arnika sind vor allem Antibiotika dafür bekannt stark phototoxisch zu wirken. An oberster Stelle stehen hierbei das Antibiotikum Doxycyclin. Danach folgen weitere Substanzen der Gruppe der Tetracyclin-Antibiotika, aber auch so sogenannte Gyrasehemmer.
Um abzuklären, ob tatsächlich eine Photosensibilisierung für ein Medikament vorliegt, kann eine Testung mit UV-A und UV-B Licht in aufsteigender Intensität erfolgen. Hierfür darf das verdächtigte Medikament jedoch vorher nicht abgesetzt werden.
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Tritt ein Hautausschlag unmittelbar oder wenige Tage nach der Einnahme eines Antibiotikums auf oder klingt er rasch nach dem Absetzten des Medikaments ab, kann schnell der Zusammenhang zwischen dem Antibiotikum und dem Hautausschlag erkannt werden. Um herauszufinden, ob eine echte allergische Reaktion hinter den Beschwerden steckt, kann ein sogenannter Prick-Test durchgeführt werden. Dabei werden bestimmte Allergenlösungen auf den Unterarm oder den Rücken gegeben und die Haut leicht angeritzt. Auch im Blut können bestimmte Antikörper nachgewiesen werden, die die Unterscheidung zwischen allergischen und pseudoallergischen Reaktionen ermöglicht.
Die wichtigste Maßnahme bei einem Hautausschlag nach der Einnahme von Antibiotika ist das sofortige Absetzen des Medikaments. Es sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache für den Hautausschlag zu untersuchen. Liegt beispielsweise eine virale statt einer bakteriellen Entzündung vor, so reicht das Absetzen des Antibiotikums aus. Wenn jedoch weiterhin die Einnahme von Antibiotika notwendig ist, sollte geprüft werden, welches andere Präparat in Frage kommt. Dafür kann es unter Umständen sinnvoll sein, mithilfe von diagnostischen Methoden herauszufinden, ob es sich um eine echte allergische Reaktion auf das Medikament handelt oder nur um eine pseudoallergische Reaktion. Liegt eine echte allergische Reaktion auf bestimmte Antibiotika vor, sollte dieses Medikament in Zukunft ebenso wie chemisch verwandte Substanzen nicht mehr eingenommen werden, da wieder mit unerwünschten Reaktionen zu rechnen ist. Hier ist die Ausstellung eines Allergiepasses sinnvoll, der vom Betroffenen sowohl beim Arzt als auch in der Apotheke vorgelegt werden sollte.
Was Hausmittel betrifft ist vor allem das Kühlen der betroffenen Hautareale effektiv. Dies sorgt für eine Minderung der Durchblutung und damit der Flüssigkeitsansammlung in den Bläschen und hemmt die Entzündungsprozesse. Idealerweise werden hierfür kalte Tücher verwendet. Ebenso gut helfen Eispackungen, wenn zuvor gut in Tücher eingewickelt.
Des weiteren wird das Befeuchten der betroffenen Haut mit Kamillentee als besonders wirksam beschrieben. Schon seit einiger Zeit wird wissenschaftlich ergründet, welche Wirkung Kamille auf Körper und Stoffwechsel hat. Daneben werden insbesondere Arnika-Salben und Ringelblumen-Salbe, aber auch Lösungen, welche durch das Einweichen von Haferflocken in Wasser gewonnen werden, empfohlen.
Lesen Sie mehr dazu unter Hausmittel bei einem Hautausschlag
Sobald der Verdacht besteht, dass für einen Hautausschlag ein Medikament verantwortlich ist, sollte dieses abgesetzt werden, um ein Abheilen des Exanthems zu ermöglichen bzw. zu beschleunigen.
Problematisch kann dies vor allem dann sein, wenn gleichzeitig mehrere Medikamente eingenommen werden und daher nicht klar ist, welches Medikament den Ausschlag verursacht hat.
Zudem kann es wichtig sein, ein Antibiotikum weiterhin einzunehmen, wenn kein adäquater Ersatz für dieses gefunden werden kann oder wenn es zur Behandlung einer schwerwiegenden Infektion eingesetzt wird. In diesem Fall wird die medikamentöse Therapie durch Glukokortikoide und möglicherweise Antihistaminika erweitert.
Unverträglichkeitsreaktionen auf Antibiotika äußern sich nach der Einnahme von Antibiotika schon oft innerhalb weniger Minuten oder Stunden. Seltener tritt der Hautausschlag auch mal ein paar Tage nach Beginn der Einnahme auf. Wie lange der Hautausschlag anhält ist sehr unterschiedlich und von der Art und Ausprägung der Reaktion abhängig. Bei leichten Unverträglichkeitsreaktionen klingt der Hautausschlag nach wenigen Stunden bis Tagen von selbst wieder ab, sobald das Antibiotikum nicht mehr eingenommen wird. Bei allergischen Reaktionen und vor allem, wenn der Hautausschlag erst verspätet nach ein paar Tagen auftritt, kann es auch etwas länger dauern, bis sich der Ausschlag vollständig zurückgebildet hat. Grundsätzlich sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die genauen Ursachen für den Hautausschlag zu klären. Hält der Hautausschlag länger als ein paar Tage an, liegt möglicherweise eine andere Ursache als eine Unverträglichkeitsreaktion auf das Antibiotikum vor und eine entsprechende Behandlung ist unter Umständen notwendig.
Selbstverständlich können auch während der Schwangerschaft Arzneimittelexantheme infolge der Einnahme eines Antibiotikums oder anderer Medikamente auftreten. Problematisch ist hierbei jedoch, dass verschiedene Hauterkrankungen ähnliche Hauterscheinungen verursachen.
Tatsächlich existieren sogar eine Reihe von sogenannten Schwangerschaftsdermatosen, also Hauterkrankungen, welche im Rahmen einer Schwangerschaft (Hauterkrankungen in der Schwangerschaft) auftreten. Hierzu gehört beispielsweise das polymorphe Exanthem der Schwangerschaft, welches zu einem Hautausschlag führt und einem Arzneimittelexanthem unter Umständen sehr ähnelt.
Gerade während einer Schwangerschaft sollte Veränderungen des Körpers viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auch wenn weder Arzneimittelexantheme, noch Schwangerschaftsdermatosen akut bedrohlich für Mutter oder Kind sind, sollte in jedem Fall eine ärztliche Abklärung der Beschwerden erfolgen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Hautausschlag in der Schwangerschaft
Bei kleinen Kindern und Babys kann es aufgrund verschiedener Ursachen zu Arzneimittelunverträglichkeiten kommen. Häufig sind beispielsweise Überdosierungen oder Wechselwirkungen bei der gleichzeitigen Gabe von mehreren Medikamenten. Das Kleinkind erhält in der Regel ein Antibiotikum zum ersten Mal in seinem Leben, weshalb Allergien bis dahin noch nicht bekannt sind. Echte Penicillinallergien, die mit Hautausschlag, Atemnot und Kreislaufschock einhergehen (anaphylaktische Reaktion) sind zum Glück jedoch bei Kindern sehr selten.
Bei Kindern oder Babys ist der Ausschlag auf das Antibiotikum Amoxicillin die häufigste Ursache für arzneimittelbedingte Hautausschläge. Amoxicillin ist ein sehr gut wirksames Breitsprektrumantibiotikum, weshalb es sehr häufig angewendet wird. In manchen Fällen kommt es zu eindrucksvoll aussehendem, juckendem Hautausschlag am gesamten Körper, der jedoch harmlos ist und nach dem Absetzen des Medikaments verschwindet. Tritt bei einem Baby oder Kleinkind ein Hautausschlag im Zusammenhang mit der Einnahme eines Antibiotikums auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache zu ermitteln und die geeignete Behandlung einzuleiten.
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