Antibiotika sind sehr mächtige Medikamente, die Bakterien zerstören sollen. Dazu greifen sie verschiedene Strukturen dieser kleinen Lebewesen an, die aber teilweise auch in unserem Körper wichtige Funktionen übernehmen, weshalb es zu vielen unterschiedlichen Nebenwirkungen kommen kann.
Antibiotika sind Medikamente, die wörtlich übersetzt „gegen das Leben“ bedeuten. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier ursprünglich um Stoffe, die im Stoffwechsel von Bakterien- oder Pilzkulturen entstehen und andere Lebewesen töten können. Des Weiteren kann sogar das Wachstum gehemmt, oder sogar die Fortpflanzung verhindert werden.
Heute werden Antibiotika meistens im Labor durch verschiedene Verfahren synthetisch hergestellt oder durch Gene gewonnen. Im engeren Sinne werden Antibiotika medizinisch dazu verwendet, bakterielle Krankheiten, die durch Infektionen aufgetreten sind, zu bekämpfen. Aufgrund der Herkunft des Namens, lässt sich gleich vermuten, dass es sich hier nicht nur um Heilsbringer handelt, sondern auch Gefahren und Risiken mit der Einnahme eines Antibiotikums verbunden sind.
In diesem Artikel wird vor allem auf Nebenwirkungen unseres größten Organs, der Haut, unseren Gelenken, der Psyche, des Mundes und des Darms, sowie auch der Körpertemperatur durch Fieber und Zahnschmerzen eingegangen. Die Tatsache, dass sich Antibiotika Nebenwirkungen auf jedes dieser Organe ausbreiten können, zeigt, wie vielfältig die Nebenwirkungen eines Antibiotikum sein können und gleichzeitig wie risikoreich eine solche Behandlung sein kann.
Wenn Sie jedoch grundsätzlich einige Tipps beachten (bspw. die Einnahme immer so wie vom Arzt verordnet durchführen und das Medikament nicht vorher absetzen, kein Sport in der Einnahmezeit treiben und körperliche Ruhe einhalten) dann können Sie das Risiko erheblich mindern, von den Antibiotika Nebenwirkungen betroffen zu sein.
Trotz all diesen Risiken, ist es wichtig, nicht alle Antibiotika über einen Kamm zu scheren, denn es gibt über zehn unterschiedliche Arten, die ihre Wirkung im Körper eben auch unterschiedlich entfalten, da sie chemisch und biologisch betrachtet anders wirken. Im Einzelnen kann hier nicht auf alle Untergruppen eingegangen werden, da wir uns vornehmlich mit den Nebenwirkungen beschäftigen.
Die Haut ist das größte Organ des Menschens. Wenn man Sie komplett auffalten würde, dann kann Sie, je nach Körpergröße und Gewicht etwa 2 Quadratmeter betragen. Darüber hinaus treten Symptome vieler Krankheiten oft zuerst an der Haut auf. Auch beim Einnehmen von Antibiotika infolge einer bakteriellen Infektion kann es zu Beschwerden der Haut kommen.
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Wie oben bereits erwähnt ist die Haut unser flächenmäßig größtes Organ. Darüber hinaus dient sie der Kommunikation unseres Körpers mit der Umwelt und als Barriere zu dieser. Nach Absetzen von diversen Antibiotika klagen einige Patienten über ein vermehrtes Auftreten von Pickeln und tatsächlich kann dies Spätfolge einer Antibiotikatherapie sein.
Unsere Haut ist ein sehr wichtiges Ausscheidungsorgan und versucht die Giftstoffe über den Schweiß abzutragen. Die Pickel sollten jedoch nach spätestens einer Woche verschwinden.
Eine weitere Antibiotika Nebenwirkung sind Gelenkbeschwerden. Diese sind in der Regel aber eher selten und abhängig davon, welches Antibiotikum man einnimmt.
Die so genannten Gyrasehemmer hemmen die DNA-Vervielfachung von Bakterien, die für deren Vermehrung wichtig ist. Medikamente, die dies tun, sind beispielsweise Ciprofloxacin und Levofloxacin. Diese Medikamente bewirken, dass es in Geweben, welche keine gute Blutversorgung besitzen, zum Beispiel in Gelenken, zu Veränderungen und Schmerzen kommen kann. Dies geschieht durch chemische Veränderung am Bindegewebe innerhalb des Gelenkes.
Am ehesten betroffen sind Jugendliche und Heranwachsende, da wachsende Gelenke besonders empfindlich sind. Beim erwachsenen Menschen führt die längere Einnahme von Antibiotika zu einem schnelleren Abbau von der Gelenksubstanz (Synovia) und kann in einer Arthrose enden. Die Einnahme sollte deshalb, wenn möglich, nur vorübergehend sein und ein Arzt sollte hierbei das Risiko-Nutzen-Verhältnis bewerten.
Was Ursachen und Entstehungen von Depressionen begünstigt, kann man bis heute nur bedingt erklären. Wahrscheinlich spielt ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern, also biochemischen Botenstoffen im Gehirn, eine entscheidende Rolle. Damit einhergehend sind erbliche Faktoren meist begünstigend für die Entstehung einer solchen Krankheit, aber auch schwierige Lebenssituationen oder einschneidende Erlebnisse können Ursachen für diese Krankheit sein.
Die oben genannte Antibiotikagruppe der Gyrasehemmer, können laut Erfahrungsberichten und Beipackzetteln ebenfalls eine Depression auslösen. Diese klingt in der Regel nach Absetzen des Antibiotikums ab. Betroffene klagen teilweise über Traurigkeit und Verlustängste, bis hin zu schizophrenen und paranoiden Wahnvorstellungen. Da man jedoch über die genauen Ursachen einer Depression wissenschaftlich nicht eindeutige Aussagen treffen kann, ist auch weitgehend unbekannt, warum solche Medikamente Depressionen auslösen können. In einigen Fällen wurde nach Einnahme von Antibiotika schon von Selbstmordversuchen berichtet.
Hier sollte man sich jedoch individuell über die Personen und deren vorherige Krankheitsgeschichte auskennen, bevor man ein Urteil über das Depressionsrisiko von Antibiotika fällt, da Antibiotika alleine in der Regel keinen psychisch gesunden Menschen zu einer ernstzunehmenden Depression mit Folge einer Suizidalität führen. Falls Sie Stimmungsschwankungen oder andere hier genannte Symptome bei sich selbst beobachten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und diesem davon berichten.
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Antibiotika werden zum Bekämpfen von Bakterien eingesetzt. Jedoch gibt es nicht nur Bakterien, die Krankheiten auslösen können, sondern auch welche, die sehr nützlich für unseren eigenen Körper sind und wichtige Funktionen übernehmen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist unser Magen-Darm-Trakt. Dort finden sich unter anderem sogenannte Laktobakterien und Bifidobakterien, welche das Milieu in unserem Darm aufrechterhalten und sogar Laktose, Enzyme die für unsere Verdauung wichtig sind und verschiedene Vitamine produzieren können. Darüber hinaus beherrschen sie die „schädlichen“ Bakterien, solange diese in einem sehr kleinen Verhältnis zu den "guten" Lacto- oder Bifidobakterien stehen.
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Antibiotika können nun neben den schädlichen Bakterien auch unsere körpereigenen Bakterien angreifen und so unser gesundes inneres Milieu im Magen-Darm-Trakt in ein Ungleichgewicht bringen. Dies äußert sich relativ häufig in Bauchschmerzen und weichem Stuhl bzw. Durchfall.
Ein typische Durchfallerkrankung in diesem Zusammenhang ist die sogenannte Antibiotika-assozierte Diarrhoe beziehungsweise die pseudomembranöse Kolitis. Diese Krankheitsbilder entstehen durch ein sehr stabiles Bakterium (Clostridium difficile), das von den meisten Antibiotika nicht beeinträchtigt wird. Während dabei andere Darmbakterien durch die Antibiotikatherapie zugrunde gehen, gewinnt Clostridium difficile die Überhand im Darmtrakt und kann jene Durchfallerkrankung auslösen.
Nach Absetzen des Antibiotikums jedoch sollte sich in relativ kurzer Zeit (1-3Tage) das normale Milieu wieder stabilisieren, sodass die Darmflora wieder alte Stabilität erlangt. Unterstützend können hierbei probiotische Joghurts sein.
Bei der Einnahme von Antibiotika ist stets zu beachten, dass man sie mit einem Glas Wasser (nicht nur einem Schluck) einnehmen sollte. Andere Flüssigkeiten eignen sich hierbei weniger, da Tee oder Milch durch chemische Wechselwirkungen die Resorption des Medikaments dadurch behindert oder sogar verhindert wird.
Auf Alkoholkonsum sollte sowieso während der ganzen Antibiotika Therapie verzichtet werden, da dies schwere Schäden für den Körper zur Folge haben kann. Diese chemischen Komplexe können letztlich dazu führen, dass Krämpfe oder sogar Übelkeit auftreten und sich durch mittelmäßige bis starke Schmerzen bemerkbar machen. Diese sollten jedoch nach einigen Stunden verschwinden.
Falls das jedoch nicht die Ursache für die Beschwerden ist, ist der Grund häufig - wie im Darm auch - ein Ungleichgewicht der gewöhnlichen Bakterienverhältnisse. Hier sollte der Körper immer als Ganzes betrachtet werden.
Der Magen arbeitet nicht isoliert, er empfängt seine Nahrung über die Speiseröhre, die mit dem Rachen in Verbindung steht und gibt die verdaute Nahrung dann an den Darm ab. Somit können entsprechende Nebenwirkungen im Magen auch auf den Darm übergehen, und die Flora im gesamten Magen Darm-Trakt aus dem Gleichgewicht bringen.
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Pilzinfektionen im Mund-/Rachenbereich im Zusammenhang mit Antibiotika treten meist auf, wenn ein geschwächtes Immunsystem vorliegt und findet sich deshalb entweder bei älteren Leuten oder Kindern, die ein schon vorgeschwächtes Immunsystem besitzen.
Da Antibiotika jedoch das Immunsystem generell schwächen, können sie auch bei Menschen mit einem grundsätzlich guten Immunsystem als Folge einer längeren Antibiotikaeinnahme auftreten. Im Fachjargon spricht man von einer oralen Candidose oder einem Mundsoor, was nichts anderes bedeutet als "Pilzinfektion im Mund". Charakteristisch sind ein weißer Belag und rote Stellen, an denen sich Blut befindet.
Daraus resultiert eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität, da sowohl Essen als auch Schlucken und Trinken mit Schmerzen verbunden sind.
Die Infektion kann sich sogar auf die Speiseröhre oder Gaumen und Lippen ausbreiten. Ein Arzt kann letztlich feststellen, um welchen Pilz es sich genau handelt, und dagegen ein Medikament verschreiben. Hierzu ist es nötig, Abstriche von der befallenen Stelle zu machen und diese in einem Labor untersuchen zu lassen. Medikamente bzw. Antimykotika, die gegen diese Candidose eingesetzt werden, können wiederum Schäden für das Auge bedeuten.
Speziell Antiinfektiva, also Medikamente zur Behandlung von Infektionskrankheiten, worunter neben den Antibiotika auch Medikamente gegen Pilzinfektionen (Antimykotika), können ein Risiko für unser Auge und unser Sehvermögen im Allgemeinen darstellen. Vor allem bei Tuberkulose eingesetzte Antibiotika können als Nebenwirkung eine Schädigung des Sehnerves haben. Darunter zählt das Krankheitsbild der sogenannte Optikusneuropathie. Diese ist eine Durchblutungsstörung eines Teils des Sehnerves. Ein solches Krankheitsbild macht sich zu aller erst in einer Störung des Farbensehens bemerkbar.
Speziell Antimykotika, die gegen Pilzinfektionen eingesetzt werden, haben ein erhöhtes Risiko diese Symptome auszulösen. In den meisten Fällen wird jedoch nach Absetzen der Antibiotika/Antimykotika über eine Besserung berichtet und das Auge kann sich vollständig regenerieren.
Ein Besuch bei einem Augenarzt ist aber dennoch zu empfehlen.
Zahnschmerzen hängen in den meisten Fällen mit den Infektionen im Mund-/ Rachenraum zusammen. Diese können sich ausbreiten und in der Nähe eines Zahns einen Nerven befallen. Für das Empfinden in der unteren Zahnreihe ist der "Nervus alveolaris inferior" mit seinen Ästen zuständig, für die obere Zahnreihe Äste des Nervus maxillaris.
Bei Reizungen suchen Sie einen Zahnarzt auf, der unter Betracht eines bildgebenden Verfahrens weitere Behandlungsvorschläge geben kann. Die Schmerzen sollten nach Absetzen des Antibiotikums relativ zügig verschwinden (eine Woche), wenn sie jedoch zu stark sind, dann sind Schmerzmittel empfehlenswert.
Fieber als Nebenwirkung bei der Einnahme von Antibiotika ist keine Seltenheit. Man spricht hier von "Arzneimittelfieber" bzw. „drug fever“.
Bei allergischen Reaktionen kann es relativ schnell zu einem Temperaturanstieg kommen, der von weiteren Symptomen begleitet werden kann. Es wird geraten, sobald wie möglich einen Arzt aufzusuchen. Fieber als Nebenwirkung von Antibiotika entsteht meist erst nach 5 bis 6 Tagen.
Gerade Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine (Breitband Antibiotika), Penicillin G, Ampicillin oder auch Vancomycin und Streptomycin gelten als sogenannte „fiebererzeugende Arzneimittel“. Bestimmte Antibiotika führen zur Auflösung des Zellwand des Erregers. Eine folgende Immunreaktion auf die freigesetzten Bakterienbestandteile lässt die Körpertemperatur ansteigen.
Fälschlicherweise wird dabei oft angenommen, dass sich die Infektion sich „verschlimmert“ weshalb die Betroffenen häufig das Antibiotikum absetzen. Dabei wird geraten, dass Antibiotikum über den vorgegeben Zeitraum durchgängig einzunehmen, um andere negative Konsequenzen auszuschließen.
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