Unter einem Mundsoor versteht man eine Infektion der Mundhöhle und Rachenraum mit einer Pilzart. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um den Hefepilz Candida albicans. Unter bestimmten Umständen kann dieser Pilz krank machen. Dann wird er als Mundsoor bezeichnet.
Unter einem Mundsoor – auch Candidose genannt – versteht man eine Infektion der Schleimhaut von Mundhöhle und Rachenraum mit einer bestimmten Pilzart. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um den Hefepilz Candida albicans.
Dieser Hefepilz ist dabei jedoch nicht von vorneherein krankmachend: normalerweise befinden sie sich bei der Hälfte aller Menschen in einer geringen Anzahl auf Haut und Schleimhaut und sind nicht in der Lage, die Immunbarriere des Körpers zu überwinden und eine Infektion auszulösen. Unter bestimmten Umständen, z. B. bei einer geschwächten Abwehrlage, gelingt ihnen dieses jedoch, sodass es klinisch zu einem Soor kommt. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten. Es kann also auch ein Mundsoor beim Baby auftreten.
Der Begriff „Soor“ stammt dabei aus dem Altdeutschen und bedeutet so viel wie „wundmachen“ und beschreibt damit die Schädigung der Haut bzw. Schleimhaut durch eine bestehende Pilzinfektion.
Lesen Sie auch den Artikel zum Thema: Mundschleimhautveränderungen
Die Ursache für den Mundsoor ist in den meisten Fällen eine Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans.
Dabei kann jedoch eigentlich nicht von einer „Infektion“ im eigentlichen Sinne gesprochen werden: bei nahezu der Hälfte aller Menschen kann Candida albicans auf der Haut oder den Schleimhäuten des Mund-Rachen-Raums oder Darms nachgewiesen werden, ohne dass er irgendwelche Symptome verursacht.
Unter physiologischen Bedingungen ist der Hefepilz nicht krankmachend genug, um die Abwehrbarriere des menschlichen Körpers zu durchdringen und eine Infektion auszulösen, sodass lediglich eine oberflächliche Besiedelung stattfindet. Nur unter bestimmten Bedingungen, nämlich vorzugsweise immer dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist, gelingt es dem Pilz sich zu vermehren und eine Infektion auszulösen (opportunistische Infektion).
Zu solchen Abwehrlücken zählen sowohl angeborene, als auch erworbene Immunstörungen (z.B. bei AIDS, Krebserkrankungen, unter Chemotherapien, bei einer Sepsis, Diabetes mellitus, Kortisontherapie oder während einer Schwangerschaft).
Aber auch die Einnahme von Antibiotika kann einen Mundsoor verursachen.
Durch die antimikrobielle Wirkung kann es neben der gewünschten Bekämpfung von Bakterien auch zu einer Zerstörung der physiologischen Schleimhautflora kommen, sodass es auch zum Untergang von körpereigenen Bakterien kommt. Sind diese in ihrer Anzahl deutlich gemindert, haben zum Beispiel Pilze mehr Raum, um sich zu vermehren, sodass es schließlich zu einer übermäßigen Besiedelung und Infektion kommen kann.
Unter den eigentlich Gesunden bekommen besonders häufig Säuglinge und ältere Menschen einen (Mund)Soor, was an den Besonderheiten der Abwehrlage liegt: bei Säuglingen ist die Besiedelung mit gutartigen Keimen auf den Mundschleimhäuten noch nicht vollständig abgeschlossen, sodass es für den Hefepilz einfacher ist, sich übermäßig zu vermehren.
Hinzu kommt das noch nicht vollständig ausgereifte Immunsystem der Kleinen, wodurch dem Candida-Pilz nur eine ungenügende Abwehr entgegensteht. Letzteres gilt auch für ältere Menschen, dessen Immunsystem nicht mehr so funktionstüchtig ist.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Wie ansteckend sind Hefepilze?
Ursache für den Mundsoor ist die Besiedlung des Mundes mit Hefepilzen. Hierfür empfehlen wir Ihnen sich auch mit folgendem Artikel auseinanderzusetzen: Hefepilz im Mund
Bestimmte Medikamente können eine Ursache für ein zu starkes Wachstum von Candida albicans sein. In der gesunden Mundflora herrscht ein Gleichgewicht aus verschiedenen Bakterien und Pilzen, die sich gegenseitig in ihrem Wachstum begrenzen und so dafür sorgen, dass es zu keinem übermäßigem Wachstum einer speziellen Art und somit zu einer krankhaften Infektion kommen kann. Werden, wie zum Beispiel durch ein Antibiotikum, Bakterien in ihrem Wachstum gehemmt und gehen in ihrer Anzahl zurück, so können sich Pilzsporen ungehindert im Mund-Rachenraum ausbreiten und führen zu Mundsoor. Bei Immunsuppressiva, also Medikamenten, die das Immunsystem hemmen, kommt es in der Folge zu einer Überbesiedlung mit Candida albicans.
Ebenso inhalative Glukokortikoide, die zum Beispiel bei Asthma bronchiale eingesetzt werden, können zu einer Hemmung des Immunsystems führen. Diese Wirkung ist mit Hinsicht auf das Asthma bronchiale gewünscht, führt jedoch gleichzeitig auch dazu, dass die Candida-Erreger nicht mehr genügend durch das Immunsystem bekämpft werden und so Mundsoor entstehen kann.
Zytostatika, also Medikamente, die das Zellwachstum hemmen, werden ebenfalls mit der Entwicklung von Mundsoor in Verbindung gebracht.
Auch Antidepressiva führen als Nebenwirkung manchmal zu Mundsoor. Sie verringern je nach Wirktyp die Speichelsekretion und führen so zu einer Mundtrockenheit, die das Wachstum von Candida albicans begünstigt.
Zu den typischen Symptomen eines Mundsoors gehört in erster Linie das charakteristische Aussehen der Schleimhäute im Mund-Rachenraum. Auf der stark geröteten, entzündlich wirkenden Schleimhaut ist ein weißlicher Belag zu finden, der leicht – zum Beispiel mit einem kleinen Holzspatel – abzuwischen bzw. abzukratzen ist.
Zu Beginn der Infektion beschränkt sich der Belag auf mehr oder weniger zahlreiche weißliche Stippchen/Sprenkel, vorzugsweise auf der Zunge, an er Wangeninnenseite oder am Gaumen.
Im weiteren Verlauf kann es dann zu einem Zusammenfließen der Stippchen kommen (eine sogenannte Konfluation), sodass sich größere, weißliche Flecken bilden. Beim Ablösen solcher größerer Pilzbeläge, kann es unter Umständen zu einer leichten Blutung der darunterliegenden Schleimhaut kommen.
Eine prädispositionierte Befallsstelle im Mund stellen dabei vor allem Zahnprothesen dar, unter denen sich leicht Candida-Pilze ansiedeln und einen Mundsoor auslösen können.
Bei schwereren, komplizierten Verläufen kann es neben dem Befall des Mundraum auch zu einem Übergreifen auf den Rachenraum und/oder die Speiseröhre kommen (pseudomembranöse Kandidose).
Darüber hinaus klagen viele Betroffenen über ein Trockenheits- und Pelzigkeitsgefühl im Mund sowie gelegentlich auch ein Brennen auf den Schleimhäuten. Zusätzlich kann es zu Geschmacksstörungen kommen, wobei eine metallische Geschmackswahrnehmung typisch für einen Mundsoor ist. Durch das Trockenheitsgefühl fallen viele Betroffene auch auf Grund eines erhöhten Durstgefühls auf, aber auch ein typischer Mundgeruch kann beobachtet werden.
Lesen Sie mehr zu dem Thema: Brennen im Mund
Die Diagnose eines Mundsoors kann durch sein charakteristisches, klinisches Bild, meist durch einen Arzt gleich auf den ersten Blick gestellt werden.
Der typische, weißliche Belag auf der Zunge, den Wangen oder im Rachenraum lässt kaum Platz für Verwechselungen (außer mit der sogenannten Leukoplakie, einer Tumorvorstufe).
Bei Unsicherheit, ob es sich um eine Pilzinfektion oder eine Leukoplakie handelt, kann ein sogenannter Abkratzversuch unternommen werden: die weißlichen Beläge einer Kandidose können mittels eines Holzspatels leicht abgekratzt werden, wohingegen die Leukoplakie als tumoröse Schleimhautveränderung nicht abkratz- oder abwischbar ist.
Um sicher zu gehen, dass es sich um eine Pilzinfektion handelt und vor allem, um den genaue Pilzart zu bestimmen, kann vom behandelnden Arzt ein Abstrich von der befallenen Schleimhaut genommen und in ein Labor geschickt werden, in dem der genaue Erreger unter dem Mikroskop diagnostiziert wird.
Darüber hinaus können im Blut Antikörper gegen den Candida-Pilz gefunden werden, in der Regel ist jedoch keine Blutabnahme im Rahmen der Diagnostik notwendig
Die gängige Behandlung eines Mundsoors ist die Einnhame eines sogenannten, vom Arzt verschriebenen Antimykotikums. Dabei handelt es sich um ein Arzneimittel, die entweder die vorhandenen Pilze abtötet oder zumindest in ihrem Wachstum bzw. ihrer Vermehrung hemmen (hierzu gehören z. B. Nystatin, Amphotericin B, Fluconazol).
Da es sich bei dem Mundsoor um einen räumlich begrenzten Befall mit Candida albicans handelt, reicht es in der Regel aus, das Antimykotikum lokal anzuwenden, sodass häufig auf Lutschtabletten, Mundspüllösungen oder direkten Beträufelungen mit einer Pipette zurückgegriffen wird.
Hält sich der Mundsoor trotz korrekter Arzneimittelanwendung hartnäckig oder sind sogar andere Schleimhäute (z. B. im Magen-Darm-Trakt) mit befallen, kann auch eine systemische Bekämpfung mittels antimykotischen Tabletten in Betracht gezogen werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Antimykotika
Genaugenommen kann in den meisten Fällen nicht von einer Ansteckung gesprochen werden, denn wie oben bereits beschrieben, ist Candida albicans in der normalen Mundflora einiger Menschen bereits vorhanden, wird aber von ihrem Immunsystem weitestgehend reguliert. Durch bestimmte Verhaltensweisen kann Candida albicans jedoch auf einen anderen Menschen übertragen werden.
Häufig erfolgt die Übertragung auf einen Säugling meist durch die Mutter, die Candida bereits auf ihrer Mundschleimhaut, in ihrem Magen-Darmtrakt oder auch auf ihrer Vaginaschleimhaut trägt. Eine Person,die unter einem geschwächten Immunsystem leidet oder Medikamente einnimmt, die das Immunsystem oder die Speichelproduktion hemmen, besitzt eine höhere Wahrscheinlichkeit an Mundsoor zu erkranken. Falls diese Person jetzt mit zusätzlichen Candida Erregern über Tröpfchen oder Schmierinfektion in Berührung kommt, können diese nicht mehr ausreichend begrenzt werden. Mundsoor bricht aus.
Durch Benutzung derselben Zahnbürste oder desselben Bestecks besteht ebenfalls die Gefahr einer Übertragung.
Babys haben bei der Geburt ein nicht voll ausgereiftes Immunsystem. Dies führt dazu, dass es ca. bis zum 6 Lebensmonat bei Kontakt mit Candida albicans zu einer vermehrten Ausbreitung des Pilzes kommen kann. Die Ansteckungswege sind vielseitig.
Bei gesunden Erwachsenen befindet sich der Pilz an bestimmten Körperstellen, ohne dass er dort bemerkt wird, da das Immunsystem diesen soweit bekämpft, dass er sich nicht ausbreiten kann. So haben zum Beispiel einige Frauen in ihrer Vagina Candida albicans, ohne davon jemals beeinträchtigt zu werden. Bei der Geburt kann sich das Neugeborene mit diesem Erreger anstecken. Da wie schon beschrieben das Immunsystem eines Neugeborenen noch nicht voll funktionstüchtig ist, führt dies im Mund- und Rachenraum häufig zu Mundsoor.
Auch die Brustwarze der Mutter ist ein möglicher Ansteckungsherd für den Säugling, da die Erreger sich dort ebenfalls ansiedeln können. Beim Stillen werden die Erreger dann von der Brustwarze der Mutter in den Mund des Babys aufgenommen. Juckende, sich schuppende oder unter Umständen auch rot glänzende Brustwarzen sind häufig ein Anzeichen für eine Candida-Infektion der Brustwarze sein. Ebenfalls ist es möglich, dass sich der Erreger unbemerkbar im Mund des Erwachsenen befindet. Wird dann zum Beispiel ein heruntergefallener Schnuller zur Säuberung von einem Elternteil in den Mund genommen, können sich die Erreger im Mund des Babys ausbreiten.
Eine weitere häufige Ursache für Mundsoor bei Babys beschreibt mangelnde Hygiene sein. Spielzeug, Beißringe oder andere Dinge, die von dem Baby in den Mund genommen werden, können Candida albicans auf ihrer Oberfläche tragen, wenn diese nicht sorgfältig gereinigt worden sind. Meist ist die Infektion harmlos. Bei Babys äußert sich der Mundsoor, wie bei Erwachsenen, mit einem charakteristischen weißen Belag an der Mundschleimhaut und der Zunge.
Zusätzlich kann Mundsoor bei einem Baby noch zu einer Trinkschwäche führen oder leichtes Fieber auslösen. Aus diesen Gründen sollte bei Verdacht ein Kinderarzt aufgesucht werden. Die Behandlung des Babys mit Mundsoor ist einfach, kann aber bis zum vollständigen Abklingen der Infektion 3 Wochen dauern. Um die Infektion im Vorfeld zu vermeiden, gibt es einige einfache Verhaltensregeln. So ist es zum Beispiel ratsam heruntergefallene Schnuller auszutauschen und generell Dinge, die das Baby in den Mund nimmt, regelmäßig gründlich zu reinigen oder zu sterilisieren.
Auch vor einer Geburt kann eine bestehende Infektion der Vagina der Mutter bekämpft werden, um eine Infektion während der Geburt zu vermeiden.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Mundsoor beim Baby
Alle Themen zu Pilzinfektionen finden Sie unter Innere Medizin A-Z