Antimykotika stellen eine Gruppe von Medikamenten dar, welche gegen humanpathogene Pilze und Mykosen wirkt.
Mykostatika, Antipilzmittel
Unter den Antimykotika versteht sich eine Gruppe von Medikamenten, welche gegen humanpathogene Pilze, also Pilze, die den Menschen befallen, und Mykosen (Pilzerkrankung) verursachen, wirkt. Die Wirkung der Antimykotika basiert darauf, dass sie gegen bzw. auf pilzspezifische Strukturen wirken. Da die Pilzzellen an einigen Stellen ähnlich der menschlichen Zellen aufgebaut sind, gibt es eine überschaubare Anzahl von Angriffspunkten für Antimykotika. Diese Angriffspunkte befinden sich meist in der Zellmembran der Pilze. Je nachdem was für ein Pilz die Mykose verursacht, werden andere Antimykotika verwendet. Nicht jedes Antimykotikum wirkt auf jeden Pilz, denn wie auch bei Bakterien gibt es natürliche Resistenzen.
Die Antimykotika können nach ihrer Wirkungsweise eingeteilt werden. Zum einen können sie fungizid sein – die Pilzzellen werden durch das jeweilige Antimykotikum abgetötet, oder sie sind fungostatisch. Damit ist gemeint, dass die Pilzzellen nicht weiter im Organismus der befallen Personen wachsen und sich vermehren können. Eine weitere Einteilung kann nach Anwendungsart erfolgen: lokale (das Antimykotikum wirkt nur an der behandelten Stelle, z.B. der Haut) oder systemische Anwendung (das Antimykotikum wirkt im ganzen Organismus).
Eine große Gruppe sind die Azole. Sie werden in die Untergruppe der Triazole und Imidazole eingeteilt. Die Einteilung erfolgt abhängig davon wie viel Stickstoffatome sich in dem heterozyklischen Ring befinden. Bei diesem heterozyklischen Ring handelt es sich um eine chemische Struktur, die in allen Azolen zu finden ist. Während ein Triazol drei Stickstoffatome besitzt, befinden sich bei einem Imidazol nur zwei in diesem Ring.
Die Wirkung der Azole beruht auf der Störung der Ergosterolsynthese. Das Ergosterol ist ähnlich dem Cholesterol beim Menschen. Es ist ein Sterol (Membranlipid), welches essentiell für die Bildung der Zellmembran der Pilze ist. Die Azole hemmen ein bestimmtes Enzym (14?-Sterol-Demethylase), welches eine zentrale Rolle in der Bildung des Ergosterols hat. Durch die fehlende Bildung des Ergosterols entsteht folglich ein Mangel. Dieser führt zu Membranschäden an den Pilzzellen. Dadurch sterben die Pilzzellen nicht sofort ab, aber sie können sich nicht weiter vermehren und wachsen – Azole sind fungostatisch. Je nach nachgewiesener Pilzinfektion und Ort der Infektionen können unterschiedliche Azole angewendet werden. So muss zum Beispiel darauf geachtet werden, das Fluconazol bei Aspergillen und bestimmten Candida-Stämmen keine Wirkung hat.
Eine anderer Wirkstoffgruppe sind die Polyenmakrolide. Dazu zählen Nystatin, Natamycin und Amphotericin B. Das Amphotericin B bindet an Ergosterol und wird mit in die Zellmembran eingelagert. Diese wird dadurch verstärkt durchlässig für Komponenten aus der Pilzzelle – die Membran funktioniert nicht mehr effizient. Als Effekt davon stirbt die Pilzzelle ab (fungizid). Amphotericin B zieht akute und chronische Nebenwirkungen mit sich, die an manchen Stellen die Therapie einschränken. Heute steht ein modifiziertes Präparat zur Verfügung – das liposomale Amphotericin B. Dieses zeigt weniger Nebenwirkungen, kostet aber auch erheblich mehr Geld.
Eine weitere Gruppe sind die Echinocandine (Caspofungin, Micafungin). Diese wirken über Hemmung der Glukan-Synthese (eine für den Pilz spezifisches Glucose-Kette). Das Glukan ist relevant für die Stabilität der Zellwand. Durch die Hemmung seiner Synthese verliert die Zellwand an der sonst durch Glukan erzeugten Stabilität. Die Echinocandine sind je nach Pilz auf den sie wirken fungizid oder fungostatisch.
Weiterhin steht die Gruppe der Pyrimidinderivate (Flucytosin) zur Verfügung. Das Flucytosin wird durch Pilzzellen aufgenommen und enzymatisch in 5-Fluorourcail umgewandelt. Dessen Wirkung beruht auf der Hemmung der Protein- und DNA-Synthese. Durch diese Hemmung bricht der der Stoffwechsel der Pilzzelle zusammen – die Pyrimidinderivate sind fungizid und fungostatisch.