Penicilline gehören gemeinsam mit den Cephalosporinen und den Carbapenemen zu den Beta-Laktamantibiotika. Penicilline werden vorallem gegen Streptokokken eingesetzt.
Penicillin ist ein sehr weit verbreitetes Antibiotikum. Es ist eines der ältesten Antibiotika. Aufgrund dessen sind die Erfahrungen mit Penicillin im klinischen Alltag sehr weitreichend. In der heutigen Zeit gibt es viele verschiedene Verabreichungsformen und Abwandlungen des ursprünglichen Medikamentes. Das am häufigsten eingesetzte Penicillin ist das Penicillin V und Penicillin G. Es ist als orale und intravenöse Gabe erhältlich. Bei der oralen Einnahme sollte das Medikament drei Mal am Tag eingenommen werden mit einer Dauer von 5-10 Tagen, je nach Erkrankung und Erreger.
Vor allem wenn bei Patienten Penicillin das erste mal zum Einsatz kommt, sollte man auf allergische Reaktionen aller Art achten. Diese können reichen von leichten Hautausschlägen durch das Penicillin bis hin zur Atemnot, Bewußtlosigkeit und Tod. Vor allem Penicillin, das über die Venen verabreicht wird, sollte langsam und die ersten Minuten nur unter Aufsicht gegeben werden. Auch Krampfanfälle wurden unter einer Penicillintherapie schon beobachtet. Auch die durch das Penicillin abgetöteten Bakterien können eine Reaktion bei dem Patienten auslösen (Jarisch-Herxheimer-Reaktion), die sich in Schüttelfrost und Fieber bemerkbar macht. In diesem Fall sollte die Penicillintherapie aber unbedingt weitergeführt werden und begleitende Symptome durch Fiebersenkung behandelt werden. In den meisten Fällen ist diese Reaktion schnell rückläufig.
Bei versehentlicher intravenöser Gabe von Depotpenicillin kann es zu einem sogenannten Hoignè-Syndrom mit Angst und Bewusstseinsstörungen kommen, das aber nach 15-20 Minuten rückläufig ist. Bei einer versehentlichen Gabe von Depotpenicillin in die Arterie, besteht des Weiteren die Gefahr der Entzündung bis zum Absterben der entsprechenden Extremität (Gangrän). Bei der Gabe von Penicillin G-Kalium kann es zu einem unnatürlich hohen Kalium Spiegel im Blut und daraus resultierenden Herzrhythmusstörungen kommen.
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Es ist bekannt, dass einige Menschen auf Penicillin mit einer Allergie reagieren. Hierbei kommt es bei milden Verläufen zu Hautausschlag und Juckreiz. Bei schweren Verläufen kann es zu Anschwellen der Atemwege mit Behinderung der Atmung kommen, sowie zu einem anaphylaktischen Schock mit niedrigem Blutdruck und Herzrasen, was bis zur Bewusstlosigkeit gehen kann und mit dem Tod enden kann. Bei Auftreten von Hautrötungen, Ausschlag und Juckreiz sollte die Therapie mit Penicillin sofort abgebrochen werden.
Es stehen andere Antibiotika zur Verfügung, die ebenfalls eingenommen werden können. Bei einer Allergie gegen Penicillin sollte der behandelnde Arzt informiert werden. Dieses kann auch in Form eines Allergieausweises festgehalten werden, um in Notfällen Ärzte zu informieren. Der Ausschlag und der Juckreiz sollten nach Absetzen des Penicillins nach spätestens einer Woche rückläufig sein. Lindernd wirken bei diesen Symptomen hautpflegende Cremes und kühles Wasser auf der Haut. In sehr schlimmen Fällen können vom Arzt zusätzliche lindernde Medikamente oder Salben verordnet werden.
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Säurehemmer senken die Resorptionsrate von Penicillinen und bewirken bei paralleler Gabe eine verminderte Wirkung. Mit anderen bakteriostatisch wirkenden Medikamenten sollten Penicilline ebenfalls nicht kombiniert werden, da das Wirkungsprinzip das gleiche ist und zu keiner Wirkvebesserung führen kann. Beta-Laktamantibiotika können Antibiotika der Stoffgruppe Aminoglykoside inaktivieren und sollten in Kombination auch nicht gegeben werden. Die Kombination von Penicillin mit Antihistaminika sollte genau abgewogen werden, da die gleichzeitige Gabe die Wirkung des Antihistaminikums verändern kann. Bei gleichzeitiger Gabe von Aspirin und vergleichbaren Medikamenten aus der Gruppe der NSAID, kann durch eine molekulare Verdrängung der Penicillinspiegel im Blut des Patienten ansteigen und so eine erhöhte Wirkung herbeiführen.
Die Gabe von Probenecid verhindert eine Ausscheidung von Penicillin und verlängert ebenfalls die Zeit, in der Penicillin im Körper verbleibt. Auch eine Verdrängung mit gleichzeitiger Konzentrationserhöhung des Penicillins wird durch die gleichzeitige Gabe von Sulfonamiden verursacht. Eine gleichzeitige Einnahme von Vitamin B1 und Vitamin C vermindern die Wirksamkeit von Penicillin. Penicilline hemmen die Funktion der Blutplättchen (Thrombozyten). Bei gleichzeitiger Gabe von Warfarin kann dieses in seiner Wirkung verändert werden. Eine kombinierte Gabe sollte nur bei genauer Indikation erfolgen.
Milch und Milchprodukte haben keinen Einfluss auf die Wirkung von Penicillin. Das Penicillin geht keine Verbindung mit Bestandteilen der Milch ein, sodass es hier zu keiner Hinderung der Resorption (Aufnahme) durch den Darm kommt. Eine große Anwendungsbreite hat das Medikament auch in der Kinderheilkunde. Es wirkt sehr gut gegen Scharlach oder Mandelentzündungen (Tonsilitis), die meistens durch Streptokokken verursacht werden.
Aufgrund des Einsatzes von Penicillin bei diesen Krankheitsbildern kommt das durch Streptokokken ausgelöste rheumatische Fieber in Deutschland fast nicht mehr vor. Dadurch werden lebensgefährliche Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) mit darauffolgenden Herzklappenfehlern und Nierenschädigungen (Glumerulonephritis), vermieden. Dass Antibiotika nicht mit Milch eingenommen werden sollten, ist eine weitverbreitete Meinung. Jedoch betrifft diese nur bestimmte Antibiotika, nämlich die Tetracycline und die Fluorchinolone, nicht aber das Penicillin. Bei den anderen Antibiotika kommt es durch Komplexbildung mit Calciuminonen der Milch zu großen „Klumpen“ die vom Darm nicht aufgenommen werden können und so wieder ausgeschieden werden, ohne ins Blut überzugehen.
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Generell bestehen keine Wechselwirkungen zwischen Penicillin und Alkohol. Die Wirkung des Penicillins bleibt also gleich, sie wird weder verstärkt noch abgeschwächt. Trotzdem wird oft davon abgeraten, während der Antibiotikaeinnahme Alkohol zu trinken. Dieses beruht meist auf der Annahme, dass während der Antibiotikaeinnahme das Immunsystem noch mit dem Krankheitserreger beschäftigt ist. Da ein übermäßiger Alkoholkonsum das Immunsystem schädigt, sollte während einer bakteriellen Erkrankung nach Möglichkeit auf Alkohol verzichtet werden. Außerdem können sowohl die Antibiotika, als auch der Alkohol auf den Magen schlagen und eine Gastritis verursachen.
Wird während der Antibiotikaeinnahme auf Alkohol verzichtet, wird so der Magen geschont und die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Gastritis wird gesenkt. Während der Antibiotikatherapie sollte neben Alkohol auch auf Sport verzichtet werden. Körperliche Schonung ist bei Infekten jeder Art zu empfehlen. Durch Sport während eines Infektes kann es zu einer unzureichenden Ausheilung der Erkrankung kommen. Der Erreger persistiert manchmal sogar unbemerkt im Körper. Dadurch kann es im schlimmsten Fall zu einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung) oder Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) kommen. Das sind beide zum Teil lebensbedrohliche Krankheitsbilder und erfordern eine lange Therapie. Bei der Myokarditis kann es zu plötzlichen Herzstillständen kommen, bei der Endokarditis zu Herklappenfehlern.
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Amoxicillin gehört zu der Gruppe der Aminopenicilline. Diese sind eine abgewandelte Form der Penicilline, wirken aber auch gegen die meisten grampositiven Erreger und einige wenige gramnegative Erreger. Aminopenicilline haben den gleichen Wirkmechanismus wie Penicillin. Sie können auch zu einer allergischen Reaktion führen und dürfen daher bei einer Penicillin Allergie nicht gegeben werden. Amoxicillin wird ebenfalls bei Erkrankungen der Mandeln oder des Rachens im Kindesalter oft in Form von Saft verordnet. Eine Besonderheit des Amoxicillins existiert in Bezug auf pfeiffersches Drüsenfieber.
Das pfeiffersche Drüsenfieber kann sich darstellen wie eine eitrige Mandelentzündung. So findet sich ein geröteter Rachen, eitrige Mandeln und Halsschmerzen eventuell mit mit Fieber einhergehend. Da die Mandelentzündung von Streptokokken verursacht wird, wird hier oft fälschlicherweise mit Amoxicillin behandelt. Da es sich bei pfeifferschem Drüsenfieber, auch bekannt unter „kissing-disease“ oder Mononucleose um eine Virusinfektion handelt, ist hier Amoxicillin nicht wirksam. Es kommt bei der Einnahme zu einem Arzneimittelexanthem. Das bedeutet, die betroffene Person bekommt einen roten Hautausschlag auf dem gesamten Körper. Bei Auftreten des Ausschlages sollte die Therapie abgebrochen werden. Es existiert keine medikamentöse Therapie gegen das pfeiffersche Drüsenfieber.
Daher muss die Erkrankung alleine mit Bettruhe auskuriert werden. Wichtig zu wissen ist, dass es zu Leber- und Milzschwellungen kommen kann. Daher darf kein Sport betrieben werden und nicht mit Kindern getobt werden oder Kampfsport betrieben werden. Durch die Schwellung treten die Organe unter den Rippen hervor. Dadurch sind diese weniger geschützt und es kann zur Verletzung mit Ruptur kommen. Die Ruptur führt zu lebensgefährlichen inneren Blutungen.
Cefuroxim ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Cephalosporine. Es wird meistens erst verabreicht, wenn die Wirkung gegen das den Infekt auslösende Antibiotikum bewiesen ist. Dieses wird durch einen Labortest getestet. Cefuroxim wird auch bei Operationen prophylaktisch verabreicht, sowie bei einer Perforation des Blinddarmes oder verunreinigtem Wunden während der OP. Zu beachten bei Cefuroxim ist eine sogenannte Enterokokkenlücke. Das bedeutet, dass Antibiotikum ist nicht wirksam gegen Darmbakterien. Außerdem kann es bei einer bestehenden Penicillinallergie zu Kreuzreaktionen kommen. Bei einer bekannter Penicillinallergie sollte also von der Einnahme von Cefuroxim abgesehen werden und zu einem andere Antibiotikum gegriffen werden.
Bei einer Penicillin- oder Cephalosporinallergie sollten Penicilline auf keinen Fall gegeben werden, da dies zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Bei Kindern, bei Stillenden und Schwangeren sollte eher auf Alternativantibiotika gewechselt werden. Bei schwerer Nieren- und Leberinsuffizienz ist eine genaue Abwägung für den Einsatz von Penicillinen von Nöten. Bestehen bei dem Patienten bereits Krampfneigungen oder neurologische Erkrankungen, muss unter Penicillingabe eine erniedrigte Krampfschwelle mit daraus resultierenden Krämpfen befürchtet werden.
Das Feld der behandelbaren Bakterien ist groß und abhängig von dem gewählten Penicillin. Grundsätzlich haben Penicilline ihr Einsatzgebiet in der Bekämpfung von Streptokokken jeglicher Art. Besonders Pneumokkoken (Lungenentzündung), Meningokokken (Hirnhautentzündung) und Gonokokken (Lues) aber auch das Erysipel kann mit Penicillin behandelt werden. Schmalspektrumpenicilline haben ihr Wirkungsfeld bei gram-positiven Keimen (Kokken, Stäbchen, Spirochäten) sowie gram-negative Bakterien (Penicillinase bildende Staphylokokken). Auch Wundinfektionen und Infektionen der Knochen werden in der Regel mit Penicillinen behandelt.
Breitspektrumpenicilline wirken bei Enterokokken und zahlreichen gram-negativen Stäbchen ( Haemophilus , E. Coli).
Penicilline gehören gemeinsam mit den Cephalosporinen und den Carbapenemen zu den Beta-Laktamantibiotika und stellen die bekannteste und sehr häufig verschriebene Antibiotikaklasse dar. Man unterscheidet die beiden Gruppen Schmalspektrumpenicilline von den Breitspektrumpenicillinen. Zur ersten Gruppe gehören die Benzylpenicilline (Penicillin G und Depotpenicilline), Phenoxypenicilline (orale Peniciline=Penicillin V, Propicilin, Azidocillin), Isoxazolylpenicilline (Oxacillin, Dicloxacillin, Flucloxacillin). Zu den Breitspektrumantibiotika gehören die Aminopenicilline (Ampicillin, Amoxicillin, Bacampicillin, Pivampicillin), Carboxypenicilline (Ticarcillin, Temocillin, Carindacillin), Acylaminopenicilline (Azlocillin, Mezlocillin, Apalcillin, Piperacillin), Amidinopenicilline (Mecillinamin), Penicilline mit Beta-Laktaminhibitoren (Amoxicillin+Clavulansäure, Ampicillin+Sulbactam, Piperacillin+Tazobactam, Sulbactam).
Alle Penicilline besitzen in ihrem chemischen Aufbau einen sogenannten Betalaktamring, eine Stoppschildförmige Struktur, die den Zellwandaufbau der Bakterien hemmt. Manche Bakterien besitzen als Gegenwehr ein Enzym, das sich Betalaktamase nennt. Dieses Enzym ist in der Lage den Ring des Antibiotikums zu spalten und so das Medikament in seiner Wirkung einzuschränken bzw. unwirksam zu machen. Manche Penicilline sind allerdings betalaktamasefest und können dem bakteriellen Angriff widerstehen. Sie werden vor allem bei den Bakterien eingesetzt, die über das Enzym verfügen. Manchen Penicilline sind säurestabil, andere nicht. Die säurestabilen können in Tablettenform verabreicht werden, da sie den Magen passieren können ohne dort schon aufgelöst und inaktiviert zu werden. Die nichtsäurestabilen müssen per Infusion über das Blut verabreicht werden, um den Magen und die Magensäue zu umgehen. Das oral einnehmbare Penicillin G ist gut gewebegängig und tritt in Haut, Schleimhaut, Leber, Lunge und Nieren über. Über das Hirnwasser (liquor) wird es nicht transportiert und sollte bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems nicht eingesetzt werden. Es entwickelt keine intrazelluläre Wirkung und wird zu 90% unverändert über die Niere ausgeschieden.
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