Amoxicillin ist ein verschreibungspflichtiges Breitbandantibiotikum aus der Klasse der Penicilline und wird zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. In Kombination mit Clavulansäure werden Resistenzmechanismen von Bakterien größtenteils aufgehoben.
Durch die häufige Verordnung von Antibiotika in den letzten Jahrzehnten haben Bakterien zunehmend Resistenzen gegen die einzelnen Wirkstoffe entwickelt. Studien zufolge werden in ungefähr 60% der Erkältungskrankheiten Antibiotika verordnet, Obwohl lediglich 5% dieser Erkrankungen durch Bakterien ausgelöst werden. Zusätzlich werden Antibiotika auch in der Tierhaltung verwendet, wodurch der Mensch sie indirekt über das Tierfleisch in den Körper aufnimmt.
Um die Wirksamkeit der klassischen Antibiotika weiterhin gewährleisten zu können, wurden weitere Medikamente entwickelt, um die entwickelten Resistenzmechanismen der Bakterien aufzuheben. Ein Beispiel dafür stellt die Clavulansäure dar, die ein bakterielles Enzym hemmt, das verschiedene Antibiotika abbaut. Durch eine Kombination der Clavulansäure mit Penicillinen können damit die verschiedenen Penicilline weiterhin gegen ein breites Spektrum an Bakterien wirken.
Eine weithin verbreitete Kombination ist Amoxicillin (Penicillin) mit Clavulansäure. Das Kombinationsprodukt ist in Deutschland von verschiedenen Herstellern unter den Namen Amoxiclav, Amoclav und Augmentan erhältlich. In Österreich lauten die Handelsnahmen Xiclav, Augmentin und Clavamox. In der Schweiz sind die Produkte als Aziclav, Augmentin und Co-Amoxicillin im Handel.
Amoxicillin gehört zur Gruppe der Penicilline. Aufgrund der gleichen Wirksamkeit und einem ähnlichen Aufbau wie Cephalosporine, Carbapeneme und Monobactame werden die Penicilline zur Medikamentenfamilie der β-Laktam-Antibiotika gezählt.
Diese Antibiotika hemmen die Zellwand-Bildung der Bakterien. Dadurch können sich die Bakterien nicht mehr vermehren. Gleichzeitig wird durch Schäden in der Zellwand das Bakterium instabil und stirbt ab. Man spricht von einer bakteriziden (bakterienabtötenden) Wirkung.
Um sich vor den β-Laktam-Antibiotika zu schützen, haben viele Bakterien im Laufe der Zeit ein Enzym entwickelt, das diese Antibiotika spaltet und inaktiviert: die bakterielle β-Laktamase. Sie sind damit resistent gegen ein großes Spektrum an Antibiotika. Um diese Resistenz zu umgehen, wurde die Clavulansäure entwickelt. Clavulansäure gehört zu den sogenannten Betalaktamase-Inhibitoren. Durch eine ähnliche Struktur wie die β-Laktam-Antibiotika bindet die bakterielle β-Laktamase ebenfalls an die Clavulansäure, und wird von dieser inaktiviert. In der Folge können die kombiniert verabreichten Antibiotika (u.a. Amoxicillin) wieder gegen die Bakterien wirken.
Die Kombination von Amoxicillin und Clavulansäure wird bei bakteriellen Infektionen verwendet. Das Medikament ist wirksam gegen ein breites Spektrum an Bakterien. Häufig handelt es sich dabei um Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Eine bakterielle Mandelentzündung kann mit Amoxicillin behandelt werden. Dafür ist jedoch vor der medikamentösen Behandlung dringend die sichere Abklärung einer bakteriellen Infektion erforderlich. Darüber hinaus wird Amoxicillin auch bei bakteriellen Mittelohr- und Nasennebenhöhlen-Entzündungen verwendet. Auch bei
Entzündungen der Atemwege (obere und untere) sowie bei Entzündungen im Bereich der Lunge (Lungenentzündung, Bronchitis) kann die Kombination von Amoxicillin und Clavulansäure zur Behandlung angewendet werden.Neben der Wirkung im Hals-Nasen-Ohren-Bereich ist Amoxicillin auch bei Infektionen der Niere und der ableitenden Harnwege indiziert.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Blasenentzündung oder Nierenbeckenentzündung
Außerdem kann die Kombination auch bei Infektionen im Bereich der Haut und der Weichteile verwendet werden. Bei Bissverletzungen und Infektionen von tiefen Wunden ist die Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure Mittel erster Wahl.
Amoxicillin wird in der Regel in Form von Tabletten verabreicht. Für Kinder sind auch Suspensionen und Säfte im Handel, die jedoch zum Teil nur eingeschränkt wirken. Eine gängige Filmtablette enthält dabei 875 mg Amoxicillin und 125 mg Clavulansäure. Diese Tablette soll in der Regel zweimal täglich eingenommen werden. Bei besonders schweren Fällen ist auch die dreimalige Einnahme an einem Tag möglich.
Die Einnahme und Dosierung von Amoxicillin bei Kindern sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Nach Möglichkeit sollte auf eine Suspension oder einen Trockensaft ausgewichen werden.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion muss die Dosis von einem Arzt angepasst werden. Insgesamt sollte das Präparat nicht länger als 2 Wochen eingenommen werden. Wenn sich nach diesem Zeitraum die Symptomatik nicht gebessert hat, muss mit dem behandelnden Arzt das weitere Vorgehen besprochen werden. Bei Überdosierung können Magenprobleme (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall) und Krampfanfälle auftreten. Ein Arzt ist in diesem Fall sofort aufzusuchen!
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Dosierung bei Amoxicillin
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Penicilline sollte auf die Einnahme von Amoxicillin in jedem Fall verzichtet werden! Es besteht die Gefahr eines lebensbedrohlichen Schockzustands. Auch bei Patienten mit bekannten schweren Allergien oder einem Asthma bronchiale besteht ein erhöhtes Risiko einer Überempfindlichkeitsreaktion. In diesem Fall sollte die Therapie engmaschig durch einen Arzt kontrolliert werden oder nach Möglichkeit zu einem anderen Präparat ausgewichen werden.
Eine häufig auftretende Nebenwirkung bei der Verabreichung von Amoxicillin mit Clavulansäure ist das Auftreten von allergischen Reaktionen. Typischerweise treten Hautausschläge mit Juckreiz auf. Vor allem bei gleichzeitiger viraler Infektion mit Pfeiffer’schem Drüsenfieber oder bekannter chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) besteht die Gefahr eines großflächigen Hautausschlags (das sogenannte Amoxicillin-Exanthem).
Lesen Sie mehr unter: Ausschlag durch Amoxicillin und Juckreiz bei Amoxicillin
Darüber hinaus sich Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Trakts möglich. Patienten klagen häufig über Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit. Auch Blähungen und Durchfall sind möglich.
Während der Einnahme von Antibiotika sollte nach Möglichkeit generell auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden. Während einer bakteriellen Infektion ist der menschliche Körper erheblich angegriffen und benötigt Ruhe und Erholung. Durch den Konsum von Alkohol wird der Körper stattdessen gestresst und geschwächt.
Zusätzlich kommt es häufig zu Wechselwirkungen zwischen Alkohol und verschiedenen Antibiotika. Amoxicillin wird nur zu einem kleinen Teil in der Leber verstoffwechselt und ausgeschieden. Da jedoch sowohl der Alkohol als auch die Clavulansäure über die Leber abgebaut werden, können sich diese in ihrem Abbau gegenseitig beeinflussen. Erhöhte Konzentrationen der beiden Stoffe im Blut mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen sind möglich. Gleichzeitig kann die Wirkung des Antibiotikums dadurch auch vollständig aufgehoben werden. Darüber hinaus kann die starke Belastung des Stoffwechsels der Leber zu einer erheblichen Schädigung der Leber führen. Vor allem bei Patienten mit bereits bekannter Leber- oder Nierenschädigung kann es in diesen Fällen zu akut lebensbedrohlichen Zuständen kommen.
Nähere Informationen finden Sie unter: Amoxicillin und Alkohol
Nach Möglichkeit sollte während der Schwangerschaft aus Sicherheitsgründen auf eine Behandlung mit Amoxicillin und Clavulansäure verzichtet werden. Die Wirkstoff-Kombination kann über die Plazenta in den Blutkreislauf des Babys gelangen. Falls eine Therapie jedoch unumgänglich ist, sollte diese ausdrücklich von einem Arzt angeordnet und regelmäßig kontrolliert werden. Es existieren keine besser erprobten Alternativen zur antibakteriellen Behandlung während der Schwangerschaft.
Verschiedene Studien und Untersuchungen konnten bisher keine schädigende Wirkung des Medikaments auf das Ungeborene belegen. Vor allen in den ersten beiden Dritteln der Schwangerschaft konnte keinerlei Wirkung des Medikaments auf das Baby nachgewiesen werden. In sehr selten aufgetretenen Einzelfällen kam es jedoch zu zum Teil schweren Darmentzündungen des Babys bei Anwendung des Medikaments kurz vor der Geburt.
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Weitere Informationen zum Thema Amoxicillin/ Clavulansäure finden Sie hier:
Eine Übersicht der bisher behandelten Themen zu den verschiedenen Medikamenten finden Sie unter: Medikamente A-Z.