Im Artikel zu den Betalaktamase-Inhibitoren geht es um deren Wirkmechanismus, die Indikation, Wechselwirkungen, Gegenanzeigen, Dosierung, Nebenwirkungen, den Preis und die Alternativen.
Betalaktamase-Inhibitoren sind Wirkstoffe, die in Kombination mit Antibiotika zur Behandlung bestimmter Bakterienarten eingesetzt werden. Bei den Betalaktamase-Inhibitoren handelt es sich um Medikamente, die gegen einen Abwehrmechanismus von Bakterien gegen die herkömmlichen Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine gerichtet sind.
So können auch Bakterienarten, die sich gegen Penicilline und Cephalosporine mit einer sogenannten Betalaktamase zur Wehr setzen, antibiotisch therapiert werden. Die Betalaktamase-Inhibitoren verhindern, dass die Bakterien die Wirkung der Antibiotika durch ihr bakterieneigenes Enzym mit dem Namen Betalaktamase hemmen können.
Für die Indikation einer Therapie mit Betalaktamase-Inhibitoren muss zunächst eine bakterielle Infektion vorliegen. Betalaktamase-Inhibitoren werden in Kombination mit Antibiotika wie Penicillinen und Cephalosporinen gegeben. Durch die Kombination aus Antibiotikum und Betalaktamase-Inhibitor können auch teilweise resistente bakterielle Infektionen antibiotisch behandelt werden.
Häufig beginnt man bei dem Verdacht auf eine bakterielle Infektion die Therapie der Erkrankung mit einem Antibiotikum. Zudem wird vor der antibiotischen Therapie eine sogenannte Kultur angelegt. Dabei wird mit den Bakterien infiziertes Material gesammelt, anschließend werden die daraus gewonnenen Bakterien zum Wachstum angeregt. So kann man den genauen Krankheitserreger bestimmen.
Zudem kann die Bakterienkolonie, die so gewonnen wurde, auf verschiedene Antibiotika getestet werden. Man gewinnt aus dieser Erkenntnis ein sogenanntes Antibiogramm. Dieses Antibiogramm beschreibt, welche Antibiotika gegen die Bakterien wirksam sind.
Handelt es sich um Krankheitserreger, die gegen normale Penicilline und Cephalosporine resistent sind, kann man sie gegebenenfalls zusätzlich mit einem Betalaktamase-Inhibitor behandeln.
Typische Infektionen, bei denen dies notwendig sein kann, sind beispielsweise die Lungenentzündung (Pneumonie) oder der Harnwegsinfekt.
Gerade Personen, die bereits mehrfach an solchen Infektionen erkrankt sind und mit Antibiotika behandelt werden, bekommen in der Folge häufig Infektionen mit resistenten Bakterien. Daher werden sie oft mit Antibiotika in Kombination mit Betalaktamase-Inhibitoren therapiert.
Betalaktamase-Inhibitoren sind Wirkstoffe, die gemeinsam mit Antibiotika gegen bestimmte Bakteriengruppen wirken. Viele Antibiotika enthalten einen sogenannten Betalaktam-Ring, eine Struktur, die für die Wirkung der Antibiotika zur Abwehr von Bakterien sehr wichtig ist. Diese Antibiotika nennt man auch Beta-Lactamantibiotika. Einige Bakterienarten haben jedoch auf diesen Betalaktam-Ring in den antibiotischen Wirkstoffen reagiert und eine sogenannte Betalaktamase gebildet. Die Betalaktamase ist ein Enzym, welches den Betalaktamring der Antibiotika spalten kann.
Dadurch werden die Bakterien, die eine Betalaktamase besitzen, resistent gegen die Antibiotika, eine Infektion kann somit nicht mehr behandelt werden. Um dennoch gegen diese Bakterien wirksam therapieren zu können, wurden Betalaktamase-Inhibitoren entwickelt. Diese können das Enzym Betalaktamase der Bakterien hemmen und so die Wirksamkeit des Antibiotikums wieder sicherstellen.
Die folgenden Wirkstoffe zählen zu den Betalaktamase-Inhibitoren: Clavulansäure, Sulbactam und Tazobactam sind häufig genutzte Präparate, auch Avibactam zählt zu den Betalaktamase-Inhibitoren, ist jedoch weniger üblich im Gebrauch. Clavulansäure wird in der Regel mit dem Antibiotikum Amoxicillin zusammen verwendet (Amoxiclav), Sulbactam kommt in Kombination mit Ampicillin vor. Tazobactam wird typischerweise mit dem Wirkstoff Piperacillin gemeinsam verabreicht.
Die Nebenwirkungen von Betalaktamase-Inhibitoren sind auf ihre antibakterielle Wirkung zurückzuführen. Daher machen Betalaktamase-Inhibitoren dieselben Nebenwirkungen wie auch die Antibiotika, mit denen sie gemeinsam verabreicht werden. Bei der Therapie mit Antibiotika und Betalaktam-Inhibitoren werden diejenigen Bakterien, die eine Infektion auslösen von den Wirkstoffen bekämpft. Dabei handelt es sich um die gewünschte Wirkung.
Jedoch werden dabei nicht nur die krankmachenden Bakterien abgetötet. Auch die Bakterien, die natürlicherweise zum Körper gehören, wie beispielsweise die Bakterien im Verdauungstrakt und auf der Haut können durch die Behandlung mit Betalaktamase-Inhibitoren in Mitleidenschaft gezogen werden.
Aus diesem Grund machen Behandlungen mit Betalaktamase-Inhibitoren und Antibiotika häufig Nebenwirkungen im Bereich des Verdauungstraktes. So kommt es häufig zu Beschwerden wie Durchfall und Bauchschmerzen. Auch Übelkeit und Erbrechen können als Nebenwirkungen vorkommen. Die Zerstörung der natürlichen Darmflora trägt außerdem dazu bei, dass sich andere Bakterien, die gegen die Antibiotika und die Betalaktamase-Inhibitoren resistent sind, im Verdauungstrakt ausbreiten.
Auf der Haut machen sich die Nebenwirkungen dadurch bemerkbar, dass statt der natürlichen bakteriellen Hautflora sich nun andere Keime wie beispielsweise Pilze auf der Haut ausbreiten können. Gerade Personen mit einem geschwächten Immunsystem können sich nicht ausreichend gegen diese Pilze wehren und leiden daher nach einer Therapie mit Betalaktamase-Inhibitoren und Antibiotika gehäuft unter Pilzinfektionen.
Wechselwirkungen von Betalaktamase-Inhibitoren finden vor allem im Stoffwechselprozess statt. So werden die Betalaktamase-Inhibitoren hauptsächlich in der Leber verstoffwechselt. Zudem werden sie teilweise über die Leber und teilweise über die Niere ausgeschieden. Alle Medikamente, die die gleichen Stoffwechselenzyme der Leber benötigen, können mit den Betalaktamase-Inhibitoren wechselwirken.
Da es verschiedene Betalaktamase-Inhibitoren gibt, kann bei drohenden Wechselwirkungen von einem der Wirkstoffe auf einen anderen gewechselt werden.
Welcher Betalaktamase-Inhibitor mit welchem anderen Medikament wechselwirkt, lässt sich pauschal nicht beantworten und lässt sich besser anhand der konkreten Fragestellung in der Packungsbeilage oder Fachinformation nachlesen.
Betalaktamase-Inhibitoren dürfen wie alle Medikamente vor allem dann nicht gegeben werden, wenn die Person, die mit dem Wirkstoff behandelt werden soll, allergisch auf einen der Inhaltsstoffe reagiert.
Außerdem ist bei der Therapie mit Betalaktamase-Inhibitoren stets darauf zu achten, dass die zu behandelnden Bakterien tatsächlich durch die Betalaktamase-Inhibitoren therapiert werden können. Sonst kommt es zu einer unnötigen antibiotischen Therapie, die nicht wirksam ist und zudem die Bildung von Resistenzen fördert.
Weitere Gegenanzeigen bestehen bei schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen.
In diesem Fall muss die Dosierung der Betalaktamase-Inhibitoren an die eingeschränkte Organfunktion angepasst werden, gegebenenfalls ist eine Therapie mit Betalaktamase-Inhibitoren auch nicht möglich und es muss auf aggressivere Antibiotika zurückgegriffen werden.
Die Dosierung der Betalaktamase-Inhibitoren ist von verschiedenen Faktoren abhängig. So sollte beispielsweise bei Kindern eine Dosierung an das Körpergewicht angepasst werden.
Für Erwachsene gibt es Standarddosierungen, die abhängig davon sind, mit welchem Antibiotikum die Betalaktamase-Inhibitoren kombiniert werden.
Clavulansäure wird in der Kombination mit Amoxicillin häufig in der Dosierung von 125 mg verwendet. Dabei können sowohl 500 mg Amoxicillin als auch 875 mg Amoxicillin mit 125 mg Clavulansäure kombiniert werden.
Wie viele der Tabletten mit dieser Wirkstoffkombination täglich eingenommen werden sollen, hängt zudem von der Schwere der Erkrankung, der zugrundeliegenden Bakterienspezies und dem betroffenen Organ ab.
Tazobactam dagegen wird in Kombination mit Piperacillin beispielsweise in Dosierungen von 0,25 g (= 250 mg) oder 0,5 g (= 500 mg) verwendet.
Generell muss eine Dosisanpassung von Betalaktamase-Inhibitoren erfolgen, wenn Personen, die mit Betalaktamase-Inhibitoren therapiert werden sollen, an einer verminderten Funktion der Leber- oder Niere erkrankt sind. In diesem Fall ist die Ausscheidung der Substanzen verlangsamt, sodass die Dosierung verringert werden sollte.
Der Preis von Betalaktamase-Inhibitoren lässt sich nur schwer bestimmen. Die Betalaktamase-Inhibitoren werden in der Regel in Kombinationspräparaten mit Antibiotika angeboten.
Der Preis der Wirkstoffkombination hängt von der Dosierung und der Menge der in einer Packung enthaltenen Tabletten ab. Auch flüssige Lösungen der Wirkstoffkombination beispielsweise zur intravenösen Therapie (Therapie mit dem Antibiotikum und dem Betalaktamase-Inhibitor direkt über die Vene) werden angeboten.
Für die Person, die mit dem Wirkstoff behandelt wird, liegt der Preis in der Apotheke meist bei der Zuzahlung von 5€. Eine Therapie mit Antibiotika darf nur durchgeführt werden, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Sobald es diese gibt, werden die Kosten für die Medikamente von der Krankenkasse übernommen.
Generell verträgt sich eine Therapie mit Antibiotika nicht gut mit Alkohol. So ist es auch bei einer Behandlung mit Antibiotika in Kombination mit Betalaktamase-Inhibitoren. Der Grund für die besonders schlechte Verträglichkeit liegt darin, dass sowohl die Wirkstoffe als auch der Alkohol in der Leber verstoffwechselt und abgebaut werden müssen.
Dadurch kommt es bei der Einnahme von Betalaktamase-Inhibitoren und gleichzeitigem Alkoholkonsum zu einer Konkurrenz der Substanzen in der Leber. Dies führt zu einem verlangsamten Abbau sowohl des Alkohols als auch des Betalaktamase-Inhibitors. Beide Substanzen verbleiben somit länger im Körper.
Alternativen zu Betalaktamase-Inhibitoren sind meist andere Antibiotika. Häufig kann nicht zwischen verschiedenen Betalaktamase-Inhibitoren gewechselt werden, da Bakterien, die gegen einen Betalaktamase-Inhibitor resistent sind, meist auch nicht von den anderen behandelt werden können.
Jedoch eignen sich Antibiotika, in deren Struktur keine Betalaktamringe enthalten sind, häufig für die Therapie dieser Infektionen. So können beispielsweise Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone eingesetzt werden.
Doch auch Antibiotika wie zum Beispiel Carbapeneme kommen trotz ihres Betalaktamrings häufig auch ohne Betalaktamase-Inhibitor aus.
Wie bei vielen Medikamenten ist die Einnahme von Betalaktamase-Inhibitoren in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht immer unbedenklich. Für die Kombination Unacid (Ampicillin und Sulbactam) beispielsweise gibt es bisher keinen Anhalt dafür, dass die Einnahme in der Schwangerschaft dem Kind schadet, jedoch liegen keine großen Studien vor, die diese Tendenz bestätigen können. Auch für die Stillzeit gib es für Unacid keine ausreichende Datenlage.
Ebenso verhält es sich mit der Einnahme von Clavulansäure in der Schwangerschaft und Stillzeit. Die Auswirkungen vor allem auf das ungeborene oder gestillte Kind sind bislang nicht ausreichend erforscht.
Dagegen ist bei Tazobactam in Kombination mit Piperacillin bekannt, dass der Wirkstoff sowohl über die Plazenta (Mutterkuchen) in der Schwangerschaft als auch über die Muttermilch in der Stillzeit an das Kind weitergegeben werden kann. Wie groß die Mengen sind und ob diese das Kind schädigen, ist ebenfalls nicht bekannt.
Generell sollte eine Behandlung mit Betalaktam-Inhibitoren in der Schwangerschaft gut abgewogen werden und eine Beratung durch einen zuständigen Arzt/eine zuständige Ärztin oder einen Apothekter/eine Apothekerin erfolgen.
Die Wirksamkeit der Pille kann bei der Behandlung mit Betalaktamase-Inhibitoren eingeschränkt sein.
Dies liegt daran, dass die Wirkstoffe teilweise ähnliche Stoffwechselprozesse im Körper durchlaufen und sich dadurch gegenseitig beeinflussen, wenn sie gleichzeitig im Körper vorzufinden sind.
Aus diesem Grund lässt sich die Wirksamkeit der Pille bei gleichzeitiger Einnahme von Betalaktamase-Inhibitoren nicht garantieren.