Die Plazenta bzw. der Mutterkuchen stellt ein in Schwangerschaft angelegtes Organ dar, welches aus einem mütterlichen und kindlichen Anteil besteht. Die Plazenta übernimmt zahlreiche wichtige Funktionen und dient unter anderen der Ernährung und der Versorgung des Kindes mit Sauerstoff. Außerdem produziert der Mutterkuchen verschiedene Hormone und dient dem Austausch von diversen Stoffen.
Mutterkuchen, Placenta, Plazent
Englisch: placenta
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Der Mutterkuchen (Plazenta) stellt ein während der Schwangerschaft angelegtes Organ dar, welches aus einem kindlichen und einem mütterlichen Anteil besteht. Die Plazenta übernimmt zahlreiche Funktionen.
Sie dient der Ernährung und der Versorgung mit Sauerstoff des Kindes außerdem produziert sie verschiedene Hormone und dient dem Austausch von Stoffen. Meist ist die Plazenta scheibenförmig mit einer Dicke von etwa 3cm und einem Durchmesser zwischen 15 und 25 cm. Sie wiegt ca. 500g.
Es besteht bei einer intakten Plazenta kein Kontakt zwischen mütterlichem und kindlichem Blut.
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Während der frühen Entwicklung der befruchteten Eizelle unterscheiden sich ab dem 4. Tag nach der Befruchtung zwei verschiedene Zellarten, die Embryoblasten und die Trophoblasten.
Für die Entwicklung der Plazenta sind die Trophoblasten von Bedeutung, insbesondere die aus ihnen hervorgegangen Zellen die Synzytiotrophoblasten genannt werden. Der Zellhaufen der Synzytiotrophoblasten lockert sich am 9. Tag nach der Befruchtung auf und bildet kleine Hohlräume (Lakunen). Seit der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutterwand werden die kleinen mütterlichen Blutgefäße (Kapillare) der Gebärmuttermuskelschicht erweitert und gestaut. Dadurch bilden sich sogenannte Sinusoide. Die zunehmend wachsenden Synzytiotrophoblasten nagen die mütterlichen Sinusoide an, so dass mütterliches Blut in die Hohlräume sickert. Die Synzytiotrophoblasten bilden sich zu Zotten aus, die sich umwandeln und schließlich zum Ende der dritten Woche zu Tertiärzotten werden, in denen kindliche Blutgefäße ausgebildet sind.
Der Mutterkuchen besteht aus einem kindlichen und einem mütterlichem Anteil. Der mütterliche Anteil wird von der Muskelschicht der Gebärmutter gebildet. Den kindlichen Anteil stellt zottenreiche Eihaut (Chorion frondosum) dar, die sich unter dem Kind befindet und welche aus den schon oben erwähnten Zellen, den Trophoblasten, besteht.
Zwischen diesen beiden Anteilen befindet sich ein Raum, welcher mit etwa 150-200ml mütterlichem Blut gefüllt ist. Dieses Blut stammt von mütterlichen Gefäßen aus der Gebärmutterwand. In dem blutgefüllten Raum befinden sich viele Zotten mit ihren Verästelungen, die dann als Zottenbäume bezeichnet werden.
Diese Zottenbäume werden vom mütterlichen Blut umspült, so dass auf ihren Oberflächen aufgrund von verschiedenen Transportmechanismen der Stoffaustausch zwischen Mutter und Kind erfolgen kann. Wichtig ist jedoch, dass über die ganze Schwangerschaft hinweg das mütterliche Blut vom kindlichen Blut über eine Schicht aus Zellen getrennt bleibt. Diese Filtermembran nennt man deshalb auch Plazentaschranke.
Die Plazenta besteht in Richtung des mütterlichen Anteils aus bis zu 38 Läppchen (Kotyledonen), die jeweils mindestens zwei dieser Zottenbäume beherbergen und untereinander in Verbindung stehen.
Mit der 14. Schwangerschaftswoche (SSW) besitzt die Plazenta ihre endgültige Struktur. Sie nimmt noch bis in den 5. Schwangerschaftsmonat hinein an Dicke zu, während ihre Fläche sich auch noch nach dem 5. Schwangerschaftsmonat vergrößert und schließlich einen Durchmesser zwischen 15 und 25 cm erreicht. Von der Form stellt die Plazenta in den aller meisten Fällen ein scheibenförmiges Gebilde dar. Jedoch sind noch weitere Formen bekannt. So kann die Plazenta gelappt, geteilt, mit Nebenlappen oder gürtelförmig ausgebildet sein. Äußerst selten beobachtet man nur eine diffuse Verteilung der Zotten.
Eine wichtige Funktion der Plazenta besteht im Austausch von Stoffen zwischen Mutter und Kind.
Dabei gelangen insbesondere Wasser und Sauerstoff von der Mutter aufgrund von Konzentrationsunterschieden in die kindlichen Gefäße der Zotten. Diese Gefäße vereinigen sich alle letztendlich in der Vene der Nabelschnur (Vena umbilicalis), die das nährstoff- und sauerstoffangereicherte Blut in den Körper des Kindes führt.
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Wichtig ist dabei, dass das Blut an der Leber vorbeigeleitet wird, so dass dem gesamten Organismus die zugeführten Stoffe zu Verfügung stehen und nicht alle von der Leber aufgebraucht werden. Auch Zucker (Glucose), Eiweiße (Aminosäuren und Proteine) und Fette gelangen mit Hilfe verschiedener Transporter in der Plazenta ins kindliche Blut. Besonders hervorzuheben ist auch noch die Aufnahme eines bestimmten Typs von Antikörpern (Immunglobulin G), der dem ungeborenen Kind einen gewissen Schutz vor bestimmten Infektionen gewährleistet.
Trotzdem können einige Bakterien und Viren die Plazentaschranke durchdringen und in den kindlichen Organismus gelangen. Aufgrund dieses Übergangs kann sich das ungeborene Kind dennoch mit dem einen oder anderen Infekt, besonders durch Viren ausgelöst, anstecken und erkranken. Ebenso gelangen einige Medikamente über die Plazenta in den kindlichen Körper. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig während der Schwangerschaft darauf zu achten, dass solche Medikamente nicht eingenommen werden, denn sie können dem Kind in seiner Entwicklung schaden
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Stoffe, die das Kind ausscheidet, gelangen über zwei Arterien in der Nabelschnur (Arteriae umbilicales) zurück in die Plazenta und können dort über die Zotten an das mütterliche Blut abgegeben werden. Die Mutter kann solche Ausscheidungsprodukte vollständig ab- oder umbauen und aus ihrem Körper ausführen.
Die zweite große Aufgabe der Plazenta besteht in der Produktion der großen Mengen an Hormonen, die während der Schwangerschaft gebraucht werden und von den Drüsen der Mutter nicht zusätzlich gebildet werden können. Es werden zum einen die weiblichen Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen produziert. Das Progesteron fördert die Brustentwicklung, die Milchbildung (Laktogenese) und hemmt das Zusammenziehen der Muskulatur der Gebärmutter. Das Wachstum der Brüste und der Gebärmutter geht auf die Östrogenwirkung zurück. Die Konzentration von Östrogen im mütterlichen Blut und Urin ist abhängig von der Vitalität des Kindes, da es Vorläuferstoffe umwandelt. Dennoch ist diese Methode heute kaum noch von Bedeutung bei der Untersuchung der Schwangeren und ihrem Kind.
Ein weiteres sehr bekanntes Hormon ist das so genannte humane Choriongonadotropin (HCG). Es sorgt dafür, dass die Muskelschicht der Gebärmutter mit samt der befruchteten Eizelle nicht abgestoßen wird. Außerdem bewirkt es bei einem weiblichen Kind die erste Reifung von Eizellen in den Eierstöcken sowie bei männlichen Kindern den Abstieg der Hoden in den Hodensack.
Praktisch wird dieses Hormon verwendet um eine Schwangerschaft mit Hilfe eines Schwangerschaftstests nachzuweisen. Denn es lässt sich schon in der frühen Schwangerschaft in hohen Konzentrationen im Urin der Mutternachweisen.
Außerdem wird das humane Plazentalaktogen (HPL) gebildet, welches Fette zur Energieversorgung der Mutter bereitstellt sowie den Funktionszustand der Plazenta widerspiegelt, und das humane Chorionthyreotropin (HCT), dessen Funktion noch nicht vollständig geklärt ist.
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