Das Stillen dient der Ernährung des Kindes nach der Geburt. Das Stillen hat praktische und medizinische Bedeutung. Probleme beim Stillen können die Mutter und das Kind betreffen.
Stillen bietet dem Neugeborenen eine optimale Versorgung mit allen Nährstoffen, die es braucht und bietet zudem viele Vorteile auch für die Mutter. Auf dieser Seite finden Sie viele hilfreiche Informationen rund um das Thema Stillen.
Einen ersten Überblick über das Thema finden Sie unter: Stillzeit - alles was Sie wissen müssen
Das Stillen hat sowohl für Mutter als auch für Kind zahlreiche gesundheitliche, ökonomische und vor allem emotionale Vorteile.
Vorteile für das Kind
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Vorteile für die Mutter
Die Tatsache, dass das Stillen überhaupt in Gang kommt, wird durch einen Reflexkreislauf begründet. Das Kind hat bereits im Mutterleib die Reflexabfolge Suchen-Saugen-Schlucken erlernt. Bei einigen Kindern ist dieser Reflex zum Stillen noch nicht so ausgeprägt, so dass sich das Stillen anfangs als etwas schwierig erweist und zu Schmerzen führen kann. Nach einiger Zeit haben jedoch die Kinder meist erlernt, was sie tun müssen, um an Milch zu gelangen.
Saugt das Kind zum Stillen nun an der Brust, werden sensible Nerven im Brustwarzenvorhof gereizt. Dieser Reiz wird bis ins mütterliche Gehirn weitergeleitet und bewirkt hier eine massive Ausschüttung der Hormone Prolaktin und Oxytozin. Während Prolaktin eine Milchbildung bewirkt, sorgt Oxytozin für den Milchfluss, also den Transport der Milch Richtung Brustwarze. Diesen sogenannten Milchspendereflex kann die Frau als Ziepen oder Kribbeln wahrnehmen. Da er beidseitig ausgelöst wird, kann die Milch während des Stillens auch mal aus der anderen Brust heraus laufen. Desweiteren bewirkt die Berührung der mütterlichen Brustwarze durch das Kind den sogenannten Brustwarzenaufrichtungsreflex: Die Brustwarze wird fester und länger und erleichtert dem Kind beim Stillen damit das Auffinden und anschließende Saugen an der Brustwarze.
Um eventuell beim Trinken verschluckte Luft los zu werden, stoßen viele Kinder nach dem Stillen auf. Da dies auch Blähungen und Spucken vorbeugt, sollte man sein Kind dabei unterstützen. Dazu legt man es nach dem Trinken über die Schulter und beklopft den Rücken sanft von unten nach oben. Ein Spucktuch auf der Schulter verhindert dabei „kleine Pannen “. Das Bäuerchen ist allerdings kein Muss. Hat ihr Kind keine Luft verschluckt, so wird es nach dem Stillen auch nicht aufstoßen.
Grundsätzlich sollte beim Stillen eine Position gewählt werden, die für Mutter und Kind angenehm ist. Das kann im Stehen, Liegen, Sitzen oder auch Gehen sein. Oft ist ein Kissen von Vorteil, um Arm oder Rücken zu entlasten. Das Kind sollte möglichst so positioniert werden, dass sein Körper beim Stillen dem mütterlichen zugewandt ist und sich sein Mund vor der Brustwarze befindet. Das Kind sollte immer zur Brust geführt werden und nicht andersherum. Wichtig ist es, häufig die Stillpositionen zu wechseln. Hierdurch wird eine gute, wenn auch nie vollständige, Entleerung der Brust gewährleistet und die Brustwarzen werden geschont. In der Liegeposition sollte sich die Mutter auf der Seite befinden und ihren eigenen sowie den Rücken des Kindes mit Kissen abstützen, sodass Beide Bauch an Bauch liegen.
Beim Stillen im Sitzen eignet sich besonders der Wiegengriff: Die Mutter hat sowohl im Rücken als auch auf dem Schoß ein Kissen, mit dem sie entweder ihren Arm abstützt und dabei den kindlichen Kopf in ihrer Armbeuge oder auf ihrem Unterarm hält oder das Kind selbst liegt auf dem Kissen. Dabei sollte der Arm dann auf einer Lehne abgestützt werden. Bei großen Brüsten ist der Rückengriff besonders geeignet: Dabei wird das Kind unter dem Arm „festgeklemmt“, so dass die Beine nach hinten zeigen. Im Gegensatz zum Wiegengriff, bei dem das Kind Bauch an Bauch mit der Mutter liegt, hat es nun seinen Bauch seitlich der Mutter. Sein Kopf wird dabei von der mütterlichen Hand gestützt.
Die Brust sollte dem Kind mit dem sogenannten C-Griff angeboten werden. Dabei umgreift die Frau ihre Brust von oben mit dem Daumen und von unten mit den restlichen Fingern und streicht so sanft über die Lippen des Kindes. Dabei sollte mit den Fingern ein ausreichender Abstand zum Brustwarzenvorhof eingehalten werden, damit der kindliche Mund diesen Bereich miterfassen kann.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Verhalten in der Stillzeit
Bei Mehrlingen können die Kinder sowohl nacheinander als auch gleichzeitig gestillt werden. Beim gleichzeitigen Stillen profitiert ein trinkschwaches Kind sehr, weil durch das Saugen an der Nachbarbrust auch auf seiner Seite der Milchspendereflex ausgelöst wird.
Die Kinder sollten auf Grund ihrer verschiedenen Saugverhalten immer mal die Brust wechseln, damit eine gleiche Entleerung und Stimulation der Milchbildung gegeben ist. Mögliche Stillhaltungen sind:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt sechs Monate lang ausschließlich zu stillen. Wird schon davor abgestillt, sollte das Kind solange mit Säuglingsmilch gefüttert werden. Vor dem fünften Monat sollte Zufüttern in Form von fester Nahrung in jedem Fall vermieden werden. Wann abgestillt wird, sollte sich an die Bedürfnisse von Mutter und Kind anpassen und kann durchaus erst nach dem zweiten Lebensjahr stattfinden. Ab dem sechsten Monat sollte jedoch, abhängig vom Hunger des Kindes, geeignete Beikost zusätzlich zum Stillen zugefüttert werden.
Das Stillen klappt, vorallem zu Beginn, nicht immer auf anhieb und auch nach einiger Zeit kann es zu Problemen beim Stillen kommen. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf unseren Seiten:
Lesen Sie hierzu: Hilfsmittel beim Stillen
Mit diesem Begriff "Stillstreik" ist gemeint, dass das Kind plötzlich und unvermittelt nicht mehr an der Brust trinken möchte. Dieses Verhalten kann durch fremde Gerüche sowie durch den Genuss unbekannter Speisen, Alkohol oder Medikamente durch die Mutter ausgelöst werden. Auch nach einem Infekt des Kindes, oder einem Schreck durch einen Schmerzensschrei der Mutter beim Stillen, kann die Brust in Folge abgelehnt werden.
Zur Überbrückung sollte abgepumpt oder manuell entleert werden, damit es nicht zum Abstillen kommt. Diese Milch sollte dann nicht mit der Flasche, sondern z.B. mit einem Becherchen gefüttert werden. Vergeht dieser Zustand nach einiger Zeit nicht, sollte ärztlicher Rat hinzu gezogen werden.
Verzichtet werden sollte auf Stillen, wenn bei der Mutter schwere Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Krebserkrankungen vorliegen. Auch bei Infektionserkrankungen wie einer HIV-Infektion, aktiver Tuberkulose oder Zytomegalie- und Maserninfektionen sollte nicht gestillt werden. Substanzenmissbrauch, wie starkes Rauchen und Drogen- oder Alkoholabhängigkeit stellen ebenfalls ein Hindernis dar. Kindliche Stoffwechselstörungen können Stillen auch unmöglich machen. Nicht zu vergessen die Einnahme stillunverträglicher Medikamente.
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Zum Abstillen direkt nach der Geburt erhält die Frau in der Regel eine zweimalige Gabe des Medikaments Dostinex®. Zusätzlich kommen kühlende Umschläge, straffe BH`s sowie Salbei- und Pfefferminztee zum Einsatz. Besteht nach einiger Zeit des Stillens der Wunsch abzustillen, sollte das Kind mit altersentsprechender Nahrung weiter gefüttert werden. Um eine Stimulation der weiteren Milchbildung zu unterbinden, sollte die Milch nur noch manuell entleert werden. Medikamente und Tees können zusätzlich die Milchbildung beenden.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Abstillen - wie mache ich es am besten?
Möchte die Mutter irgendwann doch wieder stillen, ist einige Geduld nötig. Das Kind sollte regelmäßig engen Hautkontakt mit der Mutter haben und etwa alle drei Stunden an den Brüsten (wenn auch noch erfolglos) saugen, um die Milchbildung erneut in Gang zu setzen.
Optimal kann dies durch ein Brusternährungsset gelöst werden. Dabei trägt die Mutter um den Hals eine Flasche mit Säuglingsnahrung, von der aus ein Schläuchchen zur Brustwarze führt. Dadurch erhält der Säugling gleichzeitig Zusatznahrung sowie zunehmend Muttermilch und regt gleichzeitig die weitere Milchbildung an, so dass bald nur noch gestillt werden kann.
Funktioniert dies nicht, kann durch die Anwendung einer elektrischen Milchpumpe zweistündlich am Tag und einmal in der Nacht die Milchbildung stimuliert werden.
Für das Stillen ist besonders wichtig, dass in den ersten Stunden und Tagen ein intensiver Kontakt zwischen Mutter und Kind gewährleistet wird.
Beim sogenannten Bonding beim Stillen wird ermöglicht, dass in den ersten Stunden nach Geburt ununterbrochen innige Nähe zwischen Beiden herrschen kann.
Rooming-In bedeutet wiederum, dass das Kind bei der Mutter mit im Zimmer ist. Beim Bedding-in schläft das Kind sogar mit im mütterlichen Bett.
Auf Grund dieser verschiedenen Möglichkeiten sollte man sich vorher über geeignete Krankenhäuser informieren und sich je nach individuellen Bedürfnissen entscheiden. Bei Unsicherheit kann man sich an der Auszeichnung „Stillfreundliches Krankenhaus“ orientieren, die Kliniken durch WHO und UNICEF erhalten, wenn sie die „10 Schritte zum erfolgreichen Stillen“ einhalten.
Hier erhalten Sie weitere hilfreiche Informationen zu diesem Thema: