Schmerzen beim Stillen

Schmerzen beim Stillen können durch verschiedene Ursachen bedingt sein, die von der Frau oder auch dem Säugling herrühren können.

Schmerzen beim Stillen

Allgemeines

Schmerzen beim Stillen können durch verschiedene Ursachen bedingt sein, die von der Frau oder auch dem Säugling herrühren können.

Selbst zu Beginn des Stillens sind starke Schmerzen jedoch nicht üblich, daher wird ein Arztbesuch in diesen Fällen empfohlen.
Mittlerweile sind Schmerzen beim Stillen im Wochenbett allerdings so weit verbreitet, dass sie von vielen Laien und teilweise sogar von Fachpersonal als normal erachtet werden.

Eine vermehrte Empfindlichkeit der Brustwarzen, welche keinen Grund zur Besorgnis darstellt sind in den ersten Tagen bis Wochen nach der Geburt des Kindes unbedenklich und treten nicht bei jeder Frau auf.
Auch ein Kribbeln oder ein Gefühl von Wärme sind anfangs kein Grund zur Besorgnis.

Diese Empfindungen sind ein Zeichen des Milchspendereflexes und damit ein ganz natürlicher Vorgang.

Ursachen

Schmerzen beim Stillen können verschiedene Ursachen, wie zum Beispiel ein falsches Anlegen des Babys, oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalten haben.
In einigen Fällen sind auch bakterielle, oder mykotische Infektionen der Grund.

Manche Säuglinge haben außerdem einen ausgeprägten Milchspendereflex, was bei der Mutter zu Beschwerden führen kann.

Treten solche Symptome auf, so ist es empfehlenswert, diese von einer fachkundigen Person abklären zu lassen.

Diagnose

Schmerzen beim Stillen, die äußerst unangenehm sind, mit weiteren Beschwerden wie zum Beispiel Fieber einhergehen und/oder über einen längeren Zeitraum bestehen, sollten von einer Hebamme und/oder einem Gynäkologen abgeklärt werden.

Treten beim Stillen Schmerzen auf, so sollte zu Beginn eine Inspektion der Brust sowie der Brustwarzen erfolgen um mögliche Infektionen, eine abweichende Form der Brustwarzen, Hämatome oder Rhagaden (Hautrisse) als Schmerzauslöser auszuschließen.

Daneben sollte auch die Mundhöhle des Neugeborenen angesehen werden, da auch hier der Grund der Schmerzen zu finden sein kann.
Darüber hinaus sollte eine fachkundige Person, beispielsweise die Hebamme, das Anlegen des Neugeborenen beobachten. In 80% der Fälle ist eine falsche Anlegetechnik die Ursache der Schmerzen beim Stillen.
In diesen Fällen sollte die Anlegetechnik optimiert werden.

Abhilfe kann dabei auch die sogenannte asymmetrische Anlegetechnik verschaffen.
Des Weiteren sollte die Brust inklusive der Brustwarzen auch kurz nach dem Anlegen des Neugeborenen angesehen werden und auf mögliche Veränderungen, wie verformte Brustwarzen, geachtet werden.

Ist die Ursache nicht direkt sichtbar, so kann eine Tastuntersuchung der Brust und auch eine Blutuntersuchung bei der Diagnosefindung hilfreich sein.

Therapie

Liegen Verletzungen des Brustwarzengewebes vor, gibt es einige Tricks, die dadurch bedingten Schmerzen zu lindern.
Dazu kann man den letzten Tropfen der Muttermilch oder auch den Speichel des Säuglings auf der Brustwarze verteilen und anschließend an der Luft trocknen lassen.
Dies hilft meist besser als Wollwachs. Linderung kann auch die Anwendung von Gelpads zur Abdeckung der Brustwarzen oder ein Brustwarzenschutz im BH verschaffen.

In schwerwiegenden Fällen kann nur eine Stillpause Abhilfe verschaffen, da ausschließlich das Pausieren zur Heilung der angegriffenen Brustwarzen beiträgt.
In dieser Zeit sollte die Entleerung der Brust beispielsweise mit einer Milchpumpe gewährleistet werden. Dadurch wird die Milchproduktion weiterhin angeregt und es besteht die Möglichkeit den Säugling mit der gewonnenen Muttermilch zu ernähren.

Falsche oder richtige Anlegetechnik?

Die häufigste Ursache für das Auftreten von Schmerzen beim Stillen ist eine falsche Anlegetechnik.

Daher ist das Erlernen des korrekten Anlegens ein wichtiger Teil des Stillens. Problematisch ist hierbei häufig, dass der Säugling nicht genügend Brustgewebe mit dem Mund erfasst hat und somit vornehmlich an der Brustwarze selbst saugt.

Für ein optimales Stillen muss das Kind jedoch auch einen großen Teil des Warzenvorhofes mit ansaugen. Ist der Säugling ideal angelegt, sollten im Bereich der Brustwarze keine Schmerzen wahrnehmbar sein und auch kein Schmatzen des Säuglings zu hören sein. Ist ein Schmatzen zu hören, so befindet sich Luft zwischen der mütterlichen Brustwarze und dem kindlichen Mund, welche für Irritationen des empfindlichen Brustgewebes sorgen kann und folgendermaßen Schmerzen beim Stillen und wunde Brustwarzen bedingen kann.

Lesen Sie mehr über wunde Brustwarzen unter: Erste Hilfe bei Wunden

Schmerzen während des Stillens können jedoch auch trotz richtiger Anlegetechnik auftreten. Beispielsweise kann der Säugling selbst durch eine abweichende Saugtechnik für Schmerzen beim Stillen sorgen.
Zu nennen ist hier beispielsweise das Zungenstoßen.
Der Begriff des Zungenstoßens vereint mehrere Verhaltensweisen des Säuglings. Dazu zählt zum Beispiel das Herausschieben der Brustwarze am Anfang des Stillens oder bei nachlassendem Milchfluss.

Auch Abweichungen im Bereich der Mundhöhle des Säuglings wie zum Beispiel ein verkürztes Zungenbändchen oder eine veränderte Gaumenform können Ursache für Schmerzen beim Stillen darstellen.

Lesen Sie dazu auch unsere Seite Probleme in der Stillzeit beim Kind.

Die Form der mütterlichen Brustwarzen kann darüber hinaus auch Schmerzen während der Stillmahlzeit sorgen. Zu nennen sind hier zum Beispiel Flach- oder Schlupfwarzen und Hohlwarzen.
Teilweise können stillende Frauen auch den Milchspendereflex, bei dem feine Muskelkontraktionen die Milch in Richtung der Brustwarzen befördern, wahrnehmen und empfinden diesen als unbehaglich oder gar schmerzhaft. Auch eine sogenannte Mastitis puerperalis, also eine akute bakterielle Entzündung der weiblichen Brustdrüse, die meist in der 2. bis 4. Woche nach der Geburt auftritt, kann der Auslöser der Schmerzen beim Stillen sein.

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Brustsoor

Große Beschwerden beim Stillen können auch durch eine Pilzinfektion bedingt sein. Diese wird durch den Hefepilz Candida albicans ausgelöst und im Fachjargon als Brustsoor bzw. Soor bezeichnet.

Die stillende Frau beklagt sich bei einer Pilzinfektion meist über juckende, brennende und schmerzende Brustwarzen.
Darüber hinaus kann die Haut im Bereich der Brustwarzen und des Brustwarzenhofes gerötet, schuppig und rissig sein und weißliche Beläge aufweisen.

Das Immunsystem des Säuglings ist in der Regel in der Lage die Ausbreitung der Hefepilzinfektion zu verhindern. Bei Säuglingen mit einer eingeschränkten Funktion des Immunsystems kann es zur Übertragung der Pilzinfektion und somit zur Entstehung einer Infektion im Mundraum des Säuglings (Mundsoor beim Baby) kommen.

Eine unverzügliche Behandlung des Brustsoors sollte erfolgen. Gewöhnlicherweise erfolgt diese mit Hilfe von lokal aufzutragenden Cremes/Gels mit einem antimykotischen Wirkstoff.
Unter dieser Therapie sollten sich die Symptome innerhalb von wenigen Tagen entscheidend verbessern.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Mittel gegen Pilzerkrankungen.

Brustwarzenformen der Frau

Beim Menschen gibt es verschiedene natürliche Brustwarzenvarianten.
Dabei unterscheidet man sogenannte Flach- oder Schlupfwarzen von Hohlwarzen.

Flach- oder Schlupfwarzen können durch leichten Druck auf den Brustwarzenvorhof herausgedrückt werden. Zudem bessert sich eine Flach- oder Schlupfwarze meistens im Laufe einer Schwangerschaft und Stillzeit.

Nur sehr wenige Frauen haben eine Hohlwarze, bei der keine Brustwarze vorliegt. Auch Frauen mit einer besonderen natürlichen Brustwarzenvariante können ihr Kind bei richtiger Anlegetechnik und guter Stillposition stillen.

Um dies zu gewährleisten sollten sie professionelle Hilfe bekommen, bestenfalls bereits in der Schwangerschaft.
Wichtig ist, dass bei Kindern von Müttern mit besonderen Brustwarzenvarianten vorerst keine Schnuller und Saugflaschen verwendet werden, da es dadurch zur Ablehnung der anders geformten mütterlichen Brustwarze kommen kann.

Dauer der Schmerzen

Die vermehrte Empfindlichkeit der Brustwarzen ist gewöhnlich von nicht langer Dauer und sollte innerhalb weniger Wochen nach Stillbeginn verschwinden.
Die Wahrnehmung des Milchspendereflexes beispielsweise in Form eines Kribbelns ist normalerweise in den ersten Monaten des Stillens recht ausgeprägt, wird aber im Laufe der Zeit geringer.

Folgen der Schmerzen

Generell stellen Schmerzen eine Stresssituation für den menschlichen Körper dar und sorgen für die Freisetzung von diversen Stresshormonen wie zum Beispiel Adrenalin.

Diese Stresshormone bedingen, dass alle Aktivitäten, die nicht zur Flucht beziehungsweise dem Überleben beitragen nicht weiter unterstützt werden. So wird in Stresssituationen auch die Ausschüttung von den für das Stillen wichtigen Hormonen wie beispielsweise Oxytocin oder Prolaktin hintenangestellt.

Auch die Verhaltensweise der Frau wird durch die Schmerzen beim Stillen beeinflusst. Durch den Schmerzreiz wird der Säugling von der Brust genommen oder die stillende Frau nimmt eine Schonhaltung ein, die dafür sorgen kann, dass das Neugeborene die Brust nicht ideal fassen kann.

Dies bedingt wiederum, dass der Säugling eine geringere Menge an Muttermilch bekommt und somit auch die Produktion der Muttermilch in einem geringeren Ausmaß angeregt wird.
Der verzögerte Milchfluss sorgt neben den Schmerzen für eine zunehmende Frustration und Unsicherheit der Frau, was dazu führen kann, dass sich die Probleme beim Stillen zuspitzen.

Darüber hinaus können die Schmerzen auch negative Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung haben. Diese sind vor allem durch die eingeschränkte Ausschüttung der oben genannten Hormone bedingt, die normalerweise dafür sorgen, dass die Mutter Liebes- und Glücksgefühle gegenüber ihrem Kind verspürt.

Auch körperliche Reaktionen können durch die Schmerzen beim Stillen ausgelöst werden.
Dazu zählen zum Beispiel innerliche Anspannung, eine eingeschränkte Immunabwehr und ein beschleunigter Puls. Durch die Schmerzen beim Stillen kann dieser eigentlich sehr innige Moment von Mutter und Kind nicht mehr genossen werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Mütterliche Probleme in der Stillzeit.

Schmerze durch Zähne

Babys zahnen normalerweise zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten.
Generell bricht der erste Zahn ungefähr im Alter von sechs Monaten durch. So haben viele Babys, die gestillt werden, schon Zähne ohne, dass sie die Mutter beißen.

Beißen beim Stillen kann verschiedene Ursachen haben. So kann es sein, dass ihr Kind auf etwas beißen möchte um die Schmerzen im Kiefer beim Zahnen zu reduzieren.

In diesem Fall kann ein Beißring vor oder nach dem Stillen für Abhilfe sorgen. Auch eine verringerte Milchproduktion kann das Baby zum Beißen animieren.

In diesem Fall kann man versuchen vor dem Stillen den Milchfluss anzuregen. Das Schreien der Mutter vor Schmerz kann Neugier beim Baby hervorrufen und dafür sorgen, dass es erneut zubeißt um zu probieren, ob es diese Reaktion ein erneutes Mal auslösen kann.

Manche Kinder beißen auch, wenn sie einschlafen. Ist dies der Fall, so sollte das Baby vor dem Eindösen von der Brust gelöst werden. Beißen kann bei älteren Babys auch durch Langeweile bedingt sein.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.01.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024