Haare färben in der Stillzeit

Dieser Text beschreibt mögliche Auswirkungen einer Haarfärbung, während der Schwangerschaft. Es werden Möglichkeiten beschrieben, diese zu minimieren. Zudem werden alternative Methoden näher erläutert.

Haare färben in der Stillzeit

Einleitung

Viele Frauen, die bei ihrer Schönheitsroutine regelmäßig den Einsatz von Haarfärbemitteln oder Tönungen gewohnt sind, stellen sich die Frage, in wieweit der Gebrauch während der Stillzeit mit Risiken behaftet ist.
Fakt ist, dass es bislang nicht genügend Untersuchungen und Studien bezüglich der Auswirkungen des Haarfärbens in der Stillzeit gibt um allgemein von einer Unbedenklichkeit auszugehen.
Jedoch gibt es Hinweise darauf, dass bei sorgfältiger Auswahl des Haarfärbeprodukts und der richtigen Handhabung mögliche Nebenwirkungen und Auswirkungen auf das Kindeswohl reduziert werden können, sodass das Färben der Haare in der Stillzeit durchaus möglich und vertretbar ist.
Besonders natürliche Färbeprodukte können eine sanfte und unbedenkliche Alternative zu künstlichen, industriell gefertigten Haarfärbemitteln darstellen.

Gehen Chemikalien in die Muttermilch über?

Während der Stillzeit ist es überaus wichtig, dass die Mutter einen gesunden Lebensstil führt. Dazu zählt eine gesunde und ausgewogene Ernährung und das Meiden möglicher schädlicher Substanzen, da jeder Einfluss auf den mütterlichen Körper potentiell auch in die Muttermilch übertritt.

Haarfärbemittel und Tönungen auf dem deutschen Markt unterliegen strengen Kontrollen, wodurch die Menge schädlicher Substanzen so geringgehalten werden muss, dass für die Gesundheit im Allgemeinen keine Gefährdung besteht.
Nichtsdestotrotz nimmt die Mutter beim Haarfärben über die Kopfhaut und während des Auftragens über die Hände geringe Mengen, der im Haarfärbeprodukt enthaltenden Subtanzen auf. Diese können über die Blutbahn der Mutter anschließend in die Muttermilch übergehen.

Daher empfiehlt es sich bei der Wahl des Produkts auf die Qualität zu achten, möglichst auf ungeprüfte ausländische Ware zu verzichten und sich bei einem erfahrenen Friseur beraten zu lassen.
Zudem haben Tönungen den Ruf, verträglicher und weniger aggressiv zu sein als dauerhafte Kolorationen, da die Farbpartikel in Tönungen größer sind und schwerer über die Kopfhaut aufgenommen werden als die kleineren Farbpartikel der dauerhaften Haarfärbeprodukte.
Darüber hinaus wird von manchen Experten die Empfehlung ausgesprochen, auf das Blondieren der Haare während der Stillzeit zu verzichten. Beim Aufhellen der Haare kommen weitaus aggressivere Substanzen zum Einsatz, wie beispielsweise Wasserstoffperoxid und Ammoniumhydroxid. Dunkle Kolorationen stehen daher im Ruf, verträglicher zu sein.

Auch wenn vieles dafür spricht, dass die gesundheitliche Unbedenklichkeit des Haarfärbens bei geeigneter Produktwahl auch für den Zeitraum des Stillens besteht, gibt es noch zu wenig Daten die diese Vermutung bestätigen.
Falls Zweifel bestehen, kann es sinnvoll sein, während der Stillzeit auf das Haarfärben zu verzichten.

Informieren Sie sich hier zum Thema: Verhalten in der Stillzeit.

Haarfarben mit Ammoniak

Ammoniak, meist als Ammoniumhydroxid, kommt ebenso wie Wasserstoffperoxid besonders bei aufhellenden Kolorationen zum Einsatz. Auch durch aromatische Amine handelt es sich beim Blondieren um einen weitaus aggressiveren Färbeprozess, da das Haar zunächst chemisch angegriffen und verändert wird. Damit soll eine erfolgreiche Haarfarbenänderung erzielt werden.

Im Hinblick auf diese aggressivere Wirkweise, sollte aufgrund der noch fehlenden Forschungsergebnisse über mögliche Auswirkungen von Ammoniak auf die Muttermilch während der Stillzeit auf Ammoniak enthaltende Kolorationen verzichtet werden.

Welche negativen Folgen kann das Haarfärben für mein Kind haben?

Der Einfluss haarfärbender Substanzen auf die Muttermilch und nachfolgend auf das Kind ist noch nicht ausreichend geklärt.
Hartnäckig hält sich der negative Ruf von Haarfärbemittel gesundheitliche Risiken mit sich zu bringen, die sich nicht nur auf den Zeitraum des Stillen belaufen. Jedoch sind die auf dem deutschen Markt erhältlichen Produkte meist strengen Kontrollen unterworfen, weshalb negative gesundheitliche Folgen reduziert sind.

Inwieweit Inhaltsstoffe der Kolorationen bei sachgemäßer Anwendung in die Muttermilch übergehen und welche Auswirkungen sie auf das Kind haben, muss noch gründlicher untersucht werden.
Ein versehentliches Verschlucken des Produkts durch die Mutter spielt vermutlich weitaus größere Risiken für den Säugling als der kurzzeitige mütterliche Kontakt über die Haut während des Färbens.

Häufig auftretende Nebenwirkungen der Haarkoloration, welche auch das Kind betreffen können, sind allergische Reaktionen. Diese können insbesondere dann auftreten, wenn die Mutter ungewollt das Kind in Kontakt mit haarfärbenden Substanzen bringt. Beispielsweise wenn sie ihre Hände nach dem Färben nicht gründlich genug gewaschen hat und so mit dem Kind in Berührung kommt.
Darüber hinaus haben viele Haarfärbeprodukte einen strengen, beißenden Geruch. Diese Aerosole können bei unzureichender Lüftung und der Exposition des Kindes in Räumlichkeiten, wo zuvor die Haare gefärbt wurden, über die Lunge in dessen Organismus gelangen. Zudem können Reizerscheinungen und vermehrtes Husten vorkommen.
Daher empfiehlt es sich gründlich zu lüften und das Kind erst zeitlich verzögert mit in das betroffene Zimmer zu nehmen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Probleme in der Stillzeit beim Kind

Wie häufig darf ich die Haare färben?

Es gibt keine allgemeinen medizinischen Empfehlungen, welche die Häufigkeit von Haarkolorationen während der Stillzeit betreffen. Da mögliche Auswirkungen des Haarfärbens auf die Muttermilch und das Kind nicht ausreichend geklärt wurden, empfiehlt es sich, die Zahl der Kolorationen für den Zeitraum des Stillens auf ein Minimum zu beschränken.

Wichtiger als die Quantität des Färbens ist jedoch vielmehr die Qualität der verwendeten Produkte. Es sollten inländische Haarfärbeprodukte bevorzugt oder Mittel aus anderen Ländern verwendet werden, deren Sicherheits- und Qualitätskontrollen hinsichtlich der Inhaltsstoffe ähnlichen Standards unterliegen.

Auch die Anwendungsart kann die Verträglichkeit der Produkte erhöhen und unerwünschte Begleiterscheinungen reduzieren. Um einen möglichen Übertritt, der im Haarfärbeprodukt enthaltenen Substanzen in die Muttermilch zu reduzieren, empfiehlt es sich die Einwirkungsdauer der Farbe zu verkürzen und im Anschluss gründlich auszuspülen. Damit wird die Expositions- und Aufnahmezeit über die Kopfhaut geringgehalten.
Darüber hinaus sollten stets Handschuhe beim Auftragen der Farbe verwendet werden, um unnötigen Hautkontakt zu vermeiden. So können mögliche gesundheitliche Risiken vorgebeugt werden.

Sollte ich vor dem Haarfärben Milch abpumpen?

Der Einfluss von Haarfärbemitteln auf die Muttermilch ist noch nicht ausreichend untersucht. Daher lässt sich keine allgemeingültige Aussage darüber treffen, wie lange die Kontaktzeit der Mutter mit dem Färbeprodukt andauern muss um in relevanten Mengen aufgenommen zu werden. Darüber hinaus lässt sich auch keine Aussage treffen, wie lange diese Menge braucht, um in die Muttermilch überzutreten.
Aus den oben genannten Gründen kann das Abpumpen von Milch vor dem Färbeprozess nicht als allgemein protektiv betrachtet werden, da die Muttermilch für eine derzeit unbekannte Dauer mit Inhaltsstoffen des Färbeprodukts durchsetzt sein kann.

Allerdings ist bislang auch nichts Gegenteiliges bewiesen worden wodurch auf Wunsch der Mutter durchaus ein Abpumpen erfolgen kann, um den Zeitraum direkt nach dem Färben zu überbrücken.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Stillzeit - Alles was Sie wissen müssen

Ist Haare tönen besser?

Eine Tönung der Haare bewirkt nur eine zeitlich begrenzte Haarfarbenänderung und zählt damit nicht zu den dauerhaften Kolorationen. Daher kommen meist schonendere Wirkweisen zum Einsatz, die die Haarfarbe verändern.
Darüber hinaus setzen sich Haartönungen häufig aus größeren Molekülen zusammen, die im Gegensatz zu den kleineren Bestandteilen dauerhafter Färbungen weniger über die Kopfhaut aufgenommen werden können und sich wie ein Mantel um den Haarschaft legen.

Daher besteht die Vermutung, dass Haartönungen verträglicher und während der Stillzeit weniger risikobehaftet sind. Dies soll besonders bei dunklen Farbnuancen der Fall sein, da hierbei auf aggressive Bleichungsreaktionen während der Koloration verzichtet werden kann.

Darf ich mir die Haare mit Henna färben?

Das Haarfärben mit Henna während der Stillzeit stellt neben weiteren natürlichen Färbemitteln eine sinnvolle und schonende Alternative zu industriell gefertigten Produkten dar. Dabei sollte jedoch stets auf die Qualität des Produkts geachtet und die Packungsbeilage sorgfältig studiert werden, ob es sich dabei um ein rein pflanzliches und unbedenkliches Produkt handelt.
Mittlerweile ist auch künstlich hergestelltes Henna im Handel erhältlich, über dessen Wirkweise in der Stillzeit noch nicht viel gesagt werden kann. Daher empfiehlt es sich, die pflanzliche Variante in Form von Naturprodukten und in guter Qualität zu bevorzugen.

Neben Henna stellen natürliche Farbstoffe, welche aus Walnüssen, Kamille oder Kastanien gewonnen werden, weitere pflanzliche Haarfärbeoptionen dar.
Trotz der schonenderen Wirkweise natürlicher Färbemittel kann der Körper dennoch allergisch reagieren. In diesem Fall sollte auf das auslösende Produkt verzichtet und nach Alternativen gesucht werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.03.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024