In diesem Artikel geht es um den Protonenpumpenhemmer Omeprazol. Es werden zunächst die Wirkungsweise, Dosierungen und Anwendungsgebiete besprochen. Daraufhin werden Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Kontraindikationen thematisiert.
Protonenpumpenhemmer, PPI, Wirkstoffe mit der Endung -prazol (z.B. Pantoprazol), Antra®pumpenhemmer
Normalerweise besteht im Magen ein Gleichgewicht zwischen der Produktion der aggressiven Magensäure und den Schutzmechanismen aus Schleim- und Hydrogencarbonatbildung. Für die Produktion der Magensäure sind die Beleg- oder Parietalzellen verantwortlich, für die Schleim- und Hydrogencarbonatproduktion die Nebenzellen. Reguliert wird die Produktion von einer Reihe verschiedener Mechanismen.
Der pH-Wert der Säure liegt normalerweise zwischen 1 und 2 und kommt zustande, indem ein Enzym der Beleg- oder Parietalzellen, die H+/K+-ATPase oder auch Protonenpumpe, positiv geladene Wasserstoffatome (Protonen) im Austausch gegen das Ion Kalium unter Energieverbrauch in den Magen pumpt.
Magensäureassoziierte Erkrankungen lassen sich auf 3 Wegen beeinflussen. Eine Möglichkeit ist die Pufferung der Magensäure durch Antazida. Eine zweite Möglichkeit ist die Rekonstruktion des Schleimhautschutzes. Der dritte Weg zielt auf die Reduktion der Magensäurenproduktion. Dazu zählen u.a. die sog. Protonenpumpenhemmer (PPI) wie der Wirkstoff Omeprazol.
Bei einer Therapie mit Omeprazol sollten auch immer gleichzeitig versucht werden, die auslösenden Faktoren einer Überproduktion der Magensäure zu identifizieren und auszuschalten. So wirken Stress und hektische Lebensführung fördernd auf die Salzsäureproduktion. Auch gewisse Genussmittel wie Kaffee, hochprozentiger Alkohol und scharfe Speisen regen die Produktion an.
Es darf nicht vergessen werden, dass auch ein ganz bestimmter Keim mit dem Namen Helicobacter pylori gerne die Magenschleimhaut besiedeln kann und die häufigste Ursache von Magen- und Darmgeschwüren sowie Magenschleimhautentzündungen ist. Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol haben andere Therapeutika wie die Antazida (neutralisieren die Magensäure) verdrängt. Sie sind noch vor den H2-Blockern das Mittel der ersten Wahl.
Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol wirken, indem sie an das Enzym binden, welches für die Magensäureproduktion verantwortlich ist und dieses so unwideruflich (irreversibel) hemmen. Als sog. Prodrugs wirken Protonenpumpenhemmer (Omeprazol) nur bei saurem pH-Wert und wenn die Belegzellen aktiv sind. Nur die Enzyme, die sich an der Magenzellmembran befinden werden blockiert. Der Wirkstoff (Omeprazol) wird über die Blutbahn zu den Belegzellen transportiert, wo er sich die Protonenpumpen anreichert und aktiviert wird.
Omeprazol hat seinen Wirkort an den Protonenpumpen, die sich an der Belegzellmembran befinden und in Richtung Magenlumen zeigen. Um die Belegzelle zu erreichen, darf die Substanz Omeprazol jedoch nicht schon im Magen aktivitert werden. Deshalb wird das Medikament als säurefeste Kapsel verabreicht. Dies bewirkt, dass der Wirkstoff durch die Kapsel vor der Magensäure geschützt wird. Erst im Dünndarm wird die Kapsel durch das basische Darmmilieu aufgebrochen und der Wirkstoff wird über die Darmzellen in den Blutkreislauf aufgenommen. So gelangt Omeprazol über das Blut zur Belegzelle, wo es aktiviert wird.
Es muss beachtet werden, dass das Medikament relativ schnell in der Leber abgebaut wird. Die Halbwertszeit von Omeprazol beträgt nur etwa eine Stunde. Da der aktivierte Wirkstoff jedoch irreversibel an die Protonenpumpe bindet, ist die Wirkdauer jedoch viel länger und die Einnahme einer Kapsel am Tag ist in der Regel ausreichend. Das Ausmaß der Hemmung der Salzsäureproduktion ist abhängig von der Dosis sowie von der Anzahl und Aktivität der Protonenpumpen in der Zellmembran der Belegzellen (Omeprazol).
Omeprazol wird bei oraler Gabe als säurefeste Kapsel (z.B Omep®) eingenommen. Die übliche Dosis liegt bei 20mg pro Tag. In manchen Fällen (z.B. Zollinger-Ellison-Syndrom) können aber auch deutlich höhere Dosen nötig sein. Omeprazol hat eine große therapeutische Breite.
Angwendet wird Omeprazol bei folgenden Erkrankungen:
Eingesetzt werden Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol bei Magenschleimhautentzündungen, die mit der Salzsäureproduktion zusammen hängen (hyperazide Gastritis), bei Magen- oder Dünndarmgeschwüren (Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni), eine Überproduktion des Hormons Gastrin (Zollinger-Ellison-Syndrom) und bei schweren Formen der Speiseröhrenentzündungen, welche auf einen Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre beruhen (Refluxösophagitis).
Ompeprazol kann auch zur Prophylaxe eines stressbedingten Magen- oder Darmgeschwüres (Stressulkusprophylaxe) oder zum Schutz der Magenschleimhaut bei NSAR-Therapie (Nicht-steroidale Antipholgisitka) eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um Medikamente, die schmerzlindernd, fiebersenkend und gegen Entzündungen wirken.
Bei einer bakteriellen Besiedelung der Magenschleimhaut mit dem Keim Helicobacter pylori werden Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol in Kombination mit bestimmen Antibiotika eingesetzt. Eine alleinige Gabe von Omeprazol ohne Bekämpfung der Keime führt in der Regel zu keinem dauerhaften Erfolg. Bei der sog. Triple-Therapie wird ein Protonenpumpenhemmer, z.B. Omeprazol, mit zwei verschiedenen Antibiotika kombiniert.
Bei den Antibiotika handelt es sich um Clarithromycin mit entweder Amoxicillin (französische Tripel-therapie) oder Metronidazol (italienischer Tripel-Therapie). Diese Eradikation ist in mehr als 90% der Fälle erfolgreich. Der Keim Helicobacter pylori ist ein gramnegatives Stäbchen. Bis zu 50% der Weltbevölkerung sind infiziert. Die Infektion geschieht meist im Kindesalter. Eine Neuinfektion im Erwachsenenalter ist selten (weniger als 1%).
Omeprozol ist im Allgemeinen gut verträglich. Auch bei Gabe hoher Dosen und bei langer Therapiedauer treten nur selten Nebenwirkungen auf. 1-2% der Patienten klagen über Magen-Darm-Beschwerden. In der Regel beruht das auf einer veränderten Bakterienbesiedelung des Magen-Darm-Traktes, denn die Magensäure sorgt normalerweise dafür, dass die meisten Bakterien abgetötet werden (z.B. Laktobazillen, Streptokokken). Noch seltener treten Kopfschmerzen oder Schwindel auf. Manche Patienten klagen auch über Müdigkeit oder Juckreiz. Bei einer hochdosierten Infusionstherapie, wie sie bei akuten Magenblutungen angezeigt sein kann, führt in seltenen Fällen zu Sehstörungen, da im Auge auch Protonenpumpen zu finden sind.
Es muss auch beachtet werden, dass bestimmte Enzyme, welche im Magen für die Verdauung von Eiweißen zuständig sind, nur dann optimal arbeiten können, wenn der pH-Wert stimmt und genügend Salzsäure vorhanden ist. Deswegen kann es auch zu Verdauungsstörungen, insbesondere bei der Verdauung von Eiweißen, kommen. Da aber die Verdauung generell hauptsächlich im Dünndarm lokalisiert und der Magenanteil eher gering ist, sind Verdauungsstörungen, welche die Eiweißverdauung im Magen betreffen, durch die alleinige Anwendung von Omeprazol nicht häufig zu beobachten.
Nach dem Absetzen von Omeprazol sind keine direkten Nebenwirkungen zu befürchten und das Medikament muss daher auch nicht ausgeschlichen werden. Wenn jedoch die Wirkung von Omeprazol wegfällt kann dies aber dennoch Folgen haben. Zuvor gelinderte Beschwerden wie Oberbauchschmerzen oder saures Aufstoßen können nach dem Absetzen wieder verstärkt auftreten. Dem kann entgegengewirkt werden, indem man magenreizende Genussmittel wie Kaffee, Alkohol und Schokolade meidet und nicht raucht.
Oft werden Säureblocker wie Omeprazol auch vorbeugend eingenommen, um Nebenwirkungen anderer Medikamente zu verringern. Wenn beispielsweise Omeprazol bei einer gleichzeitigen Medikation mit Schmerztabletten wie Ibuprofen oder Diclofenac abgesetzt wird, steigt das Risiko von Nebenwirkungen wie zum Beispiel einem Magengeschwür.
Häufig werden sogenannte “Magenschutz-”medikamente über Monate oder Jahre verordnet und von den Patienten eingenommen. Auch wenn dies in vielen Fällen auch angezeigt ist, steigt bei der Dauermedikation auch das Risiko für zum Teil schwerwiegende Nebenwirkungen.
Zum einen hemmt die Einnahme von Omeprazol die Aufnahme von Calcium im Darm, sodass das Risiko für Knochenbrüche steigt, je länger das Medikament eingenommen wird. Dies gilt insbesondere für ältere Patienten mit ohnehin bestehendem Knochenschwund (Osteoporose). Zudem steigt das Risiko für eine bakterielle Lungenentzündung, wenn das Medikament über einen langen Zeitraum eingenommen wird. Eine weitere mögliche Folge einer dauerhaften Einnahme ist eine Entzündung der Nieren. Die genannten Nebenwirkungen bei einer Dauermedikation mit Omeprazol sind jedoch sehr von der Dosierung abhängig. Es muss zudem stets zwischen den Vor- und Nachteilen bei einer Dauermedikation abgewägt werden.
Omeprazol kann den Abbau anderer Medikamente wie Diazepam (Psychopharmakon), Phenytoin (Mittel gegen Herzrhythmusstörungen oder Krampfanfällen) oder Warfarin (gerinnugshemmende Substanz) verlangsamen.
Omeprazol darf nicht gegeben werden bei schweren Leberfunktionsstörungen.
Eine weitere Kontraindikation ist die gleichzeitige Gabe von Clopidogrel. Dabei handelt es sich um einen Hemmstoff der Blutplättchenzusammenlagerung bei der Gerinnung (Aggregation). Omeprazol hemmt das Enzym (Cytochrom CYP2C19), welches Clopidogrel aktiviert. Somit kann kein ausreichender Wirkspiegel von Clopidogrel erreicht werden oder es sind höhere Dosen notwendig.
Wenn man das Gefühl hat, dass die Wirkung von Omeprazol nachlässt oder Beschwerden wie Aufstoßen oder Oberbauchschmerzen verstärkt auftreten, sollte der Hausarzt oder der Arzt, der das Medikament verschrieben hat, aufgesucht werden.
Gegebenenfalls muss die Dosierung erhöht oder auf ein anderes Medikament gewechselt werden. In manchen Fällen sollte jedoch erst eine weitergehende Untersuchung zum Beispiel durch eine Blutentnahme erfolgen. Keinesfalls sollte jedoch eigenständig die Medikation von Omeprazol geändert oder das Medikament abgesetzt werden, wenn die Wirkung nachlässt.
Omeprazol gehört normalerweise zu den Medikamenten, die in der Schwangerschaft erlaubt sind. Allerdings sollte der Arzt, der das Medikament verordnet, über das Vorliegen der Schwangerschaft informiert werden. Er wird dann abwägen, ob die Verordnung von Omeprazol angezeigt ist oder nicht.
Häufig können Beschwerden auch durch andere Maßnahmen gelindert werden wie zum Schlafen mit erhöhtem Oberkörper oder das Meiden von Kaffee und weiteren säure-fördernden Lebensmitteln. Grundsätzlich sollten insbesondere in der Schwangerschaft keine Medikamente ohne ärztliche Anordnung oder Empfehlung eingenommen werde.
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Derzeit gibt es neben Omeprazol vier weitere Protonenpumpenhemmer auf dem Markt, die sich in der Wirkungsweise und Nebenwirkungen kaum unterscheiden. Dazu zählen:
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