Antacida sind Medikamente, die die Säurebildung im Magen reduzieren. Sie helfen bei Erkrankungen des Magens und der Speiseröhre. Antacida können aber auch die Magensäure im Magen binden und so den PH-Wert anheben.

Antazida

Synonyme im weiteren Sinne

  • Natriumhydrogencarbonat
  • Calciumcarbonat
  • Magnesiumcarbonat
  • Algeldrat
  • Hydrotalcit
  • Magaldrat
  • Maaloxan
  • Progastrit
  • Ancid
  • Megalac
  • Talcid
  • Riopan
  • Simaphil

Definition

Antacida (anti = gegen; lat. acidum = Säure) sind Medikamente, die Magensäure binden. Eingesetzt werden Antazida vorwiegend bei Sodbrennen und bei Magensäure bedingten Beschwerden. Antacida sind eine relativ alte Medikamentengruppe, die im Laufe der Zeit weiterentwickelt nicht nur Magensäure neutralisiert, sondern auch die Magenschleimhaut schützend wirkt.

Wirkprinzip

Die Wirkung von Säuren lässt sich durch Zugabe von so genannten Basen (z.B. Antazida) aufheben. Dieses chemische Prinzip ist die Grundlage der Antacidawirkung. Überschüssige Magensäure (Siehe Refluxkrankheit) wird sofort neutralisiert, wenn ein Antacidum beispielsweise in Form einer Tablette im Magen angelangt. Die einzelnen Präparate unterscheiden sich zum Teil erheblich in ihrem Säurebindungsvermögen und der Nachhaltigkeit ihrer Wirkung.

Info: Neutralisationskapazität

Die Neutralisationskapazität ist ein Maß für die Wirkstärke eines Antacidums, um einzelne Präparate in ihrem Säurebindungsvermögen vergleichen zu können. In Packungsbeilagen wird sie meist in der Einheit „mval“ (Millivalenzen) angegeben. Ein Wert von 25 mval bedeutet, dass 1 g Wirkstoff 25 ml Magensäure neutralisieren kann. Je höher die Neutralisationskapazität, umso wirkungsvoller das Präparat.

Anwendungsgebiete von Antazida

Das Hauptanwendungsgebiet für Antazida st die symptomatische Behandlung von leichten, gelegentlich auftretenden Säure bedingten Magenbeschwerden sowie von Sodbrennen. Sie sind in der Apotheke frei verkäuflich und können nach Bedarf dosiert werden. Antacida stehen entweder in fester Form als Kautablette oder flüssig als Suspension zur Verfügung.
Sind die Beschwerden nach einem Anwendungszeitraum von 4-8 Tagen noch vorhanden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abklären zu lassen.
Häufige Beschwerden sind meist Symptome einer therapiebedürftigen Grunderkrankung. Antazida sind deshalb nicht zur Dauertherapie geeignet. Aber Antazida dürfen ohne Probleme übergangsweise zur Linderung akuter Beschwerden angewandt werden, bis vom Arzt eine ursächliche Therapie eingeleitet wurde. Bei Erkrankungen, wie Magenschleimhautentzündungen, Speiseröhrenentzündungen oder Magengeschwüren, bei denen ebenfalls eine Säurereduktion des Magensaftes gewünscht ist, wird jedoch nur noch selten auf Antacida zurück gegriffen. Hier sind so genannte Protonenpumpeninhibitoren inzwischen Mittel der ersten Wahl.

Traditionelle und moderne Antazida

Die Produktpalette von Magensäure bindenden Präparaten ist vielfältig. Es gibt Einzelwirkstoffe und effektivere Präparate mit Wirkstoffkombinationen. Die Wirksamkeit wurde im Laufe der Jahre stetig verbessert sowie unerwünschte Begleiterscheinungen reduziert. Ein modernes Antacidum hat nicht nur ein hohes Säurebindungsvermögen, sondern meist auch eine Schleimhaut schützende Wirkung. Die Vorteile in der Anwendung eines modernen Antacidums haben die traditionellen Präparate zusehends aus dem Blickfeld verdrängt.

  • Traditionelle Antacida

Wirkstoffe: z.B. Natriumhydrogencarbonat, Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat

Wirkstoffe traditioneller Antazida sind relativ instabil. Ihre Wirkung tritt im Magen sofort ein. Sie neutralisieren vorhandene Säure sehr schnell. Infolgedessen steigt der pH-Wert im Magen nach Einnahme traditioneller Antacida stark an. Dies ist jedoch nur bis zu bestimmten Werten erwünscht, da ansonsten die Funktion von Verdauungsenzymen beeinträchtigt wird.

Info: pH-Wert

Der pH-Wert ist ein Maß für die Säurestärke (Skala 1-14). Je geringer der pH-Wert, umso stärker die Säure. Im Magen herrscht normalerweise ein pH-Wert von 1. Durch Antacida sinkt die Konzentration der Säure und damit ihrer Reizwirkung. Somit kann sich gereizte und geschädigte Magen- bzw. Speiseröhrenschleimhaut schneller regenerieren.

Lesen Sie mehr zum Thema: pH-Wert

Zudem begünstigt ein zu hoher pH-Wert den so genannten „Rebound-Effekt“. Dies beschreibt das Phänomen, dass der Magen zu verstärkter Säureproduktion angehalten wird, wenn sich der pH-Wert außerhalb des natürlichen sauren Milieus (pH 1- 5) befindet. Moderne Antacida besitzen eine Pufferfunktion, d.h. sie verhindern den Anstieg des pH-Wertes auf Werte > 4. Dadurch wird der Reboundeffekt minimiert, die Funktion der Verdauungsenzyme nicht maßgeblich beeinträchtigt und die Säureschutzfunktion des Magens gegen Erreger erhalten.

Ein Nachteil bei der Anwendung von Carbonaten als Antacidum ist die Gasentwicklung. Bei der Reaktion zwischen Carbonaten und Magensäure entsteht Kohlendioxid, das als Gas unangenehme Nebenwirkungen wie Aufstoßen, Blähungen oder Völlegefühl verursachen kann. Bei modernen Antacida kommt es zu keiner Gasentwicklung. Traditionelle Antacida sind noch in Apotheken und Drogerien erhältlich, aber sind nicht mehr Mittel der ersten Wahl.

  • Moderne Antazida

Wirkstoffe: Algeldrat, Hydrotalcit, Magaldrat

Ein modernes Antacidum zeichnet sich zum einen dadurch aus, dass es mehrere Wirkstoffe enthält. Diese Wirkstoffe sind schichtweise angeordnet und verleihen der Tablette eine besondere Stabilität und Flexibilität in der Wirkstofffreisetzung. Bei der Neutralisation der Magensäure wird kein Gas frei, wie bei den Carbonaten. Zudem lösen sich moderne Antacida nur in Gegenwart von Säure. Ist zu wenig Säure vorhanden, löst sich kein Wirkstoff mehr. Somit wird der pH-Wert im leicht sauren Milieu konstant gehalten, um die Verdauungsenzyme nicht zu beeinträchtigen. Man spricht von einer Pufferwirkung. Der Wirkstoff wird langsam freigesetzt und immer nur in der Menge, die gerade benötigt wird. Damit reagieren moderne Antacida flexibler auf Säurenachproduktion als die traditionellen Wirkstoffe. Diese entfalten ihre gesamte Wirkung innerhalb kurzer Zeit und besitzen damit keine nachhaltige Wirkung.

Algeldrat (Handelsnamen u.a. Maaloxan®, Progastrit®)

Algeldrat ist eine andere Bezeichnung für wasserhaltiges Aluminiumhydroxid. Als Antacidum wird es meist noch mit Magnesiumhydroxid kombiniert. Bei der Neutralisation von Magensäure entsteht kein Gas, sondern in geringen Mengen Wasser. Präparate mit der Wirkstoffkombination von Aluminium- und Magnesiumhydroxid besitzen eine Neutralisationskapazität von 25 mval.

Hydrotalcit (Handelsnamen u.a. Ancid®, Megalac®, Talcid®)

Hydrotalcit ist ein natürlich vorkommendes Mineral. Es wird jedoch heutzutage synthetisch hergestellt. Hydrotalcit ist ein Gemisch aus den Salzen Magnesiumhydroxid, Aluminiumhydroxid, Carbonat und Wasser. Das Besondere ist die Anordnung, man spricht auch von einer Schichtgitterstruktur. Die Randschichten der Tablette bestehen abwechselnd aus Magnesium- und Aluminiumsalzen. Im Inneren befinden sich Carbonat und Wasser. Die Randschichten reagieren nach und nach mit der Magensäure und neutralisieren diese. Je weniger Säure vorhanden ist, umso schlechter löslich ist der Wirkstoff. Sinkt der Säuregehalt im Magen (> pH 4), kann kaum noch Wirkstoff aus der Tablette gelöst werden (Pufferfunktion). Produziert der Magen wieder Säure nach, sinkt der pH-Wert und es wird wieder mehr Wirkstoff gelöst. Damit ist Hydrotalcid sehr flexibel. Weiterhin kann Hydrotalcit die Magenschleimhaut schützen, z.B. vor Schädigung durch NSAR. Die Magenschleimhaut enthält als schützenden Faktor so genannte Bicarbonationen. Hydrotalcit ist ein Bicarbonationenspeicher und kann diese im Bedarfsfall abgeben.

Die Neutralisationskapazität von Hydrotalcit beträgt 26 mval.

Magaldrat (Handelsnamen u.a. Riopan®, Simaphil®))

Magaldrat ist ebenfalls ein Wirkstoff mit Schichtgitterstruktur. Aufgebaut ist es aus Aluminium- und Magnesiumhydroxid sowie Sulfationen. Aufgrund seiner Struktur kann Magaldrat ebenfalls wie Hydrotalcit sehr flexibel auf die Nachproduktion von Magensäure reagieren. Die Neutralisationskapazität von Magaldrat beträgt 22,6 mval.

Anwendungshinweise

Antacida werden am besten eine halbe Stunde bis Stunde nach dem Essen eingenommen werden. Sollten Sie unter nächtlichem Sodbrennen leiden, empfiehlt sich zusätzlich die Einnahme vor dem Schlafengehen. Die Tablette kann entweder gelutscht oder gekaut werden. Eine Einnahme vor dem Essen oder auf nüchternen Magen ist nicht sinnvoll, da der Wirkstoff zu schnell in den Dünndarm weiter gelangt, wo er wirkungslos ist. Bei akuten Beschwerden kann eine Tablette auch bei Bedarf eingenommen werden. Genauere Angaben zur Dosierung können Sie der Packungsbeilage entnehmen oder sich in der Apotheke beraten lassen.

Hinweis: Einahme von Antacida

Grundsätzlich dürfen Antacida nicht zusammen mit anderen Medikamenten eingenommen werden! Es sollte ein Zeitabstand von mindestens 2 Stunden zwischen den Einnahmen von Antacida und weiterer Medikamente gewahrt werden. Die Reihenfolge ist beliebig.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Antazida finden Sie hier:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.02.2009 - Letzte Änderung: 18.09.2024