Bei der Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) handelt es sich um eine interstitielle (d. h. zwischen dem eigentlichen Nierengewebe stattfindende), bakterielle, gewebezerstörende (destruktive) Entzündung der Niere und des Nierenbeckenkelchsystems. Eine Nierenbeckenentzündung kann einseitig oder beidseitig auftreten.
Medizinisch: Pyelonephritis
Oberer HWI (Harnwegsinfekt), Pyonephrose, Urosepsis
Bei der Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) handelt es sich um eine interstitielle (d. h. zwischen dem eigentlichen Nierengewebe stattfindende), bakterielle, gewebezerstörende (destruktive) Entzündung der Niere und des Nierenbeckenkelchsystems. Eine Nierenbeckenentzündung kann einseitig oder beidseitig auftreten.
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Es handelt sich hierbei um eine der häufigsten Nierenerkrankungen. Ungefähr 10 – 20 % der Bevölkerung sind betroffen. Eine chronische (immer wiederkehrende) Pyelonephritis / Nierenbeckenentzündung kann, wenn sie unerkannt bleibt, in ca. 20% der Fälle zu einem völligem (terminalen) Nierenversagen führen.
Frauen sind etwa 2 – 3 mal so häufig betroffen wie Männer.
Nierenbeckenentzündung
(bakterielle Infektion des
Nierenbeckens)
Pyelonephritis
Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen
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Die Pyelonephritis / Nierenbeckenentzündung wird vorwiegend von Bakterien wie Escherichia coli, Enterokokken, Proteus, Klebsiella, Pseudomonas aeruginosa oder Staphylokokken hervorgerufen. Durch die Enge „Nachbarschaft“ von Harnröhre und After werden diese Keime durch Schmierinfektion (z. B. mit Toilettenpapier) v. a. bei Frauen leicht in den Harntrakt überführt, von wo sie über die Harnblase bis zum Nierenbeckenkelchsystem (NKBS) aufsteigen. Sehr selten gelangen die Bakterien über Blut- oder Lymphgefäße ins Nierenbecken.
Die Infektion beginnt meist in den sog. Papillen und breitet sich dann keilförmig bis zur Nierenrinde aus (siehe auch Anatomie Niere). Eine Eiterhöhlenbildung (Abszessbildung) innerhalb und in der Nierenumgebung ist möglich, jedoch sehr selten. Letztendlich kann es zu einer keilförmigen Narbe mit Einziehung auf der Nierenoberfläche kommen.
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Verschiedene Faktoren können eine Nierenbeckenentzündung begünstigen:
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Man kann entweder nach dem Verlauf (akut oder chronisch) und nach der Entstehung (primär / unkompliziert oder sekundär / kompliziert) verschiedene Formen der Pyelonephritis / Nierenbeckenentzündung unterscheiden, auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll.
Formen:
Sie wird häufig durch die Bakterien E. coli, Proteus oder Klebsiella hervorgerufen.
Es entstehen ein- oder beidseitige Flankenschmerzen, die auch bis in die Leiste oder den Hodensack (Skrotum) ziehen können. Die Betroffenen klagen über hohes Fieber bis 40° C mit Schüttelfrost, schweres Krankheitsgefühl, Schwäche, Appetitlosigkeit und Übelkeit. Besteht gleichzeitig eine Blasenentzündung (Zystitis) kommen Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie), häufiger Harndrang (Pollakisurie) und Blasenkrämpfe hinzu. Es kann außerdem zu einer Veränderung des Urins kommen. Dieser kann trüb bis flockig erscheinen, auch Blut im Urin ist möglich.
Bei der ärztlichen Untersuchung werden Druck- und Klopfschmerzen über der betroffenen Niere angegeben. Im Urin befinden sich weiße Blutkörperchen (Leukozyturie), nicht sichtbares Blut (Mikrohämaturie), Bakterien (bedeutsame Bakteriurie ab 105 pro ml) und etwas Eiweiß (schwache Proteinurie).
Im Ultraschall ist eine „Schwellung“ der erkrankten Niere oder sogar eine Nierenvergrößerung zu sehen. Begleiterkrankungen sollten mit Hilfe einer Röntgenaufnahme des Bauches (Abdomen) und einem Urogramm ausgeschlossen werden. Für die Urographie (Urogramm) wird nach der Röntgen-Abdomenübersichtsaufnahme (Leeraufnahme) ein jodhaltiges Röntgenkontrastmittel in die Vene gespritzt (injiziert). Die Nieren werden daraufhin nach 7 und 15 min. geröntgt. Durch die Ausscheidung des Kontrastmittels durch die Nieren kann eine Aussage über die anatomischen Verhältnisse des Nierenhohlraumsystems erfolgen. Auch können die Abflussverhältnisse über die Harnleiter (Uretheren) und die Harnblase beurteilt werden.
Oft wird zu Beginn eine Urinuntersuchung durchgeführt. Weitere Informationen finden Sie unter unserer Seite Urinuntersuchung
Diese Urinuntersuchung kann auch einfach über einen Schnelltest zuhause durchgeführt werden, vor allem um einen ersten Verdacht zu untersuchen. Lesen Sie weitere Informationen dazu unter: Schnelltest auf eine Blasenentzündung
Zunächst sollte der Patient strenge Bettruhe einhalten und viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Antibiotika sollten sofort nach Abnahme einer Urinkultur (Urinuntersuchung auf Bakterien) und noch vor Eintreffen des Ergebnisses eingesetzt werden. Für acht Tage werden dann sog. Breitspektrumantibiotika (z. B. Cephalosporine) empfohlen. Breitspektrumantibiotika wirken gegen besonders viele Bakterienarten.
Lässt sich das Fieber dennoch nicht senken, sollte der Patient eine Klinik aufsuchen, da an Komplikationen gedacht werden muss. Sind die akuten Beschwerden verschwunden und liegen die Ergebnisse der Urinkultur vor, d. h. man weiß, um welches Bakterium (Keim) es sich handelt, ist auf ein entsprechendes Antibiotikum umzustellen.
Man behandelt solange, bis der Urinbefund normal ist und in der Urinkultur keine Bakterien mehr nachzuweisen sind. Kontrollen und Nachuntersuchungen nach mehreren Monaten sind sinnvoll.
Bei Nichtansprechen oder wiederholten (rezidivierenden) Infekten ist an eine komplizierte Nierenbeckenentzündung zu denken (s. u.).
Bei rechtzeitigem Erkennen und Therapie ist die Prognose der primären akuten Nierenbeckenentzündung gut. Sie heilt gewöhnlich folgenlos aus.
Anders als bei der primären Form, liegen bei der sekundären Nierenbeckenentzündung Risikofaktoren (s.o.) vor, die eine Entzündung auslösen oder unterhalten können. Zu nennen sind hier Abflussstörungen oder Stauungen in den ableitenden Harnwegen.
Es handelt sich um ein schweres Krankheitsbild mit hohem Fieber, Schüttelfrost sowie starkem Flankenschmerz. Es kann zu schweren Komplikationen, wie Abszessbildung oder Urosepsis (Blutvergiftung), kommen.
Die betroffene Niere ist stark schmerzempfindlich. Es fällt eine trockene oder bräunlich belegte, borkige Zunge auf. Im Urin selbst finden sich viele weiße Blutkörperchen, Bakterien und Protein. Besagte Abflussstörungen sind mittels Röntgen, Ultraschall oder Urogramm (s.o.) abzuklären.
Diese Erkrankung sollte immer in einer Klinik behandelt werden. Da die Ursache zumeist in einer Stauung liegt, kann eine antibiotische Therapie wenig helfen, da sie die Ursache ja nicht beseitigt. Bei schweren Komplikationen kann sogar unter Umständen die Entfernung der betroffenen Niere (Nephrektomie) notwendig werden.
Ohne Behebung des zugrunde liegenden Defekts kommt es zu wiederholten sekundären Nierenbeckenentzündungen.
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Mehr Informationen zur Urologie finden Sie unter Urologie A-Z.