Häufiges Wasserlassen, auch als Harnflut oder Polyurie (gr. für viel Harn) bezeichnet, ist eine krankhafte Erhöhung der Urinausscheidung mit mehr als 2 L in 24h. Eine Ursache kann z.B. das Fehlen des Anti- Diuretischen Hormons ( ADH) sein, da die Harnausscheidung hormonell gesteuert ist. Aber auch Alkoholkonsum , die Einnahme von Diuretika oder die Grunderkrankung Diabetes mellitus kann zu einer erhöhten Wasserausscheidung führen. Meist wird die Polyurie von einer Polydypsie, einem gesteigertem Durstgefühl begleitet.
Unter häufigem Wasserlassen bzw. einer Harnflut, die fachlich als Polyurie (griech. für viel Harn) bezeichnet wird, versteht man eine krankhaft erhöhte Harnausscheidung.
Normalerweise beträgt die tägliche Urinmenge etwa 1,5 Liter pro Tag, bei einer Harnflut jedoch kommt es zu vermehrtem Harndrang und vermehrtem Wasserlassen mit wesentlich mehr als zwei Litern in 24 Stunden.
Davon zu unterscheiden ist die Pollakisurie (griech. pollakis für oft und urie für Harn), bei der zwar ein zunehmender Harndrang und häufiges Wasserlassen bestehen, es insgesamt jedoch nicht zu einer Überschreitung von mehr als zwei Litern Urin kommt, da jeweils nur geringe Mengen Urin ausgeschieden werden.
Die Ursachen für eine Harnflut sind vielfältig, allerdings weist eine Polyurie fast immer auf einen krankhaften Prozess hin und sollte daher medizinisch abgeklärt werden.
Die Regulation der Harnausscheidung wird hormonell gesteuert. Ein wichtiges Hormon hierbei ist das ADH (=Antidiuretisches Hormon), was dafür sorgt, dass das Wasser im Körper zurückgehalten und weniger Flüssigkeit ausgeschieden wird. Daher kommt es beispielsweise beim Fehlen diese Hormons bei einem sog. Diabetes insipidus zu einer Harnflut.
Lesen Sie hier mehr zum Thema: Diabetes insipidus
Ebenso führt ein Alkoholkonsum dazu, da Alkohol das ADH hemmt.
Die Niere dient der Filterung des Blutes und befreit somit den Körper vor Giftsubstanzen. Jedoch hält sie gleichzeitig über verschiedene Filtersysteme wichtige Mineralien und Proteine im Körper zurück, sodass es beim Verlust dieses Funktionssystems, bei Schäden in der Nierenstruktur durch z.B. Medikamente, Gifte oder andere Grunderkrankungen, die die Nieren mitbetreffen, zu einer Polyurie kommen kann.
Hierbei ist der Diabetes mellitus zu nennen oder die Einnahme von Diuretika, die direkt dazu führen, dass vermehrt Flüssigkeit ausgeschieden wird und beispielsweise bei Herzinsuffizienz eingesetzt werden.
Weitere Ursachen können eine Blasenentzündung oder zu hohe Kalziumkonzentrationen im Körper sein oder es kann im Rahmen eines akuten Nierenversagens zu einer Phase der Harnflut kommen, sog. polyurisches Nierenversagen.
Um eine Harnflut richtig behandeln zu können, ist es wichtig die Ursache herauszufinden, denn die Polyurie kann als Symptom bei vielen Erkrankungen auftreten.
Daher ist es bei der Diagnose relevant nach den verschiedenen Grunderkrankungen zu suchen, die für eine vermehrte Urinausscheidung erforderlich sind.
Somit spielt die Anamnese mit einer gezielten Fragestellung eine wichtige Rolle ein. Wichtig sind beispielsweise Informationen über die Dauer, den Schweregrad, den Begleitsymptomen und den Vorerkrankungen.
Eine weitere wichtige Rolle spielt die Frage nach aktueller Alkohol- und/ oder Medikamenteneinnahme.
Im Anschluss sollte der Urin und das Blut auf verschiedene Parameter untersucht werden, wie z.B. auf Glucose, Mineralien, Kreatinin, Proteine, Entzündungsparameter, Bakterien und auf Blut im Urin.
Eine Harnflut als Symptom tritt dabei nicht alleine auf, sondern es kommt zusätzlich häufig zeitgleich zu einer Polydypsie (griech. für viel Durst), also zu einem gesteigerten Durstgefühl. Grund hierfür ist der Versuch des Körpers den vermehrten Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Wird dennoch nicht genügend getrunken, kann es zu einer Exsikkose (=Austrocknung des Körpers) kommen, die vor allem bei älteren Menschen ein lebensgefährliches Problem darstellen kann.
Denn zum einen besteht durch den Volumenmangel ein zu niedriger Blutdruck und damit ein höheres Sturzrisiko. Andererseits besteht in der Folge dieses starken Flüssigkeitsverlusts nun vielmehr ein gegenteiliger Effekt, dass nämlich weniger Urin produziert wird. Dabei besteht die Gefahr, dass giftige ausscheidungspflichtige Abfallprodukte des Körpers nicht mehr über die Nieren ausgeschieden werden können.
Ein anderes Begleitsymptom einer Harnflut ist sekundär bedingt durch das gesteigerte Durstgefühl und die vermehrte Flüssigkeitsaufnahme. Dadurch kommt es zu einer Verdünnung des Blutes mit einer relativ geringeren Natriumkonzentration (sog. Hyponatriämie) und einem Mangel an anderen Salzen und Mineralien. Im Rahmen einer Grunderkrankung treten weiterhin zusätzlich die für die jeweilige Krankheit spezifischen Symptome auf.
Die Dauer einer Harnflut richtet sich nach der Ursache.
Solange diese nicht durch entsprechende Therapie beseitigt wird, kann es meist zu keiner wesentlichen Verbesserung der Beschwerden kommen.
Vor allem bei einer Stoffwechselstörung können die Symptome somit dauerhaft von Wochen über Monate bis Jahre bestehen, solange der Betroffene diese Stoffwechselentgleisung nicht entsprechend erkennt und behandelt.
Andererseits kann es bei unkomplizierten Harnwegsinfekten zu einer selbstlimitierenden Ausheilung kommen, sodass eine Harnflut nach wenigen Tagen bis Wochen abklingen kann.
Die Behandlung sollte primär kausal erfolgen, d.h. es sollte versucht werden, die Ursache der Harnflut zu beseitigen.
Das Wichtigste hierfür ist eine vorherige gründliche Untersuchung, um die richtige Diagnose zu finden. So wird bei einem Diabetes mellitus erstes Ziel sein, den entgleisten Blutzuckerspiegel wieder auf Normalwerte einzustellen. Weiterhin sollten harntreibende Substanzen weitgehend gemieden werden, wie z.B. Alkohol oder koffeinhaltige Getränke.
Ist die Ursache zunächst unklar, kann hormonell therapiert werden. Hierfür wird das ADH substituiert, es wird ein ADH-Analogon (Desmopressin) gegeben, das ähnliche Wirkung wie das körpereigene Hormon hat und so einer vermehrten Flüssigkeitsausscheidung entgegen wirkt.
Bei veränderten Salz- und Mineralhaushalt sollten wieder normale Werte angestrebt werden.
Als allgemeine Maßnahme hilft beispielsweise ein warmes Zudecken in der Nacht, da sich das Blut hierdurch besser im gesamten Körper verteilt und vor allem nach peripher, d.h. in herzferne Körperregionen wie Arme und Beine, gelangen kann.
Da es während einer Schwangerschaft zu verschiedenen Hormonumstellungen und zu einer veränderten Stoffwechsellage kommt, kann es in dieser Zeit schwangerschaftsbedingt zu einer Harnflut kommen, die als spezielle Form des Diabetes insipidus angesehen werden kann.
Denn aus der Plazenta wird ein Enzym freigesetzt, die sog. Vasopressinase, die dazu führt, dass das ADH (=Antidiuretische Hormon oder Vasopressin) schneller abgebaut wird.
Das heißt, dass das ADH, was die vermehrte Harnausscheidung hindert, relativ weniger vorhanden ist. Somit kann es zu einem häufigeren Wasserlassen kommen.
Weiterhin reagieren die Nieren während der Schwangerschaft vermindert auf das Antidiuretische Hormon, dies bezeichnet man als ADH-Resistenz.
Weiterhin können alle Ursachen, die sonst für eine Harnflut in Frage kommen, zu einer vermehrten Harnausscheidung in einer Schwangerschaft führen.
Im Rahmen der hormonellen Umstellung nach einer Geburt kommt es zu zahlreichen Veränderungen, die darauf abzielen wieder den normalen Zustand des Körpers zu erreichen. Dieser Vorgang wird Wochenbett genannt. So kommt es zu einem Wegfall der Hormone, die während der Schwangerschaft von der Plazenta ausgingen.
In dieser Zeit kommt es zu einer vermehrten Wassereinlagerung durch eine gesteigerte Produktion von Aldosteron, einem Hormon, welches den Mineralhaushalt beeinflusst und zu einer verstärkten Natrium- und Wassereinlagerung in allen Geweben führt.
Diese Wasseransammlungen sind als Ödeme im Körper bemerkbar, dabei handelt es sich um sicht- und tastbare Schwellungen. Diese Ödeme werden nach Geburt aus dem Interstitium (Zwischenzellraum) ausgeschwemmt, zum einen durch vermehrtes Schwitzen, aber zum anderen zusätzlich durch eine Harnflut.
Lesen Sie mehr zu: Ödeme in der Schwangerschaft
Man unterscheidet bradykarde Rhythmusstörungen, d.h. solche mit einem verlangsamten Puls, von tachykarden Störungen mit einem beschleunigen Puls.
Vor allem bei letzteren kann es durch die vermehrte Dehnung der Herzvorhofwand zu einer Harnflut kommen. Denn hierbei wird ein Hormon ausgeschüttet, das sog. ANP (=atriale natriuretische Peptid), welches harntreibend wirkt und eine vermehrte Flüssigkeitsausscheidung bewirkt, um rückwirkend das Herz zu entlasten.
Eine heutzutage sehr häufig vorkommende tachykarde Herzrhytthmusstörung ist das Vorhofflimmern, worunter in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen leiden. Bei einem Vorhofflimmern kommt es zu einem zu schnellen und unregelmäßigen Herzschlag, beim Patienten macht es sich durch Symptome wie Herzstolpern, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel bis hin zum Bewusstseinsverlust, Atemnot und gelegentlich Brustschmerzen bemerkbar.
Diese Beschwerden sind jedoch nicht typisch für ein Vorhofflimmern sondern können genauso bei anderen Herzrhythmusstörungen auftreten. Andere relevante häufige tachykarde Störungen sind Reentry-Tachykardien, z.B. die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie, bei der es zu immer wiederkehrenden kreisenden Erregungen zwischen Herzvorhof und -kammer kommt.
Alle Umstände, die für eine tagsüber vorkommende Polyurie ursächlich sein können, können auch in der Nacht zu einer Harnflut führen.
Jedoch kann hiervon eine Nykturie (vom altgriech. nikturia für nächtliches Harnlassen) abgegrenzt werden, bei der es zu einem vermehrten nächtlichen Wasserlassen bzw. zu einer ein- oder mehrmaligen Unterbrechung des Schlafes kommt, um Wasser zu lassen.
Einerseits kann eine Störung der Harnblasenfunktion oder z.B. eine Einengung der Harnwege bei einer gutartigen Prostatavergrößerung die Ursache sein.
Andererseits führen einige Erkrankungen zu einer vermehrten nächtlichen Urinproduktion. Beispielsweise kommt es im Rahmen einer Herzinsuffizienz, also einer Herzleistungsschwäche, im Tagesverlauf zur Einlagerung von Wasser ins Gewebe zu sog. Ödemen, dabei vor allem der Schwerkraft folgend in die Beine. Diese werden im Liegen beim Schlafen wegen der waagrechten Körperposition nun vermehrt aus dem Gewebe ausgeschwemmt, da das Herz nicht mehr das Gefälle zu den Beinen überwinden muss. Das Herz braucht nachts weiterhin durch den verminderten Energieverbrauch der Organe keine so große Pumpleistung wie tagsüber aufbringen, sodass die vermehrte Flüssigkeit über Nacht besser ausgeschieden werden kann.
Eine Harnflut kann als Zeichen eines gestörten Zuckerstoffwechsels bzw. eines entgleisten Blutzuckerspiegels auftreten.
So kann es im Rahmen eines bereits bekannten Diabetes mellitus zu einer Polyurie (=Harnflut) bei einem schlecht eingestellten Diabetiker kommen.
Eine Harnflut zusammen mit einer Polydypsie, also einem gesteigerten Durstgefühl, können jedoch auch häufig als Erstsymptom eines Diabetes mellitus auftreten. Der Körper versucht sich des erhöhten Blutzuckerspiegels zu entledigen, indem überschüssiges Zucker über die Nieren ausgeschieden wird. Da das Zucker Wasser nach sich zieht, kommt es zu einer Harnflut.
Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome des Diabetes mellitus
Weitere Informationen zum Thema Häufiges Wasserlassen ( Harnflut):