Unter einem Diabetes insipidus versteht man die verminderte Fähigkeit der Niere den Urin zu konzentrieren. Bei einem Diabetes insipidus muß der Betroffene ständig Wasser lassen und entsprechend hoch ist das Trinkbedürfnis.
Unter der Erkrankung des Diabetes insipidus versteht man die verminderte Fähigkeit der Niere bei Wassermangel, wenn der Körper also über zu wenig Flüssigkeit verfügt, konzentrierten Urin zu produzieren.
Es handelt es sich um einen Hormonmangel (ADH - Hormon), der zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust über die Niere führt. Dieser Mangel kann entweder auf Grund von zu geringer Produktion im Gehirn oder wegen unzureichender Verwertung an der Niere selbst zu Stande kommen. In beiden Fällen wird eine zu große Menge an zu wenig konzentriertem, also stark verdünntem, Harn ausgeschieden.
Die Betroffenen haben immer großen Durst und können auch während der Nacht nicht auf das Trinken verzichten.
Im Durstversuch und durch die Gabe von ADH- ähnlichen Substanzen kann die Diagnose gestellt werden.
Die Therapie hängt von der Form der Erkrankung ab.
Die drei wichtigsten und typischen Symptome des Diabetes insipidus sind:
Die Polyurie (vermehrtes Wasserlassen) kann bei den Patienten bis zu 20 Liter am Tag betragen. Der Urin ist durch den hohen Wassergehalt sehr stark verdünnt.
Lesen Sie hier mehr zum Thema: häufiges Wasserlassen
Durch den hohen Flüssigkeitsverlust ist der Diabetes insipidus Patient immer durstig - auch nachts kann er auf das Trinken nicht verzichten. Ist es dem Patienten nicht möglich die Mengen, die er ausscheidet, auch wieder zu sich zu nehmen, entsteht eine Dehydratation und eine Exsikkose, die vor allem bei Kleinkindern schnell zur tödlichen Gefahr werden kann. Auch bei Erwachsenen ist eine Exikkose (innerliche Austrocknung) gefährlich.
Weitere Symptome, die auf Grund des Flüssigkeitsmangels auftreten können, sind:
Bei Kleinkindern (unter 2 Jahren) besteht häufig statt einer Polyurie (häufiges Wasserlassen) eine Diarrhö (Durchfall)!!
Leidet der Patient nicht unter nächtlichen Drang zum Wasserlassen, ist ein Diabetes insipidus praktisch auszuschließen.
Für die klinische Diagnostik des Diabetes insipidus stehen im Wesentlichen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Bei beiden wird die Urinosmolarität gemessen, also quasi die Konzentration des Harns.
Zum einen steht den Ärzten der so genannte Durstversuch zur Verfügung. Dieser basiert allerdings auf Mitarbeit des Patienten. Im Durstversuch, der aufgrund des Flüssigkeitsverlusts höchstens 24 Std. dauern sollte, kommt es trotz Dehydratation („Austrocknung des Körpers“) nicht zu einer vermehrten Sekretion (Ausscheidung) des Hormons ADH. Diese Sekretion wäre wichtig, um bei zu geringer oder fehlender Flüssigkeitsszufuhr eine Aufrechterhaltung des Blutvolumens zu gewährleisten.
Zum anderen kann eine Substanz namens Desmopressin verabreicht werden. Diese Substanz hat die gleiche Funktion wie das Hormon Vasopressin (ADH). Mit Hilfe dieser Methode kann zwischen einem zentralen und renalen Diabetes insipidus unterschieden werden. Wird nämlich keine verstärkte Urinkonzentration beim Durstversuch festgestellt, so kann zwar ein Diabetes insipidus diagnostiziert werden, aber die genaue Unterform lässt sich nur durch die Gabe des Hormons Desmopressin feststellen.
Reagiert die Niere nicht darauf, sprich es wird immer noch hochverdünnter Urin ausgeschieden, so liegt die Ursache in der Niere selbst. Sie kann die Wasserkanäle nicht einbauen. Andernfalls, bei nun normaler Urinkonzentration, ist die Ursache zentral, also in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zu suchen. Hierbei produziert die Hirnanhangsdrüse zu wenig oder kein ADH (Anti-Diuretisches-Hormon).
Es gibt verschiedene Laborwerte und Urinparameter, die eine Differentialdiagnose zwischen einem Diabtes insipitus renalis oder einem Diabetes insipitus centralis sowie anderen Harnkonzentrierungsstörungen zuzulassen.
Im Urin fallen vorallem eine erniedrigte Konzentration von Natrium sowie eine verminderte Osmolalität des Urins auf. Dies kommt durch die vermehrte Ausscheidung von Wasser und dadurch verminderte Konzentration von Natrium im Urin zu Stande.
Im Blut beziehungsweise im abgenommen Serum finden sich bei einem Diabetes insipidus centralis vor allem ein erniedrigte Konzentration des ADHs (antidiuretischen Hormons), da dieses nicht mehr richtig ausgeschüttet wird. Bei einem Diabetes insipitdus renalis ist diese Konzentration gleich gegenüber einem Gesunden. Das ist auch eine wichtige Unterscheidung zwischen den beiden Formen des Diabetes insipidus.
Bei beiden Klassifikationen ist im Serum desweiteren das Natrium höher konzentriert sowie eine höhere Osmolalität vorhanden. Dies lässt sich auf die verminderte Ausscheidung von Natrium über den Urin erklären.
Die Leitlinien für den Diabetes insipidus neurohormonalis (das heißt den Diabetes insipidus centralis) umfassen Definition und Basisinformationen der Krankheit sowie Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten.
Zur Diagnostik gehört laut den Leitlinien eine Bestätigung der Polyurie (krankhaft erhöhte Harnausscheidung) durch einen 24-Stunden-Sammelurin.
Weitere Bestimmungen umfassen:
Ein Durstversuch als nächster diagnostischer Schritt wird bei niedriger Urinosmolarität und gleichzeitig erhöhter oder hochnormaler Serumosmolarität empfohlen. Ein DDAVP-Test (auch Desmopressin-Test) kann zwischen einem zentralen und einem renalen Diabetes insipidus unterscheiden. Je nach Ausgangslage und Ergebnissen kann eine weitere bildgebende Diagnostik (cMRT) empfohlen werden. Auch diverse weitere diagnostische Möglichkeiten können empfohlen werden.
Die Leitlinien geben zudem eine Bewertung der Ergebnisse und weitere, darauf folgende Wege an.
Ist die Natrium- und Chloridkonzentration sowie die Serumosmolarität erhöht während das spezifische Gewicht beziehungsweise die Osmolarität des Urins erniedrigt ist so erhärtet dies den Verdacht auf einen Diabetes insipidus. Die Diagnose kann weiter dadurch bestätigt werden, dass der Urin eine fehlende Konzentrierungsfähigkeit hat bei einem gleichzeitigen Natrium und Serumosmolaritätanstieg im Durstversuch. Ebenso kann die Diagnose durch erhöhte Natrium- und Serumosmolaritätswerte mit gleichzeitig niedrigen ADH-Werten gestützt werden. Um zwischen einem zentralen und renalen Diabetes insipidus zu unterscheiden, dient laut Leitlinien der DDAVP-Test.
Nach den Leitlinien kann ein Diabetes insipidus centralis direkt ausgeschlossen werden, wenn normale Serumelektrolyte und eine normale Serumosmolarität im Durstversuch bei vorhandener Konzentrierungsfähigkeit vorliegen.
Die Therapie bei einem Diabetes insipitus unterscheidet sich je nach Form der Erkrankung. Hierbei gibt es den Diabetes insipitus centralis und den Diabetes insipitus renalis.
Bei einem Diabetes insipitus centralis liegt die Ursache im Hypothalamus oder in der Hypophyse wobei dadurch die Ausschüttung von ADH (Antidiuretisches Hormon) gestört ist. Bei einem Diabetes insipitus renalis liegt die Ursache in den Nieren beziehungsweiser genauer gesagt in den distalen Tubuli und Sammelrohren.
Hier kann das ADH (Antidiuretisches Hormon) seine Wirkung nicht mehr vollends entfalten. Ursachen für diese Störung können zum Beispiel Vergiftungen oder Medikamente sowie Niereninsuffizienzen, Nierenbeckenentzündungen oder auch ein Gendefekt sein. Je nach Klassifikation der Erkrankung müssen die Therapien unterschiedliche Ansätze haben um ihre Wirkung zu entfalten.
Bei beiden Therapieansätzen wird als Ziel darauf geachtet, dass ein drohender Wasserdefizit des Körpers ausgeglichen wird und der Urinverlust gemindert wird. Dies geschieht über verschiedene Ansätze.
1. Die Therapie bei einem Diabetes insipitus centralis gilt als einfacher, da hierbei ein Desmopressin (Vasopressin-Analogon) verabreicht wird. Desmopressin ist ein Antidiuretika, also ein Mittel, dass die Harnausscheidung vermindert. Dabei ist das Desmopressin ein Analogon zum Antidiuretischen Hormon, einem körpereigenen Hormon, welches die Tubuli der Nieren stimuliert vermehrt Wasser durchzulassen. Dadurch wird mehr Wasser rückresorbiert, also weniger Harn ausgeschieden. Dieser Harn ist somit dann höher konzentriert. Da bei einem Diabetes insipitus centralis durch eine Störung in Hypothalamus und Hypophyse kein ADH (antidiuretisches Hormon) mehr ausgeschüttet wird, greift die Therapie hier ein, indem das verabreichte Desmopressin die Funktion des ADH übernimmt. Dieses Desmopressin kann oral (Einnahme als Lösung) oder nasal (als Nasenspray) verabreicht werden.
2. Die Therapie bei einem Diabetes insipitus renalis gestaltet sich jedoch etwas schwieriger. Es können Thiaziddiuretika gegeben werden. Thiaziddiuretika gehören zu den sogenannten harntreibenden Mitteln. Sie wirken an den distalen Tubuli der Nieren und sorgen hier für eine erhöhte Ausscheidung von Natrium. Dadurch wird der ausgeschiedene Harn konzentrierter. Zudem ist die erhöhte Zufuhr von Flüssigkeit bei einem Diabetes insipitus renalis obligat.
Die Leitlinien geben auch Therapieempfehlungen:
Medikamentös ist Desmopressin das Mittel der Wahl, da es ein Analogon zum fehlenden ADH (antidiuretischen Hormon) darstellt. Dieses kann sowohl nasal (per Nasenspray), enteral (über orale Aufnahme) oder parenteral (intravenös) verabreicht werden. Die Empfehlungen der Dosierungen schwanken je nach Verabreichungsart und je nach Individuum. Empfohlen wird grundsätzlich mit eine niedrigen Dosierung zu beginnen, die im Verlauf nach oben hin angepasst werden kann. Chirurgisch kann laut Leitlinie eine Entfernung eines Tumors, der Ursache der Erkrankung sein kann, empfohlen sein.
Es sind zwei Ursachen des Diabetes insipidus bekannt. Eine zentrale Form, also im Gehirn verursachte Fehlleitung der Informationen, und eine renale (ren (lat.) = Niere) also in der Niere gelegene Fehlfunktion des Hormons ADH.
Dieses Hormon ist verantwortlich für eine geregelte Flüssigkeitsausscheidung über die Niere. Es sorgt je nach Wassergehalt des Körpers für eine dementsprechend regulierende Ausscheidung der Flüssigkeit. Der Mechanismus liegt in dem Einbau von kleinen Kanälen (Aquaporinen) in die Wand der Nierenkanälchen. Je mehr dieser Kanäle, die Wasser aus dem Primärharn in der Niere in das Kreislaufsystem zurückleiten, vorhanden sind, umso weniger Flüssigkeit kann über die Niere eliminiert werden. Fehlt also dieses Hormon, können weniger dieser Aquaporine eingebaut werden und dem Körper geht Flüssigkeit verloren.
Eine Vorbeugung ist leider nicht möglich, da die Ursachen nicht beeinflusst werden kann. Bei Auftreten der typischen Symptome (siehe oben) sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.
Sollte etwa ein Tumor im Gehirn vorliegen, kann dieser umso besser operiert werden, je früher er erkannt wird. Auch einem Voranschreiten einer Nierenentzündung kann Einhalt geboten werden.
Die Prognose des zentralen Diabetes insipidus hängt von der Prognose des Grundleidens ab. Liegt dem Ganzen ein Tumor zu Grunde, so orientiert sich die Prognose am Ausmaß des Tumors, ob er operabel ist oder nicht, ob er gut- oder bösartig ist usw..
Im Allgemeinen ist die Prognose günstig. Eine Heilung jedooch kann nur erreicht werden wenn die Ursachen beseitigt werden können. Ein Hypophysentumor kann möglicherweise komplett entfernt werden.
Mit Hilfe der richtigen Medikation können die Betroffenen ein ganz normales Leben führen.
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