Die Niereninsuffizienz ist die Abnahme der Funktion der Niere. Unterschieden wird die Niereninsuffizienz in eine akute Niereninsuffizienz und eine chronische Niereninsuffizienz. In der westlichen Welt leiden ca. 10 von 100.000 Menschen an einer Niereninsuffizienz.
Nierenversagen, Nierenfunktionsstörung
Englisch: renal failure
Unter einer Niereninsuffizienz versteht man die Abnahme der Nierenfunktion (siehe auch: Niere). Unterschieden wird die akute Niereninsuffizienz von der chronischen, wobei erstere durch einen rasche, prinzipiell reversible (rückgängig zu machende) Abnahme der Nierenfunktion, letztere hingegen durch eine allmähliche, irreversible (nicht rückgängig zu machende) gekennzeichnet ist.
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Eine akute Niereninsuffizienz tritt bei 1 bis 5% der Krankenhaus-Patienten auf; bei intensivmedizinisch betreuten Kranken bei über 10%.
In Westeuropa beträgt die Inzidenz der chronischen Niereninsuffizienz 10 pro 100.000 pro Jahr.
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Die akute Niereninsuffizienz kann verschiedene Ursachen haben. Je nach Ursache sind die Patienten entweder dehydriert (Wasserarmut) oder mit Flüssigkeit überladen (ödematös). Die Nierenwerte im Blut steigen an, die Urinproduktion nimmt ab.
Die akute Niereninsuffizienz hat bei rascher fachgerechter Behandlung eine recht gute Heilungstendenz, kann aber bis zu 6 Wochen anhalten. Danach folgt häufig eine Erholungsphase, in der vermehrt Urin produziert wird.
Ist die akute Niereninsuffizienz Teil eines Multiorganversagens (d.h. mehrere Organe geben in kurzer Zeit ihre Funktion auf), dann ist die Prognose viel ungünstiger.
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Die chronische Niereninsuffizienz beschreibt eine sich schrittweise verschlechternde, irreversible Funktionseinschränkung der Niere.
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Eine Niereninsuffizienz kann sich durch viele verschiedene Symptome bemerkbar machen. Das Hauptsymptom ist die verminderte Ausscheidung von Harnstoff.
Dies kann zu einer Polyneuropathie (Krankheit der peripheren Nerven) mit Sensibilitätsstörungen und Missempfindungen führen. Verminderter Appetit, Schluckauf, Kopfschmerzen und Erbrechen sind weitere Symptome. Die Ablagerung von Harnstoff im Herzbeutel kann eine Herzbeutelentzündung auslösen. Auch Herzversagen und Herzrhythmusstörungen sind mögliche Symptome.
Weil der Harnstoff nicht mehr bzw. kaum den Körper verlässt, lagert er sich im Organismus an. Der zu hohe Harnstoffwert führt zur Übersäuerung des Blutes, der Harnstoff wird dann über die Ausatemluft ausgeschieden. Die Ausatemluft weist einen charakteristischem Geruch (Foetor uraemicus) auf, außerdem kommt es zu Hyperventilation (verstärkte Atmung). In schweren Fällen der chronischen Niereninsuffizienz oder im akuten Nierenversagen kommt es zu Benommenheit und Verwirrung oder Koma mit Kussmaul-Atmung (tiefe, seufzende Atmung).
Die Nieren produzieren Erythropoetin (EPO), ein Hormon, das die Blutbildung anregt. Bei Niereninsuffizienz kommt es in Folge des Mangels an EPO zu Blutarmut (Anämie) mit Blässe und Müdigkeit. Die Nieren sind für die Aktivierung von Vitamin D verantwortlich: Niereninsuffizienz führt zu Vitamin-D-Mangel und somit zu einem Abbau der Knochensubstanz, Knochenschmerzen sind die Folge.
Weitere Symptome der Niereninsuffizienz betreffen den Verdauungstrakt (urämische Gastritis oder Kolitis, Magengeschwüre), das Blutsystem (verminderte Funktion von Blutplättchen und weißen Blutkörperchen) oder die Lunge.
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Bei der chronischen Niereninsuffizienz kommt es zu verschiedenen Hautkrankheiten. Typische Symptome sind Verkalkungen der Haut, gelbliche Verfärbungen und andere Pigmentationsstörungen.
Außerdem ist die Anzahl der Talg- und Schweißdrüsen in der Haut vermindert, trockene Haut ist die Folge. Die verminderte Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen beeinträchtigt die Funktion der Blutplättchen: Patienten mit Niereninsuffizienz kriegen deshalb oft schneller blaue Flecken als nierengesunde Patienten.
Ein weiteres Hautsymptom der Niereninsuffizienz ist Juckreiz. Zum einen wird er durch die trockene Haut begünstigt, zum anderen sind bei Niereninsuffizienz mehr Mastzellen in der Haut vorhanden. Diese Mastzellen sind eigentlich an allergischen Reaktionen beteiligt. Sie schütten das Gewebshormon Histamin aus, das über die freien Nervenendigungen der Haut das Gefühl „Juckreiz“ vermittelt.
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Akute Niereninsuffizienz: Diagnostiziert wird eine akute Niereninsuffizienz zunächst mit Hilfe der Anamnese und des klinischen Bildes inklusive der ausgeschiedenen Harnmenge. Zusätzlich werden Blut (unter anderem die Retentionswerte Kreatinin und Harnstoff; Elektrolyte) sowie Urin (Urinstatus, Urinsediment) untersucht. Weiterführend zur Diagnosestellung „Niereninsuffizienz“ kann eine Bildgebung der Nieren veranlasst werden, wobei sich als Möglichkeiten Ultraschall (Sonographie, Gefäßdoppler), MRT und CT anbieten. Als letztes ist als diagnostisches Mittel eine Nierenbiopsie zu nennen, wobei mit Hilfe einer Stanze Nierengewebe für eine mikroskopische Untersuchung gewonnen wird.
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Chronische Niereninsuffizienz: Die Diagnose „chronische Niereninsuffizienz“ wird wie die akute Form anhand der Anamnese, des klinischen Bildes, des Labors (Blut und Urin, siehe „akute Niereninsuffizienz „) sowie bildgebender Verfahren gestellt.
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Akute Niereninsuffizienz: Therapiert wird bei einer akuten Niereninsuffizienz zunächst die verursachende Grunderkrankung.
Zusätzlich kann eine symptomatische Therapie der Niereninsuffizienz erfolgen, welche eine Bilanzierung des Flüssigkeits- sowie des Elektrolythaushaltes des Patienten umfasst. Konkret versteht man darunter die Dokumentation der aufgenommenen (Getränke, Infusionen) und der abgegebenen Flüssigkeit (Urin, Schwitzen, Durchfall, Erbrechen etc.) inklusive täglichem Wiegen. Außerdem werden, um die Harnproduktion aufrechtzuerhalten, spezielle Entwässerungsmittel (Schleifendiuretika) verabreicht.
Als letzte Option zur Behandlung der Niereninsuffizienz bietet sich eine sogenannte Nierenersatztherapie an. Hierbei wird das Blut des Patienten außerhalb des Körpers von überschüssigem Wasser und harnpflichtigen Substanzen gereinigt und anschließend gefiltert wieder zurückgeführt (Hämodialyse, Hämofiltration, kombinierte Verfahren).
Chronische Niereninsuffizienz: Wichtig bei der Therapie der chronischen Niereninsuffizienz sind die Verhinderung des Fortschreitens der Erkrankung sowie ein frühzeitiger Behandlungsbeginn. Zunächst kann dies konservativ versucht werden: Behandlung der Grunderkrankung, Absetzen nierenschädigender Medikamente, Blutdrucksenkung (erhöhte Werte schädigen die Nieren), eiweißarme Diät (zur Verringerung der Nieren-Blutfiltration), erhöhte Flüssigkeitszufuhr, Gabe von Schleifendiuretika (Entwässerungsmittel), Kontrolle der Elektrolyte, Senkung kardiovaskulärer Risikofaktoren.
Bei unzureichender Wirkung wird die chronische Form der Niereninsuffizienz, wie auch die akute, mittels eines Nierenersatzverfahrens behandelt. Bei Versagen dieser Therapieoption bleibt die Möglichkeit einer Nierentransplantation.
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Akutes Nierenversägen wird häufig durch Durchblutungsstörungen der Niere hervorgerufen. Beispiele sind ein Kreislaufschock bei einem Unfall oder einer Operation, ein Blutgerinnsel in den Nierengefäßen und bestimmte Medikamente. Ein langanhaltender Sauerstoffmangel kann ebenfalls zu einem akuten Nierenversagen führen. Darüber hinaus können Abflussbehinderung des Urins die Niere schädigen. Eine vergrößerte Prostata, Harnsteine, Entzündungen und Tumoren können die ableitenden Harnwege verlegen und den Abfluss des Urins behindern. Als Folge kann ein akutes Nierenversagen entstehen.
Eine chronische Niereninsuffizienz wird in 35% der Fälle durch Diabetes mellitus (Diabetische Nephropathie) verursacht. Daneben ist Bluthochdruck eine weitere häufige Ursache und gleichzeitig eine mögliche Folge von Niereninsuffizienz. Verschiedene Nierenentzündungen, wie eine Glomerulonephritis oder eine interstitielle Nephritis können ebenfalls zu der Entstehung einer Nierenschwäche führen. Angeborene Fehlbildung wie Zystennieren können die Nierenfunktion früh einschränken und eine chronische Niereninsuffizienz zur Folge haben. Des Weiteren gibt es einige Medikamente, welche die Niere schädigen können. Dazu gehören freiverkäufliche Arzneimittel wie Paracetamol, Ibuprofen und Diclofenac. Diese Medikamente können insbesondere im Rahmen einer längeren Anwendung zu einer chronischen Niereninsuffizienz führen.
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Stadien der Niereninsuffizienz
Ein wichtiger Referenzwert für die Nierenfunktion ist bei der Niereninsuffizienz die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), die beim Gesunden 95 bis 120 Milliliter pro Minute beträgt. Die GFR gibt an, wie viel Blutvolumen die Nieren in einer bestimmten Zeiteinheit filtern können. Sie ist somit ein Parameter für die Funktion und Filtration der Nieren. Mit der Zunahme der Niereninsuffizienz verschlechtern sich die GFR.
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Hier wird nun die Einteilung nach den sogenannten Nierenwerten erläutert, deren Konzentration im Blut bestimmt werden kann. Die wichtigsten dieser harnpflichtigen Substanzen sind Kreatinin und Harnstoff, sie müssen mit dem Urin ausgeschieden werden. Bei abnehmender Nierenfunktion steigen die Nierenwerte an, weshalb sie als Marker für die Nierenfunktion verwendet werden.
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Akute Niereninsuffizienz: Bei Intensivpatienten mit Vorliegen einer akuten Niereninsuffizienz liegt die Sterblichkeit (Mortalität ) bei 60%. Zum einen beeinflusst die Grunderkrankung die Sterblichkeitsrate, zum anderen ist das akute Nierenversagen selbst – unabhängig von der verursachenden Krankheit – ein prognostisch ungünstiger Faktor, da es Körper- und Organfunktionen schädigend beeinflusst.
Chronische Niereninsuffizienz: Die Prognose der chronischen Form bei Dialyse-Therapie (Nierenersatzverfahren) ist abhängig vom Alter des Patienten. Insgesamt liegt die 10-Jahresüberlebensrate bei etwa 55%, sie sinkt jedoch mit zunehmendem Lebensalter. Wurde eine Organtransplantation vollzogen, sind für eine gute Prognose optimale Blutdruckeinstellung, Behandlung zu hoher Blutfette (Hyperlipidämie) und Eiweißverlust im Urin (Proteinurie), Normalgewicht sowie Nikotinverzicht entscheidend. Auch die Herkunft des neuen Organs spielt eine Rolle, denn bei einer Leichenspende funktioniert die Niere nach 5 Jahren noch bei 70% der Patienten, bei einer Lebendspende hingegen bei bis zu 90%.
Grundsätzlich gilt: je früher eine Niereninsuffizienz erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Prognose und Lebenserwartung. Bei einer chronischen Nierenschwäche ist meist keine Heilung möglich und die Lebenszeit kann sich verkürzen. Insbesondere das gleichzeitige Vorkommen von Nierenschwäche und Diabetes mellitus wirken sich negativ auf die Lebenserwartung auf. Folgeschäden wie Erkrankungen des Herz-Kreislaufs-Systems können schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen. Bei einer ausgeprägten Niereninsuffizienz können Dialyseverfahren und im besten Fall eine Spenderniere zu einer Verbesserung der Lebensqualität und einer Verlängerung der Lebenszeit führen.
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Patienten mit Niereninsuffizienz sollten eiweißarm, phosphatarm und kaliumarm, aber kalziumreich essen. Zusätzlich empfiehlt sich eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes-Patienten.
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Niereninsuffizienz bezeichnet den Funktionsverlust der Nieren, wobei zwischen akutem und chronischem Nierenversagen unterschieden wird. Die akute Niereninsuffizienz entwickelt sich rascher als die chronische und ist im Gegensatz zur chronischen Form prinzipiell reversibel (rückgängig zu machen).
Diagnostiziert wird eine Niereninsuffizienz mit Hilfe der Anamnese, des klinischen Bildes, Blut- und Urin-Untersuchungen (vor allem der Retentionswerte Kreatinin und Harnstoff, glomeruläre Filtrationsrate) sowie bildgebender Verfahren (unter anderem Ultraschall). Das klinische Bild umfasst meist Veränderungen der Urinausscheidung, wobei je nach Stadium sowohl eine Zunahme (Polyurie) als auch eine Abnahme (Oligurie, Anurie) auftreten können.
Im Vordergrund der Therapie steht bei beiden Formen der Niereninsuffizienz zunächst die Behandlung der zum Funktionsverlust führenden Grunderkrankung, hinzu kommt eine konservative Therapie mit Überwachung des Flüssigkeitshaushaltes und Gabe spezieller Entwässerungsmittel (Schleifendiuretika). Bei unzureichendem Erfolg kann sowohl bei akuter als auch bei chronischer Niereninsuffizienz ein Nierenersatzverfahren eingeleitet werden, wobei extrakorporale (= außerhalb des Körpers) Geräte die Aufgabe der Blutfilterung übernehmen.
Als letzte Möglichkeit zur Behandlung einer chronischen Niereninsuffizienz bleibt die Transplantation eines neuen Organs.
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