Herzinsuffizienz

Man spricht von einer Herzinsuffizienz (oder allgemein auch Herzschwäche), wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist die nötige Menge Blut durch den Kreislauf zu pumpen. Das liegt vor allem daran, dass die beiden Herzkammern nicht mehr genügend Kraft aufbringen um die Kreislauffunktion stabil aufrechtzuerhalten. In der Folge verringert sich die körperliche Belastbarkeit, es kommt zu Müdigkeit und Schwächeanfällen. In der heutigen Zeit ist die Herzinsuffizienz weit verbreitet und gehört zu den häufigsten Todesursachen in Industrienationen. Je nach Stadium und Fortschritt der Herzinsuffizienz liegt die Lebenserwartung zwischen wenigen Jahren und Jahrzehnten.

Symptome

Die Herzinsuffizienz äußert sich mit einer vielfältigen Symptomatik. Zunächst fallen eine verminderte körperliche Belastbarkeit, sowie vermehrte Müdigkeit und ein Schwächegefühl auf. Atemnot, Schwindel und Ohnmachtsanfälle können ebenfalls für eine Herzinsuffizienz sprechen. All diese Symptome sind besonders bei oder nach körperlicher Belastung auffällig. Der Schwindel und die Ohnmachtsanfälle können auch bei zu schnellem Aufstehen auftreten.
Da das Herz zunehmen zu schwach ist, die benötigte Blutmenge durch den Kreislauf zu pumpen, bleibt oft eine gewisse Menge Flüssigkeit im Gewebe zurück. Dies drückt sich in Wassereinlagerungen in den Beinen (auch Ödeme genannt) oder durch Wasser im Bauchraum (Aszites) aus. Diese Einlagerungen können zu einer plötzlichen Gewichtszunahme über mehrere Kilogramm Körpergewicht führen oder sich langsam bemerkbar machen.
Das Blut staut sich zudem in die Gefäße, die zum Herzen führen, also in die Venen zurück. Außerdem kann auch ein Blutstau in der Leber, den Nieren oder im Magen auftreten. Im Liegen (also vor allem nachts), wenn das Herz nicht mehr so stark gegen die Schwerkraft pumpen muss, kann es zu vermehrtem Harndrang kommen, da erst in dieser Situation die Nieren ausreichend durchblutet sind um Harn zu produzieren.

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Husten als Symptom von Herzinsuffizienz

Im Laufe der Entwicklung einer Herzinsuffizienz staut sich das Blut nicht nur im Körperkreislauf zurück. Die gleichen Stauungssymptome treten auch in der Lunge auf. Dementsprechend sammelt sich Flüssigkeit im Bereich der Lunge. Dadurch kann es zu Husten mit Auswurf kommen. Bei länger bestehender Herzinsuffizienz kann auch die gesamte Lungenfunktion negativ beeinflusst werden. Dadurch tritt vermehrte Luftnot auf, teilweise ist die Lunge nicht mehr in der Lage genügend Sauerstoff ins Blut zu bringen, wodurch es zu einer Zyanose (bläuliche Verfärbung der Haut und Schleimhäute durch zu niedrigen Sauerstoff) kommt.

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Blutdruck bei einer Herzinsuffizienz

Obwohl die Herzinsuffizienz zunächst durch einen zu hohen Blutdruck ausgelöst werden kann, treten möglicherweise im Verlauf der Erkrankung zunehmend zu niedrige Blutdruckwerte auf. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung ist das Herz immer weniger in der Lage genügend Kraft aufzubringen, um das Blut in den Kreislauf zu pumpen. Wenn die Kraft der Herzkammern nachlässt, kann nicht mehr so viel Druck aufgebracht werden, wie bei einem gesunden Herzen. Das führt zu niedrigen Blutdruckwerten und begünstigt Beschwerden wie Schwindel und Ohnmachtsanfälle.

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Symptome beim Mann bei einer Herzinsuffizienz

Grundsätzlich unterscheiden sich die Symptome bei Männern und Frauen nicht großartig. Beide Geschlechtergruppen leiden an verminderter Belastbarkeit, Müdigkeit, Schwächeanfällen, Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie Wassereinlagerungen und Blutrückstau in Leber, Magen, Nieren und Lungen. Daher lässt sich eine genaue Zuordnung der Beschwerden für das jeweilige Geschlecht nicht vornehmen. Allerdings gibt es leichte Tendenzen, welche Symptome sich früher bei Männern zeigen und welche verstärkt bei Frauen eintreten. Allgemein bemerken Männer eine Herzinsuffizienz meistens früher als Frauen, da sich die Symptome oft stärker bemerkbar machen. Männer bemerken zudem meist die verminderte körperliche Belastbarkeit sowie eine Einschränkung der allgemeinen Leistungsfähigkeit als erstes Symptom.

Symptome bei der Frau bei einer Herzinsuffizienz

Währenddessen sind bei Frauen die Beschwerden, die mit der Lunge zusammenhängen, besonders ausgeprägt. Sie leiden daher besonders an Luftnot und aufgrund der verschlechterten Sauerstoffversorgung des Blutes an Zyanose. Mit den Symptomen der Herzinsuffizienz sind oft auch Ängste und depressive Verstimmungen verbunden. Diese sind bei Frauen häufiger zu beobachten als bei Männern.

Diagnose

Um die Diagnose einer Herzinsuffizienz zu stellen bedarf es mehrerer Untersuchungen. Zunächst kommt durch Symptome wie Luftnot und verminderte Belastbarkeit der Verdacht einer Herzinsuffizienz auf. Mit einem Herzultraschall (Echokardiographie) lässt sich die Leistungsfähigkeit des Herzens in der An- und Entspannungsphase messen, ebenso kann die Größe der unterschiedlichen Herzhöhlen und die Dicke der Herzmuskulatur ermittelt werden. All diese Informationen können Hinweise für eine Herzinsuffizienz liefern. In einer Röntgenuntersuchung lässt sich ebenfalls erkennen, ob das Herz vergrößert ist. Außerdem lässt sich eventuell ein Rückstau des Blutes in den Lungenkreislauf oder die Venen (Gefäße, die zum Herzen hinführen) feststellen.

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Einteilung in NYHA-Stadien

Ärzte teilen die Herzinsuffizienz in sogenannte NYHA-Stadien ein. (NYHA steht für New York Heart Assoziation.) Die Einteilung erfolgt in vier verschiedene NYHA-Klassen und richtet sich nach den klinischen Symptomen. Also danach, bei welcher Belastung welche Beschwerden auftreten.

  • NYHA-Klasse I 
    • normale körperliche Belastbarkeit
    • keine Beschwerden in Ruhe, das Herz ist in der Lage die nötige Menge Blut problemlos in den Kreislauf zu transportieren.
    • erkennbare strukturelle Schädigung des Herzens 
  • NYHA-Klasse II
    • keine Beschwerden in Ruhe
    • Beschwerden bei starker körperliche Belastbarkeit. In Ruhe und bei geringer Belastung ist das Herzminutenvolumen (also die Menge Blut, die der Körper pro Minute in den Kreislauf pumpt) ausreichend, bei stärkerer Belastung ist dies nicht mehr der Fall.
  • NYHA-Klasse III
    • Beschwerden bei geringer Belastung, das Herzminutenvolumen ist bei Belastung eingeschränkt.
  • NYHA-Klasse IV
    • Beschwerden in Ruhe, das Herz kann nicht mehr genügend Blut in das Kreislaufsystem pumpen.

AHA-Stadien der Herzinsuffizienz

Die Herzinsuffizienz wird nach der American Heart Association (AHA) in die Stadien A bis D eingeteilt. Dabei ist die Erkrankung im Stadium D am weitesten fortgeschritten.

  • Stadium A
    • keine strukturellen Herzveränderungen erkennbar
    • keine Symptome
    • diverse Risikofaktoren vor, die die Entstehung einer Herzinsuffizienz begünstigen.
  • Stadium B
    • erkennbare strukturelle Herzveränderungen, die auf eine Herzinsuffizienz hindeuten.
    • keine Symptome
  • Stadium C
    • aktuell bestehende oder von früher bekannte Symptome
    • strukturelle Herzerkrankung
  • Stadium D
    • strukturelle Herzerkrankung bereits in fortgeschrittenem Stadium.
    • schwere Symptome in Ruhe
    • die Patient:innen sind trotz einer medikamentösen Therapie nicht belastbar.
    • Für eine Wiederherstellung der Gesundheit sind spezielle Medikamente oder Maßnahmen (Kunstherz/Herztransplantation) erforderlich.

Therapie

Bei der Herzinsuffizienz sollte zunächst die Ursache erforscht werden. Oft gibt es einen Zusammenhang mit Bluthochdruck, Erkrankungen der Herzkranzgefäße oder der Herzmuskulatur. Auch Herzrhythmusstörungen oder Erkrankungen der Herzklappen können die Entstehung der Herzinsuffizienz begünstigen. Sollten eine oder mehrere dieser Ursachen erkannt werden, steht zunächst eine Therapie dieser ursächlichen Erkrankung im Vordergrund, denn dadurch verbessert sich auch die Leistungsfähigkeit des Herzens wieder. Zusätzlich sollte eine symptomatische Behandlung also eine Therapie der Beschwerden angestrebt werden.
Bei beginnender Herzinsuffizienz kann das Fortschreiten der Erkrankung durch ein spezielles sporttherapeutisches Trainingsprogramm aufgehalten werden. Eine Gewichtsreduktion, eine kochsalzarme Ernährung sowie vermehrte mediterrane Kost wirken sich günstig auf die Erkrankung aus. Wenn es bereits zu Symptomen wie Wassereinlagerungen und Blutstau kommt, ist eine Verringerung der Flüssigkeitsaufnahme empfohlen. Außerdem sollten vom Hausarzt oder Kardiologen Wassertabletten verschrieben werden. Zudem ist eine regelmäßige Überwachung der Elektrolyte im Blut (vor allem Natrium und Kalium) wichtig, denn ein Ungleichgewicht kann das Herz schädigen und Probleme mit dem Herzrhythmus auslösen. Um das Herz nicht unnötig zu belasten, können zudem Betablocker verschrieben werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie der Herzschwäche

Das Arzneimittel Korodin, welches pflanzlich und rezeptfrei in der Apotheke zu erwerben ist, kommt ebenfalls in der Therapie von Herzinsuffizienz zum Einsatz. Für ausführlichere Informationen, empfiehlt die Redaktion den folgenden Artikel: Korodin-Tropfen

Ursachen

Als Ursachen einer Herzinsuffizienz sind viele Faktoren bekannt. Dazu zählen diverse Herzerkrankungen, die auf lange Sicht das Herz schwächen. Durch Herzrhythmusstörungen kann das Herz nicht mehr gleichmäßig und zielgerichtet pumpen. Entweder es schlägt zu schnell, zu langsam oder allgemein unkoordiniert. Ein solcher Zustand belastet das Herz, da es mehr Arbeit aufbringen muss um die gleiche Menge Blut zu transportieren.
Andere Ursachen können Herzklappenerkrankungen wie Verschlüsse oder Engstellen an den Herzklappen sein. Ebenso wie bei undichten Herzklappen muss das Herz deutlich mehr Arbeit leisten.
Auch ein erhöhter Blutdruck im Körper- oder im Lungenkreislauf belastet das Herz, denn es muss bei jedem Herzschlag gegen einen höheren Druck ankämpfen. Schafft das Herz es nicht, alles Blut aus der Kammer zu pumpen, kommt in der Füllungsphase noch mehr Blut in die Kammer und das Herz muss zusätzlich noch mit einer höheren Volumenbelastung zurechtkommen.
Außerdem kann es in der Folge der sogenannten koronaren Herzkrankheit (Engstellen oder Verstopfungen in den Herzkranzgefäßen) zu einer Unterversorgung der Herzmuskulatur mit Blut und damit Sauerstoff und anderen wichtigen Nährstoffen kommen. Dies schädigt die Muskelzellen und kann beispielsweise zu einem Herzinfarkt führen. Durch die Schwächung der Herzmuskulatur kann es auch zu einer Herzinsuffizienz kommen.

Verlauf & Prognose

Grundsätzlich ist die Herzinsuffizienz eine Erkrankung, die in den meisten Fällen nicht heilbar ist. Sie bedarf daher einer lebenslangen Therapie mit dem Ziel, ein Fortschreiten der Erkrankung möglichst lange hinauszuzögern. Die Lebenserwartung hängt daher stark mit der Compliance (Therapieeinhaltung) zusammen. Zudem wirkt sich eine Umstellung des Lebensstils (Ernährungsumstellung, Sporttherapie, Rauchstopp) positiv auf die Lebenserwartung aus.

Generell ist die Prognose stark davon abhängig, in welchem Stadium der Herzinsuffizienz man sich befindet. Daher ist eine möglichst frühe Erkennung der Erkrankung äußerst wichtig. So können Risikofaktoren frühzeitig eliminiert werden und erste Schritte gegen ein Fortschreiten der Herzinsuffizienz eingeleitet werden. Aus dem Grund ist es bei einer Früherkennung durchaus möglich noch mehrere Jahrzehnte mit der Erkrankung zu leben.
Im Gegensatz dazu steht die hohe Sterblichkeitsrate bei Patienten im fortgeschrittensten Stadium. Hier liegt das Überleben nach 5 Jahren bei gerade mal 50%. Das liegt etwa im gleichen Bereich wie viele sehr bösartige Erkrankungen.

Ein Spezialfall ist die akut dekompensierte Herzinsuffizienz. In diesem Fall verschlechtert sich der Zustand durch einen Infekt, aufgrund von sehr warmem Wetter oder auch durch Überanstrengung plötzlich dramatisch. Gelingt es diese Entgleisung einzudämmen, und die Verschlechterung durch verstärkte medikamentöse Therapie und engmaschige Überwachung rückgängig zu machen, verschlechtert sich die Prognose nicht sonderlich. In Fällen, in denen dies nicht möglich ist, kommt es möglicherweise zu einem schnelleren Voranschreiten der Herzinsuffizienz und somit einer deutlich verkürzten Lebenserwartung.

Mehr hierzu: Lebenserwartung bei einer Herzschwäche

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Herzinsuffizienz finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.03.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024