Diagnostisch beweisend für eine Herzschwäche sind der Ultraschall sowie ein Röntgen. Aber auch im EKG kann man für die Herzschwäche typische Veränderungen erkennen.
Die Herzschwäche oder auch Herzinsuffizienz genannt ist eine der häufigsten internistischen Erkrankungen weltweit. Sie bezeichnet die Unfähigkeit des Herzens genügend Blut durch den Körper zu pumpen, um ihn mit Sauerstoff zu versorgen. Diagnostisch beweisend für eine Herzschwäche sind der Ultraschall sowie ein Röntgen. Aber auch im EKG kann man für die Herzschwäche typische Veränderungen erkennen.
Die Herzschwäche kann nach verschiedenen Parametern eingeteilt und unterschieden werden. Meist wird zunächst nach dem betroffenen Herzteil unterschieden, also ob eine Rechts-, eine Linksherz oder eine Globalinsuffizienz (gesamtes Herz) vorliegt. Je nach Lokalisation gibt es im EKG spezifische Veränderungen. Weiter unterscheiden kann man zwischen einer kompensierten oder um einer dekompensierten Herzschwäche und ob es sich um eine Herzschwäche mit verminderter Leistung oder mit einem schlichtweg viel zu hohen Bedarf handelt, dem das Herz aufgrund seiner Funktionsschwäche nicht mehr nachkommen kann.
Eine Herzschwäche kann unterschiedlichste Ursachen und somit auch unterschiedlichste Ausprägungen im EKG haben. Häufig wird der Begriff der Hetzschwäche mit dem Begriff der Herzinsuffizienz gleichgesetzt. Ein Zustand, bei dem das Herz das Blut nicht in erforderlichem Maße weiterpumpen kann, sodass es zum „Blutrückstau“ kommen kann.
Die Ursachen können beispielsweise in einer gestörten Reizweiterleitung des Herzens liegen. Dies würde sich an einem unregelmäßigen Rhythmus zeigen.
Sollte die Reizweiterleitung innerhalb des Herzens nicht richtig funktionieren, so spricht man von einem sogenannten Schenkelblock. Dieser manifestiert sich im EKG beispielsweise anhand einer verlängerten PQ-Zeit.
Weitere Möglichkeit wäre eine unphysiologische Vergrößerung des Herzens. In diesem Falle würde die Ableitung mit der größten Amplitude vom Normalzustand abweichen. Statt in der zweiten Ableitung wäre die Amplitude beispielsweise in der vierten Ableitung am größten.
Auch ein stattgehabter Herzinfarkt oder eine Herzmuskelentzündung, eine sogenannte Myokarditis, können eine Herzschwäche bedingen und lassen sich im EKG erkennen. Die Amplituden der Ableitungen divergieren in diesen Fällen von den Amplituden eines Herzgesunden.
Außerdem finden sich auch innerhalb der Erregungskomplexe Unstimmigkeiten im Vergleich zum Herzgesunden. Typisches Anzeichen eines Herzvorderwandinfarkts ist zum Beispiel eine ungenügende Absenkung zwischen der S- und der T-Zacke des Erregungskomplexes.
Das Belastungs-EKG ist eine häufig angewandte Untersuchungstechnik, die vor allem bei Bluthochdruck, einer koronaren Herzkrankheit (KHK) oder Herzrhythmusstörungen angewandt wird. Herz-Kreislauferkrankungen können hierbei durch eine Belastung des Körpers diagnostiziert werden. Das Belastungs-EKG wird meist auf einem Fahrrad oder einem Laufband durchgeführt und misst die Leistung, die der Patient bei einer maximalen Herzfrequenz von 220 oder bestimmten Blutgaswerten erreicht. Während des Fahrradfahrens wird parallel ein EKG geschrieben, welches der Arzt auf einem angeschlossenen Monitor bewertet. Abbruchkriterien für ein Belastungs-EKG sind auftretende Zeichen einer Minderdurchblutung des Herzens (Myokardischämie), welche sich in im EKG als ST-Senkungen oder -Hebungen oder in einem starken Brustschmerz mit Ausstrahlung in den linken Arm verdeutlichen kann, ein kritischer Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen.
Um schwerwiegende Komplikationen wie Kammerflimmern bei einem Herzinfarkt zu vermeiden, muss während des Belastungs-EKGs immer ein Defibrillator griffbereit liegen. Absolute Kontraindikationen, also Verbote für die Durchführung dieser Untersuchung, sind ein bereits stattgefundener Herzinfarkt oder eine instabile Angina pectoris. Mit Hilfe eines Belastungs-EKGs kann u.a. auch der Schweregrad einer Herzschwäche beurteilt werden.
Hierbei würde sich zeigen, ob die Beschwerden (z.B. Luftnot) nur unter sehr hohen Belastungen auftreten oder bereits bei sehr leichten. Im Verlauf einer Herzinsuffizienz kann es auch immer zu Herzrhythmusstörungen kommen, die man durch das Belastungs-EKG diagnostizieren kann. Herzrhythmusstörungen gehen immer mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod einher.
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Ein Langzeit-EKG wird vor allem bei Patienten mit (vorübergehenden) Herzrhythmusstörungen und/oder unklarem Schwindel und Bewusstlosigkeit (Synkopen) durchgeführt. Hierfür erhält der Patient einen tragbaren Rekorder, der für 24 bis 48 Stunden angebracht wird und über diesen Zeitraum laufend EKGs aufzeichnet. Durch den langen Zeitraum ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man auch die Herzrhythmusstörung aufnimmt.
Da manche Herzrhythmusstörungen nur bei Belastungen auftreten, z.B. bei schwerem Heben, ist es wichtig, dass der Patient Tagebuch darüber führt welche Tätigkeiten er verübte als die Herzrhythmusstörung auftrat (z.B. ob er schlief oder sich belastete) und welche Medikamente er einnahm.
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Eine Herzschwäche manifestiert sich in erster Linie durch eine zunehmende Intoleranz gegenüber von Belastungen. Diese kann sich in einer raschen Ermüdbarkeit und Luftnot zeigen. Zusätzlich kommt es bei einer Rechtsherzschwäche zu massiven Wassereinlagerungen, v.a. an den Beinen, trockenem Husten, gestauten Halsvenen sowie zu Verdauungsbeschwerden, wie Übelkeit, einem Völlegefühl und Leberschmerzen.
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Eine Herzinsuffizienz lässt sich meistens bereits durch ein genaues ärztliches Gespräch (die sog. Anamnese) und durch eine körperliche Untersuchung feststellen. Im Labor gibt es spezielle Marker (u.a. BNP und NT-proBNP), die der Arzt bestimmen kann und durch die der Verdacht einer Herzschwäche bestätigt wird. Durch ein Herzecho (= Ultraschall vom Herz) lässt sich die Diagnose einer Herzschwäche erhärten. Im Ultraschall würde man massiv vergrößerte Herzkammern und Vorhöfe, eine Einschränkung der Kammerbewegung sowie eventuelle Defekte an den Herzklappen sehen, die unter Umständen die Ursache für die Herzschwäche darstellen.
Eine andere Möglichkeit eine Herzinsuffizienz nachzuweisen, ist das EKG. Das EKG, oder auch Elektrokardiogramm genannt, gibt Aussagen über die Aktivität des Herzmuskels, indem es elektrische Potenzialschwankungen der Herzmuskelzellen aufzeichnet. Hierfür verwendet man verschiedene Ableitungen (I, II, III nach Einthoven, aVF, aVL und aVR nach Goldberger, sowie die Brustwandableitungen V1-V6). Die Ausschläge im EKG entsprechen dabei der Erregungsausbreitung in den einzelnen Herzstrukturen.
So symbolisiert die P-Welle (der erste Ausschlag) die Erregungsausbreitung in den Vorhöfen, die P-Q-Strecke die Ausbreitung der Erregung von dem Vorhof auf die Kammer, der QRS-Komplex die Erregungsausbreitung in den Kammern und die zum Schluss folgende T-Welle symbolisiert die Entladung (Repolarisation) der Herzkammern.
Hierdurch lassen sich mit Hilfe des EKGs Aussagen über den Lagetyp des Herzens, den Rhythmus und seine Frequenz machen. Bei Veränderungen kann man dann auf verschiedene Erkrankungen schließen. So kann ein Lagetyp, der vorher „normal“ also beispielsweise ein Indifferenztyp war, und nun ein Rechtstyp oder überdrehter Rechtstyp im EKG ist, ein Zeichen für eine Rechtsherzschwäche sein.
Ein neu aufgetretener Linkstyp oder überdrehter Linkstyp ist immer ein Zeichen für eine akut aufgetretene Linksherzbelastung (beispielsweise eine Schwäche des linken Herzens) oder einen Herzinfarkt. Mit Hilfe des QRS-Komplexes, welcher die Herzkammern repräsentiert, lassen sich ebenfalls Aussagen über eine eventuelle Herzschwäche äußern.
Hierbei würden die Amplituden der R- und S-Zacke im EKG zunehmen. Dieser Zusammenhang wird mit Hilfe des sogenannten Sokolov-Lyon-Indexes in einer Gleichung dargestellt. Für eine Linksherzschwäche oder Linksherzvergrößerung würde der Index größer/gleich 3,5mV sein.
Bei gesunden Menschen wäre der Wert kleiner 3,5. Für eine Rechtsherzvergrößerung und Rechtsherzschwäche würde der Index größer/gleich 1,05mV sein. Ein anderer Hinweis für eine Herzschwäche im EKG wäre eine Veränderung der T-Welle, also der Erregungsrückbildung. Diese kann sich dann in einer negativen (nach unten zeigenden) T-Welle manifestieren. Sollte der Vorhof als Zeichen einer Herzschwäche vergrößert sein, so käme es zu einer zweigipfligen P-Welle.
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Typische Ursachen für eine Rechtsherzschwäche sind Druckveränderungen im kleinen Lungenkreislauf. Kommt es beispielsweise zu einem Verschluss einer oder mehrerer Lungenarterien, so steigt der Druck im Lungenkreislauf um ein Vielfaches an. Gegen diesen plötzlichen sehr hohen Druck muss das rechte Herz ankämpfen, um weiterhin genügend Blut in die Lunge zu fördern. Meist gelingt dem rechten Herz dies nicht, sodass es zu einer ausgeprägten Herzschwäche mit Rechtsherzversagen kommt. Diese Veränderungen führen zu deutlichen Zeichen im EKG, die auch als „Rechtsherz-Hypertrophiezeichen“ bezeichnet werden. Andere Ursachen für eine Schwäche des rechten Herzens sind Herzrhythmusstörungen oder Defekte der Pulmonalklappe. Typische Ursachen für eine Linksherzschwäche wären Klappendefekte (Aortenklappe, Mitralklappe), Herzrhythmusstörungen oder ein permanent viel zu hoher Blutdruck. Auch diese Ursachen und Veränderungen würde man im EKG sehen.