Wasser in den Beinen

Eine Wasseransammlung in den Beinen wird auch Ödem genannt und entsteht oftmals durch einen Flüssigkeitsübertritt aus dem Gefäßsystem ins umliegende Gewebe.

Wasser in den Beinen

Synonyme im weiteren Sinne

  • Ödeme
  • Wassersucht
  • Wassereinlagerungen in den Beinen
  • Wasseransammlungen in den Beinen

Einleitung / Definition

Eine Ansammlung von Wasser in den Beinen wird als Ödem bezeichnet. Die Wassereinlagerungen entstehen häufig durch einen Übertritt der Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem ins umliegende Gewebe. Dies ist der Fall, wenn der Anteil an Eiweißen (Albumin) im Blut abnimmt oder die Niere nicht mehr genügend Wasser und Elektrolyte (vorwiegend Natrium) ausscheiden kann und sich somit immer mehr Wasser im Körper befindet. Ferner kann es auch zu Wassereinlagerungen durch eine nicht ausreichende Wiederaufnahme durch die Lymphbahnen (Lymphödem) kommen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Elektrolyte.

Die Wassereinlagerungen können je nach Tageszeit oder weiblichem Zyklus in ihrer Ausprägung variieren oder nur in bestimmen Situationen auftreten. Sie sind nicht immer Zeichen einer Erkrankung, sollten aber in jedem Fall abgeklärt werden, da sie oft auf eine Erkrankung, eine Medikamentennebenwirkung oder eine Allergie hinweisen.

Ursachen

Die Ansammlung von Wasser in den Beinen kann viele verschiedene Ursachen haben. Zu nennen sind hierbei Herzerkrankungen wie etwa die Herzschwäche (Herzinsuffizienz), sowie Nierenerkrankungen wie das sogenannte nephrotisches Syndrom oder eine Nierenentzündung.

Des Weiteren können Venenverschlüsse (Thrombose) Wassereinlagerungen und Schwellungen eines Beines hervorrufen.

Ferner ist das Auftreten von Wassereinlagerungen nach Verletzungen im Bereich des Beines/Fußes, sowie durch Infektionen/Entzündungen oder durch Allergien durchaus möglich.

Des Weiteren können Ödeme als Nebenwirkungen von Medikamenten (Schmerzmittel, Kortison, ASS, Östrogene, Antidepressiva) innerhalb des ganzen Körpers, so auch in den Beinen auftreten.

Natürlich (phyiologisch) auftretende Wassereinlagerungen können häufig in der Woche vor der Menstruationsblutung (Prämenstruelles Syndrom) oder in der Schwangerschaft beobachtet werden und sind auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen.

Wassereinlagerungen können auch durch Erkrankungen des Lymphgefäßsystems oder durch einen Lungenhochdruck entstehen.

Wie es zu einem Lungenhochdruck kommen kann und wie dieser therapiert wird, lesen Sie in unserem Artikel: Lungenhochdruck - So gefährlich ist er

Ursache Herz

Die Herzschwäche oder auch Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) stellt einen besonderen Risikofaktor zur Entstehung von Wassereinlagerungen (Ödemen) in den Beinen dar. Ist das Herz geschwächt, so kann es die Kraft, die zum Auswerfen des Blutes nötig ist, nicht mehr aufbringen. Folglich staut sich das Blut bei einer Schwäche des rechten Herzens in den großen Blutkreislauf (also in den Körper zurück), bei einer Schwäche des linken Herzens in die Lunge. Durch den überdurchschnittlich hohen Druck in den aufgestauten Gefäßen (Venen, die das Blut zum Herzen zurücktransportieren) wird nun Flüssigkeit in das umliegende Gewebe gepresst und Wassereinlagerungen entstehen. Bei einer Rechtsherzschwäche (Rechtsherzinsuffizienz), welche zum Beispiel durch Herzklappenfehler (Pulmonalstenose), Lungenerkrankungen mit einem erhöhten Lungenblutdruck (Cor pulmonale) oder als Folge einer Linksherzschwäche (Linksherzinsuffizienz) auftreten können, lassen sich diese Wasseransammlungen vorwiegend an der Vorderseite der Unterschenkel (prätibial), an den Füßen und im Knöchelbereich finden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Herzinsuffizienz

Schwangerschaft als Ursache

In der Schwangerschaft kann es durch die gesteigerte Bildung des weiblichen Sexualhormons Östrogen zu Wassereinlagerungen (Ödeme) im Gewebe kommen. Diese sind in der Regel natürlich und nicht Zeichen einer Erkrankung. Häufig treten die Wassereinlagerungen gegen Ende der Schwangerschaft sowie nach langem Stehen oder Sitzen auf. Diese Wassereinlagerungen müssen nicht behandelt werden und verschwinden in der Regel nach der Geburt wieder. Jedoch ist es auch möglich, dass durch angemessene sportliche Betätigung, das Hochlegen der Beine, das Tragen von Stützstrümpfen oder durch den Verzicht von sehr salzreicher Nahrung, die Ödeme schon während der Schwangerschaft rückläufig sind oder seltener auftreten. Vor allem die Füße schwangerer Frauen sind oft geschwollen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Geschwollene FüßeLymphdrainage in der Schwangerschaft

Allerdings kann ein sogenanntes Schwangerschaftsödem auch Zeichen einer Erkrankung sein. So kann es beispielsweise bei der sogenannten Präklampsie, bei der die Betroffenen unter Bluthochdruck (Hypertonie) und Proteinverlusten über die Niere (Proteinurie) leiden, zum Auftreten von Wassereinlagerungen in den Beinen kommen. Da diese Schwangerschaftserkrankung dringend behandelt werden muss, sollte im Falle eines zusätzlichen Auftretens von hohem Blutdruck, Kopfschmerzen, Augenflimmern, Schwindel, Ohrensausen oder auch plötzlichen Oberbauchschmerzen in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Wassereinlagerungen nach der Geburt

In den letzten Wochen vor der Geburt kann es durch den Druck, den die wachsende Gebärmutter auf die Beckenvene ausübt, zu einer Rückflussbehinderung des Blutes in den Beinvenen und folglich zu Wassereinlagerungen (Ödeme) kommen.

Nach der Geburt verschwinden die Wassereinlagerungen in der Regel recht schnell wieder, jedoch gibt es keinen allgemein gültigen Zeitpunkt, bis wann die Ödeme verschwunden sind. Wie lange die Wasseransammlungen in den Beinen nach der Geburt fortbestehen, ist von Frau zu Frau unterschiedlich.

Ursache Krebs

Bei einigen Krebserkrankungen aber auch bei der Behandlung von Krebserkrankungen kann es zum Auftreten von Wasseransammlungen in den Beinen (Ödeme) kommen. Diese Wassereinlagerungen sind in der Regel durch einen gestauten Lymphabflussweg aus den Beinen zu erklären.

Zum einen kann solch ein Lymphstau durch den Befall von Lymphknoten oder der Lymphabflusswege durch den Krebs selbst oder durch dessen Absiedelungen (Lymphknotenmetastasen) entstehen, zum anderen können Krebstherapien wie z.B. die Bestrahlung oder die Entfernung von Lymphknoten den Lymphabfluss stören und somit Wassereinlagerungen in den Beinen hervorrufen.

Durch manuelle Lymphdrainage sowie Kompressionstherapien können die Lymphgefäße stimuliert und der Lymphabfluss gefördert sowie Verhärtungen des Gewebes verhindert werden.

Diagnose

Zunächst stellt die ausführlichen Befragung (Anamnese) des Patienten durch den Arzt einen wichtigen ersten Schritt zur Erkennung von Wassereinlagerungen (Ödemen) in den Beinen und deren Ursachen dar. Hierbei sollten besonders Herz-, Nieren- oder Krebserkrankungen sowie bestehende Schwangerschaften und die Einnahme bestimmter Medikamente abgefragt werden. Auch Veränderungen je nach Tageszeit und weiblichem Zyklus sowie Gewichtszunahmen in der letzten Zeit können von großem Interesse sein.

Danach sollte der Patient durch den Arzt körperlich untersucht werden. Hierbei werden die Beine zunächst genaustens auf Farb- und Formveränderungen sowie auf Schwellungen inspiziert. Anschließend wird überprüft, ob die Wassereinlagerungen eindrückbar sind und als sichtbare Delle zurückbleiben. Handelt es sich um ein sogenanntes venöses Stauungsödem z.B. durch eine Herzschwäche, so bleibt in der Regel nach Eindrücken des geschwollenen Bereiches eine Delle zurück. Anders verhält sich ein sogenanntes Lymphödem, bei dem kein Wegdrücken durch den hohen Gehalt an Proteinen in der Ödemflüssigkeit möglich ist. Des Weiteren sollten die Lunge und das Herz in der ärztlichen klinischen Untersuchung begutachtet werden.

Als weitere diagnostische Maßnahme kommen Blutuntersuchungen in Frage. Hierbei sollten Nierenparameter (z.B. Kreatinin), Eiweiße, Elektrolyte, BNP (brain natriuretic peptide) bei dem Verdacht auf eine Herzschwäche und D-Dimere zum Ausschluss eines venösen Gefäßverschlusses (Thrombose) erfasst werden.

Zudem können bildgebende Verfahren wie das Röntgen oder der Ultraschall (Sonographie) mögliche zusätzliche Wasseransammlungen in der Lunge oder im Bauchraum aufzeigen.

Symptome

In der Regel sind die Wasseransammlungen an den Beinen schmerzlos und werden nur durch die Schwellung erkannt. Allerdings ist es möglich, dass durch die Schwellung ein Spannungs- und Schweregefühl im betroffenen Beinbereich auftritt. Als störend werden von den Patienten vor allem die drückenden Schuhe und engen Hosen beschrieben. Vor allem abends wird über ein verstärktes Schweregefühl durch die vermehrten Wassereinlagerungen geklagt.

Therapie

Je nachdem, welche Ursache der Wassereinlagerung in den Beinen zugrunde liegt, sollte diese zunächst erkannt und behandelt werden.

Die Therapie der Wassereinlagerungen in Folge einer Herzschwäche, Nieren- oder Lebererkrankung zielt zunächst auf eine Ausschwemmung der übermäßigen Flüssigkeit ab. Diese Ausschwemmung kann in Form von entwässernden Medikamenten (Diuretika) erfolgen. Liegt der Flüssigkeitsansammlung in den Beinen ein Nierenversagen zu Grunde, so kann auch eine Nierenersatztherapie wie z.B die Blutwäsche (Dialyse) zum Einsatz kommen.

Im Falle einer Lymphabflussstörung werden die Wassereinlagerungen durch physiotherapeutische Verfahren wie die Lymphdrainage oder das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder Kompressionsverbänden behandelt. Zudem sollten die Betroffenen die Beine zur Abschwellung aktiv hochlagern um den Abtransport der angestauten Flüssigkeit zu erleichtern.

Liegt die Ursache der Wassereinlagerung in einem hormonellen Ungleichgewicht mit einer Dominanz des weiblichen Sexualhormons Östrogen, so kann je nach Schweregrad eine antiöstrogene Behandlung erwogen werden.

Als eine zusätzliche und langfristige Therapiemaßnahme gegen die meisten Arten von Wassereinlagerungen sollte auf ausreichend Bewegung (Schwimmen, Laufen, Radfahren etc.) und eine ausgewogene und flüssigkeitsreiche Ernährung geachtet werden.

In der Schwangerschaft können Maßnahmen wie das Hochlagern der Beine, v.a. nach langem Stehen oder Sitzen, das Tragen von Stützstrümpfen, Fußbäder bzw. Wechselduschen/ Wechselbäder oder regelmäßige sportliche Betätigung in Form von Schwimmen, Radfahren oder Spazierengehen Wassereinlagerungen vorbeugen bzw. abschwächen.
Auch sollte in der Schwangerschaft auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Mineralwasser, ungesüßter Tee oder Fruchtschorle) sowie eine ausgewogene Ernährung geachtet werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ödeme in der Schwangerschaft

Prognose

Die Prognose der Wassereinlagerungen an den Beinen ist sehr unterschiedlich und hängt sehr stark von der zugrunde liegenden Ursache und dem Therapieerfolg ab.

So haben Wassereinlagerungen in den Beinen, welche durch hormonelle Zyklusschwankungen oder durch eine Schwangerschaft verursacht wurden, eine sehr gute Prognose und Rückbildungstendenz, wohingegen Wassereinlagerungen durch eine Herzschwäche oder Nierenerkrankungen in der Regel nur bei der Behandlung der Grunderkrankung verschwinden.

Liegt der Wassereinlagerung ein sogenanntes Lymphödem zugrunde, so kann es durchaus vorkommen, dass die Beschwerden nur durch regelmäßige Lymphdrainagen, Bandagen und Kompressionsstrüpfe gelindert werden können, die Wasseransammlungen aber nicht mehr verschwinden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Lymphödem.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.05.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023