Die Lymphdrainage stellt eine gute Therapiemöglichkeit für akute oder chronische Ödeme dar. Durch verschiedene Arten der Druckausübung kann der Lymphabfluss verbessert werden. Es gibt jedoch einige Kontraindikationen: akute Thrombosen, eine dekompensierte Herzschwäche, ein unbehandelter Hauttumor und eventuell auch eine Schwangerschaft oder Schilddrüsenerkrankung.

Lymphdrainage

Einleitung

Die manuelle Lymphdrainage ist eine Form der physikalischen Therapie und dient vor allem der Ödem- und Entstauungstherapie, welche nach Operationen oder Traumata entstehen können. Besonders häufig wird diese Therapie nach einer Tumorbehandlung oder Entfernung von Lymphknoten angewendet.

Historie und Fachbereiche zur Anwendung

Seit 1960 hat sich die Therapie der manuellen Lymphdrainage, maßgeblich entwickelt von Emil Vodder, etabliert. Seitdem wird sie in deutschen Massage- und Krankengymnastikschulen gelehrt. Die durchführenden Personen sind vor allem Masseure und Physiotherapeuten.
Da die Therapie der manuellen Lymphdrainage Übung und eine spezielle Ausbildung benötigt, ist die Therapie nur dem ausgebildeten Fachpersonal gestattet. Bei der Ausbildung handelt es sich um eine 4- Wochen andauernde Zusatzausbildung und ist in den Richtlinien der IKK festgelegt. Während die Lymphdrainage in Österreich und Deutschland sehr weit verbreitet ist, wird sie in den USA sehr viel weniger angewendet.

Anwendungstechnik

Emil Vodder beschreibt in seiner Technik der Lymphdrainage vier Grundbegriffe:

  • stehender Kreis
  • Pumpgriff
  • Schöpfgriff
  • Drehgriff

Diese verschiedenen Griffe werden den entsprechenden Körperregionen angepasst. Hierdurch soll das Lymphsystem aktiviert werden, wodurch vor allem die Pumpleistung der Lymphgefäße verbessert wird. Die Frequenz dieser Pumpleistung liegt unter Ruhebedingungen bei 10 bis 12 Kontraktionen pro Minute. Dies kann auf bis zu 20 Kontraktionen gesteigert werden. Durch die Griffe und den wechselnden Druck erzeugt der Therapeut einen Reiz für das Gewebe. Die glatten Muskelzellen der Lymphgefäße beantworten diesen Reiz mit einer erhöhten Pumpfrequenz. Durch eine oftmalige Wiederholung dieser Griffe erfolgt eine erhöhte Durchflussrate. Dabei wird die Druckrichtung den erreichbaren Lymphgefäßen angepasst und muss immer in Richtung der Extremitätenwurzel (Arme, Beine) erfolgen, bzw. zum Endpunkt eines Lymphgefäßes. Dieses vereinigt sich in zwei großen Venen, der Vena subclavia und der Vena jugularis interna, welche im Bereich des Herzens, bzw. unter dem Schlüsselbein (Clavicula) liegen.
So wird die Lymphe in Richtung der großen Lymphstämme geleitet. Des Weiteren kann der Therapeut eiweißreiche Lymphe aus dem oberflächlichen Lymphsystem, welches den gesamten Körper wie ein Netz überzieht, über die so genannten Wasserscheiden in ein gesundes Areal verschieben. Dort kann die angestaute Lymphe dann abtransportiert werden.
Bei all diesen Anwendungen bewirkt die Lymphdrainage, im Gegensatz zur klassischen Massage, keine Mehrdurchblutung des Gewebes. Handelt es sich um sehr ausgeprägte Stauungen kann die manuelle Lymphdrainage mit Kompressionsverbänden, Bewegungstherapie und Hautpflege kombiniert werden.

Anwendungsgebiet der Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage wird vor allem zur Behandlung lymphostatischer Ödeme eingesetzt.
Diese entstehen aufgrund einer ungenügenden Transportkapazität der Lymphgefäße bei aber normaler Menge der Lymphe.
Hierzu gehören primäre und sekundäre Lymphödeme.
Ein typisches sekundäres Lymphödem wäre das Armödem nach einer Brustkrebsoperation unter Entfernung der axillären Lymphknoten. Neben dieser abschwellenden Wirkung, zeigt die Lymphdrainage auch einen schmerzlindernden und sympathikolytischen Effekt.
Die Patienten werden ruhiger, der Magen- Darm- Trakt wird angeregt und der Skelettmuskeltonus sinkt. Durch die Entstauung vor und nach Operationen können die Schmerzen gelindert werden und in einigen Fällen der Schmerzmittelbedarf deutlich verringert werden. Zudem kann der Heilungsprozess schneller verlaufen.
Weitere Indikationen sind sämtliche orthopädische und traumatologische Erkrankungen, welche mit einer Schwellung einhergehen. Und auch bei Verbrennungen, Migräne oder Schleudertrauma wird die Lymphdrainage gerne eingesetzt. In der Narbenbehandlung dient die Lymphdrainage der besseren Verschieblichkeit der Narbe und der Lymphgefäßneubildung, nach Durchtrennung der Gefäße.

Lymphdrainage im Gesicht

In der heutigen Zeit ist die Haut besonderen Belastungen ausgesetzt. Egal ob Umweltfaktoren oder Stress im Alltag, die Haut wird als größtes Organ des Menschen stark beansprucht und bedarf deshalb einer besonderen Pflege. Besonders betrifft dies die Gesichtshaut, die oft matt und abgespannt wirkt. Ursächlich hierfür ist oftmals ein nicht ausreichender Abtransport der schädlichen Umweltstoffe über die Lymphe. Hieraus entwickelt sich ein Sekretstau, der sich durch ein Anschwellen der Lymphknoten bemerkbar machen kann und der die Haut dann matt und glanzlos, oft auch gerötet, wirken lässt. Mit einer Lymphdrainage kann man versuchen, diesen Hautzustand zu verbessern. Der Effekt der Lymphdrainage im Gesicht begründet sich auf die Methode der Massage. Durch sanften Druck und streifende Bewegungen auf der Haut, wird das Lymphsystem angeregt und ein vorhandener Lymphstau kann sich lösen. Die Absicht der Lymphdrainage im Gesicht ist es, den Transport von Schadstoffen in den nächsten Lymphknoten anzutreiben und durch eine Stimulation des umliegenden Bindegewebes und der Muskeln die Durchblutung im massierten Gebiet zu verbessern.

Die Lymphdrainage sollte stets von einem ausgebildeten Therapeuten druchgeführt werden. Einfache Handgriffe können Sie auch selbst ausprobieren. Dies geschieht allerdings in jedem Fall auf eigene Gefahr.

Anleitung zur Lymphdrainage im Gesicht:
Mit den Fingern streicht man zunächst entlang einer Halsseite (links oder rechts) und geht dann über die Mitte zur anderen Halsseite. Die Massagerichtung ist immer vom Schlüsselbein zum Kinn. Danach fährt man mit den Zeigefingern unterhalb der Nasenlöcher und den Mittelfingern unterhalb der Unterlippe auf beiden Seiten gleichzeitig von der Mitte in Richtung Ohr. Jetzt legt man den Ringfinger auf die Nasenflügel und wandert auch hier mit einer sanften, streichenden Bewegung in Richtung Ohr. Im vierten Schritt wird der Zeigefinger auf die Augenbrauen gelegt und dann mit etwas Druck zu den Ohren und von dort unterhalb der Augen bis zur Nase geführt. Im letzten Schritt legt man die Handflächen auf das Gesicht, sodass nur noch die Nase frei bleibt. Nun ca. 5 Sekunden lang kräftigen Druck auf das Gesicht ausüben. Bei regelmäßiger Wiederholung der Lymphdrainage im Gesicht kann man einen frischeren und gleichmäßigeren Teint erreichen.

Lymphdrainage am Bein

Viele Menschen kennen das Problem, dass nach langem Stehen/Sitzen oder bei heißem Wetter die Beine abends geschwollen sind. Dies liegt vor allem daran, dass der Mensch nicht mehr auf allen Vieren, sondern im aufrechten Gang unterwegs ist. So sammelt sich das Wasser in den tieferen Körperabschnitten und kann dort zu Schwellungen führen. In den meisten Fällen ist es so, dass sich dieser Zustand über Nacht wieder normalisiert. Bei fehlerhaft funktionierendem Lymphsystem wird das Wasser nicht mehr vollständig Richtung Herz transportiert. Ursache hierfür können zu viele Stoffe sein, die transportiert werden müssen, was zu einer Überforderung des Systems führt oder auch eine Zerstörung des Lymphbahnen durch z.B. Operationen. Dies führt folglich zu Schwellungen, die aus oben genannten Gründen dann oftmals an den Beinen auftreten.

Durch die Lymphdrainage am Bein wird mit leichtem Druck, der immer in die gleiche Richtung ausgeübt wird, das Lymphgefäßsystem wieder zur Aufnahme und zum Transport der Gewebeflüssigkeit angeregt. Zunächst wird das Bein vom Knöchel her aufwärts mit ausstreichenden Bewegungen massiert. Danach werden auf dem Oberschenkel kreisende Bewegungen vom Knie aufwärts Richtung Leiste ausgeführt. Die verschiedenen Griffe können in unterschiedlicher Anzahl und Lokalisation angewendet werden. Auch hier gilt, dass Sie bei der Behandlung niemals Schmerzen verspüren sollten, da dann die empfindlichen Lymphbahnen zu großem Druck ausgesetzt werden. Meist wird die Behandlung aber als äußerst angenehm empfunden. Sie können sich die Lymphdrainage am Bein auch von Ihrem Arzt verschreiben lassen. Meist sind mehrere Sitzungen in regelmäßigen Abständen notwendig, um die Schwellungen komplett zu beheben.

Lymphdrainage am Knie

Vor allem nach Verletzungen oder Operationen in der Knieregion können die empfindlichen Lymphbahnen geschädigt werden. Die Lymphe wird dann nicht mehr vollständig abtransportiert und sammelt sich im Knie-, Oberschenkel- und Unterschenkelbereich an. Hier kann die Lymphdrainage Abhilfe schaffen. Sie sollte zu Beginn von einem Physiotherapeuten übernommen werden, kann aber nach einiger Zeit und entsprechender Anleitung auch vom Patienten selbstständig ausgeführt werden. Die Lymphdrainage am Knie orientiert sich immer am anatomischen Verlauf der Lymphgefäße und erfolgt stets in Abflußrichtung. Vermieden werden sollten zu hohe Drücke, da die Lymphgefäße sehr dünn und durch die Operation/ Verletzung bereits vorgeschädigt sind.

Anleitung zur Lymphdrainage am Knie:
Zunächst legt man beide Hände aufeinander und massiert mit sanftem Druck kreisförmig die Schwellung sowie das umliegende Gebiet. Nun führt man vom Knie aufwärts in Richtung Leiste mit wenig Druck ziehende Handbewegungen aus und wiederholt das Ganze etwa fünf- bis zehnmal. Für die Lymphdrainage am Unterschenkel beginnt man auf Höhe der Knöchel und umfasst hier zunächst den kompletten Unterschenkel mit beiden Händen für wenige Sekunden. Daraufhin lockert man den Griff wieder und umschließt den Unterschenkel erneut. Nach etwa dreimaligem festem Zudrücken des Unterschenkels beginnt man auf die gleiche Art und Weise etwas weiter oben. Dies führt man so lange fort, bis man auf Höhe des Knies angekommen ist.
Die Lymphdrainage in Eigendurchführung hat zum Ziel, das Gewebswasser in Bewegung zu setzen und in Richtung Lymphknoten zu befördern. Sie ist allerdings niemals Ersatz für eine qualifizierte Behandlung des Physiotherapeuten. Bei Beschwerden während der Lymphdrainage am Knie, sollten Sie umgehend Ihren Arzt aufsuchen.

Lymphdrainage am Fuß

Genau wie die Beine gelten die Füße als prädisponierte Körperstelle für lymphatische Stauungen. Das liegt daran, dass die Lymphe der Schwerkraft folgend am tiefsten Punkt des Körpers, also den Füßen, versackt. Mithilfe der manuellen Lymphdrainage kann eine effektive Entstauungstherapie die lokale Symptomatik reduzieren, sodass sich schmerzhafte Schwellungen am Fuß aufgrund von Lymphabflussstörungen zurückbilden. Der Nachweis eines Lymphödems am Fuß lässt sich klinisch übrigens relativ einfach diagnostizieren und von Ödemen andere Genese abgrenzen. Die Zehen sind beispielsweise im Gegensatz zum venösen Ödem ebenfalls angeschwollen und werden als sogenannte „Kastenzehen“ bezeichnet. Die Namensgebung erklärt sich dadurch, dass bei Ausübung von Druck auf die Zehen diese eine kasten –bzw. rechteckige Form annehmen. Außerdem ist das Stemmer-Zeichen positiv. Hier prüft man die Abhebbarkeit der Haut über der zweiten Zehe durch eine leichte Kneifbewegung. Bei einem Lymphödem kann man die Haut nicht anheben, sodass das Zeichen positiv ist.

Zur Behandlung des Lymphödems am Fuß können letztlich die typischen Grifftechniken der manuellen Lymphdrainage angewendet werden. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Druck auf das Gewebe zwar effektiv aber nicht schmerzhaft sein sollte und ein Abtransport der Lymphflüssigkeit in die nächste Lymphknotenregion durch korrekte Ausführung der Griffe möglich ist.

Besonders geeignet sind die beiden dynamischen Griffe, der Schöpf- und Pumpgriff, da diese vor allen an den peripher gelegenen Körperteilen der Extremitäten (also Händen und Füßen oder Unterarm und Unterschenkel) Anwendung finden. Die Druckmassage erfolgt in der Regel von der Peripherie, also den Zehen in Richtung Knöchel. Falls der Fuß extrem geschwollen sein sollte, kann auch der Drehgriff zu Entstauung der Lymphgefäße durchgeführt werden. Wichtig ist, dass trotz Beschwerdelokalisation im Fuß andere Körpergebiete mit therapiert werden. Die Reihenfolge und Auswahl der miteinzubeziehenden Körperteile variiert je nach Stärke der Symptomatik und Krankheitsbild.

Abschließend ist es sinnvoll, bei Beschwerden an den Füßen begleitend zur Lymphdrainage Kompressionsstrümpfe zu tragen und auf ausreichend Bewegung zu achten.

Lymphdrainage am Arm

Ein Lymphödem am Arm zeigt sich durch eine Schwellung des Armes. Der Arm fühlt sich dabei teilweise schwer an, es kann zu Kribbelgefühlen kommen. Bei den Armen ist wie auch bei der Lymphdrainage im Rumpfbereich aufgrund der Lagebeziehung zum Herzen explizit auf mögliche Kontraindikationen zu achten. Zu diesen sogenannten Kontraindikationen zählen beispielsweise eine fortgeschrittene Herzschwäche, aktive Krebserkrankungen, Thrombosen und Infektionen.

Die genaue Indikationsstellung sollte immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt des Patienten erfolgen. Der Behandlungsablauf der Lymphdrainage orientiert sich prinzipiell an den gleichen Kriterien wie denen der Lymphdrainage am Fuß, da es sich bei dem Arm ebenfalls um eine Extremität handelt.

Daher ist darauf zu achten, dass die Druckmassage von den Händen aus in Richtung Schulter erfolgt, also von der Peripherie in Richtung Körpermitte. Hierbei wird mit sanft streichenden Bewegungen der Lymphabfluss angeregt. Der Therapeut beginnt in der Regel am Unterarm und streicht und knetet langsam in Richtung Oberarm bis hin zu den Lymphknoten der Achseln. Hier wird die Lymphe dann ins weitere Lymphsystem abtransportiert.

Vor der Behandlung der ödematös geschwollenen Region sollten jedoch zentraler gelegene und beschwerdefreie Körperregionen in die Enstauungsmassage mit einbezogen werden. Dazu zählen der Hals-, Brust –und Rumpfbereich. Je nach Beschwerdeintensität können dynamische Handgriffe der Lymphdrainagen-Techniken angewendet werden. Dazu zählt der Schöpf- und Pumpgriff. Wie auch schon beim Fuß kann bei extremer Schwellung auch der Drehgriff zur Anwendung kommen, welcher sich eigentlich eher für die Lymphdrainage am Körperstamm eignet. An den Armen ist neben dem primären Lymphödem häufig auch die sekundäre Ödembildung bzw. Abflussbehinderung nach Traumata mit operativer oder konservativer Versorgung indikationsgebend für die Lymphdrainage.

Am Arm zeigt sich ein Lymphödem zum Beispiel nach einer Operation. Insbesondere Patientinnen, die wegen eines Brustkrebses (Mammakarzinom) operiert werden mussten und bei denen Lymphknoten im Bereich der Achsel entfernt werden mussten, sind von einem solchen Ödem betroffen.

Die Dauer der Lymphdrainage am Arm wird vom behandelnden Therapeuten und vom verschreibenden Arzt festgelegt, sie dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten. Auch die Häufigkeit der Lymphdrainage hängt von der Erkrankung ab, sie kann ein oder mehrmals die Woche erfolgen. Bei bestimmten Erkrankungen darf die Lymphdrainage am Arm nicht durchgeführt werden.

Lesen Sie hierzu auch Lymphödem der Arme

Kontraindikationen

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb eine manuelle Lymphdrainage nicht angewendet werden sollte. Dabei unterscheidet man absolute von relativen Kontraindikationen.

Zu den absoluten Kontraindikationen zählen unbehandelte Hauttumore (Malignome), Thrombosen, bzw. Thromboembolien, akute septische Entzündungen und eine dekompensierte Herzinsuffizienz (NYHA III bzw. IV).

Relative Kontraindikationen sind chronische Entzündungen, stattgehabte Thrombosen, Blutunterdruck (Hypotonie), Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Asthma bronchiale.
In diesen Fällen kann die manuelle Lymphdrainage zwar angewendet werden, sollte aber den Vorerkrankungen angepasst und dadurch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden.

Lymphdrainage selber machen

Generell gilt, dass die Lymphdrainage nur von qualifizierten Personen durchgeführt werden sollte. Wird beispielsweise in die falsche Richtung massiert und so die Gewebeflüssigkeit nicht aus dem betroffenen Gebiet hinaus in Richtung Lymphknoten, sondern in das Gebiet hinein transportiert, so kann es zu Schäden an Gefäßen und Nerven kommen und die eigentliche Erkrankung noch verschlimmert werden. Sollten Sie die einzelnen Griffe dennoch einmal an sich oder Ihrem Partner ausprobieren wollen, so versuchen Sie, zu starken Druck zu vermeiden. Es wird stets das Unterhautfettgewebe mit leichtem Druck massiert, Sie sollten also keineswegs versuchen, Schwellungen "wegzudrücken". Für gewöhnlich beginnt man die Lymphdrainage am Hals. Man sollte die Bewegungen stets kreisförmig ausführen sich dann in Richtung Oberkörper vorarbeiten. Auch am Bein kann man die Lymphdrainage gut einmal selbst ausprobieren. Sollten die Beine im Sommer oder nach langem Stehen/Sitzen einmal geschwollen sein, so wird es meist als sehr angenehm empfunden, wenn man durch leichtes Ausstreichen von unten nach oben (und nie anders herum) die Lymphflüssigkeit wieder in Richtung der Lymphknoten transportiert.

Unterstützend kann eine Kompression wirken, bei der beispielsweise spezielle Strümpfe oder Wickel angelegt werden und so den Transport der Lymphflüssigkeit über die Lymphgefäße erleichtern. Außerdem hilft Bewegung, da hierdurch die Muskeln in den Beinen komprimiert werden, was sich auch auf die dünnen Lymphgefäße auswirkt und so die Gewebeflüssigkeit einfacher nach "oben" zum nächsten Lymphknoten befördert werden kann. Sie sollten also auch im Falle von geschwollenen Beinen nicht auf ausreichend Bewegung verzichten. Wovon Sie aber unbedingt Abstand nehmen sollten, ist, auf Grund von Schwellungen im Körper weniger Wasser zu sich zu nehmen oder gar Tabletten zur Entwässerung einzunehmen. Hierdurch schaden Sie Ihrem Körper noch mehr. Auf keinen Fall sollten Personen mit einer bösartigen Tumorerkrankung, einem Blutgerinnsel im Gefäßsystem (Thrombose/Embolie) oder einer Schilddrüsenerkrankung eine Lymphdrainage erhalten. Außerdem sollte auch bei akuten Entzündungen oder Infektionen (mit/ohne Fieber) darauf verzichtet werden.

Lymphdrainage bei Cellulite

Cellulite wird verursacht durch eine schwache Bindegewebsstruktur, durch die es unter anderem zu Einlagerungen von Gewebeflüssigkeit kommen kann, die sich dann meist im Oberschenkel- oder Pobereich ansammeln. Dies wird unter anderem hervorgerufen durch ein verstopftes Lymphsystem, wodurch das Wasser nicht mehr richtig abtransportiert werden kann. Ursächlich für diese Verstopfung kann Bewegungsmangel, falsche Ernährungsgewohnheiten oder auch Veränderungen im Hormonsystems sein. Folglich kommt es zu einer vermehrten Bindung von Wasser durch die Fettzellen, wodurch dieses im Körper zurückgehalten und schlechter ausgeschieden wird. Für gewöhnlich wird diese Flüssigkeit durch das Lymphsystem abtransportiert. Funktioniert dies nicht mehr richtig, so kann eine Lymphdrainage helfen. Die Idee, die hinter dieser Annahme steckt, ist, dass durch die sanften Massagetechniken das eingelagerte Wasser besser abtransportiert werden kann und die Lymphbahnen befreit werden. Es werden hierbei nicht nur die von der Cellulite betroffenen Stellen durch Lymphdrainage versorgt, sondern das komplette Lymphsystem. In einer Studie wurde festgestellt, dass bei einer Behandlung über mehrere Wochen die Orangenhaut bei den teilnehmenden Frauen vermindert wurde. In der Regel empfiehlt man ca. zehn Behandlungen. Allerdings kann sich nach Beendigung der Lymphdrainage wieder Wasser im Gewebe ansammeln und die Therapie erneut nötig werden. Die Lymphdrainage sollte in keinem Fall Schmerzen bereiten, dann werden die Griffe zu fest angewendet. Die meisten Frauen empfinden sie aber als sehr angenehm . Die Lymphdrainage sollte von speziell ausgebildeten Therapeuten (Physiotherapeut etc.) durchgeführt werden und man sollte für 40 Minuten ca. 40€ einplanen.

Kosten der Lymphdrainage

Bei der Lymphdrainage handelt es sich um eine physikalische Anwendung, die von einem Arzt verschrieben werden kann. Sobald Betroffene ein Rezept zur Lymphdrainage erhalten, kommen die Krankenkassen für die Kosten auf.

Dies hängt jedoch davon ab, welche Indikation vorliegt und ob sie vom Arzt verschrieben wurde. Muss die Lymphdrainage selbst bezahlt werden, so variieren die Kosten. Es kommen etwa 10 Euro pro 10 Minuten Behandlung auf den Betroffenen zu. Die Preise können bei der jeweiligen Institution (zum Beispiel einer Physiotherapiepraxis) angefragt werden.

Je nach Versicherung gestaltet sich die Kostenübernahme im Detail variabel. Die private Versicherung schreibt vor, dass die Kosten vorerst vom Patienten selbst getragen werden müssen. Danach kann jedoch eine Rechnung über die Kosten der Lymphdrainage eingereicht werden, welche dann von der Krankenversicherung beglichen wird. Bei der gesetzlichen Versicherung zahlt in der Regel sofort die Krankenkasse, allerdings können hierbei je nach Vorhandensein bzw. Fehlen von Zusatzversicherungen Zuzahlungen anfallen.

Generell kann man von Kosten zwischen 15€ bis 37€ ausgehen. Es ist zu berücksichtigen, dass der Preis sowohl von der Dauer der Therapie als auch vom Standort der Praxis abhängig ist. In der Regel ist je nach Schwere der Symptomatik eine mehrfache Anwendung notwendig, sodass sich die Kosten aufsummieren. Auch wenn es sich bei der Lymphdrainage um eine kostenpflichtige therapeutische Maßnahme handelt, sollte man keine Kosten scheuen und die Behandlung den Fachleuten, also entweder Physiotherapeuten oder Masseuren, überlassen. Denn sowohl die Durchführung als auch die Entscheidung, ob eine Lymphdrainage bei Betroffenen erlaubt oder hilfreich ist, sollte nicht in die Hände eines Laien fallen.

Zusammenfassung

Die Lymphdrainage stellt eine gute Therapiemöglichkeit chronischer oder akuter Ödeme dar.
Durch spezielle Arten der Druckausübung und Verteilung der Lymphe in Richtung der Hauptabflussgebiete kann ein Ödem deutlich verringert und die Beschwerden der Patienten gelindert werden. Neben der Abnahme des Ödems können zudem Schmerzen gelindert und die Entspannung des Patienten deutlich gefördert werden.
Die manuelle Lymphdrainage wird vor allem in Deutschland und Österreich durch Physiotherapeuten und Masseure durchgeführt.
Um diese Therapie anwenden zu dürfen, muss eine 4- wöchige Zusatzausbildung erfolgen.
Im akuten Fall eines Ödems kann die Lymphdrainage schon nach wenigen Anwendungen zu einer deutlichen Verbesserung führen. Im Falle chronischer Erkrankungen mit Ödembildung benötigt es sehr regelmäßige und andauernde Therapien, um einen Erfolg zu erzielen.
Da die Lymphdrainage auch auswirken auf den gesamten Organismus hat und den Transport von Stoffen im Gewebe fördert, gibt es einige Kontraindikationen.
So sollten Patienten mit einer akuten Thrombose, einem Hauttumor oder einer starken Herzinsuffizienz nicht mit der manuellen Lymphdrainage behandelt werden. Hierbei wäre die Gefahr einer Thrombuslösung, Ulzeration des Tumors oder Überanspruchung der Herzleistung zu groß. Andere Kontraindikationen wie Schilddrüsenerkrankungen, stattgehabte Thrombosen oder eine Schwangerschaft stellen besondere Ansprüche an die Therapie, können aber unter Vorsichtsmaßnahmen mit der manuellen Lymphdrainage behandelt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Lymphgefäßsystem

Weitere Informationen zum Thema Lymphdrainage

Weitere Informationen zum Thema Lymphdrainage finden Sie hier:

Eine Auswahl der bisher erschienenen Themen der Anatomie finden Sie unter Anatomie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.11.2012 - Letzte Änderung: 30.03.2024