Bei Migräne handelt es sich in der Regel um einen pulsierende Kopfschmerzen, der anfallsartig auftritt und halbseitigen Charakter hat. Der Schmerz beginnt meist einseitig im Bereich von Stirn, Schläfe und Auge. In fast allen Fällen geht geht der Kopfschmerzattacke eine sogenannte Aura voraus. Dabei handelt es sich um Sehstörungen, die sich durch Flimmern oder gezackte Lichterscheinungen oder Sichtfeldausfälle zeigen. In vielen Fällen wird der Kopfschmerz von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Schwindel begleitet.

Migräne

Synonyme im weiteren Sinne

Migräneanfall, anfallsartige Kopfschmerzen, Hemikranie, Hemicranie, halbseitiger Kopfschmerz, Migräneanfall, Halbseitenkopfschmerz

Englisch: migraene

Definition

Bei Migräne handelt es sich in der Regel um einen pulsierende Kopfschmerzen, der anfallsartig auftritt und halbseitigen Charakter hat. Der Schmerz beginnt meist einseitig im Bereich von Stirn, Schläfe und Auge. In fast allen Fällen geht geht der Kopfschmerzattacke eine sogenannte Aura voraus. Dabei handelt es sich um Sehstörungen, die sich durch Flimmern oder gezackte Lichterscheinungen oder Sichtfeldausfälle zeigen. In vielen Fällen wird der Kopfschmerz von Symptomen wie Erbrechen und Schwindel begleitet. Auch Kopfschmerzen mit Übelkeit oder Kopfschmerzen mit Bauchschmerzen treten häufig zusammen auf.

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Epidemiologie / Geschlechtsverteilung

In großen Studien konnte nachgewiesen werden, dass ca. 10% der mitteleuropäischen Bevölkerung unter Migräne leiden. Das weibliche Geschlecht ist mit einer Verteilung auf 2:1 häufiger betroffen.
Erstmalig tritt der Halbseitenkopfschmerz meist in der Pubertät oder frühen Jugend auf, wobei im Kindesalter Mädchen wie Jungen ungefähr gleichhäufig betroffen sind.
Das erstmalige Auftreten einer Migräne findet fast immer zwischen dem 10. - 30. Lebensjahr statt. Ein Erstauftreten nach dem 50. Lebensjahr ist dagegen selten und muß immer auf alternative Ursachen des Kopfschmerzes untersucht werden.

Krankheitsgeschichte / Pathogenese

Die Krankheitsentstehung der Migräne ist letztendlich und abschließend nicht geklärt. Es gibt derzeit verschiedene mehr oder weniger gesicherte Ansätze / Theorien der Migräneentstehung.
Bekannt ist, dass das menschliche Gehirn keine Schmerzrezeptoren besitzt. Die Schmerzentstehung des Kopfschmerzes erfolgt ausschließlich über die Hirnhaut (Dura mater = harte Hirnhaut und Pia mater = weiche Hirnhaut), die das Gehirn und Rückenmark umschließt und deren Blutgefäße (Arterien und Venen).
Viele Migräneanfälle beginnen in den Morgenstunden aus dem Schlaf heraus. Eine Störung des Schlaf - Wach - Rhythmus kann zu einer Migräne führen. Eine wichtige Substanz dieses Schlaf - Wach - Rhythmus ist der Botenstoff Serotonin (5 HT oder 5-Hydroxytryptamin). Dieser Botenstoff kann durch Alkohol, insbesondere Rotwein aus der Speicherstätte, den Blutplättchen (Thrombozyten) freigesetzt werden und einen Anfall provozieren.
Weitere nahrungsbedingte Auslöser sollen Schokolade über den Inhaltsstoff Phenylatyalmin oder Käse über Tyramin sein.
Weiterhin haben die “Stresshormone” Adrenalin und Noradrenalin einen wichtigen Einfluss auf die Entstehung. Beide Hormone regulieren die Gefäßweite der Hirngefäße.

Eine Theorie der Migräneentstehung beschreibt eine zeitlich und örtlich begrenzte Durchblutungsstörung des Gehirns. Hierbei kommt es zu einer Verengung von Blutgefäßen des Gehirns und der Hirnhaut wodurch es zu neurologischen Symptomen kommen kann.
Diese Durchblutungsstörung kann man mit hochspezifischen Untersuchungen wie der Positronen - Emissions - Tomographie (PET) nachweisen. Der häufige Nachweis einer Durchblutungsstörung in hinteren Hirnabschnitten führt zu der Annahme das es ein sogenanntes Migränezentrum gibt. Die Durchblutungsstörung kann typischerweise vor der eigentlichen Migräne nachgewiesen werden und fällt mit der Phase der Aura (siehe unten) zusammen.

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Eine weitere Theorie beschreibt eine vorübergehende Durchlässigkeit der Gefäßwände für Blutbestandteile in die Gehirnumgebung, wodurch das körpereigene Abbausystem (Makrophagen) aktiviert wird. Diese Gefäßdurchlässigkeit wird durch eine extreme Gefäßweitstellung hervorgerufen, die der Phase der Blutgefäßverengung folgt. Im Rahmen diese Abbauprozesse kommt es zu einer örtlich begrenzten Entzündungsreaktion um die Blutgefäße der Hirnhaut. Da die Hirnhaut sehr schmerzempfindlich ist, entwickelt sich der starke Kopfschmerz, der daher auch teilweise pulssynchron wahrgenommen wird. Das bedeutet der Pulsschlag einen pochenden Schmerz hervorruft. Diese Entzündungsform wird teilweise auch als neurogene Entzündung bezeichnet.

Gesichert scheint zu sein, dass eine Störung eines bestimmten Kalziumkanals (P / Q - Kalziumkanal) des Gehirns vorliegt. Über den Austausch von Kalziumionen innerhalb und außerhalb der Zelle kann eine Spannung erzeugt werden, wodurch Gehirnzellen in der Lage sind mit anderen Gehirnzellen zu “kommunizieren”. durch Störung des Kalziumkanals kommt es zu einer Störung der Kommunikation mit folgenden neurologischen Symptomen und Kopfschmerzen.

Hinweis

Anhand der vielen Theorien können Sie verstehen, dass die Krankheitsentstehung der Migräne noch nicht abschließend geklärt wurde und die Krankheit sicherlich eine Kombination der verschiedenen Theorien darstellt.

Aura

Eine Aura kann bei ungefähr jedem 5. -10. Migränepatienten (10 - 20%) nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um neurologische Ausfallerscheinungen vom Auge 10 - 60 Minuten vor Beginn der eigentlichen Migräneattacke. In Ausnahmefällen kann sie auch über mehrere Stunden anhalten. Ursache soll eine zeitliche und örtliche Durchblutungsstörung des Gehirns sein.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Migräneattacke

Typische neurologische Symptome der Aura sind:

  • verwaschen / verschwommen / verzerrt Sehen (Flimmerskotom)
  • Gesichtsfeldausfälle, das bedeutet, das Teile des Sichtfeldes vom Auge erblinden, was häufig nicht direkt bemerkt wird, da das Gehirn ausgefallen Stellen ersetzt
  • Doppelbilder
  • Gefühlsstörungen
  • Sprachstörung
  • teilweise bis Halbseitenlähmung und Taubheitsgefühl (Lesen Sie hierzu auch: Taubheitsgefühl am Kopf und der Kopfhaut)

Mit Beginn der Kopfschmerzen sind in der Regel die Symptome der Aura wieder verschwunden.

Risikofaktoren

Als Risikofaktor, die eine Entstehung einer Migräne begünstigen gelten:

  • Hormone: besonders das weibliche Geschlechtshormon Östrogen scheint in eine wichtige Rolle zu spielen. Diese Annahme stützt sich auf die Beobachtung, dass Kinder eine Geschlechtsverteilung von 1:1 haben, während sich nach der Pubertät mit Anstieg des Östrogenspiegels das Geschlechtsverhältnis sich “zu Gunsten” des weiblichen Geschlechts verschiebt. Typischerweise kommt es zu einer Attacke im Östrogenentzug (Frauen vor oder während der Menstruation (Regelblutung). Diese Migräneform ist besonders schwierig zu behandeln, da Sie nur unbefriedigend auf medikamentöse Therapie anspricht und die Phase der Migräneattacke besonders lange anhält. Mit den Wechseljahren (Menopause) kann ein Rückgang der Migräne nach dem 50. Lebensjahr beobachtet werden.
  • Stress (Adrenalin scheint einen wichtigen Einfluß auf die Migräneentstehung zu haben. Über Adrenalin oder Noradrenalin werden unter anderem die Gefäßweite der Arterien reguliert). Besonders in den Entspannungsphasen am Wochenende, nach langem Ausschlafen oder im Urlaub, in dem der Adrenalinspiegel fällt.
  • Nahrungsmittel, besonders Rotwein, welcher zur Serotoninausschüttung aus den Blutplättchen führt, Schokolade oder Käse sollen eine Migräneentstehung fördern. Auch starker Coffeingenuß erhöht das Risiko.
  • Medikamente z.B. Nitrate wie Digitoxin etc.. Diese Medikamente beeinflussen die Größe der Gefäße.
  • Erbfaktoren, wenn familiär eine Migräneerkrankung bekannt ist, insbesondere wenn Vater oder Mutter erkrankt sind besteht eine erhöhte Gefahr selbst zu erkranken. Es kann eine Vererbung von bis zu 50% von den Eltern auf die Kinder nachgewiesen werden.
  • Alkohol, besonders Rotwein kann eine Migräne provozieren
  • Störung des Schlafrhythmus, hierbei kann sowohl zu kurzer, wie auch zu langer Schlaf (beispielsweise am Wochenende - siehe auch Stress) ein auslösender Faktor sein. Auch Flugreisen mit Zeitverschiebung gelten als Risikofakor.
  • weitere auslösende Faktoren können Unterzuckerung (Hypoglykämie), Schlafmangel, Schlafentzug oder Koffeinentzug sein)

Symptome

Typische Symptome einer Migräne sind:

  • Halbseitenkopfschmerz
  • Bauchschmerzen und Übelkeit (80%)
  • Erbrechen (40%)
  • häufig Beginn am Morgen
  • Dauer mehrere Stunden bis Tage
  • Schmerzcharakter pulsierend / klopfend
  • Zunahme der Beschwerden unter Belastung
  • Aura vor dem Migränebeginn
  • Lichtscheue (60%)
  • Lärmscheue (50%)
  • Ohrgeräusche / Tinitus
  • selten Lähmungen von Armen und Beinen
  • Frequenz 1 - 2 mal pro Monat
  • Schmerzen hinter dem Auge

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Formen

Migräne mit Aura
Diese Form der Migräne findet man in 10 - 20 % aller Fälle.

Migräne ohne Aura
Diese Form ist die häufigste. Man findet typische Migränesymptome ohne vor der Migräne neurologische Ausfälle zu haben.

kindliche Migräne
Die kindliche Migräne - oder auch als Migräne bei Kindern genannt - zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus. Die Anfallsdauer ist in der Regel kürzer und die begleitenden Symptome wie Übelkeit und Erbrechen sind häufig ausgeprägter als beim Erwachsenem. In einigen Fällen werden ausgeprägte neurologische Symptome wie Sprachstörungen oder Halluzinationen im Sinne einer Aura beschrieben.

Status migränosus
Per Definition dauert der migränetypische Kopfschmerz mehr als 3 Tage an. Er spricht besonders schlecht auf Medikamente an. Häufig findet man den Status migränosus als Hormonentzugskopfschmerz, bei Frauen während der Periode (Menstruation).

Migräne ohne Kopfschmerz
Besonders im Beginn der Migräneerkrankung kann es zu den typischen Migränesymptomen kommen ohne das sich der typische Halbseitenkopfschmerz einstellt. In der Regel entwickelt sich mit weiteren Attacken das Vollbild der Migräne.

Diagnostik

Die Diagnose eine Migräneerkrankung ergibt sich meist aus der Krankengeschichte (Anamnese).
Bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT sind unauffällig. In der Frühphase einer Migräne können in der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) vermehrte Durchblutung bestimmter Hirnstammareale nachgewiesen werden. Hierdurch entstand die Theorie, dass es ein Migränezentrum gibt.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 18.09.2024