Geschmacksstörungen sind im Gegensatz zu den weit verbreiteten Riechstörungen eher selten. Am häufigsten klagen Betroffene über eine veränderte Wahrnehmung von Geschmäckern. So werden Dinge häufiger bitter oder metallisch empfunden als üblicherweise.
Schmeckstörungen sind im Gegensatz zu den in der Gesellschaft weit verbreiteten Riechstörungen eher selten. Am häufigsten klagen Betroffene über eine veränderte Wahrnehmung von Geschmäckern. So werden Dinge häufiger bitter oder metallisch empfunden als üblicherweise.
Hypergeusie: Bei einer Hypergeusie ist man besonders empfindlich gegenüber Geschmacksreizen.
Normogeusie: Die Normogeusie ist nur der Vollständigkeit halber aufgeführt. Hier besteht keine Veränderung des Geschmacksempfindens. Es handelt sich dementsprechend um den Normalzustand.
Hypogeusie: Leidet man an einer Hypogeusie, so ist das Geschmacksempfinden herabgesetzt. Partielle Ageusie: Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, sind bei einer partiellen Ageusie nur einzelne Geschmacksqualitäten betroffen.
Totale Ageusie: Bei Vorliegen einer totalen Ageusie kann keine der vier Geschmacksqualitäten süß, sauer, salzig und bitter mehr empfunden werden.
Größtenteils sind Schmeckstörungen qualitativer Art. Hierzu zählt man die Parageusie und Phantogeusie, die erfahrungsgemäß zeitlich limitiert sind, das heißt, sie verschwinden nach einem Zeitintervall von ungefähr 10 Monaten wieder.
Parageusie: Im Rahmen einer Parageusie werden Geschmäcker anders wahrgenommen. Beispielsweise wird etwas normalerweise süßlich schmeckendes, plötzlich als bitter empfunden. Meistens werden Geschmackstoffe im Rahmen einer Parageusie als bitter, sauer oder metallisch empfunden, weswegen die Parageusie eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität mit sich bringt.
Phantogeusie: Es wird ein bestimmter Geschmack in Abwesenheit eines Reizes (beispielsweise eines Lebensmittels) empfunden. All diese Beeinträchtigungen können separat in Erscheinung treten; häufig leiden Betroffene jedoch an Kombinationen aus quantitativen- und qualitativen Schmeckstörungen.
Es gibt viele verschiedene Ursachen, die zu einer Geschmacksstörung führen können, bei denen die Betroffenen einen bitteren Geschmack wahrnehmen. Die häufigste Ursache hierfür ist die Einnahme von Medikamenten. Zu den Medikamenten, die vor allem einen bitteren Geschmack erzeugen, gehören das Antibiotikum Clarithromycin, das Anti-Diabetes-Medikament Metformin und Vit-D Tabletten.
Weiterhin können auch Entzündungen oder andere Erkrankungen des Zahnfleischs zu einer solchen Geschmackswahrnehmung führen. Weiterhin klagen viele schwangere Frauen über ein regelmäßigen auftretenden Bittergeschmack, der jedoch nach wenigen Stunden wieder verschwindet. Weitere Gründe für eine bittere Geschmacksstörung sind das Vorliegen einer Refluxkrankheit, eine Pilzinfektion, Zinkmangel und eine unzureichende Mundhygiene.
Die häufigste Ursache für die Wahrnehmung eines salzigen Geschmacks ist eine pH-Wert Verschiebung des Körpers, also eine Veränderung des Säure-Basen-Haushalts. Dies ist am häufigsten der Fall bei Personen, die dehydriert sind, also zu wenig Wasser im Körper haben. Dieser Wassermangel kann Folge eines zu geringen Wasserkonsums sein, aber auch einer vermehrten Ausscheidung, wie es zum Beispiel bei starkem Durchfall der Fall sein kann.
Weiterhin kann ein salziger Geschmack Hinweis auf einen Mangel an Vitaminen oder Spurenelemente, wie Eisen, sein. Wie oben bereits beschrieben können auch Medikamente, hier vor allem bestimmte Antibiotika, zu salzigen Geschmacksstörungen führen. Zudem kann eine gestörte Funktion der Speicheldrüsen zu einem erhöhten Salzgehalt des Speichels führen und damit zu einer solchen Wahrnehmung.
Es kommt nur sehr selten vor, dass bei Menschen eine isolierte süße Geschmacksstörung auftritt. Die am weitest verbreitete Ursache für eine solche Störung ist, dass im Alter die allgemeine Geschmackswahrnehmung stark zurückgeht, man spricht von einer sogenannten Hypoguesie. Dieser Prozess ist jedoch an den Geschmacksrezeptoren, die für süßen Geschmack zuständig sind, am wenigsten ausgeprägt. So kann es bei Vorliegen einer Hypoguesie im Alter vorkommen, dass Menschen nur noch süß schmecken können, was sie dann als eine vermehrte Süßwahrnehmung empfinden.
Die Ursachen einer Schmeckstörung kann man in drei Großgruppen gliedern. Man unterscheidet epitheliale Ursachen, nervale Ursachen und zentrale Ursachen.
Epitheliale Ursachen: Verantwortlich für das Schmecken sind unsere Geschmacksorgane, die Geschmackspapillen und die Geschmacksknospen, die mit dem menschlichen Auge nicht wahrnehmbar sind. Kommt es nun zu einer Schädigung der Geschmacksorgane, so spricht man von einer epithelialen Ursache. Die direkte Schädigung kann auf verschiedene Dinge wie beispielsweise Medikamente (Penicillin, ACE-Hemmer, Zytostatika die bei einer Chemotherapie eingesetzt werden und viele andere Medikamente) zurückzuführen sein. Bestrahlung, eine atrophische Glossitis (Entzündung der Zunge), eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) und eine perniziöse Anämie (Blutarmut bedingt durch einen Vitamin-B12-Mangel) stellen weitere epitheliale Ursachen für eine Schmeckstörung dar.
Nervale Ursachen: Nervenfasern sind für die Signalübermittlung von den Geschmacksorganen hin zu bestimmten Arealen in unserem Gehirn verantwortlich, so dass wir überhaupt etwas Schmecken können. Kommt es nun zu einer Schädigung der dafür verantwortlichen Nerven (Hirnnerv VII, IX oder X ) so kann sich dies in einer Schmeckstörung manifestieren. Schädigungen der Nerven können ungewollt im Rahmen von HNO-Operationen, durch Tumoren, durch Frakturen des Schädels oder durch eine Neuritis (Nervenentzündung) entstehen.
Zentrale Ursachen: Zu den zentralen Ursachen für eine Schmeckstörung zählt man Erkrankungen wie beispielsweise das posttraumatische Anosmie-Ageusie-Syndrom (gleichzeitiger Verlust von Riech- und Schmecksinn nach einem Schädeltrauma) oder auch Hirntumoren.
Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die über unterschiedliche Wirkmechanismen, zu einer Störung des Geschmackssinns führen können. So können zum Beispiel Antidepressiva zu einer ausgeprägten Mundtrockenheit führen. Durch die verminderte Speichelproduktion können die Geschmacksknospen der Zunge in ihrer Funktion gestört werden und Geschmäcker nicht mehr so intensiv wahrnehmen. Andere Medikamente wie das Antibiotikum Metronidazol, können aber auch einen direkten Einfluss auf die Sinneszellen haben und so zu einer Minderung des Geschmacksinns führen.
Vor allem Chemotherapeutika, wie Cisplatin, können zu einem kompletten Verlust des Geschmacksinns führen. Eine solche Nebenwirkung haben weiterhin manche Medikamente, die vor allem bei der Therapie des Bluthochdrucks Anwendung finden. Zu diesen gehören ACE-Hemmer wie Enalapril, Diuretika (v.a. Hydrochlothiazid) und Kalziumantangonisten (Nifedipin).
Weiterhin gibt es Medikamente, die dazu führen, dass wir bestimmte Geschmäcker wahrnehmen, die eigentlich nicht da sind. Man spricht hierbei von einer sogenannten Dysgusie. Beispiele hierfür sind das Medikament Allopurinol, Vitamin D oder viele Kontrastmittel, die einen metallischen Geschmack auf der Zunge erzeugen können.
Bei den meisten Veränderungen des Geschmacksinns durch Medikamente handelt es sich jedoch nicht um eine dauerhafte Nebenwirkung. Sie kann meist durch die Umstellung auf ein anderes Präparat oder Medikament wieder verschwinden.
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Eine der vielen Nebenwirkungen, die man unter einer Einnahme von Cortison, bekommen kann, ist eine Veränderung des Geschmacksinns. Dies ist vor allem bei höheren Dosen der Fall, wie sie bei einer Stoßtherapie zum Einsatz kommen
Die meisten Patienten, die unter einer Cortisontherapie Geschmacksveränderungen haben, berichten davon einen metallenen oder bitteren Geschmack im Mund zu verspüren, der jedoch gut durch das Lutschen von Bonbons überdeckt werden kann. Diese Nebenwirkung hält meist mehrere Tage nach der Cortisongabe an, verschwindet jedoch dann wieder von alleine.
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Die meisten Patienten, die unter Multipler Sklerose leiden, berichten im Krankheitsverlauf von Störungen der Sinneswahrnehmung. So weißen circa. 5-20% der Betroffenen Geschmacksstörungen auf. Dies kann zum einen Folge einer Schädigung des Gehirnareals sein, dass für die Geschmacksinneswahrnehmung zuständig ist, aber auch Folge der Schädigung der Nerven sein, die für Geschmack und Geruch zuständig sind.
Die Geschmacksstörung betrifft hierbei vor allem die Wahrnehmung von süßen und salzigen Geschmäckern. Dieses Symptom tritt bei den meisten Patienten im Rahmen eines Schubs auf und verschwindet bei vielen Patienten in einem frühen Krankheitsstadium durch eine Stoßtherapie mit Cortison wieder. Meist kommt es erst in einem Spätstadium der Erkrankung zu einem dauerhaften Verminderung bzw. Verlust der Geschmackswahrnehmung.
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Das Auftreten von Geschmacksstörungen ist eine seltene Komplikation, die im Rahmen einer Mandelentfernung auftreten kann. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass während der Operation die Zunge stark weggedrückt wird und hierbei Schäden entstehen können. Weiterhin werden die Geschmacksnerven im Bereich des Zungengrunds während der Operation stark gedehnt.
Meist bestehen die Geschmacksstörungen nach einer solchen Operation nur für wenige Tage, da sich die Nervenenden von der starken Reizung erholen müssen. Nur in sehr seltenen Fällen, kommt es zu einem dauerhaften Verminderung oder gar dem kompletten Verlust der Geschmackswahrnehmung.
Nähere Informationen über eine Mandelentfernung finden Sie hier.
Bei Verdacht auf eine Schmeckstörung sollte von Seiten des Arztes eine eingehende Anamnese durchgeführt werden, da hier schon wichtige Hinweise für eine mögliche Ursache erlangt werden können. Im Anschluss an Anamnese und Untersuchung des Patienten sollte das Vorliegen einer Schmeckstörung mit Tests überprüft werden.
Überprüfung des Schmeckens: Unser Schmeckvermögen kann mit zwei Arten von Tests überprüft werden. So gibt es einerseits die sogenannten subjektiven Testverfahren, die voraussetzen, dass der Patient fit ist und selber Auskunft über das geschmeckte geben kann, und andererseits objektive Testverfahren, die zum Einsatz kommen, wenn der Betroffene selber nicht Mitarbeiten kann und keinerlei Informationen geben kann, wie es bei kleinen Kindern oder Demenzkranken der Fall ist.
Unser Schmeckvermögen kann mit Hilfe einer Vielzahl von Tests überprüft werden. So gibt es die sogenannte Drei-Tropfen-Methode, mit der sich die Schwelle bestimmen lässt, ab der man einen bestimmten Geschmack wahrnimmt. Dafür muss der Betroffene aus drei verabreichten Tropfen herausfinden, welcher Tropfen nach etwas bestimmtem schmeckt und nach was dieser Tropfen schmeckt. Schmeckt man anfangs noch nichts, so wird die Konzentration des Geschmacksstoffes so lange gesteigert, bis es zu einer Wahrnehmung des Geschmacks kommt. Natürlich gibt es auch Tests, die überprüfen, ob bestimmte Geschmacksstoffe identifiziert werden können. Dafür werden Geschmacksstoffe in flüssiger (Spray oder Tropfen) oder fester Form (beispielsweise Oblaten) verabreicht und es wird geprüft, ob die Geschmäcker vom Patienten erkannt werden können.
Es gibt darüber hinaus auch die Möglichkeit, den Betroffenen die wahrgenommene Stärke eines bestimmten Geschmacks angeben zu lassen. Hierfür gibt es bestimmte Skalen von schwach bis stark. Daneben können auch Lautstärken als Vergleich zur wahrgenommenen Intensität dienen. Das Schmecken kann auch mit Hilfe von anderen Verfahren überprüft werden und eine Schmeckstörung dadurch objektiviert werden. Eines dieser Verfahren zielt auf die Messung von Hirnströmen nach Reizung mittels eines Geschmackstoffes ab. Man bezeichnet es als Elektroenzephalogramm (EEG).
Auch eine sogenannte Elektrogustometrie kann über einen nervalen Defekt Aufschluss geben. Hier wird auf beiden Seiten der Zunge durch die Reizung mit Stromstärken im Mikroampere (µA)-Bereich die elektrische Wahrnehmungsschwelle ermittelt. Wichtig ist bei der Elektrogustometrie immer der Seitenvergleich mit der gesunden Seite der Zunge, da die elektrische Wahrnehmungsschwelle von Mensch zu Mensch stark variiert und so diese nicht zwischen den Menschen verglichen werden kann. Zentrale Ursachen für eine Schmeckstörung können mittels Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels aufgedeckt werden.
Die Therapiemöglichkeiten einer Schmeckstörung sind begrenzt. Aus diesem Grund sollte sorgfältig nach der Ursache der Schmeckstörung gesucht werden und dann deren Therapie angestrebt werden oder das auslösende Medikament, wenn möglich, abgesetzt oder ausgewechselt werden.
Um der Ursache auf den Grund zu gehen, ist daher vor allem eine Vorstellung bei einem HNO-Arzt oder Neurologen sinnvoll. Schwierig im Bezug auf die Therapie sind vordergründig die qualitativen Schmeckstörungen. Diesen kann keine geeignete Therapie entgegen gebracht werden. Einzig positiv ist die spontane Rückbildung in einer Vielzahl der Fälle nach ungefähr 10 Monaten. Zwischenzeitlich gibt es auch Studien, die eine Verbesserung der Symptome durch die Einnahme von Zink aufzeigen konnten.
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