Kommt es pro Jahr zu mehr als vier Mandelentzündungen, oder ist der Atemweg durch vergrößerte Mandeln verlegt, werden die Mandeln entfernt. Im Fachjargon wird dies auch Tonsillektomie genannt. Sie wird unter Vollnarkose durchgeführt. Die Patienten bleiben meist eine Woche stationär, da ein erhöhtes Risiko der Nachblutung besteht.
Tonsillektomie
Bei mehr als drei bis vier Mandelentzündungen pro Jahr (rezidivierende Tonsillitis oder chronische Tonsillitis) kann die Indikation für eine Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) gestellt werden.
Auch bei Vorliegen eines Abszesses im Bereich der Mandel (siehe auch: Mandelabszesse) als Komplikation einer Mandelentzündung (Peritonsillarabszess) stellt die Entfernung der betroffenen Gaumenmandel häufig die Therapie der Wahl dar.
Bei Kindern ist ein weiterer häufiger Grund zur Entfernung der Mandeln einer Hyperplasie (Vergrößerung) der Gaumenmandeln. Eine solche Vergrößerung kann zu einer Behinderung der Nasenatmung führen.
Sie tritt nicht selten in Kombination mit einer Hyperplasie der Rachenmandel auf. Bei einer solchen Vergrößerung der Gaumenmandel wird heutzutage nicht mehr die Mandel als Ganzes entfernt werden sondern nur ein Teil (Tonsillotomie), sodass eine Verkleinerung der Gaumenmandel resultiert. Das ist insofern günstiger, als dass gerade bei kleinen Kindern die Gaumenmandeln noch wichtig Abwehr-Funktionen im Rahmen der Immunabwehr erfüllen. Dies ist auch der Grund aus dem bei Kindern unter vier Jahren eine vollständige Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) nur unter strengster Indikationsstellung durchgeführt wird.
Die Tonsillektomie geschieht in der Regel unter Vollnarkose. Dabei werden die Mandel in einer Operation von etwa einer halben Stunde Dauer beidseits aus ihrer Kapsel geschält.
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Häufigste Komplikation der Operation sind Nachblutungen. Diese können auch mehrere Tage nach der Operation noch auftreten, deshalb werden Kinder vor der Operation stationär aufgenommen und im Anschluss für etwa eine Woche stationär überwacht.
Zur ersten Schmerzstillung wird – vor allem bei Kindern – häufig Speiseeis genutzt, weiterhin sind Schmerzmittel hilfreich, hier sollten aber solche vermieden werden, die in die Blutgerinnung eingreifen, so beispielsweise ASS (Acetylsalicylsäure).
Häufig verwendet werden:
Die Mandeln übernehmen, vor allem in den ersten sechs Lebensjahren einen wichtigen Anteil an der Immunabwehr im menschlichen Körper. Hierbei greifen sie jede Substanz an, die an ihnen vorbeikommt und für schädlich befunden wird. Wichtig ist hierbei, dass der Körper sozusagen ein immunologisches Gedächtnis hat. Kommt die Substanz also noch einmal an den Mandeln vorbei, kann er dieses Mal deutlich effektiver und schneller bekämpft werden. Daraus ergibt sich, dass eine sehr frühe Entfernung der Mandeln durchaus Nachteile birgt.
Aus diesem Grund wird heutzutage bei Kindern, die das sechste Lebensjahr noch nicht beendet haben, nur noch in Ausnahmefällen zu einer Mandeloperation geraten. Da sich die Mandeln auf natürliche Weise ab dem sechsten Lebensjahr zurückbilden, stellt eine Entfernung zu diesem Zeitpunkt kein Problem dar. Es gibt einige Gründe für das Entfernen der Mandeln. Der am häufigsten genannte ist der Grund der wiederkehrenden Mandelentzündungen. Entgegen der allgemeinen Meinung können jedoch trotz der Entfernung der Mandeln noch Entzündungen im Rachenraum entstehen. Eine Besiedlung von Bakterien in diesem Bereich ist zwar durch die Entfernung verringert, ausgeschlossen werden kann sie jedoch, entgegen der weit verbreiteten Meinung, nicht.
Nach einer Entfernung der Mandeln kann mit mittelschweren bis sehr schweren Halsschmerzen gerechnet werden. Die Schmerzen sind typischerweise die ersten zwei Tage nach der Operation am schlimmsten und nehmen fortwährend ab. Als schmerzstillende Medikation wird meist Metamizol oder Diclofenac verschrieben. Schmerzmittel, welche den Wirkstoff Acetylsalicylsäure enthalten sollten nicht als Medikation zum Einsatz kommen, da diese auch eine gerinnungshemmende Wirkung enthalten und so das Risiko einer Nachblutung deutlich erhöhen würden. Das Gefühl einer wunden Nase tritt außerdem relativ häufig auf, da der Patient während der Operation durch die Nase intubiert werden muss. Es ist wichtig, nach der Operation genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, da ein trockener Rachenbereich die Schmerzen verstärken kann.
Bestimmtes Essen und Trinken kann außerdem zu Schmerzen nach der Operation führen. Aus diesem Grund sollte darauf geachtet werden, keine scharfen, sauren, sehr harten oder heißen Dinge zu sich zu nehmen.
Noch vor einigen Jahrzehnten ging man davon aus, dass die Funktion der Mandeln für Kinder keine große Rolle spiele. Deshalb wurden, vor allem in den 60er Jahren, sehr vielen Kindern die Mandeln entfernt, aus Angst vor immer wieder auftretenden Mandelentzündungen. Heutzutage ist der Stand der Forschung ein anderer. Man geht davon aus, dass die Mandeln in ihrer Funktion als Organe der Immunabwehr, vor allem in den ersten sechs Jahren der Entwicklung, eine entscheidende Funktion tragen. Aus diesem Grund werden die Mandeln inzwischen in aller Regel erst bei Kindern entfernt, die das sechste Lebensjahr vollendet haben. Sinnvoll ist eine Mandelentfernung bei einigen Erkrankungsbildern der Mandeln. Hierzu gehören chronischen Mandelentzündungen, immer wieder auftretenden Mandelentzündungen (drei bis sechs mal pro Jahr), Tumore der Mandeln, das Schlaf-Apnoe-Syndrom, bei einer Sepsis oder einer Mediastinitis, die auf Grund einer Mandelentzündung entstanden sind, das PFAPA-Syndrom oder bei Eiter im Rachenraum, der in Verbindung mit einer Mandelentzündung gebracht werden kann. Ein starker Mundgeruch, dessen Ursache die Mandeln sind, kann außerdem einen Grund für die Entfernung darstellen.
Ganz allgemein gilt, dass ein chirurgischer Eingriff immer ein gewissen Risiko birgt. Die Entfernung der Mandeln ist jedoch eine der häufigsten Operationen überhaupt, und sogar der häufigste Eingriff in der Hals- Nasen- Ohren- Heilkunde. Durch die Routine des Operationsablaufs ist es, trotz Vollnarkose, ein relativ risikoarmer Eingriff.
Die häufigste Komplikation bei einer Mandelentfernung ist eine Blutung nach der Operation. Sie tritt bei 3-4% der Operierten auf, und ist bei 1-2% versorgungspflichtig. In den meisten Fällen reicht ein Eiswickel um den Hals um die Blutung zu stoppen, teilweise kann eine zweite Operation indiziert sein. Sie kann bis zu drei Wochen nach der Operation auftreten und in seltenen Fällen sogar lebensbedrohlich sein. Weitere Komplikationen sind Halsschmerzen, Schluckstörungen, Geschmacksstörungen, und eine Verletzung des Nervus hypoglossus. Insgesamt ist die Dauer der Komplikationsbeschwerden bei Kindern deutlich geringer als bei Erwachsenen. Durch die Gefahr der Nachblutung wird die Entfernung der Mandeln nicht ambulant durchgeführt, sondern die Patienten bleiben meist eine Woche stationär im Krankenhaus zur Kontrolle.
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