Ein Mandelabszess kommt seltener als eine Mandelentzündung vor. Er tritt meistens begleitet zu ihr auf und sollte unbedingt frühzeitig mit Antibiotikum behandelt werden. Gegegebenfalls muss der Abszess sogar operativ eröffnet und die Mandeln entfernt werden.
Mandelabszesse kommen im Vergleich zu Mandelentzündungen relativ selten vor.
Bei einem Mandelabszess handelt es sich um einen Hohlraum, der sich an der Mandel oder neben der Mandel gebildet hat und der eitergefüllt ist. Mandelabszesse treten in den allermeisten Fällen neben einer eitrigen Mandelentzündung auf.
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Mandelabszesse kommen häufig neben einer Mandelentzündung vor.
Bakterien werden zunächst eingeatmet und infizieren eine oder beide Mandeln, worauf sich eine Mandelentzündung entwickelt. Jeder kennt von sich selbst die in diesem Fall anschwellende und manchmal auch mit Eiter belegten und schmerzhaften Entzündungen der Gaumenmandeln.
Unbehandelte Mandelentzündungen können sich ausbreiten und einen komplizierten Abszess der Mandeln auslösen. Eine dringende Behandlung ist dann notwendig. Bei einem Mandelabszess wandern die in den Körper eingedrungenen Erreger neben und um die infizierte Mandel herum.
Das Immunsystem erkennt die Erreger und beginnt Abwehrzellen in diesen Körperbereich zu senden. Um die Bakterien an der Ausbreitung im Körper zu hindern, bildet der Körper eine Höhle um die Bakterien einzufangen. Fresszellen und andere Zellen des Immunsystems beginnen mit der Zerstörung der Bakterien. Es bildet sich Eiter. Wenn der Abszess immer stärker anschwillt kann es auch zum Platzen kommen.
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Die ersten Symptome eines Mandelabszess sind vor allem Schluckbeschwerden und Schmerzen beim Schlucken. Eine oder beide Gaumenmandeln stellen sich geschwollen, gerötet und evtl. auch eitrig belegt dar.
Bei einem Mandelabszess zeichnet sich der Rachenring um das Zäpfchen nicht wie in gewohnter, gebogener Form ab, sondern ist an der Seite, wo sich der Abszess befindet, durch eine Abflachung gekennzeichnet. Oftmals wird auch das als Uvula bezeichnete Zäpfchen zur Seite gedrängt. Die bekannte bogenförmige Struktur wird aus dem Grund aufgehoben, weil der hinter dem Bogen liegende Abszess viel Raum einnimmt und so die Struktur verschiebt.
Oftmals ist der Hals von außen an der Seite, an der sich der Abszess befindet, deutlich druckschmerzhaft, zahlreiche Lymphknoten können vergrößert tastbar sein (siehe auch: Lymphknoten geschwollen) und sind ebenfalls druckschmerzhaft. Auch kann durch die räumliche Verdrängung des Abszess im Halsbereich das Öffnen des Mundes schmerzhaft oder gar nicht vollständig durchführbar sein. In diesem Fall muss schnell an einen Mandelabszess gedacht und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden, wie einen Arzt aufzusuchen.
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Des Weiteren kann es vorkommen, dass die Patienten allgemeine Symptome haben. So kann hohes Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit und eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes den Patienten ans Bett fesseln. Neben den Schmerzen beim Schlucken und neben den Schluckbeschwerden, weisen die meisten Patienten ein kloßige und verlegte Sprache auf.
Nimmt ein Mandelabszess einen Großteil des Rachens ein, kann es auch vorkommen, dass dieser Bereich zunehmend eingeengt und verlegt wird. In diesem Fall würden die Patienten Beschwerden bei der Atmung angeben. Sofortiges Handeln ist hier notwendig.
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Mandelabszesse gehören zu den abwendbar gefährlichen Verläufen. Je nachdem, wann man einen Abszess in diesem Bereich erkennt und behandelt, kann es zu einem milden und abheilenden Verlauf kommen. Wartet man sehr lange und treten schon Allgemeinsymptome auf, kann ein Mandelabszess auch gefährlich werden.
Dies geschieht vor allem dann, wenn der Abszess unkontrolliert platzt und sich Eiter in den Raum hinter den Mandeln ergießt. In dieser Situation können sich die Keime im ganzen Körper ausbreiten und vermehren. Gelangen sie auch in die Blutbahn, kann eine gefährliche Sepsis (Blutvergiftung) ausgelöst werden, die intensivmedizinische Behandlung dringend notwendig macht.
In den meisten Fällen wird ein Abszess aber frühzeitig behandelt, weil starke Schmerzen den Patienten zum Arzt führen. Wenn großräumige Operationen wegen eines sehr großen Abszess durchgeführt werden müssen, steigt auch immer das Risiko, dass Strukturen in solch einer OP verletzt werden. Zu nennen wären wichtige Nervenschädigung oder Gefäßverletzungen. So kann es nach großen Halsoperationen, die durch Abszessbehandlung notwendig werden, zu neurologischen Einschränkungen beim Schlucken oder Sprechen kommen.
Mandelabszesse per se sind nicht ansteckend. Die Erreger, die einen solchen Abszess an der Mandel aber ausgelöst haben, können aber sehr wohl übertragen werden.
Sie entsprechen den Bakterien, die auch eine ganz normale Mandelentzündung auslösen. Meistens sind Staphylokokken oder Streptokokken Schuld an einer Mandelentzündung.
Der Abszess ist ein abgeschlossener Raum. Erreger können somit nicht heraustreten und andere infizieren. Aber man muss davon ausgehen, dass auch um den Abszess herum entsprechende Keime angelagert sind, und die evtl. auch übertragen werden können.
Entsprechende vorbeugende Maßnahmen sind zu ergreifen. In der Zeit einer Halsentzündung sollten hygienische Maßnahmen in ganz besonderer Weise beachtet werden. Wichtig ist das regelmäßige Händewaschen und die Desinfektion. Der Betroffene kann auch mit desinfizierenden Mundspülungen den Mundraum reinigen.
Des Weiteren sollte auf Nähe und Küssen und Umarmen verzichtet werden, da dies einen schnellen Übertragungsweg darstellt.
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Während man bei einer Mandelentzündung auch evtl. einmal einige Tage warten kann oder alternativmedizinische Maßnahmen ergreifen kann (Gurgeln, Umschläge etc), sollte mit einer effektiven Behandlung eines Mandelabszess umgehend begonnen werden.
Bei diesem Krankheitsbild handelt es sich um die sogenannten abwendbar gefährlichen Verläufe, also Zustände, die zum Teil auch lebensgefährlich werden könne, wenn keine entsprechende Behandlung begonnen und konsequent durchgeführt wird.
Bei kleineren Abszessen, die sich lokal auf einer Mandel befinden und die keine Allgemeinsymptome außer den Halsschmerzen verursachen, kann es versucht werden ausschließlich medikamentös zu behandeln. Hierbei kommen Antibiotika zum Einsatz, wie Cefuroxim 500 mg 2x täglich für 7-10 Tage oder Amoxicillin 1000 mg 3x täglich für 7- 10 Tage. Bei jeder Abszessbehandlung, auch wenn sie operativ behandelt werden muss, werden auch Antibiotika parallel gegeben, um ein schnelleres Abheilen zu ermöglichen.
Sehr weit fortgeschrittene Abszesse, die begleitende Verschlechterungen des Allgemeinzustandes verursachen, werden operativ behandelt.
Hat man sich für eine ausschließlich medikamentöse Behandlung entschieden, können außerdem allgemeine Maßnahmen zusätzlich unternommen werden, die der Behandlung einer einfachen Mandelentzündung gleicht und die zur Linderung der Beschwerden beitragen sollen. Zu nennen wäre die Kühlung von innen und außen durch Eis sowie eine Entzündungshemmung durch Medikamente - z.B. mit Ibuprofen oder Diclofenac.
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Operative Maßnahmen zur Behandlung eines Mandelabszess werden immer dann durchgeführt, wenn die Größe des Abszess ausschließlich medikamentös nicht zu behandeln ist, wenn der Abszess sich weit in die Tiefe abgesetzt hat oder wenn starke Allgemeinsymptome verursacht werden.
Man unterscheidet beim operativen Vorgehen die oberflächliche einfache Abszessspaltung von der tiefgreifenden Abszessausräumung.
Bei der Abszessspaltung, die sich bei einem stark vorwölbenden Abszess in den Rachenraum anbietet, wird die Oberfläche des Abszess durch einen HNO-Arzt eingestochen und der sich daraufhin austretende Eiter abgesaugt. Ergänzend kann versuch werden mit einem Wattestäbchen den Abszess von außen auszudrücken. Wenn Abszesse weiter in die Tiefe reichen muss der Abszess ausgeräumt werden. Hierbei wird der Abszess aufgeschnitten und dann ausgeräumt. Schließlich wird die Haut und die Schleimhaut im Rachenbereich an dieser Stelle wieder vernäht. Bei ganz ausgeprägten, weit in die Tiefe reichenden Abszessen kann es auch notwendig werden, eine Operation von außen durchzuführen.
Diese hno-ärztlichen Operationen sind sehr aufwendig. Teile des Halses müssen freigelegt und der Abszess komplett dargestellt werden. Nochmals aufwendiger wird eine solche Operation, wenn sich bereits ein Fistelgang (verbindet zwei Hohlräume, siehe auch: Fistel im Mund) gebildet hat. Bei den meisten Operationen wird parallel auch die Gaumenmandel mit entfernt (siehe dazu: Mandeln entfernen). Dies hat zwei Gründe. Zum einen will man den entzündlichen Herd komplett sanieren und verhindern, dass nach Abszessspaltung erneut Erreger von der Gaumenmandel einwandern, zum anderen stellt ein Mandelabszess einen komplizierten Verlauf der Mandelentzündung dar. Um weiter Abszesse in der Zukunft zu vermeiden oder das Risiko zumindest zu reduzieren, wird sich zu dieser Maßnahme entschieden.
Bei allen Operationen wird hochdosiertes Antibiotikum parallel gegeben. Bei Operationen von Mandelabszessen ist ein mehrtägiger stationäre Aufenthalt im Krankenhaus notwendig, währenddessen es auch einige Nachkontrollen und Untersuchungen gibt. Nach dem Eingriff sollte von außen und innen konsequent gekühlt werden, um einer übermäßigen Anschwellung vorzubeugen.
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Einen Abszess zu diagnostizieren ist nicht immer einfach, da sie zum Teil doch weit in der Tiefe liegen und mit einer einfachen Mandelentzündung zu verwechselt werden können. Bei Auffälligkeiten des Zäpfchens und oder des Rachenrings sollte an einen Abszess gedacht werden. Mit Hilfe eines Wattestäbchens kann dieser dann vom HNO-Arzt betastet werden. Es stellt sich eine für einen Abszess typische Wellenbewegung in diesem Bereich dar.
Des Weiteren stellt die Ultraschalluntersuchung eine gängige Maßnahme dar, um einen Abszess zu diagnostizieren. Hier wird von außen auf den Hals der Ultraschallkopf gesetzt und gesehen, ob sich in der Tiefe eine für einen Abszess typische Raumforderung darstellt. Vor jedem operativen Eingriff wird solch eine Ultraschalluntersuchung oder, wenn die Sichtverhältnisse kein gutes Ergebnis bringen, auch eine MRT (Magnetresonanztomographie) Untersuchung zur OP Planung durchgeführt.
Abszesse im Bereich der Mandeln sind fast immer mit einer vorangegangenen oder begleitenden Mandelentzündung vergesellschaftet. Da Kinder etwa 13 mal häufiger an einer Mandelentzündung erkranken als Erwachsene, haben Kinder statistisch gesehen ein höheres Risiko an einem Abszess der Mandeln zu erkranken. Die Behandlung entspricht der Behandlung von Erwachsenen. Um Komplikationen zu vermeiden, sollte man neben einer antibiotischen Behandlung auch eine zügige, operative Maßnahme in Erwägung ziehen.
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