Die akute Angina tonsillaris wird meistens durch Streptokokken ausgelöst. Sie geht mit Halsschmerzen, Fieber und allgemeiner Abgeschlagenheit einher. Am häufigsten sind Kinder und Jugendliche von einer akuten Angina tonsillaris betroffen, da die Übertragung durch eine Tröpfcheninfektion stattfindet. Die Angina tonsillaris muss mit einem Antibiotikum behandelt werden. Zusätzlich können Schmerzmittel gegeben werden.
Mandelentzündung, akute Tonsillitis, Streptokokkenangina
Bei der Angina tonsillaris handelt es sich um eine meist bakterielle Entzündung der Gaumenmandel(n) (lat. Tonsillae palatinae). Die umgangssprachliche Form „Angina“ ist nicht mit anderen Krankheitsbildern mit ähnlichem Namen zu verwechseln, z.B. Angina pectoris beim Akuten Coronar Syndrom. In beiden Fällen steht Angina für die spürbare Enge im Rachen (Angina tonsillaris) bzw. in der Brust (Angina pectoralis).
Die Mandeln sind eine besondere Art von Lymphknoten, wodurch sich erklärt, dass auch andere Lymphknoten im Halsbereich Abfluss bedingt betroffen bzw. geschwollen sein können.
Wie bereits erwähnt, liegt der Angina tonsillaris am häufigsten eine Ansteckung mit Bakterien zugrunde. Diese Bakterien sind weiterentwickelte Typen der Bewohner unserer normalen Mundflora. Dies bedeutet, dass die gleichen Bakterien (vom Namen her) zu jeder Zeit in unserem Mund vorkommen, allerdings keine Erkrankung auslösen. Kommt es zu Mutationen innerhalb der Bakterien, sodass diese aggressiver für uns werden, kann es zur Erkrankung kommen, die von Mensch zu Mensch übertragen wird.
Am häufigsten sind für die Entstehung der Angina tonsillaris die Streptokokken verantwortlich, genauer: Streptokokkus pyogenes (beta-hämolysiernde Streptokokken der Gruppe A). Seltener sind Staphylokokken, Haemophilus influenzae, Pneumokokken oder gar Viren (z.B. Epstein-Barr-Virus) Auslöser der Angina tonsillaris. Im Fall der chronischen Angina tonsillaris liegt am ehesten eine Mischinfektion mit verschiedenen Bakterien vor. Immungeschwächte Personen können auch auf Grund einer Pilzinfektion eine Angina tonsillaris entwickeln.
Da Bakterien mit ca. 99% die häufigste Ursache für eine Angina tonsillaris sind, wird im Folgenden, sofern nicht anders vermerkt, auf die Details dieses Krankheitsbildes eingegangen.
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Die Angina tonsillaris wird am ehesten über den Speichel mittels husten, niesen, unsauberen Händen als Tröpfcheninfektion übertragen.
Am häufigsten sind Kinder und Jugendliche von der Angina tonsillaris betroffen, was sich zum einen dadurch erklärt, dass sie viel Kontakt zu anderen Kindern haben (Kindergarten, Schule). Zum anderen kann sich das körpereigene Immunsystem eine Bakteriengruppe merken, die es einmal befallen hat und lebenslange Abwehr gegen genau diese Gruppe aufbauen. Nach jeder durchgemachten Angina tonsillaris sinken somit theoretisch die Möglichkeiten der erneuten Ansteckung, weil die Abwehr größer geworden ist.
Nach Kontakt mit dem Erreger dauert es ca. 1-3 Tage bis sich die Angina tonsillaris als Krankheit bemerkbar macht (Inkubationszeit).
Wird die bakterielle Angina tonsillaris erfolgreich mit Antibiotikum therapiert, so ist davon auszugehen, dass der Patient 24 Stunden nach der ersten Antibiotikum Einnahme nicht mehr ansteckend ist.
Die akute Angina tonsillaris wird über eine Tröpfcheninfektion übertragen.
Das bedeutet, dass die Ansteckung über winzig kleine, in der Umgebungsluft gelöste Teilchen erfolgt. Dieses Luft-Teilchen-Erreger-Gemisch (Aerosol) entsteht beim Sprechen über austretenden Speichel oder durch Niesen und Husten der Patienten. Die Verbreitung der Krankheitserreger geschieht dann direkt durch die Luft. Kontaktpersonen des Erkrankten atmen die Umgebungsluft mit Aerosol ein.
Über die Schleimhäute im Mund-Nasen-Rachenraum kommt er zur Erregeraufnahme und im Folgenden bei schlechtem Immunstatus oder vermehrtem Stress zum Ausbruch der Krankheit.
Da die Erreger also in der Luft transportiert werden, ist ihr Verbreitungsradius relativ eingeschränkt: Wer mehr als etwa drei Meter vom Erkrankten entfernt steht, hat die maximale Übertragungsstrecke schon überschritten und wird IM Regelfall nicht mehr angesteckt werden. Der typische bakterielle Erreger der akuten Angina tonsillaris, die Gruppe A-Streptokokken, erreichen den nächsten Patienten auf eben diesem Weg. Wird nach Diagnose allerdings mit einer passenden Antibiotika-Therapie begonnen, so ist der Noch-Kranke schon nach etwa 24h nicht mehr ansteckend. Auch Personen, die selbst noch keine Symptome zeigen, können bereits ansteckend für andere sein: in der Regel dauert es einige Zeit bis bestimmte Krankheitserreger sich stark genug vermehrt haben um das Vollbild der Infektion auszulösen (Inkubationszeit).
Nichtsdestoweniger sind potentiell ansteckende Erreger bereits vorhanden und können übertragen werden. Diese Inkubationszeit beträgt für die meiste Formen der akuten Angina tonsillaris ein bis drei Tage.
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Generell sind akute, chronische, rezidivierende (wiederkehrende), einseitige und beidseitige Formen der Angina tonsillaris zu unterscheiden.
Die einfachste Ausprägung der Angina tonsillaris ist eine Rötung und Schwellung der Gaumenmandeln (katarrhalische Tonsillitis). Typisch ist allerdings die Auflagerung von Fibrin als weißlicher Belag in die Vertiefungen der Tonsillen, welche als „Stippchen“ bezeichnet werden (follikuläre Tonsillitis). Öffnet der Patient in diesem Fall den Mund, so werden die geschwollenen, geröteten Gaumenmandeln (Tonsillae palatinae) mit weißlichen Belägen und kleinen Schleimhautdefekten sichtbar.
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Ist der Belag besonders ausgeprägt und läuft zu einer großen Fläche zusammen, so spricht man von einer konfluierenden oder lakunären Tonsillitis. Bei bereits abgestorbenem Gewebe spricht man von einer nekrotisierenden Tonsillitis.
A - Mandelentzündung - Tonsilitis
B - Einfache katharrhalische Angina -
Angina catarrhalis
C - Rachenbefund bei Diphtherie
D - Geschwüre bei bakteriellen
Angina-Formen
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Die Angina tonsillaris beginnt meistens mit starken Halsschmerzen bis hin zu Schluckbeschwerden, begleitet von hohem Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit. Die Schmerzen ziehen häufig bis zum Ohr und breiten sich über geschwollene, zum Teil schmerzhafte Kieferlymphknoten aus. Aufgrund der oft enormen Schwellung im Rachen klingt die Sprache des Erkrankten kloßig. Das entzündliche Sekret aus den Gaumenmandeln sorgt bei seinem Abfluss in den Rachen für einen bitteren Nachgeschmack beim Essen und Trinken. Oftmals tritt im Verlauf der Halsentzündung auch Mundgeruch auf, den der Kranke und Mitmenschen als unangenehm wahrnehmen.
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Sieht man bei dem Blick in den Rachen stark gerötete Mandeln mit weißlichen Belägen, so ist nach Ausschluss der Differentialdiagnosen von einer Angina tonsillaris auszugehen.
Dieser Verdacht kann durch den Streptokokken-Schnelltest erhärtet werden. Dafür wird ein Rachenabstrich genommen und auf ein Fenster des Testes gestrichen. Ist der Test positiv so wird eine Antibiose verordnet. Ist der Test negativ, so kann im Zweifelsfall eine Bakterienkultur eines Rachenabstrichs angelegt werden. Mit den Ergebnissen ist allerdings erst nach Tagen zu rechnen, wodurch diese Nachweismethode an Wertigkeit verloren hat.
Eine Blutentnahme, um verschiedene Entzündungswerte (BSG und CRP) darzustellen oder um andere Krankheiten auszuschließen, kann in manchen Fällen hilfreich sein. Mit Antikörpern im Blut ist erst nach Wochen zu rechnen, wodurch die Untersuchung auf Antikörper nur in besonderen Fällen Sinn macht.
Zu Beginn der Erkrankung oder auch begleitend zur medikamentösen Behandlung können Kamillentee, Umschläge mit ätherischen Ölen oder Heilerde Linderung verschaffen. Frischer Ingwer mit Honig und Zitrone als Heißgetränk oder auch Salbeitee und Salzwasser zum Gurgeln helfen bei der Abheilung und verringern die Schmerzen. Bei der akut bakteriellen Angina tonsillaris wird in der Regel ein Penicillin für 7-14 Tage verordnet. Alternativ gibt es bei bestehenden Allergien oder anderen Gegenanzeigen weitere Antibiotika zur Auswahl. Bei anhaltenden Schmerzen oder Fieber können entsprechende Medikamente wie zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Jodhaltige Rachenspülungen zum Gurgeln und Schleimhautanästhetika können begleitend verwendet werden. Bei der chronischen Angina tonsillaris kann zunächst auch ein Therapieversuch mit Antibiotikum gestartet werden. Als letzte Therapieoption steht die Mandelentfernung (Tonsillektomie).
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Typischerweise sind die Auslöser der akuten Angina tonsillaris Bakterien, meist Streptokokken (Streptococcus pyogenes). Nur sehr selten findet man Viren als Erreger der klassischen akuten Angina tonsillaris.
Da die Erreger Bakterien sind, sollte einer eitrige bakterielle akute Angina tonsillaris in jedem Fall mit einem Antibiotikum behandelt werden. Dieses sollte natürlich nicht leichtfertig und unvorsichtig eingenommen oder verschrieben werden, weswegen ein Arzt den Mund-Rachenraum begutachten und daraufhin seine Entscheidung treffen muss. Meistens wird das bewährte Penicillin V für 7 Tage verschrieben. Bei Penicillinunverträglichkeit bestehen natürlich weitere Alternativen.
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Zur Behandlung der akuten Angina tonsillaris bieten sich neben der herkömmlichen Medikamententherapie auch noch einige gut bewährte Hausmittel an: So schafft eine Rachenspülung oder das Gurgeln mit einer desinfizierenden Lösung (z.B. Salbei, Kamille, Ingwer je als Tee aufgegossen und kühl gestellt) häufig Erleichterung und vereinfacht das Schlucken.
Auch kalte Halswickel wirken der Entzündung im Rachen entgegen und können damit die Schmerzen lindern. Generell ist all das empfehlenswert, was gut gegen Schmerzen und Fieber wirkt; das können kalte Tücher, die auf der Stirn liegen, sein, aber auch Wadenwickel, Kräutertees und natürlich viel Ruhe. Viele Patienten empfinden besonders Kamillentee als angenehm bei akuter Angina tonsillaris. Es ist der Genesung förderlich, viel zu trinken. Allerdings sollte man nach Möglichkeit keine Fruchtsäfte wählen, da die darin enthaltene Säure den Rachenraum noch stärker reizt.
Kalte Getränke oder normales Speiseeis lindern die Schluckbeschwerden. Nahrungsmittel sollten weich und nur wenig bis gar nicht gewürzt sein. Auch auf das Rauchen verzichtet man besser für einige Zeit.
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Der homöopathische Ansatz geht davon aus, dass die akute Angia tonsillaris lediglich ein Symptom einer tiefer liegenden Erkrankung ist und diese folglich als direkte Ursache behandelt werden müsse.
Gegen Halsschmerzen werden Präparate wie Aconitum napellus oder auch Belladonna oder Mercurius corrosivus empfohlen.
Allerdings finden sich in der Homöopathie noch zahlreiche weitere Alternativen. Allerspätestens zu dem Zeitpunkt, an dem Eiter im Rachen erscheint, sollte man allerdings dringend einen Arzt zu Rate ziehen! Gerade eine bakterielle Angina tonsillaris ist nicht zu unterschätzen und muss auf jeden Fall mit einem Antibiotikum behandelt werden, das nur ein Arzt verordnen und verschreiben kann. Eine falsche Diagnose oder eine reine Selbstbehandlung kann den Heilungsprozess sogar behindern! Gegen die zu Hilfenahme von Homöopathie zur Unterstützung der Antibiose auf Wunsch des Patienten ist allerdings nichts einzuwenden.
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Eine akute Mandelentzündung zieht sich im Normalfall einige Tage bis der Patient wieder genesen ist. Meist ist sie nach etwa ein bis zwei Wochen komplett ausgeheilt. Von einer chronischen Angina tonsillaris spricht man, wenn die Symptome länger als drei Monate bestehen bleiben oder sogar gar nicht mehr verschwinden.
Der Grad der Ansteckungsgefahr für andere hängt von der Art des Erregers ab: während eine bakterielle Angina tonsillaris wie erwähnt unter richtiger Antibiotikatherapie meist nach einem Tag schon nicht mehr ansteckend ist, besteht die Gefahr bei viralen Erkrankungen dagegen meist deutlich länger. Der Zeitpunkt, ab dem Fieber- und Beschwerdefreiheit erreicht wird, dient als gute Orientierung zum Abschätzen des Endes der Erkrankung.
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Je nach Organbefall muss die internistische Behandlung mit zusätzlichem antibiotischem Schutz und ggf. der Mandelentfernung stattfinden.
Weitere mögliche Komplikationen: Abszesse im Hals oder in der Mundhöhle (Peritonsillar-/Retropharyngealabszesse), Herzentzündungen (Endokarditis, Myokarditis, Perikarditis), Thrombose der Halsvene (Jugularvenenthrombose), Blutvergiftung (Sepsis).
Die akute Angina tonsillaris als bakterieller Infekt lässt sich leider nur selten scharf begrenzen, so dass sich einige potentiell mögliche Komplikationen ergeben. Theoretisch ist immer und zu jeder Zeit ein Übertreten der Infektion auf benachbarte Strukturen möglich.
Kommt es zu einem solchen Übertritt sind Abszesse beispielsweise zwischen den Mandeln (Peritonsillarabszess) oder im hinteren Rachenbereich (Retropharyngealabszess) die Folge, bis hin zur Halsphlegmone.
Bei dieser schwerwiegenderen Komplikation handelt es sich um eine sich rasch ausbreitende Entzündung sämtlicher Weichteile im Halsbereich. Sie stellt eine sofortige OP Indikation dar; intraoperativ wird das infizierte Gewebe unter Antibiotikatherapie möglichst vollständig entfernt und gespült sowie desinfiziert. Ohne eine solche Therapie breitet sich eine Halsphlegmone immer weiter aus und kann über eine generalisierte Sepsis (Blutvergiftung) schließlich zum Tode führen.
Auch kann eine Halsphlegmone in die am Hals gelegene Vena jugularis einbrechen und dort eine Jugularvenenthrombose auslösen. Die Gefahr des Übertritts der Bakterien ist allerdings nicht nur lokal gegeben, sondern auch systemisch: bei passender Eintrittspforte gelangen die Bakterien in den Blutkreislauf. Das hat eine schwere Blutvergiftung und/ oder Entzündungen anderer Organe, in die sie mit dem Blutstrom gelangen, zur Folge.
Denkbar sind beispielsweise Entzündungen des Herzens (Endokarditis, Myokarditis…) oder auch der Niere. In einigen seltenen Fällen löst auch die akute Angina tonsillaris an sich schwere Folgeprobleme aus.
Etwa wenn die Mandeln im Rachenraum sehr stark anschwellen. Dies kann dann zu akuter Atemnot führen. Sehr selten kann eine Streptokokkeninfektion auch ein post-infektiöses rheumatisches Fieber auslösen, das mit stärksten Gelenkschmerzen und Abgeschlagenheit sowie Müdigkeit einhergeht. Dieses entsteht, weil Antikörper gegen die Bakterien, welche die ursprüngliche Infektion auslösten, gebildet werden. Diese reagieren in seltenen Fällen auch mit körpereigenen Strukturen. Haut, Herz, die Gelenke und das Gehirn sind von dieser schweren Komplikation dann am ehesten betroffen.
Desweiteren sind Sonderformen der Tuberkulose, das Tonsillenkarzinom, Herpes oder Syphilis bedingte Entzündungen auszuschließen.
Bei der chronischen Angina tonsillaris (häufiger als 5-mal pro Jahr in 2 aufeinander folgenden Jahren) sind die Gaumenmandeln durch die häufigen Entzündungen narbig verändert und verkleinert. Eitrige Zellreste (Detritus) können daher schlecht abfließen und es kommt immer wieder zu Entzündungen. Dieser Detritus ist in den Vertiefungen der Gaumenmandeln sichtbar, wobei die Symptome wesentlich schwächer ausgeprägt sein können als bei der akuten Angina tonsillaris.
Eine chronische Angina tonsillaris kann auch als „Herd“ für andere chronische Entzündungen/Erkrankungen wie z.B. das rheumatische Fieber, Iritis, Psoriasis in Frage kommen. Bei geringem Therapieerfolg oben genannter Erkrankungen sollte eine chronische Angina tonsillaris ausgeschlossen werden.
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