Die akute Mandelentzündung

Die akute Mandelentzündung ist eine Infektion der sogenannten Rachenmandeln. Eine Mandelentzündung kann in jedem Lebensalter und zu jeder Jahreszeit auftreten. Bei Kindern wird sie eher durch Viren, bei Erwachsenen meist durch Bakterien ausgelöst. n den meisten Fällen handelt es sich um Streptokokken, bei älteren Patienten auch um Pneumokokken oder um den Keim Hämophilus influenza (HiB). Akute Mandelentzündungen lassen sich gut medikamentös behandeln und heilen in der Regel folgenlos ab. In einigen Fällen hält die Entzündung aber auch länger als drei Monate an. In diesen Fällen sind die Mandeln chronisch entzündet (chronische Tonsillitis) und bedürfen einer aufwendigeren Therapie. Selten können die Keime, die für die Infektion der Mandeln ursächlich sind, auch andere Organe in unserem Körper befallen und Komplikationen hervorrufen.

Die akute Mandelentzündung

Synonyme im weiteren Sinne

  • Akute Tonsillitis
  • eitrige Mandelentzündung

Medizinisch: Angina tonsillaris

Definition

Die akute Mandelentzündung ist eine Infektion der Rachenmandeln. Sie kann in jedem Lebensalter und zu jeder Jahreszeit auftreten. Bei Kindern können Viren, bei Erwachsenen eher Bakterien eine Entzündung auslösen.
Meist handelt es sich um Streptokokken, bei älteren Patienten auch um Pneumokokken oder um den Keim Hämophilus influenza (HiB). Akute Mandelentzündungen lassen sich gut medikamentös behandeln und heilen in der Regel folgenlos ab.
In einigen Fällen hält die Entzündung aber auch länger als drei Monate an. In diesen Fällen sind die Mandeln chronisch entzündet (chronische Tonsillitis) und bedürfen einer aufwendigeren Therapie. Selten können die Keime, die für die Infektion der Mandeln ursächlich sind, auch andere Organe in unserem Körper befallen und Komplikationen hervorrufen.

Ursachen

Was löst eine Mandelentzündung (Tonsillitis) aus?

Die akute Mandelentzündung wird meist durch krankmachende Keime (pathogene Bakterien) ausgelöst. Diese Keime kommen in unserer Mundflora entweder in geringen Mengen vor und konnten sich vermehren oder sie sind von außen eingeschleppt worden (Tröpfcheninfektion).
Die bereits vorhandenen Bakterien haben große Chancen, sich zu vermehren, wenn der Allgemeinzustand unseres Körpers geschwächt ist.

begünstigen eine Infektion der Mandeln.

Vor allem in den ersten Lebensjahren („immunologische Lernphase“) haben die Mandeln besonders viel zu tun, da jeder Fremdstoff in der Mundhöhle zunächst als „Feind“ betrachtet wird. Erkrankungen der Mandeln sind daher in der frühen Kindheit sehr häufig.

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Übertragung

Die akute Mandelentzündung ist hoch ansteckend. Durch einfache Tröpfcheninfektionen werden zum Beispiel beim Husten oder Niesen fein vernebelte Wassertröpfchen samt Erregern aus dem Rachen an die Umwelt abgegeben. Eine andere Möglichkeit ansteckend zu wirken ist der indirekte Weg über kontaminierte Gegenstände, wobei als Klassiker die angefasste kontaminierte Türklinke zu nennen ist.
Von anderen Menschen aufgenommen können die Erreger sich im Atemtrakt und Rachen vermehren und somit ansteckend wirken. So ist es nachvollziehbar, dass auch das Küssen ansteckend ist, genauso wie das Teilen einer gemeinsamen Trinkflasche. Um die Gefahr einer Ansteckung zu vermindern, sollte auf oben Genanntes verzichtet werden.
Obligat für an akuter Mandelentzündung Erkrankte ist es, sich beim Husten und Niesen die Hand vor den Mund zu halten und gegebenenfalls zu waschen. Ebenfalls ist es sinnvoll, größere Menschenansammlungen wie in der Schule oder im Büro zu meiden, da die Mitmenschen einem unnötigen Ansteckungsrisiko ausgesetzt werden.

Wie lange man ansteckend ist, lässt sich schwer sagen. Jedoch darf nicht davon ausgegangen werden, dass mit Abklingen der Symptome wie Halsschmerzen und Schluckbeschwerden das ansteckende Potential verschwunden ist. Auch wenn die Mandeln abgeschwollen und gesund aussehen, können immer noch ansteckende Erreger bei der Person nachgewiesen werden. Hat man sich angesteckt, beträgt die Inkubationszeit bis zum Auftreten erster Beschwerden ca. 2-4 Tage. Wichtig ist ein sofortiger Arztbesuch und die Einnahme von Antibiotika. Zum Einen werden hierdurch nicht nur die Erkrankung, sondern besonders die seltenen, aber schweren Komplikationen einer akuten Mandelentzündung bekämpft bzw. verhindert. Zum Anderen sind Personen in der Regel 24 Stunden nach dem Beginn der Therapie nicht mehr ansteckend, falls es sich um bakterielle Erreger handelt.

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Ansteckungsgefahr

Eine akute Mandelentzündung entsteht in 50-80% der Fälle auf der Grundlage einer viralen Infektion. Zu solchen gehört die umgangssprachlich als "Erkältung" bezeichnete Atemwegsinfektion, aber auch eine Rhinitis oder Pharyngitis kann sich zu einer akuten Mandelentzündung entwickeln.
Typische virale Erreger sind die Influenzaviren, die Parainfluenzaviren, und die Coronaviren. In den restlichen 20-30% der Fälle liegt eine Infektion mittels Bakterien vor, maßgeblich den Streptokokken, und in geringerem Maße auch Staphylokokken und Pneumokokken.
Die genannten Viren und Bakterien übertragen sich hauptsächlich über die Luft, mittels Tröpfcheninfektion. Das bedeutet, dass ein "Aushusten" der Erreger durch eine andere Person, mit anschließendem Einatmen prinzipiell reicht, um sich zu infizieren. Nun sieht man vor allem in den öffentlichen Verkehrsmitteln ständig jemanden Husten, und hat trotzdem äußerst selten eine akute Mandelentzündung. Wie kann das kommen?
Einerseits ist natürlich eine gewisse Menge an Erregern nötig, um den Organismus auch wirklich zu infizieren. Andererseits verfügen wir im Normalfall über ein sehr starkes Immunsystem, welches den Viren oder Bakterien bereits bei Eintritt in den Körper das Leben schwer macht. Allerdings ist unser Immunsystem bei chronischen Erkrankungen, bestimmten Medikamenten, oder schlichtem Stress in seiner Funktion beeinträchtigt, und kann seine Arbeit weniger gut verrichten. Fühlt man sich also sowieso schon angeschlagen und steht noch dazu vielleicht auch noch unter körperlicher oder seelischer Belastung, sind die Erreger besonders gefährlich für den Körper.
Körperliche Belastung schließt auch übermäßige Anstrengung beim Sport mit ein: Falls man sich übermäßig stark verausgabt hat, ist das Immunsystem innerhalb der folgenden vier Stunden nach dem Sport nachweislich geschwächt. Deswegen ist in solchen Situationen auch penibel auf genügend Wärme, Vitamine, und körperliche Erholung zu achten.

Ansteckung durch Tröpfcheninfektion

Die akute Mandelentzündung ist hoch ansteckend und wird über die sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen.

Unter Tröpfcheninfektion versteht man die Ausbreitung eines Erregers über kleinste Tröpfchen aus dem Mund-Rachen-Raum des Erkrankten beispielsweise beim Niesen. Diese Tröpfchen, die die ansteckenden Bakterien enthalten, gelangen entweder direkt durch die Luft oder über den Umweg über einen Hautkontakt an die Schleimhäute einer anderen Person und führen hier zu einer Infektion.

Nach dem Erstkontakt mit dem Erreger dauert es zwischen zwei und vier Tagen, bis es zum Ausbruch der akuten Mandelentzündung kommt. Diesen Zeitraum bezeichnet man auch als Inkubationszeit.
Bereits in der Zeit bis zum Ausbruch der Erkrankung kann eine Ansteckung erfolgen.

Etwa 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie besteht bei einer durch Streptokokken ausgelösten Mandelentzündung keine Gefahr der Ansteckung mehr, obwohl die Symptome der akuten Mandelentzündung noch vorhanden sind. Bei anderen Erregern der akuten Mandelentzündung kann die Ansteckungsgefahr mehrere Tage betragen. Auf Grund der hohen Ansteckungsgefahr sollten Gruppeneinrichtungen wie Kindergärten und Schulen oder auch bei Erwachsenen der Arbeitsplatz gemieden werden.

Abbildung Mandelentzündung

A - Mandelentzündung - Tonsilitis
B - Einfache katharrhalische Angina -
Angina catarrhalis
C - Rachenbefund bei Diphtherie
D - Geschwüre bei bakteriellen
Angina-Formen

  1. Gaumenmandelbucht -
    Fossa tonsillaris
  2. Harter Gaumen -
    Palatum durum
  3. Hinterer Gaumenbogen -
    Arcus palatopharyngeus
  4. Vorderer Gaumenbogen -
    Arcus palatoglossus
  5. Gaumenmandel -
    Tonsilla palatina
  6. Zungenrücken -
    Dorsum linguae
  7. Gaumenzäpfchen + weicher Gaumen
    (Gaumensegel) -
    Uvula palatina + Palatum molle
  8. Schlundenge -
    Isthmus faucium
  9. Rachen (Hinterwand) -
    Pharynx

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Symptome

Welche Symptome hat eine Mandelentzündung?

Die akute Mandelentzündung bereitet zunehmende Schluckbeschwerden. Gerade die Schluckbeschwerden belasten uns bei der akuten Mandelentzündung am meisten, da ein erhöhter Speichelfluss dazu zwingt, viel und oft zu schlucken. In besonders schweren Fällen kann sogar schon der Versuch einer Mundöffnung heftige Mandelschmerzen bereiten. Beim Schlucken kann es zu unangenehmen Stichen ins Ohr kommen. Auch kleinere Halsbewegungen können schmerzhaft sein, da die Halslymphknoten angeschwollen sind. Neben einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit Kopfschmerz und Abgeschlagenheit kommt es auch zu Fieber. Bei Kindern fällt das Fieber meist höher aus als bei Erwachsenen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome einer Mandelentzündung

Schluckbeschwerden bei einer akuten Mandelentzündung

Die Gaumenmandeln, die am Übergang von der Mundhöhle zum Rachen zwischen dem vorderen und hinteren Gaumenbogen (Schleimhautfalten) an beiden Seiten befinden, gehören mit zu dem sogenannten Waldeyer’schen Rachenring – ein Abwehrsystem des Körpers gegen Bakterien und Viren.

Mit der Luft, dem Speichel oder der Nahrung aufgenommene Krankheitserreger passieren zunächst diese wichtigen Wächterstationen und werden von den zahlreichen, in den Mandeln befindlichen, Abwehrzellen erkannt und bekämpft.

Die Oberfläche der Gaumenmandel ist stark gefurcht, sodass dadurch zum einen die Oberfläche vergrößert ist und sich dort viele Abwehrzellen ansiedeln können, zum anderen können sich in dieser gefurchten Oberfläche auch leichter Krankheitserreger „verfangen“.

Kommt es also zu einer Abwehrreaktion, schwellen die Mandel reaktiv an und sie werden entzündlich rot – es ist also ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem aktiviert wurde.

Je nachdem wie stark die Mandeln anschwellen, kann es durch die begrenzte räumliche Kapazität im Mund-Rachen-Bereich zu charakteristischen Symptomen kommen:
hierzu gehören Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, behinderte Atmung über die Nase und eine kloßige Sprache.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schluckbeschwerden

Verlauf einer akuten Mandelentzündung

Die akute Mandelentzündung fängt in der Regel mit plötzlichen starken Halsschmerzen an, die bis in die Ohren und des gesamten Kopfbereich ausstrahlen können, und ist dabei von Fieber und teilweise Schüttelfrost begleitet.
Hinzu kommt eine starke Müdigkeit und Abgeschlagenheit.

Der Rachenraum schwillt innerhalb kürzester Zeit an, was nicht nur sehr unangenehm ist, sondern auch zu Schluck– und Sprachproblemen führen kann. In sehr ausgeprägten Formen kann die Schwellung sogar die Atmung behindern. Im weiteren Verlauf kann diese Schwellung noch zunehmen, was in Verbindung mit den starken Schmerzen insbesondere bei Kindern zu einem Einstellen der Nahrungsaufnahme führt.

Typisch für die akute Mandelentzündung ist ein übelriechender Mundgeruch, der im Laufe der Erkrankung oft noch zunimmt.

Wird die Mandelentzündung richtig behandelt, tritt bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung der Beschwerden ein. Nach etwa einer bis maximal zwei Wochen ist die akute Mandelentzündung ausgeheilt. Sind nach mehr als drei Wochen immer noch Beschwerden vorhanden, besteht die Gefahr einer chronischen Mandelentzündung.

Diagnose

Was erkennen wir an unseren Mandeln bei Verdacht auf eine Mandelentzündung?

Wenn wir selbst in den Spiegel schauen, die Zunge weit herausstrecken und lange „A“ sagen, können wir bei einer Mandelentzündung einen geröteten Rachen und evtl. verdickte Mandeln hinter dem Gaumenbogen erkennen. Selbst die Zunge könnte einen weißlichen Belag besonders im hinteren Bereich zeigen, der uns eher ungewohnt erscheint.
Wenn die Mandeln neben einer Rötung und Schwellung auch weißlich belegt sind oder kleine weiße Stippchen auf den Mandeln sitzen muss in jedem Fall der Hausarzt aufgesucht werden. Jetzt ist nämlich eine Behandlung mit einem Antibiotikum erforderlich!

Ärztliche Untersuchung

Der Hausarzt ist mit der Behandlung einer Mandelentzündung vertraut. Es muss daher zunächst kein Facharzt für HNO aufgesucht werden.

Der Hausarzt wird erst einmal wissen wollen, wie lange die Beschwerden schon bestehen. Er wird sich dann den Rachen und die Mandeln genau ansehen, die Ohren spiegeln und ihre Lymphknoten im Halsbereich abtasten.
Um eine Abgrenzung zu einer sehr ähnlichen Erkrankung (Pfeiffer Drüsenfieber, Epstein-Barr-Virus-Infektion, Mononukleose), die allerdings einer anderen Therapie bedarf, zu finden, wird er auch Milz und Leber abtasten. Falls die Mandeln den Verdacht auf eine eher seltene Bakterienbesiedelung nahe legen, wird der Arzt einen Abstrich von der Rachen- und Mandelschleimhaut vornehmen. Hierbei wird für einen kurzen Moment ein Wattestäbchen an Ihren Rachen gehalten. Das Stäbchen wird anschließend in einem Röhrchen an ein Labor gesendet.
Eine Blutuntersuchung wird in der Regel nicht durchgeführt.

Therapie

Was können Sie selbst tun, um die Symptome zu lindern?

Gegen die Schmerzen und das Fieber hilft das Antibiotikum selbst nicht. Hier können zusätzlich fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente (z.B. Paracetamol) eingenommen werden, die Ihnen der Arzt ggf. mit verschreibt. Gegen hohes Fieber können alte Maßnahmen wie Wadenwickel eingesetzt werden, die übrigens bei Kindern große Erfolge zeigen.

Der Hals sollte stets warm gehalten werden. Halstücher zu Hause und Schals draußen sollten für mindestens fünf Tage getragen werden.

Die Schluckbeschwerden lassen sich lindern, in dem die Nahrung püriert wird und generell auf säurehaltige Speisen und Säfte verzichtet wird. Kalte Getränke und Eis wirken wohltuend und lindern die Schluckbeschwerden.

Generell sollte viel Flüssigkeit (mindestens zwei Liter) in Form von Tee zu sich genommen werden. Desinfizierende Tees (z.B. Salbei Tee, mehr Informationen auch unter unserem Thema Salbei) haben eine zusätzliche Wirkung gegen die Bakterien in unserer Mundhöhle. Kamillen Tee (mehr Informationen auch unter unserem Thema Kamille) hingegen hat eine entzündungshemmende Wirkung.

Die Apotheke hat eine ganze Palette frei verkäuflicher Lutschtabletten und Gurgelarzneien gegen die Schluckbeschwerden zur Verfügung. Eine zusätzliche Anwendung hält den Rachen feucht, desinfiziert und lindert die Halsschmerzen.

Zigarettenrauch behindert eine Heilung und verstärkt zudem die Schluckbeschwerden! Als Raucher sollten Sie daher für die Zeit der Erkrankung unbedingt auf das Rauchen verzichten.

Wie wird die akute Mandelentzündung therapiert?

Wenn die typischen Befunde einer Mandelentzündung vorliegen, wird ihnen der Arzt ein Antibiotikum verschreiben. Es ist unbedingt notwendig, das Medikament nach Angaben des Arztes einzunehmen! Bei den heute verschriebenen Antibiotika handelt es sich um sehr gut verträgliche Medikamente (Penicillin, Amoxycillin), die eine schnelle Besserung herbeiführen. Auch wegen der Folgeschäden an

sollte bei einer eitrigen Mandelentzündung nicht auf ein Antibiotikum verzichtet werden. Wenn bei Ihnen eine Allergie gegen Penicillin bekannt ist, lassen Sie dies den Arzt unbedingt wissen. Er wird Ihnen ein ebenso wirksames Ersatzpräparat (Makrolid, Clarithromycin) verschreiben.

Lesen Sie mehr zum Thema: Behandlung einer Mandelentzündung

Antibiotikatherapie bei einer akuten Mandelentzündung

Ist die Ursache der Akuten Mandelentzündung eine Infektion mit Bakterien, die entweder aus dem eigenen Mund- und Rachenraum stammen oder durch Tröpfcheninfektion übertragen wurden, wird die Erkrankung mit Antibiotika behandelt.

Bei einer Ansteckung mit Viren, die neben den Bakterien ebenfalls eine Akute Mandelentzündung auslösen, ist eine antibiotische Behandlung nicht möglich.

Das Standardmedikament zur Therapie der akuten Mandelentzündung ist das Penicillin V. Dieses Medikament wirkt, indem es die Bakterien bei ihrer Vermehrung am Aufbau der Zellwand hindert, sodass sie sich nicht weiter vermehren können. Die Einnahme des Penicillins muss über 10 Tage erfolgen, auch wenn die Symptome bereits abgeschwächt oder abgeklungen sind.
Wird die Tabletteneinnahme frühzeitig beendet, kann es zur Ausbildung von resistenten Bakterienstämmen kommen. Das bedeutet, dass diese Stämme Mechanismen entwickeln, die zu einer Unwirksamkeit des Antibiotikums führen.

Eine spürbare Besserung tritt etwa nach 24 – 48 Stunden nach der ersten Penicillineinnahme ein. Tritt nach dieser Zeit kein Effekt des Medikamentes auf, ist es möglich, dass das Medikament keine Wirkung zeigt. Es tritt also ein Therapieversagen ein.
Der Anteil an Therapieversagern steigt immer weiter an und liegt aktuell bei ungefähr 20-30% der Behandelten. Dennoch ist Penicillin ein wirksames Antibiotikum bei der akuten Mandelentzündung und wird standardmäßig eingesetzt.

Tritt nun kein Erfolg durch das Standardmedikament Penicillin ein, muss ein alternatives Antibiotikum verabreicht werden (siehe auch: Fieber trotz Antibiotika - was tun?). Hierbei stehen die Antibiotika Cephalosporin, Amoxicillin in Kombination mit Clavulansäure oder Makrolide wie zum Beispiel Clarithromycin zur Verfügung.
Diese drei Ersatzmedikamente können auch bei einer Penicillinallergie verwendet werden. Tritt diese auf, äußert sie sich zunächst meist mit einer Hautrötung und kann bis zu einem allergischen Schock, der lebensbedrohlich ist, führen.
Der Vorteil der Cephalosporine und der Amoxicilline in Kombination mit Clavulansäure liegt in ihrer kürzeren Einnahmedauer. Beide Antibiotika müssen nur fünf Tage lang eingenommen werden und haben dabei den gleichen Effekt wie die Einnahme von Penicillin über 10 Tage.

Eine Behandlung mit Antibiotika wird sowohl bei der akuten Mandelentzündung als auch bei der chronischen Mandelentzündung durchgeführt. Ziel dieser Behandlung mit Antibiotika ist es die Mandelentzündung an sich zu bekämpfen und die beiden Hauptnebenwirkungen, die Poststreptokokkenglomerulonephritis (eine Nierenschädigung mit blutigem Urin) und das Rheumatische Fieber, zu verhindern.

Lesen Sie mehr zum Thema: Antibiotika bei einer Mandelentzündung

Homöopathie bei einer akuten Mandelentzündung

Es gibt viele verschiedene Ansätze eine akute Mandelentzündung (Angina) homöopathisch zu behandeln. Diesem Thema haben wir eine vollständig eigenständige Seite gewidmet.

Lesen Sie mehr zum Thema: Homöopathie und Angina

Hausmittel gegen eine akute Mandelentzündung

Der Einsatz von Hausmitteln ist bei einer akuten Mandelentzündung eine sinnvolle Ergänzung zu einer Antibiotikatherapie, um das eigene Wohlbefinden zu steigern und die Schmerzen zu reduzieren. Es sollte während der Erkrankung viel getrunken werden. Insbesondere Salbeitee ist hierbei geeignet, da er sowohl desinfizierend wirkt als auch durch die Wärme die Durchblutung im Rachenbereich fördert, was wiederum den Heilungsprozess beschleunigt.

Auf die gleiche Weise wirken sich warme Halswickel aus, die entweder mit feuchtwarmen Tüchern oder einem warmen Zwiebelwickel durchgeführt werden können. Warme Halswickel sollten etwa eine halbe Stunde angelegt werden, damit sie ihre Wirkung entfalten können.

Unter Umständen werden auch kalte Wickel verwendet, da sie durch die Kühlung abschwellend wirken und das Schlucken erleichtern. Allerdings sorgt die geringere Durchblutung auch für eine schlechtere Heilung, sodass zwischen warmen und kalten Wickeln je nach Beschwerden abgewogen werden muss.

Das gleiche gilt für das Lutschen von Eiswürfeln. Ihr abschwellender Effekt sollte nur genutzt werden, wenn das Schlucken stark eingeschränkt ist. Besser geeignet sind Salbeibonbons, da sie den Speichelfluss anregen, sodass die Schleimhäute befeuchtet werden und die Bakterien durch die im Speichel enthaltenen Immunbestandteile angegriffen werden können.

Lesen Sie mehr zum Thema: Hausmittel bei einer Mandelentzündung

Dauer

Mit einer antibiotischen Therapie dauert eine akute Mandelentzündung in der Regel nicht länger als zwei Wochen. Auf keinen Fall darf das Antibiotikum abgesetzt werden, auch wenn sich schon nach wenigen Tagen eine Besserung ergeben hat. Die Bakterien sind immer noch reichlich in der Mundhöhle und in den Mandeln vorhanden und müssen -länger als die Beschwerden vorhanden sind- mit dem Antibiotikum bekämpft werden.

Ein frühzeitiges und eigenmächtiges Absetzen des Antibiotikums gibt den Keimen die erneute Chance, Sie wieder krank werden zu lassen!

Da die Dauer einer Mandelentzündung von vielen weiteren Faktoren abhängig ist, wie z.B. der Gesundheitszustand, dem Immunsystem und den körperlichen Rahmenbedingungen kann man leider die Dauer nicht ganz exakt bestimmen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Dauer einer akuten Mandelentzündung

Komplikationen

Welche Komplikationen können auftreten?

  • Peritonsillarabzess; Paratonsillarabzess; Retropharyngealabzess
    Wenn die Mandelentzündung nicht ganz ausheilt und die Entzündung erneut beginnt, könnte eine bakterielle Absiedelung in das umliegende Gewebe stattgefunden haben (Abzessbildung).
    In diesem Fall sind die Symptome wie Schluckbeschwerden und erschwerte Mundöffnung (Kieferklemme) besonders heftig. Die Schluckbeschwerden sind beim Peritonsillarabzess meist einseitig und ziehen nur zu einem Ohr. Außerdem hört sich die Stimme kloßig an.
  • Rheumatisches Fieber
    Wenn die eitrige Mandelentzündung nicht zügig abheilt, kann der Infektionsherd an den Mandeln auch andere Organe erreichen. Herz, Nieren und Gelenke sind besonders gefährdet und können durch eine nicht ausgeheilt Mandelentzündung schwer beschädigt werden (Endokarditis (Herzklappenentzündung) -> mehr informationen auch unter unserem Thema Endokarditis, Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Perikarditis (Herzbeutelentzündung), Herzklappenfehler, Nephritis, Glumerulonephritis, Nierenentzündung, Arthritis, Gelenkrheumatismus).
    Wenn nach einer stattgehabten Mandelentzündung Beschwerden am Herzen (z.B. Belastungsunfähigkeit, Belastungsluftnot), an den Nieren (Blut beim Wasserlassen, Nierenbeckenschmerzen) oder an den Gelenken (Schmerzen, Schwellung, Rötung) auftreten, sollte möglichst bald ein Arzt aufgesucht werden! Um die Diagnostik zu erleichtern, erinnern Sie sich an die Mandelentzündung und berichten Ihrem Arzt davon.
    Lesen Sie mehr zum Thema: Rheumatisches Fieber

Abszessbildung bei einer akuten Mandelentzündung

Als Abszess bezeichnet man im Zuge der akuten Mandelentzündung, oder auch Angina tonsillaris acuta die Bildung einer mit Eiter gefüllten Abkapselung, die sich zusätzlich zu der Mandelentzündung bildet.
Der Abszess wird in diesem Fall Peritonsillar- oder Parapharyngealabszess genannt, entsprechend seiner Lage entweder im Bereich der Tonsillen, oder falls er im Rachen (parapharyngeal) liegt. Er ist eine häufige Komplikation der akuten Mandelentzündung und verschärft die Beschwerden drastisch:
Einerseits verengt er den ohnehin schon eingeengten Rachen weiter, andererseits ist er ab einer gewissen Größe nicht mehr medikamentös behandelbar, und muss chirurgisch eröffnet werden.
In der Medizin gilt das Prinzip "ubi puus ibi evacua“, wo Eiter ist, dort eröffne ihn.
In diesem Sinne wird der behandelnde Arzt gegebenenfalls unter örtlicher Betäubung den Eiterabszess anschneiden, oder aufstechen. Die Gefahr hierbei rührt weniger von etwaigen Verletzungen an der Mandel, sondern viel mehr von unwillkürlichen Bewegungen des Patienten, während sich das Skalpell im Rachenraum befindet.
An sich ist dieser minimalinvasive Eingriff jedoch sehr schnell und komplikationslos durchzuführen. Unterstützend werden zur Behandlung der akuten Mandelentzündung Antibiotika gegeben. Der Abszess ist nämlich - anders als die ursprüngliche Infektion - nicht auf virale, sondern bakterielle Erreger zurückzuführen. Eine bakterielle Besiedlung einer primär viralen Entzündung (wie es die Mandelentzündung in 50-80% der Fälle ist) wird als "Superinfektion" bezeichnet.

Verlauf ohne Fieber

Eine akute Mandelentzündung muss nicht unbedingt mit Fieber einhergehen. Erst im späteren Krankheitsverlauf, bzw. in schweren Stadien kommen im Normalfall Symptome wie Fieber und starkes Schwitzen hinzu. In den Anfangsstadien überwiegen noch Symptome wie Schluckbeschwerden, Halsweh und Abgeschlagenheit. Im Idealfall geht man schon jetzt zum Arzt, um eine Verschlimmerung (Exazerbation) zu verhindern.
Neben Schwitzen und Fieber treten dabei auch Kopfschmerzen und starker Gewichtsverlust auf. Dieser ist einerseits bedingt durch die schwierige Nahrungsaufnahme in Folge der Schluckbeschwerden, andererseits da eine Menge Energie benötigt wird, um den Körper über die physiologische Körpertemperatur von rund 37 Grad zu erwärmen. Zwar ist Fieber für den betroffenen unangenehm, andererseits ist es ein Abwehrmechanismus des Körpers, um die Erreger abzutöten. Eine bessere Methode zur Erregerbekämpfung gibt es fast nicht, weswegen Fieber auch nur im Extremfall künstlich gesenkt werden sollte.
Aber auch eine akute Mandelentzündung ohne Fieber ist nicht weniger ernst zu nehmen: Es kann sich um eine chronische Form handeln, oder wie oben beschrieben das Anfangsstadium einer voll ausgeprägten Mandelentzündung. Abschließend bleibt zu sagen, dass natürlich jeder Patient unterschiedlich ist, und eine akute Mandelentzündung ohne Fieber durchaus vorkommen kann, auch wenn Fieber an sich zu den klassischen Symptomen zählt.

Rauchen während einer akuten Mandelentzündung

Der an der akuten Mandelentzündung erkrankte Patient stellt sich gegebenenfalls die Frage, ob das Rauchen einen zusätzlich schädigenden oder die Heilung störenden Effekt auf den Krankheitsverlauf hat. Diese Frage muss mit "Ja" beantwortet werden. Das Rauchen stört die natürlichen Heilungsprozesse und kann Symptome wie Halsschmerzen verschlechtern. Darüber hinaus sind die Schleimhäute durch die Entzündung schon stark gereizt, sodass der durch das Rauchen hervorgerufene Reiz die Dauer der Erkrankung stark verlängern kann. Die vollständigen Abheilung einer akuten Mandelentzündung dauert ca. ein bis zwei Wochen. Während dieser Zeit sollte auf das Zigaretten Rauchen gänzlich verzichtet werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Mandelentzündung und Rauchen

Akute Mandelentzündung in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft bedeutet für den Organismus der angehenden Mutter eine besondere Belastung. Daher sind Frauen in der Schwangerschaft nicht selten von Symptomen einer akuten Mandelentzündung wie Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber betroffen. Die erhöhte Infektanfälligkeit erklärt sich durch den vermehrt anfallenden Stress des Körpers, einen weiteren wachsenden Organismus zu versorgen. Ist die akute Mandelentzündung diagnostiziert, heilt sie in der Regel ebenso wie bei anderen Menschen problemlos aus. Die Behandlung mit Antibiotika und fiebersenkenden Mitteln sollte jedoch sorgfältig überprüft und mit einem Arzt abgesprochen sein, da einige der Wirkstoffe schädlich für das Ungeborene sein können.

In der Schwangerschaft sollten Frauen grundsätzlich auf Schmerzmittel wie Aspirin oder Ibuprofen verzichten. Solche werden gern bei akuter Mandelentzündung gegen Schmerzen und Fieber eingesetzt, bergen jedoch in hoher Dosis das Risiko von schweren Komplikationen. Während in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft mit ärztlicher Rücksprache auf diese Mittel niedrig dosiert zurückgegriffen werden kann, besteht im letzten Drittel eine absolute Kontraindikation, da es zu Blutungen kommen, die Wehentätigkeit verzögert werden und sich ein Herzfehler beim Kind (vorzeitiger Verschluss des Ductus arteriosus) entwickeln kann.
Daneben bedarf es während einer akuten Mandelentzündung oft einer Antibiotikatherapie. Dies kann in der Schwangerschaft problematisch sein, da beim Einsatz falscher Wirkstoffe als schwerste Folge Fehlbildungen beim Kind zurückbleiben können. Gut erforscht und in der Schwangerschaft in aller Regel dagegen unproblematisch sind Penicilline, die auch bei der Behandlung der akuten Mandelentzündung die Hauptrolle spielen.
Lesen Sie hier mehr zum Thema: Antibiotika in der Schwangerschaft

Handelt es sich um eine unkomplizierte akute Mandelentzündung sind bekannte Hausmittel wie Gurgeln mit Salbeitee, Wadenwickel und viel Trinken einer medikamentösen Therapie vorzuziehen. Jedoch muss eine anhaltende Mandelentzündung aufgrund der möglichen Komplikationen eventuell mit Antibiotika behandelt werden, wobei nicht genug darauf hingewiesen werden kann, dass Medikamenteneinsatz in der Schwangerschaft wie z.B. bei akuter Mandelentzündung nur in Rücksprache mit einem Arzt geschehen sollte.

Akute Mandelentzündung beim Kleinkind

Eine akute Mandelentzündung ist eine häufige Erkrankung gerade bei Kindern. Besonders Kleinkinder, also Kinder im Vorschulalter bis ca. 6 Jahren leiden häufig unter den unangenehmen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, die mit Fieber einhergehen. Gerade bei Kindern ist es wichtig, auf einige wichtige Maßnahmen zu achten.
Das Kleinkind sollte trotz der Schmerzen viel trinken, Wasser oder Tee eignen sich am besten. Auch leicht betäubende Lutschtabletten sind sinnvoll gegen den Schmerz. Eine Vorstellung beim Kinderarzt ist sinnvoll, um Komplikationen einer unbehandelten akuten Mandelentzündung aus dem Weg zu gehen. Im ungünstigsten Fall kommt es zu Herz- und Nierenschäden sowie zum rheumatischen Fieber. Eine Antibiotikatherapie muss eingeleitet werden. Hier ist gut darauf zu achten, dass das Kleinkind das Medikament auch nach Abklingen der Beschwerden einnimmt, um eine Reaktivierung zu verhindern.

Bei der Behandlung der akuten Mandelentzündung stehen auch fiebersenkende Maßnahmen im Fokus. Zum einen stehen Hausmittel zur Verfügung: kalte Wadenwickel, nasse Tücher für den Kopf. Reicht dies nicht aus, gibt es Medikamente, die das Fieber senken. Hier muss daran gedacht werden, auf die beim Kleinkind speziellen Bedürfnisse einzugehen. Wegen der Gefahr des Reye-Syndroms sollte Aspirin in keinem Fall Kindern unter 12 Jahren gegeben werden. Alternativ steht der Wirkstoff Ibuprofen zur Verfügung. Bei Paracetamol muss auf die Grenz-Dosis von max. 60mg Wirkstoff pro kg Körpergewicht geachtet werden. Höhere Dosen schädigen die Leber.

Prophylaxe

Eine gezielte Vorbeugung einer Mandelentzündung ist nicht möglich.

Allerdings kann man versuchen Risikofaktoren für eine Erkrankung zu beseitigen. Ein starkes Immunsystem ist immer Grundvoraussetzung, um eine Infektion zu vermeiden.
Einflüsse wie Stress, Schlafmangel und Rauchen schwächen das Immunsystem und macht es anfällig für eine Ansteckung.

Im Gegensatz dazu sorgen eine vitaminreiche Ernährung und viel Bewegung für ein starkes Immunsystem. Speziell im Rachenbereich ist es wichtig die örtliche Abwehr der Schleimhäute zu unterstützen. Das ist möglich indem man auf Alkohol und Zigarettenkonsum verzichtet und stattdessen für eine gute Befeuchtung der Schleimhäute sorgt. Meist reicht dazu schon eine hohe Luftfeuchtigkeit aus, Heizungsluft hingegen trocknet die Schleimhäute aus.
Ist eine ausreichende Feuchthaltung der Schleimhäute auf Grund einer Erkrankung oder auch nach einer Chemotherapie nicht möglich, können Lutschbonbons und spezielle Sprays, die den Speichel ersetzen können, Abhilfe verschaffen. In der Naturheilkunde werden zudem Ölzüge als vorbeugende Maßnahme empfohlen. Hierbei wird mit einem Löffel Speiseöl im Rachen gegurgelt, um damit die Bakteriendichte im Rachen herabzusetzen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.05.2007 - Letzte Änderung: 18.09.2024