Da Bakterien oft Verursacher von Mandelentzündungen sind, wird bei der Behandlung oft auf Antibiotika zurückgegriffen.
Eine Mandelentzündung (=Tonsillitis) zeichnet sich durch plötzliche, starke Halsschmerzen, Fieber, Schluckbeschwerden und geschwollene Mandeln, die über mehrere Tage bestehen, aus. Unter einer Mandelentzündung versteht man die Entzündung der sogenannten Gaumenmandeln. Bei Gesunden sind die Gaumenmandeln optimalerweise bei offenem Mund nicht sichtbar, bei Betroffenen mit einer Mandelentzündung sind sie beim Blick in den offenen Mund rechts und links des Gaumenzäpfchens (=Uvula) leicht zu erkennen und sie können sich im Extremfall sogar so weit vergrößern, dass sie sich in der Mitte unter dem Gaumenzäpfchen berühren. Bei einer Mandelentzündung gelangen Keime meist auf dem Luftweg in den Mund- und Rachenraum Betroffener. Entweder sind sie direkt in der Luft verteilt oder sie sind an kleine Flüssigkeitspartikel gebunden in der Atemluft. Viele Menschen tragen die krank machenden Keime in ihrem Mundraum, die bei ihnen jedoch nicht zwingend eine Entzündung auslösen. So können auch gesunde Menschen diesen Keim verteilen, der dann manche Menschen infizieren kann. Jedes Mal, wenn diese Menschen niesen oder husten, gelangen kleine Flüssigkeitspartikel in die Luft und können von anderen Menschen eingeatmet werden. Deshalb ist es auch wichtig zu bereits infizierten Patienten Abstand zu halten, um diese Art der Übertragung zu verhindern.
Wie bei vielen anderen Erkrankungen können auch bei der Mandelentzündung Viren oder Bakterien die Übeltäter der Erkrankung sein. Da bei Viren jedoch Antibiotika unwirksam sind, gilt es sorgfältig abzuwägen, wann der Antibiotikaeinsatz sinnvoll ist und dem Patienten überhaupt helfen kann. Viren dringen im Gegensatz zu Bakterien in menschliche Zellen ein und vermehren sich dort. Das Problem dabei ist, dass die meisten Antibiotika nicht innerhalb der Zellen wirken können und somit gegen Viren wirkungslos sind. Bakterien sitzen jedoch außerhalb von Zellen und sind durch ihren Aufbau gut zugänglich für Antibiotika. Erste Hinweise auf Bakterien als Ursache einer Mandelentzündung können Fieber, fehlender Husten und dicke belegte Mandeln sein. Eine Erkrankung durch Viren ist wahrscheinlicher, wenn die Halsschmerzen im Rahmen einer Erkältung auftreten. Auch ein Abstrich mit einem Schnelltest kann noch Hinweise auf die Ursache liefern. Sind Bakterien als Ursache wahrscheinlich, muss trotzdem noch abgewogen werden, ob ein Antibiotikum das richtige Mittel ist.
Forschungen zeigen, dass die meisten Patienten nach einer Woche die Beschwerden wieder loswerden sowie dass die Gabe von Antibiotika zwar eine schnelle Besserung bringt, die Krankheitsdauer insgesamt jedoch nur wenig verkürzt wird. Eine besondere Bedeutung kommt jedoch Patienten zu, die zu Mittelohrentzündungen neigen, hier vor allem Kinder. Mittelohrentzündungen entstehen oft durch Keime, die aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenbereich durch den Paukengang in das Mittelohr gelangen. Der Paukengang verbindet Rachen und Mittelohr, um für den Druckausgleich zu sorgen, damit das Trommelfell bei starken Druckschwankungen nicht zerreißt. Dieser Gang begünstigt u. a. auch die Entstehung von Mittelohrentzündungen. Da eine Mittelohrentzündung ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen kann, ist hier etwas großzügiger mit der Gabe von Antibiotika im Falle einer Mandelentzündung umzugehen. Immer abzuwägen sind wie bei jedem Medikament auch der Nutzen gegenüber den potenziellen Nebenwirkungen eines Antibiotikums. Immerhin sind laut Studien 10% der Erwachsenen von Nebenwirkungen eines Antibiotikums betroffen, allen voran Durchfälle und Hautveränderungen. Nach wie vor zwingend notwendig sind Antibiotika bei einer eitrigen Mandelentzündung durch Streptokokken, eine Bakterienart, die ernsthafte Schäden an Nieren und Herzen anrichten kann. Wichtig ist immer die Einnahme über den gesamten vom Arzt verordneten Zeitraum, auch wenn dies oft länger dauert als die bestehende Symptomatik. Bei zu frühem Absetzen der Einnahme kann es sein, dass einige Bakterien überleben und die Entzündung immer wieder neu entflammt. Sollte jedoch im umgekehrten Falle ein Antibiotikum nach 2 Tagen keine Wirkung mehr zeigen, so sollten die Betroffenen nochmals einen Arzt aufsuchen, um abzuklären, ob ein anderes Antibiotikum verordent werden soll.
Bei den eingesetzten Medikamentengruppen gibt es mehrere Vertreter, die gegen die Mandelentzündung eingesetzt werden können.
Ein sehr bekannter Vertreter der typischen Antibiotika und auch bei der Mandelentzündung oftmals eingesetzter Wirkstoffe ist das Amoxicillin. Es wird zur Behandlung sehr vielfältiger Erkrankungen eingesetzt. Von Magen-Darm-Erkrankungen, Atemwegsinfekten, Entzündungen im Hals- Nasen- oder- Ohrenbereich bis hin zu Knochenentzündungen ist es vielseitig einsetzbar. Je nach Art der Erkrankung und natürlich abhängig vom Alter und Gewicht des Patienten unterscheiden sich auch die Dosierungen. Amoxicillin sorgt im Körper dafür, dass die Bakterien in ihrer Wachstumsphase absterben. Amoxicillin kann als Tablette, Brausetablette oder Trockensaft eingenommen werden. Sehr gut funktioniert die Einnahme von Saft bei Kindern, wenn Tabletten problematisch zu schlucken sind und vor allem, wenn der Hals enorm schmerzt. Am besten vertragen wird Amoxicillin, wenn es während einer Mahlzeit eingenommen wird, denn dann treten die wenigsten Nebenwirkungen auf.
Zu den wichtigsten Nebenwirkungen gehören Hautausschläge, ein trockener Mund sowie Fieber. Im Magen-Darm-Bereich kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen kommen. Insgesamt ist Amoxicillin im Vergleich zu anderen Antibiotika jedoch äußerst verträglich. Während der Einnahme von Amoxicillin oder generell von Antibiotika sollte auf Alkohol verzichtet werden. Sowohl Alkohol als auch viele Antibiotika werden in der Leber abgebaut. Kommen sich Alkohol und Antibiotikum dort in die Quere, kann dies im schlimmsten Falle zu Organschäden führen.
In der Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten und Amoxicillin sollte nur nach ärztlicher Anordnung eingenommen werden. Während der Einnahme der Anti-Baby-Pille sollte auf ein anderes Verhütungsmittel umgestiegen werden, solange Amoxicillin eingenommen wird , denn durch die Wirkungen von Amoxicillin auf den Magen-Darm-Trakt kann die Aufnahme der Anti-Baby-Pille vermindert sein und die Wirkung somit nicht mehr mit der gleich hohen Wahrscheinlichkeit gewährleistet werden.
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Diese Gruppe der Antibiotika werden auch zur Behandlung von Infektionen und Entzündungen in Hals- Nasen- und Ohrenbereich wie Mandelentzündungen oder Mittelohrentzündungen eingesetzt. Andere Anwendungsgebiete sind Harnwegserkrankungen oder Hautinfektionen durch Bakterien. Bekannte Wirkstoffe sind Cefaclor, Cefuroxim oder Ceftriaxon. Auch diese Wikrstoffe behindern wie Amoxicillin Bakterien in ihrem Wachstum und lassen sie absterben. Sie sind auch sehr gut verträglich und gelten als sehr nebenwirkungsarm. Natürlich können Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden. Auch für Schwangere und Stillende sind sie sehr gut geeignet, sollten jedoch immer nur auf Verordnung eines Arztes eingenommen werden.
Auch wenn die bisher genannten Antibiotika einen Großteil der bekannten Keime schon abdecken, muss man sich zunehmend damit auseinandersetzen, dass viele Antibiotika ihre Wirkung verlieren. Die Bakterien lernen über die Zeit mit dem Antibiotika umzugehen und sich durch dessen Wirkung nicht mehr schädigen zu lassen. Somit verliert das Antibiotikum seine Wirkung und muss durch ein anderes ersetzt werden.
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Makrolide wie Telithromycin oder Clarithromycin kommen immer dann zum Einsatz, wenn man die oben beschriebenen Antibiotika nicht verträgt oder die Bakterien gelernt haben, widerstandsfähig gegen die Antibiotika zu werden und folglich ein Wechseln notwendig wird. Ihr Hauptanwendungsgebiet liegt bei Nasennebenhöhlenentzündungen sowie bei sexuell übertragbaren Krankheiten. Sie wirken auf die Eiweißproduktion von Zellen, welche ohne Eiweiße nicht überleben können, geschweige denn weiter wachsen oder sich vermehren können. Ein großer Vorteil ist die lange Wirkdauer, sodass es im Vergleich zu den anderen Gruppen nur einmal täglich verabreicht werden muss. Ein mindestens ebenso großer Nachteil ist die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten in der Leber. Die meisten Medikamente, die wir einnehmen, werden in der Leber abgebaut. Treffen zu viele Wirkstoffe auf die Leber, kann diese den optimalen Abbau nicht mehr gewährleisten und es kann zu Schäden an der Leber kommen. Wichtige Medikamente, die hierbei berücksichtigt werden müssen, sind Gerinnungshemmer, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Schmerzmittel, Mittel gegen Allergien und gegen psychische Erkrankungen.
Neben Antibiotika sind auch andere Medikamente wie Schmerzmittel wichtig zur Behandlung der Mandelentzündung. Hier eignet sich Paracetamol gut oder Ibuprofen, da diese zusätzlich zur Schmerzlinderung noch gegen die Entzündung wirken und das Fieber senken können. Sehr hilfreich sind auch Lutschtabletten, die den gereizten Rachenbereich leicht betäuben und so zumindest vorübergehend ein schmerzfreies Schlucken ermöglichen können. Bei wiederholten Mandelentzündungen sind Antibiotika nicht immer die richtige Lösung. Tritt die Entzündung mehrmals im Jahr auf, sollte eine Entfernung der Mandeln durchgeführt werden anstatt mehrmals jährlich eine Antibiotikagabe auf sich zu nehmen. Jede Entzündung hinterlässt Narben und bildet eine ausgezeichnete Grundlage für das Wachstum neuer Bakterien. Ein immer wiederkehrender Kreislauf beginnt und kann immer nur kurzfristig, jedoch nie langfristig durch Antibiotika unterbrochen werden.
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