Unter Tonsillitis versteht man eine Entzündung im Bereich der Gaumenmandeln (Tonsilla palatina), bekannter unter der Bezeichnung Mandelentzündung.
Unter dem Begriff „Tonsillitis“ versteht man eine Erkrankung bei der es zur Entstehung entzündlicher Prozesse im Bereich der Gaumenmandeln (Tonsilla palatina) kommt. Mandelentzündungen lassen sich bei jeder Altersgruppe beobachten. Kinder neigen jedoch wesentlich häufiger dazu entzündliche Prozesse im Bereich der Gaumenmandeln auszubilden. Darüber hinaus scheint auch die Umgebungstemperatur keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Entstehung einer Tonsillitis zu haben. Bei einer Tonsillitis handelt es sich um eine hoch ansteckende Erkrankung, die in der Regel antibiotisch behandelt werden muss.
Lesen Sie mehr dazu unter Gaumenmandeln
A - Mandelentzündung - Tonsilitis
B - Einfache katharrhalische Angina -
Angina catarrhalis
C - Rachenbefund bei Diphtherie
D - Geschwüre bei bakteriellen
Angina-Formen
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Anhand des Krankheitsverlaufs lässt sich die Tonsillitis in zwei verschiedene Formen unterteilen. Während sich die entzündlichen Prozesse bei der sogenannten akuten Tonsillitis (Tonsillitis acuta) innerhalb kürzester Zeit manifestieren, leiden Patienten mit chronischer Tonsillitis (Tonsillitis chronica) über stetig wiederkehrende (rezidivierende) Beschwerden. Darüber hinaus kann die Tonsillitis anhand typischer klinischer Aspekte weiter unterteilt werden. Patienten, die an einer katarrhalischen Tonsillitis angina leiden, weisen starke Rötungen und Schwellungen der Gaumenmandeln auf. Die follikuläre Angina macht sich durch stippchenförmige, eitrige Beläge auf der Oberfläche der Mandeln bemerkbar. Bei der lakunären Tonsillitis-Form hingegen lassen sich im Bereich der Gaumenmandeln starke Rötungen und sogar weitläufige, zusammenfließende (konfluierende) eitrige Beläge finden.
Hauptursache der Tonsillitis ist eine Infektion mit viralen oder bakteriellen Krankheitserregern. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass es sich bei der kindlichen Tonsillitis zumeist um eine virale Infektion handelt. Mandelentzündungen im Erwachsenenalter hingegen scheinen wesentlich häufiger durch Bakterien verursacht zu sein. Die häufigsten bakteriellen Erreger, die zur Entstehung einer Tonsillitis führen, sind sogenannte beta-hämolysierende Streptokokken (Strep-A), Pneumokokken, Staphylokokken und Haemophilus influenza. Aufgrund der Tatsache, dass eine Vielzahl dieser potenziellen Auslöser zur normalen bakteriellen Besiedlung der Mundhöhle gehören, sind die exakten Entstehungsmechanismen der Tonsillitis nicht im Detail nachvollziehbar. Vor allem eine Schwächung des Allgemeinzustandes des Organismus scheint die Vermehrung der relevanten Bakterien zu begünstigen. Aus diesem Grund leiden viele Patienten neben der Tonsillitis unter allgemeinen Erkältungssymptomen (Husten, Schnupfen, Fieber).
Darüber hinaus scheint auch die Psyche einen gewissen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer Tonsillitis zu haben. Menschen, die unter starker seelischer Belastung und/oder Stress leiden, haben ein um ein vielfaches erhöhtes Risiko an einer Tonsillitis zu erkranken. Grund dafür ist die Tatsache, dass Stress einen steigernden Einfluss auf die Ausschüttung des körpereigenen Hormons Cortisol hat. Dieses Hormon wiederum ist dazu in der Lage, das Immunsystem langfristig zu schwächen und die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer Infektionen zu erhöhen. Des Weiteren besteht auch für Menschen, die an AIDS oder anderen immunsuppremierenden Erkrankungen leiden, ein deutlich erhöhtes Tonsillitis-Risiko. Da die Gaumenmandeln als solche zum Immunsystem gezählt werden (lymphatische Organe), kommt es vor allem bei Kindern zu einer starken Keimbesiedlung. Aus diesem Grund leiden viele Kinder mehrmals im Jahr unter eitrigen Entzündungen der Mandeln.
Bei der Tonsillitis handelt es sich um eine hoch ansteckende Erkrankung. Die ursächlichen Keime werden per Tröpfcheninfektion, also beim Husten oder Niesen übertragen. Zudem ist eine Übertragung durch direkten Kontakt mit kontaminierten Gegenständen möglich (beispielsweise nach dem Anfassen einer Türklinke). Personen, die an einer Tonsillitis erkrankt sind, ist aus diesem Grund zu empfehlen, sich beim Husten und Niesen stets die Hand vor Mund und Nase zu halten. Darüber hinaus sollte zum Schutz des näheren Umfelds gesteigerter Wert auf das Waschen und Desinfizieren der Hände gelegt werden. Wie lange eine Person, die an einer Tonsillitis erkrankt ist, potenzieller Überträger der relevanten Erreger ist, ist nicht geklärt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass auch unter antibiotischer Therapie von den Betroffenen über einen Zeitraum von ein bis zwei Tagen eine Ansteckungsgefahr ausgeht.
Durch Viren verursachte Formen der Tonsillitis sind in der Regel über einen wesentlich längeren Zeitraum hoch ansteckend. Den betroffenen Patienten ist aus diesem Grund anzuraten, bis zum Abklingen der Symptome besonderen Wert auf eine umsichtige Hygiene zu legen.
Die Diagnose der Tonsillitis gliedert sich in der Regel in mehrere Schritte. Ein erster Hinweis auf das Vorliegen einer Mandelentzündung kann in den meisten Fällen bereits während des Arzt-Patienten-Gesprächs (Anamnese) gefunden werden. Während der körperlichen Untersuchung achtet der behandelnde Arzt vor allem auf schmerzhafte Vergrößerungen der Lymphknoten im Bereich des Halses. Innerhalb der Mundhöhle sollte eine Inspektion des Gaumen- und Rachenraumes erfolgen. Während der Untersuchung fallen starke Rötungen im hinteren Bereich des Rachens und eine Größenzunahme der Gaumenmandeln auf. Je nach Tonsillitis-Form finden sich darüber hinaus eitrige Stippchen und/oder Beläge. Weißliche Ablagerungen können in einer Vielzahl von Fällen sogar auf der Zungenoberfläche erscheinen. Bei diesen, für das Vorliegen einer Tonsillitis typischen Befunden, sollte außerdem eine Blutanalyse erfolgen.
Für den weiteren Krankheitsverlauf und die Wahl der geeignete Therapie sollte nämlich unbedingt geklärt werden, ob es sich um eine bakteriell oder viral verursachte Tonsillitis handelt. Das Vorliegen eitriger Beläge im Bereich des Rachens spricht zwar prinzipiell eher für eine bakteriell induzierte Krankheitsform, dennoch sollte unter keinen Umständen auf eine Blutuntersuchung verzichtet werden. Vor allem bei einem starken Anstieg der weißen Blutkörperchen kann von einer bakteriellen Infektion ausgegangen werden. Die durch Streptokokken der Gruppe A (beta-hämolysierende Streptokokken) ausgelöste Tonsillitis kann innerhalb eines Zeitraums von wenigen Minuten durch einen Rachenabstrich nachgewiesen werden. Da einige Symptome der akuten Tonsillitis denen einer schwerwiegenderen Erkrankung ähneln (Pfeiffer’sches Drüsenfieber), sollte während der körperlichen Untersuchung zusätzlich das Abtasten der Leber und Milz erfolgen.
Die Symptome einer Tonsillitis sind abhängig von dem ursächlichen Krankheitserreger. Patienten, die an einer Tonsillitis erkranken, verspüren in den meisten Fällen sehr früh einsetzende Halsschmerzen. Auf Grund der zum Teil starken Schwellung der Gaumenmandeln bereitet die Tonsillitis den Betroffenen ausgeprägte Schluckbeschwerden. Viele Patienten beschreiben die von ihnen verspürten Schmerzen als stechend. Ausgeprägte Krankheitsbilder verursachen Schmerzen, die bis in die Ohren ausstrahlen. Grund für dieses Phänomen ist die Tatsache, dass sich im Bereich des Rachens ein Zugang zu den Ohren befindet. Aufgrund der mitunter starken Schwellung der Gaumenmandeln kann dieser Zugang blockiert und die Belüftung der Ohren eingeschränkt sein.
Charakteristischerweise verstärken sich die Beschwerden im Bereich der Ohren vor allem während des Schluckvorgangs. Darüber hinaus können vor allem die akuten Erkrankungsformen zu einer Schmerz-bedingten Einschränkung der Mundöffnung führen. Durch zusätzliche Schwellungen der Lymphknoten des Halses kann sogar jede minimale Bewegung als schmerzhaft empfunden werden. Da es sich bei einer Tonsillitis um eine durch bakterielle und/oder virale Krankheitserreger verursachte Erkrankung handelt, kann es parallel zur Entzündung der Gaumenmandeln auch zu einer allgemeinen Symptomatik kommen. Vor allem bei Kindern lassen sich häufig entzündliche Prozesse im Bereich des Mittelohres beobachten. Darüber hinaus leiden die betroffenen Patienten häufig unter starkem Husten und Schnupfen. Wird die Tonsillitis durch einen viralen Erreger verursacht, so ist das gleichzeitige Auftreten von Fieber keine Seltenheit.
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Eigentherapie:
Bei Vorliegen einer Tonsillitis kann der betroffene Patient bereits von zu Hause aus einige Behandungsschritte in die Wege leiten. Vor allem die Begleitsymptome lassen sich in den meisten Fällen recht einfach und schnell therapieren. Leidet der Betroffene unter Schmerzen und/oder Fieber, so eignen sich leichte Schmerzmittel. Vor allem die Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen sind dazu in der Lage, Schmerzen effektiv zu lindern und gleichzeitig einen fiebersenkenden Einfluss zu entfalten. Des Weiteren sollen kalte Umschläge, die um die Waden gewickelt werden, (sogenannte Wadenwickel) zu einer schnellen Senkung der Körpertemperatur beitragen. Auch wenn der Hals bei Vorliegen einer Tonsillitis stets warm gehalten werden sollte, muss gerade bei Kindern darauf geachtet werden, dass der Körper nicht zu stark überhitzt.
Bei ausgeprägten Schluckbeschwerden kann heißer Tee mit einer Portion Honig zur Linderung beitragen. Im Allgemeinen gilt, dass die Betroffenen während des Vorliegens einer Tonsillitis möglichst viel Flüssigkeit zu sich nehmen sollten. Darüber hinaus kann das Essen zur Erleichterung der Nahrungsaufnahme püriert werden. Menschen, die an einer akuten Tonsillitis leiden, sollten innerhalb der ersten Krankheitstage auf den Verzehr säurehaltiger Speisen verzichten. Auch das Trinken von Saft kann die Symptomatik unter umständen spürbar verstärken. Kalte Getränke und Wassereis hingegen wirken sich lindernd auf die vom Patienten wahrgenommenen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden aus. Bei starken Beschwerden können spezielle Lutschtabletten dazu beitragen, die sowohl Halsschmerzen als auch Schluckbeschwerden zu lindern. Betroffene sollten darüber hinaus auf den Konsum von Nikotin und Alkohol verzichten, da beide Substanzen den Verlauf der Tonsillitis negativ beeinflussen und das Beschwerdebild verstärken können.
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Ärztliche Therapie:
Bevor eine geeignete Behandlung in die Wege geleitet werden kann, muss die Ursache der Tonsillitis ergründet werden. Bei viral bedingten Krankheitsformen gilt es die vom Patienten verspürten Symptome zu lindern. Die virale Infektion an sich wird im Falle einer Tonsillitis nicht therapiert. Liegt eine durch Streptokokken der Gruppe A (Strep A) ausgelöste Mandelentzündung vor, muss eine antibiotische Behandlung erfolgen. Arzneimittel der ersten Wahl ist in diesen Fällen oral einnehmbares Penicillin (vor allem Amoxicillin). Ersatzweise können Antibiotika aus der Gruppe der Makrolide eingesetzt werden.
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Bei frühzeitiger Diagnose und zeitnaher Einleitung einer geeigneten Therapie muss im Falle einer unkomplizierten Tonsillitis in der Regel nicht mit der Entstehung von Komplikationen gerechnet werden. Bei Unterlassen einer zielgerichteten Behandlung und schweren Krankheitsverläufen hingegen kann es zu Folgeerkrankungen kommen. Mögliche Komplikationen einer Tonsillitis sind:
Die bakterielle Besiedlung des Rachenraumes (insbesondere der Gaumenmandeln) kann bei ausgeprägter Schwächung des Immunsystems zur Entstehung von Abszessen führen. Es handelt sich dabei um Ansammlungen von Eiter neu gebildeten Gewebshohlräumen. Ausgehend von einer Tonsillitis können Abszesse im sogenannten Retropharyngealraum (Retropharyngealabszess) und der Gaumenmandeln selbst (Peritonsillarabszess, Paratonsillarabszess) beobachtet werden. Die betroffenen Patienten leiden in der Regel unter stark ausgeprägten Schluckbeschwerden und einer sichtbar eingeschränkten Mundöffnung. Typischerweise sind die Beschwerden in diesen Fällen auf eine Körperhälfte beschränkt.
Schwere, behandlungsresistente Formen der Tonsillitis können zu einer Ausbreitung der Infektion in andere Organsysteme führen. In diesem Zusammenhang sind vor allem das Herz, die Nieren und Gelenke gefährdet.
Da es sich bei einer Tonsillitis um eine durch bakterielle oder virale Erreger ausgelöste Erkrankung handelt, kann deren Entstehung in vielen Fällen vorgebeugt werden. In erster Linie sollte besonderer Wert auf das Händewaschen gelegt werden. Die Keime, die zur Entstehung einer Tonsillitis führen, finden sich vor allem an Türgriffen und Türöffnern. Menschen, die unter einer temporären oder generellen Immunschwäche leiden, sollten sich zudem mehrmals täglich die Hände desinfizieren. Darüber hinaus wird die Impfung gegen eine Reihe der ursächlichen bakteriellen Erreger mittlerweile empfohlen und sogar vollständig von den Krankenkassen übernommen. Vor allem Kinder und Personen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, sollten durch Impfung gegen Pneumokokken und Haemophilus influenza geschützt werden.
Bei zeitnaher Diagnose und rasch eingeleiteter Behandlung ist die Prognose der Tonsillitis ausgesprochen gut. In der Regel heilen viral ausgelöste Erkrankungsformen innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig aus. Die bakterielle Mandelentzündung geht unter antibiotischer Behandlung in den meisten Fällen innerhalb einer Woche vollständig zurück.
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