Eine Muskelzerrung ist eine sehr häufig auftretende Sportverletzung. Bei einer Muskelzerrung werden die Sarkomere über das normale Maß hinaus gedehnt und dadurch geschädigt. Die Struktur des Muskels generell bleibt jedoch intakt, es kommt nur zu Mikroverletzungen an den Sarkomeren (kleinster Baustein des Muskels). Daher ist die Muskelzerrung immer von einem Muskelfaserriss oder einem Muskelriss abzugrenzen.
Distension
Unter dem Begriff „Muskelzerrung“ (Fachwort: Distension) versteht man in der medizinischen Fachsprache den Vorgang einer Muskeldehnung die das gewöhnliche Maß überschreitet. Die Muskelzerrung als solche muss von einem Muskelfaserriss abgegrenzt werden. Bei Letzterem kommt es zur Entstehung kleinster Risse innerhalb der Muskelfasern und einer damit einhergehenden Flüssigkeitsansammlung (Ödembildung).
Eine Muskelzerrung, gehört neben dem Muskelfaserriss und dem Muskelriss zu den häufigsten Muskelverletzungen, die beim Sport auftreten können. Die Muskelzerrung ist dabei die leichteste Form der drei Arten.
Die Muskelzerrung zählt zu den häufigsten Verletzungen die im unmittelbarem Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten auftreten. Nahezu jeder Sportler ist im Verlauf seiner sportlichen Karriere mindestens einmal (eher häufiger) von dieser Erkrankung betroffen. Klinisch wird die Muskelzerrung gemeinsam mit dem Muskel- und Muskelfaserriss zur Gruppe der geschlossenen Muskelverletzungen die die Hautoberfläche nicht in Mitleidenschaft ziehen gezählt. Im Grund besteht für alle Menschen die sich häufig und ausgeprägt sportlich Betätigen ein erhöhtes Risiko eine Muskelzerrung zu entwickeln. Besonders betroffen sind jedoch vor allem Läufer. In dieser Patientengruppe treten Muskelzerrungen in den meisten Fällen im Bereich der Waden- und Oberschenkelmuskulatur auf. Der Entstehungsmechanismus einer Muskelzerrung basiert im Gegensatz zu den meisten Sportverletzungen nicht auf externe Kräfte, die von Außen auf das Muskelgewebe einwirken (beispielsweise Schläge oder Tritte). Die Muskelzerrung entsteht durch eine übermäßige Dehnung des betroffenen Muskels die zu einer raschen und starken Kontraktion der einzelnen Muskelfasern führt. In Folge dessen kommt es innerhalb des Muskelgewebes zu einer Verhärtung. Die Muskelfasern selbst werden jedoch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Typischerweise verspüren die Patienten die eine Muskelzerrung erleiden einen plötzlich einschießenden, krampfartigen, heftigen Schmerz. Dauerhafte Schäden die im Zuge einer Muskelzerrung auftreten können in der Regel ausgeschlossen werden. Um eine vollständige Erholung des betroffenen Muskels zu gewährleisten muss jedoch bedacht werden, dass nach dem Auftreten einer Muskelzerrung jedwede sportliche Betätigung umgehend eingestellt werden sollte. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich aus einer anfangs unverfänglichen Muskelzerrung im Verlauf ein Muskelfaserriss entwickelt.
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Innerhalb eines Skelettmuskels bilden die sogenannten „Sarkomere“ die kleinsten Baueinheiten. Mehrere dieser Sarkomere bilden gemeinsam eine Muskelfibrille. Diese wiederum lagern sich zu einzelnen Myofibrillen und Muskelfasern, die in ihrer Gesamtheit ein Muskelfaserbündel bilden, zusammen. Ein Muskel selbst besteht demnach aus einer Vielzahl von Muskelfaserbündeln. Die Ursache einer Muskelzerrung liegt vor allem in einer das gewöhnliche Maß übersteigenden Dehnung der kleinsten Baueinheiten des Muskels (Sarkomere). Die eigentliche Funktion der Sarkomere wird dadurch derart gestört, dass eine Kontraktion vorerst nicht wie gewöhnlich ablaufen kann. Im Gegensatz zur Muskelzerrung kommt es bei einem Muskelfaserriss zum Zerreißen eines oder mehrerer Muskelfasern. Der Muskelriss wiederum zeichnet sich durch das Reißen des gesamten Muskelfaserbündels aus. Die Ursache der Muskelzerrung ist demnach nicht wie bei einem Muskelfaserriss die Schädigung einzelner Muskelfasern, sondern eine Störung des Muskeltonus. Des Weiteren können auch Probleme im Bereich der Regulation der Muskelfunktion für eine Muskelzerrung ursächlich sein. Bei Personen die sich häufig sportlich betätigen liegt die Ursache für die Entstehung der Muskelzerrung in den meisten Fällen in einem raschen Belastungs- beziehungsweise Richtungswechsel während des Trainings. Muskulatur die vor beginn der Sporteinheit nicht oder nur unzureichend aufgewärmt und gedehnt wurde, kann diesen schnellen Belastungs- beziehungsweise Richtungswechseln nicht standhalten und wird übermäßig gedehnt. Die Folge ist die Entstehung einer Muskelzerrung. Darüber hinaus können entzündliche Prozesse innerhalb des Körpers das Risiko der Entstehung einer Muskelzerrung deutlich erhöhen.
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Neben der eigentlichen Belastung (Art und Intensität) können weitere Faktoren bei der Entstehung einer Muskelzerrung eine entscheidende Rolle spielen. Zu den in diesem Zusammenhang relevantesten Faktoren zählen:
kühle Außentemperaturen
kein oder zu kurzes Aufwärmtraining vor dem Sport
sportliche Betätigung trotz Müdigkeit oder schlechtem Gesundheitszustand
erschöpfte Muskulatur auf Grund einer zu geringen Regenerationszeit
Flüssigkeits- und/oder Nährstoffmangel (Elektrolytmangel)
schlecht angepasstes Schuhwerk
mangelnde Dehnfähigkeit der Muskulatur
Eine Muskelzerrung kündigt sich in aller Regel durch plötzlich auftretende, krampfartige Schmerzen an. Anhand dieses Symptoms alleine lässt sich die Muskelzerrung demnach nicht von einem Muskelfaserriss unterscheiden. Typischerweise nehmen die durch die Muskelzerrung entstehenden Schmerzen bei fortbestehender Belastung deutlich zu. Diese Schmerzzunahme nimmt erst ein Ende wenn die sportliche Aktivität unterbrochen wird. Zudem gehört eine reine Muskelanspannung, also eine fehlende Längenänderung des betroffenen Muskels, zu den typischen Anzeichen einer Muskelzerrung. Wird der betroffene Muskel passiv weiter gedehnt, so nehmen die vom Patienten verspürten Beschwerden in der Regel deutlich ab. Zudem ist der Spannungszustand (Muskeltonus) im Bereich der Muskelzerrung meistens erhöht. Im Gegensatz zum Muskelfaserriss kommt es bei der einfachen Muskelzerrung nicht zur Schädigung der einzelnen Muskelfasern. Aus diesem Grund lassen sich beide Erkrankungen recht schnell voneinander unterscheiden. Genau wie bei einer Muskelzerrung verspüren die betroffenen Patienten einen plötzlich einschießenden, krampfartigen Schmerz. Während die sportliche Betätigung bei Vorliegen einer Muskelzerrung zwar theoretisch unter großen Schmerzen fortgeführt werden könnte, ist es bei einem Muskelfaserriss praktisch unmöglich den Muskel weiterhin zu belasten. Der natürliche Bewegungsablauf ist bei Vorliegen eines Muskelfaserrisses vollkommen gestört. Aus diesem Grund nehmen die betroffenen Patienten in der Regel eine Schonhaltung ein, die den Muskel entlastet. Genau wie bei einer gewöhnlichen Muskelzerrung ist der Spannungszustand (Muskeltonus) bei einem Muskelfaserriss deutlich erhöht. Im Gegensatz zur Muskelzerrung verursacht das passive Dehnen bei einem Muskelfaserriss jedoch eine Schmerzzunahme. Darüber hinaus bildet sich im Bereich des betroffenen Muskels in der Regel eine sichtbare Schwellung und/oder ein Bluterguss (Hämatom).
Zu den typischen Symptomen der Muskelzerrung zählen sofortiger, heftiger bis stechender Schmerz, Schwellung, Bluterguss, Bewegungseinschränkung bis Bewegungsunfähigkeit an der betroffenen Stelle. Diese Schmerzen nehmen meist zu, sodass die sportliche Aktivität abgebrochen werden muss. Am Anfang einer Muskelzerrung können meist noch alle Bewegungen ausgeführt werden. Im Laufe der Zeit funktioniert der betroffene Muskel jedoch nur noch eingeschränkt. Die Beschwerden beginnen mit einem Ziehen in der Muskulatur, die dann in schmerzen übergehen. Zudem können Muskelkrämpfe auftreten.
Es ist wichtig eine Abgrenzung zur Muskelverhärtungen (= Myogelosen) vorzunehmen. Myogelosen sind auch ebenfalls schmerzhaft und können auch dazu führen, dass eine Unterbrechung der sportlichen Tätigkeit eingelegt werden muss. Muskelverhärtungen entwickeln sich durch Über- und Fehlbelastung und sind als richtige Knoten in der Muskulatur oft gut tastbar. Sie sind aber gut im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung gut therapierbar.
Am häufigsten tritt eine Muskelzerrung
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Die Diagnose der Muskelzerrung wird anhand der Symptome, die sich bei einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt herausstellen. Im Rahmen des Gesprächs werden der genaue Unfallhergang und die Beschwerden erläutert. Danach folgt die körperliche Untersuchung.
Der Arzt prüft dabei Aussehen und Funktion des betroffenen Muskels. Deutliche Hinweise für eine Muskelzerrung sind:
Bei einem Verdacht auf eine Muskelzerrung, wird der behandelnde Arzt den betroffenen Muskel auf Druckschmerz und Muskelhärte hin abtasten. Bei der Diagnose einer Muskelzerrung erfolgt auch eine Funktionsanalyse, dabei wird geklärt, wie die Schmerzen sich bei aktiver und passiver Dehnung, sowie Belastung verhalten. Zudem wird dabei festgestellt, wie groß der Kraftverlust durch die Muskelzerrung ist.
Bildgebende Diagnoseverfahren wie eine Ultraschalluntersuchung oder eine Kernspintomographie kommen bei einer Muskelzerrung zur Diagnose nur selten zum Einsatz, sie werden nur dann eingesetzt wenn die Zerrung von einem Muskelfaserriss abgegrenzt werden soll. Denn bei einer Zerrung werden die Muskelfasern nicht deutlich strukturell beschädigt und kann damit durch diese Verfahren nicht sichtbar gemacht werden.
Ein Bestandteil der Therapie ist auch das Vorbeugen von Muskelzerrungen:
Einige Faktoren begünstigen die Rissbereitschaft des Muskels:
Daher sollte man sich vor jeder Trainingseinheit entsprechend aufwärmen und dem Körper nach einer Einheit genügend Zeit geben, um sich zu erholen.
Bei einer Zerrung zielt die Behandlung darauf ab, die muskuläre Fehlsteuerung zu beseitigen und den betroffenen Muskel wieder zu entspannen, damit werden auch die Symptome beseitigt. In jedem Fall gilt: Sofortiger Therapiebeginn. Das bedeutet: Jegliche sportliche Aktivität sollten Sie bei Verdacht auf eine Muskelzerrung sofort abbrechen.
Ist es nun zu einer Muskelzerrung gekommen, dann ist die "PECH-Regel" anzuwenden:
Zudem wird die Flüssigkeit, die aus den Blutgefäßen in das umliegende Gewebe ausgetreten ist, leichter abtransportiert.
Die betroffene Stelle sollte sofort nach dem Einsetzen der für eine Muskelzerrung typischen Schmerzen umsichtig gekühlt werden. Das Kühlen mit Hilfe eines Kühlpads oder kalten Umschlägen sollte über einen Zeitraum von ungefähr 15 bis 20 Minuten erfolgen. Während des Kühlens ist jedoch besonders wichtig, dass das Kühlmittel niemals unmittelbar auf der Hautoberfläche platziert werden darf. Um Kälteschäden zu vermeiden empfiehlt es sich deshalb, das Kühlmittel in ein dünnes Handtuch einzuwickeln und erst anschließend auf die betroffene Stelle aufzulegen. Darüber hinaus sorgt die Hochlagerung der von einer Muskelzerrung betroffenen Körperstelle dabei die Beschwerden zu lindern und Folgeschäden zu vermeiden. Durch das Anlegen einer elastischen Binde (Kompressionsverband) kann die Ansammlung von Flüssigkeit im Bereich des gezerrten Muskels vermieden und somit die Heilungsdauer deutlich verkürzt werden. Bereits durch die Anwendung dieser einfachen Erste Hilfe Maßnahmen können die durch die Muskelzerrung verursachten Beschwerden zeitnah gelindert werden. Dennoch sollte, auch wenn die Schmerzen schnell verschwinden, darauf geachtet werden, dass der betroffene Muskel vorerst geschont werden muss. Auf die Ausübung jedweder sportlicher Aktivität sollte deshalb für einen Zeitraum von mindestens ein bis zwei Wochen verzichtet werden. Darüber hinaus müssen während der Heilungsphase auch passive Bewegungen dringend vermieden werden. Zudem ist dringend zu beachten, dass bei Vorliegen einer Muskelzerrung lokal wärmende Maßnahmen und Massagen den körpereigenen Reparaturmechanismus stören und somit den Heilungsverlauf verzögern können.
Bei Vorliegen einer Muskelzerrung muss immer dann ein Arzt aufgesucht werden, wenn die dadurch entstandenen Schmerzen nicht innerhalb kurzer Zeit deutlich nachlassen. Zudem gelten die Einschränkung der Bewegungsfähigkeit und das Fehlen der Muskelkraft als Hinweis auf das Vorliegen einer ernstzunehmenderen Verletzung.
In vielen Fällen kann der Entstehung einer Muskelzerrung bereits durch einfache Maßnahmen effektiv vorgebeugt werden. Sportler sollten aus diesem Grund beachten, dass jede Sporteinheit unbedingt mit einem leichten Aufwärmtraining begonnen werden muss. Auf diese Weise wird die Muskulatur aufgewärmt und auf die spätere Belastung vorbereitet. Da vor allem kalte Witterungsbedingungen das Risiko der Entstehung einer Muskelzerrung deutlich steigern, sollte vor dem eigentlichen Training besonders großer Wert auf ein umfangreiches Warm-up gelegt werden. Dieses Aufwärmtraining sollte besonders an kalten Tagen einen Zeitraum von mindestens 15 bis 20 Minuten umfassen. Obwohl davon ausgegangen werden kann, dass das Risiko der Entstehung einer Muskelzerrung bei kaltem Wetter wesentlich höher ist, kann man nicht rückschließend darauf schließen, dass bei warmen Witterungsverhältnissen auf ein ausgiebiges Aufwärmtraining verzichtet werden kann. Eine höhere Umgebungstemperatur senkt zwar das kältebedingte Risiko des Auftretens einer Muskelzerrung, allerdings verliert der Organismus gerade bei warmen Wetter viel Flüssigkeit und Elektrolyte. Sowohl der Flüssigkeitsverlust, als auch der Mangel an bestimmten Ionen (vor allem Calcium und Magnesium) können die Muskelfunktion derart beeinflussen, dass es wesentlich schneller zur Entstehung einer Muskelzerrung kommt. Gerade deshalb ist es vor jedweder sportlichen Betätigung dringend notwendig ausreichende Mengen an Flüssigkeit und Elektrolyten zu sich zu nehmen. Darüber hinaus kann die passende Ausrüstung dabei helfen einer Muskelzerrung effektiv vorzubeugen. Vor allem passendes Schuhwerk spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einige Faktoren, die Rissbereitschaft des Muskels begünstigen:
Daher sollte man sich vor jeder Trainingseinheit entsprechend aufwärmen und dem Körper nach einer Einheit genügend Zeit geben, um sich zu erholen.
Der Verlauf einer Muskelzerrung ist davon abhängig, wie schwer die vorangegangene Verletzung war, das heißt, wie stark der Muskel überdehnt wurde. Je nach Ausmaß und Umfang braucht eine Muskelzerrung zwei bis drei Wochen, bis sie ausgeheilt ist.
In den meisten Fällen heilt eine Muskelzerrung innerhalb eines Zeitraumes von ein bis zwei Wochen vollständig ab. Die betroffenen Patienten verspüren jedoch bei rascher Einleitung einer geeigneten Behandlung (PECH-Schema) bereits kurze Zeit nach dem ursächlichen Ereignis eine deutliche Abnahme der Beschwerden. Dennoch sollte der von einer Muskelzerrung betroffene Muskel auch nach Abklingen der Schmerzen nicht zu stark belastet werden. Im Allgemeinen gilt: Leichte Tätigkeiten sind während dieses Zeitraumes erlaubt. Starke Muskelbelastungen sollten jedoch unbedingt vermieden werden. Vor allem gilt es nach einer Muskelzerrung bis zur vollständigen Genesung keine sportliche
Betätigung auszuüben. Andernfalls kann sich auch aus einer unkomplizierten Muskelzerrung schnell ein Muskel- oder Muskelfaserriss entwickeln. Dieser wiederum kann zur Entstehung von Narbengewebe innerhalb des betroffenen Muskels führen und die Leistungsfähigkeit dauerhaft einschränken.