Eine Myogelose ist eine schmerzhafte Verhärtung in der Muskulatur. Sie äußert sich durch ziehende und drückende Schmerzen. Häufig strahlen diese Schmerzen auch aus und äußern sich z.B. als Kopfschmerzen.
Unter einer Myogelose versteht man eine muskuläre Verhärtung, die an verschiedenen Stellen am Körper aus unterschiedlicher Ursache entstehen kann.
Lesen Sie an dieser Stelle für allgemeine Informationen auch: Was ist eine Muskelverhärtung?
Myogelosen entstehen durch akute oder chronische Verspannungen im Muskelbereich. Prinzipiell können Myogelosen überall dort auftreten, wo Muskeln sind. Die häufigste Ursache für Muskelverspannungen sind chronische Fehlbelastungen, wie z.B. einseitige Belastungen.
Besonders Menschen in sitzenden Berufen sind besonders gefährdet an Muskelverhärtungen zu erkranken.
Neben den Fehlbelastungen des Schulterbereiches können auch Fehlbelastungen im Bereich der Beine oder Füße zu Myogelosen führen. Ein nicht durch Schuheinlagen ausgeglichener Fehlstand oder ungleichmäßiges Laufen können auf Dauer ebenfalls zu Muskelverhärtungen und Verspannungen führen.
Das Schulterblatt und die gesamte Schulterregion sind einer der häufigsten Lokalisierungen einer Myogelose. Grund dafür ist, dass die Schulter bei eintönigen Bewegung im Armbereich besonders stark beeinträchtigt wird. Myogelosen im Bereich der Schulter strahlen häufig bis in den Kopf aus. Bei immer wieder kehrenden Kopfschmerzen sollte auch immer einer Myogelose als Ursache in Erwägungen gezogen werden.
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Myogelosen im Bereich der Brust sind eher seltener als im Bereich der Schulter, können aber zu starken brustbetonten Schmerzen führen. Viele Patienten geben Herzschmerzen oder Brustschmerzen an. Hier sollte in jedem Fall tatsächlich das Herz als auslösendes Organ untersucht werden.
Typisch für eine Myogelose als Ursache ist jedoch ein bewegungsabhängiger Schmerz ohne Luftnot, der vor allem zwischen den Rippen startet. Es gibt zahlreiche Muskeln zwischen den Rippen, die ebenfalls verhärten und verkrampfen können und die zu fortleitenden, starkenm, ziehenden oder brennenden Schmerzen führen können.
Vor allem der Bereich der Muskulatur an der Halswirbelsäule ist von Myogelosen betroffen. Auch hier sind vor allem Fehlhaltungen verantwortlich. Stundenlange PC-Arbeit ohne entspannende Bewegungsübungen sind hier der Hauptauslöser.
Bei einer Myogelose im Halswirbelsäulenbereich ist die hintere bzw. seitliche Hals- bzw. Nackenmuskulatur verspannt. Myogelosen treten in diesen Bereichen am häufigsten auf. Eine Myogelose der HWS (Halswirbelsäule) ist häufig Folge von Fehlhaltungen. Diese Fehlhaltungen können beim langen Sitzen am Arbeitsplatz oder auch während des Schlafens, wenn der Kopf zum Beispiel durch zu viele Kissen zu hoch liegt, auftreten. Die Muskelverhärtungen können aber auch durch Überbelastungen durch sportlichen Übereifer entstehen. Im Nacken- und Schulterbereich kann Myogelose zum Beispiel auch in Berufen entstehen, bei denen einseitige oder einförmige Bewegungen durchgeführt werden, welche die Schulter-, Nacken- und Halsmuskulatur stark beanspruchen. So sind zum Beispiel häufig Friseure oder Zahnärzte, welche oft eine gebückte Körperhaltung haben, von Myogelosen im HWS- und Nackenbereich betroffen.
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Eine Myogelose kann allerdings auch als Symptom einer anderen Grunderkrankung auftreten. So tritt sie nicht selnte als Symptom eines HWS-Syndroms vorkommen. Beim HWS-Syndrom handelt es sich um eine Sammelbezeichnung verschiedener orthopädischer und neurologischer Symptome im Hals-, Nacken- und Armbereich.
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Haltungsfehler sind ebenfalls mögliche Ursachen. Neben Nackenschmerzen treten manchmal weitere Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Gefühlsstörungen in den Armen oder auch Sehstörungen und Ohrgeräusche auf. Kälte führt ebenfalls´nicht selten zu einer Myogelose im HWS-Bereich, da sich dadurch die Muskulutar verspannt. Teilweise sind auch psychische Probleme, seelische Belastungen oder langwieriger Stress Auslöser einer Myogelose in der Muskulatur von Hals und Nacken.
Der Trapezmuskel ist häufig von Myogelose betroffen. Er zieht von der oberen Wirbelsäule zur Schulter und ist wichtig für das Heben der Arme über die Schulter hinweg und stabilisiert die Schulter beim Tragen von schweren Lasten. So wird der Trapezius vor allem bei Überkopfarbeiten beansprucht und kann bei Überbelastung verkrampfen, woraus eine schmerzhafte Myogelose entstehen kann. Es ist wichtig, die Myogelose im Trapezmuskel zu behandeln, da durch die Kontraktur oder Verkrampfung ein Zug der Muskeln in Richtung Kopf bewirkt wird. Dadurch kann es zum Zug am Oberarmknochen kommen, wodurch neue Probleme – wie zum Beispiel das Impingement-Syndrom – entstehen können.
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Auch Myogelosen im unteren Rücken werden in den meisten Fällen durch Fehlhaltungen, Überbelastungen und einseitige Bewegungen bzw. Belastungen der Rückenmuskulatur hervorgerufen. Auch bei Vorliegen eines Bandscheibenvorfalls in der Lendenwirbelsäule können Myogelosen auftreten. Da der Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule viel häufiger vorkommt als im Hals- oder Brustbereich, ist dieser für Myogelose im unteren Rücken häufiger ursächlich. Neben einschießenden Schmerzen können hierbei auch andere Symptome wie zum Beispiel Gefühlsstörungen (Kribbeln, Taubheitsgefühle) im Rücken und in den Beinen auftreten. Es sollte dann unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, da es zu einer Nervenschädigung kommen kann.
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Muskelverspannungen im Bereich der Unterschenkel und der Waden kommen eher von sportlichen Überbelastungen und sind meistens vom ganz normalen Muskelkater nicht zu unterscheiden. Um hier Myogelosen zu vermeiden sind vorherige Aufwärmübungen hilfreich.
Die ersten Symptome einer Myogelose sind ziehende und drückende Schmerzen in dem Muskelbereich, in dem die Verhärtung vorhanden ist. Die Schmerzen können auch aus dem eigentlichen Entstehungsgebiet ausstrahlen werden und an ganz anderer Stelle im Körper als Schmerz wahrgenommen werden.
Ganz häufig kommt es z.B zu Kopfschmerzen, die aber aus Myogelosen im Schulterbereich herrühren. Die Nerven, die im Schulterbereich durch eine Muskelverhärtung gereizt werden, leiten die Schmerzen in die Stirn oder Schläfenregion weiter, was als Kopfschmerzen wahrgenommen wird.
Die Diagnose wird meist durch die körperliche Untersuchung gestellt. Das Betasten der als schmerzhaft angegebenen Körperregion zeigt eine deutliche Verhärtung gegenüber der umliegenden Muskulatur. Ganz typisch bei der Untersuchung ist auch, dass durch das Betasten Schmerzen vom Patienten angegeben werden.
In vielen Fällen kann beim Betasten des betroffenen Punktes, z.B. in der Schulter eine schmerzhafte Leitungsbahn deutlich gemacht werden (z.B. gibt der Patient beim Betasten eines Punktes in der Schulter ziehende Schmerzen bis in den Kopf an). Eine bildgebende Untersuchung oder eine Blutuntersuchung sind meistens nicht notwendig, um eine Myogelose zu diagnostizieren.
Ist die Diagnose eine Myogelose gestellt, sollte ein Therapieplan für den Patienten erstellt werden. Wichtig ist hierbei auch zu erfragen, was der Patient beruflich macht, ob er einen sitzenden oder bewegungsabwechslungsreichen Job macht, ob er Sport macht, ob er viel Stress hat.
Eine gute, nicht medikamentöse Maßnahme zur langfristigen Behandlung einer Myogelose ist Wärme. Dem Patienten ist zu empfehlen, dass er die betroffene Stelle in regelmäßigen Abständen mit Wärme behandeln soll.
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Wichtig ist auch, dass er, wenn er eine monotone sitzende Tätigkeit ausübt, häufiger Dehn- und Streckübungen durchführt und häufiger Pausen einlegt. Regelmäßiger Sport ist dem Patienten ebenfalls zu empfehlen.
Kommt es durch diese Maßnahmen zu keiner Besserung oder sind die Schmerzen so stark, dass keine Besserung zu erwarten ist, können auch kurzfristig sogenannte entzündungshemmende Schmerzmittel verabreicht werden. Hierzu zählen sogenannten NSAID, wie z.B. Ibuprofen oder Voltaren®.
Aufgrund der magenbelastenden Komponenten sollte auf eine Kurzzeitanwendung unbedingt geachtet werden. Paracetamol ist ein reines Schmerzmittel. Die entzündungshemmende Komponente entfällt zwar, eine Schmerzlinderung kann aber trotzdem auftreten.
Auch können physikalische Maßnahmen durchgeführt werden um Myogelosen zu verhindern. Zu nennen wäre Krankengymnastik oder auch Reizstrombehandlung. Bei der Reizstrombehandlung werden zwei Elektropanels auf den Schulterbereich aufgeklebt.
Danach wird ein leichter Reizstrom von einem zu anderen Panel geschickt. Auf seinem Weg durchquert er die betroffenen Muskel und führt so, bei regelmäßiger Anwendung zu einer Auflockerung der Muskeln. Es kann ausreichend sein 6-7 Anwendungen à 10 Minuten durchzuführen. Die Reizstrombehandlung wird in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Bei akuten Schmerzen sollte eine Schmerztherapie, beispielsweise mit Ibuprofen erfolgen, damit sich die Muskulatur nicht weiter verkrampft. Auch Muskelentspanner wie Ortoton® können zur symptomatischen Therapie der Myogelose eingesetzt werden. Zum anderen können Wärmebehandlungen wie zum Beispiel heiße Bäder oder Saunagänge eine Entkrampfung bzw. Lockerung der Muskulatur bewirken. Auch sanfte Dehnübungen sollten täglich durchgeführt werden.
Eine physiotherapeutische Behandlung mit Massagen, Dehnungen oder Wärmeanwendungen stellt eine weitere Möglichkeit dar, hartnäckige Verspannungen zu lösen. Auch mit Triggerpunktbehandlungen können Myogelosen therapiert werden. Hierzu werden zum einen Akupressur oder Akupunktur durchgeführt. Das Tapen mit kinesiologischem Tape kann ebenfalls Myogelosen lösen. Ist eine Behandlung erfolgt und die Myogelose beseitigt, sollten dringend präventive Maßnahmen wie Gymnastik- und Dehnübungen oder die Korrektur von Fehlhaltungen zum Beispiel am Arbeitsplatz oder beim Sport erfolgen, um einer erneuten Myogelose vorzubeugen.
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Als medikamentöse Therapie kommen Präparate aus der Gruppe der sogenannten nicht steroidalen Antirheumatika (NSAIR) zum Einsatz. Bekannteste Vertreter sind Ibuprofen oder Voltaren® (Diclofenac).
Zum einen kann Kalium chloratum in Form von Globuli zur Behandlung einer Myogelose angewendet werden. Auch Arnica-, Bryonia- oder Aesculus-Globuli können eingenommen werden. Ist die Myogelose eher durch Kälte oder Zugluft ausgelöst worden, wird die Einnahme von Nux vomica empfohlen. Es sollten hierbei Potenzen in D6 oder D12 gewählt werden, wobei empfohlen wird, diese drei Mal täglich einzunehmen.
Die Myogelose weist eine sehr gute Prognose auf. Wichtig ist, dass die Faktoren, die zu einer Myogelose geführt haben auf Dauer abgestellt werden. Berufliche Tätigkeiten mit langem Sitzen sollten vermieden werden, außerdem sollte ausreichend Sport getrieben werden.
Regelmäßige Dehn- und Streckübungen sollten in den Alltag eingebaut werden. Besteht außerdem ein Übergewicht, sollte versucht werden abzunehmen. Zur Überprüfung, ob zusätzlich noch eine Fehlbelastung im Fuß- und Beinbereich vorhanden ist, sollte ein Orthopäde aufgesucht und eine Ganganalyse durchgeführt werden.
Wichtigste prophylaktische Maßnahmen sind muskelentspannende Übungen, ausreichend Sport, wenig eintönige Körperhaltungen (z.B. auf der Arbeit) sowie ein gesundes Körpergewicht. Überlastungen, wie das Heben schwerer Lasten, kann ebenfalls zu dauerhaften Myogelosen führen und sollte aus diesem Grund vermieden werden.
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