Muskelfaserriss

Ein Muskelfaserriss ist eine meist sichtbare Unterbrechung der Muskelstruktur (teilweise als Delle sichtbar und tastbar). Ursachen des Muskelfaserriss sind Maximalbelastungen in nicht ausreichend erwärmter Muskulatur, sowie unverhältnismäßig starke Überdehnung. Die Therapie des Muskelfaserriss richtet sich nach dem Ausmaß der Verletzung.

Muskelfaserriss

Synonyme

  • Muskelriss
  • Muskelbündelriss
  • Muskelzerrung

Englisch: rupture of a muscle fiber

Definition

Ein Muskelfaserriss ist eine meist sichtbare Unterbrechung der Muskelstruktur (teilweise als Delle sichtbar und tastbar).
Die häufigste Ursache sind Maximalbelastungen in nicht ausreichend erwärmter Muskulatur, sowie unverhältnismäßig starke Überdehnung.

Erstversorgung

Um Komplikationen zu vermeiden und den Heilungsverlauf zu beschleunigen muss ein Muskelfaserriss so schnell wie möglich behandelt werden. Bereits am Unfallort kann richtiges Verhalten dazu beitragen die Dauer bis zur vollständigen Genesung deutlich zu verkürzen. Erste Regel bei Verdacht auf das Vorliegen eines Muskelfaserrisses ist der sofortige Abbruch jedweder körperlicher Aktivität (Pause). Sofort nach dem Auftreten der Schmerzen sollte ein Muskelfaserriss nach der sogenannten PECH-Regel behandelt werden. Die Anfangsbuchstaben geben Hinweis auf die vier wichtigsten Erstmaßnahmen im Bezug auf das Vorliegen eines Muskelfaserrisses.

Zu diesen Maßnahmen zählen:

  • Pause
  • Eis
  • Compression (Kompression)
  • Hochlagerung

1. Pause: Ein Muskelfaserriss muss genügend Zeit haben um vollständig auszuheilen. Nur wenn sofort im Anschluss an den Unfall eine absolute Ruhigstellung der betroffenen Extremität erfolgt, kann das Risiko von Folgeerkrankungen minimiert werden. Bei einem Muskelfaserriss der Schulter empfiehlt sich die absolute Ruhigstellung des gesamten Arms. Da der Muskelfaserriss eine klassische Erkrankung sportlicher Patienten ist, muss unbedingt eine Pause eingehalten werden.

2. Eis: Im Zuge des Muskelfaserrisses kommt es nicht bloß zu einem Zerreißen von Muskelfasern. Im Regelfall sind auch kleine Gefäße betroffen. Durch eine aktive Kühlung unmittelbar nach Auftreten der ersten Schmerzsymptomatik kann die Entstehung von großen Blutergüssen (Hämatomen) vermieden werden. Diese Tatsache kann darin begründet werden, dass der Einfluss von Kälte auf das betroffene Gewebe eine Verengung der Gefäße induziert und Einblutungen in den Muskel somit vermieden werden. Darüber hinaus lindert das Kühlen die durch den Muskelfaserriss entstandenen Schmerzen und wirkt einer möglichen Ödem-Bildung entgegen.
Bei der aktiven Kühlung sollte jedoch beachtet werden, dass das Kühlmittel (beispielsweise Eis) nie in direktem Kontakt zur Hautoberfläche steht. Andernfalls kann es zu Erfrierungen und zur Gewebsschädigung kommen. Aus diesem Grund sollte eine Unterlage (Tuch oder ähnliches) zwischen Kühlmittel und Hautoberfläche positioniert werden und zwischen einzelnen Kühleinheiten eine über mehrere Minuten anhaltende Pause eingehalten werden.

3. Compression (Kompression): Neben der Bewegungs-Pause und der aktiven Kühlung des betroffenen Muskels spielt auch die von Außen ausgeübte Kompression eine entscheidende Rolle bei der positiven Beeinflussung des Heilungsverlaufs des Muskelfaserrisses. Das Ausüben von Druck auf die betroffene Extremität in Kombination mit Ruhigstellung (Pause) und aktiver Kühlung soll dazu dienen, Einblutungen in die Muskelmasse zu verhindern und somit einer möglichen Narbenbildung vorzubeugen.
Zu diesem Zwecke eignen sich vor allem breitflächige Kompressionsverbände, die zusätzlich einen stabilisierenden Einfluss auf den verletzten Muskel haben. Beim Anlegen des Kompressionsverbandes muss jedoch darauf geachtet werden, dass es nicht zur Abschnürung von Gefäßen oder Nerven kommt.

4. Hochlagerung: Durch das Hochlagern der betroffenen Extremität (Arm oder Bein) kommt es zu einer Drosselung des arteriellen Blutflusses. Dies bedeutet, dass weniger Blut über die arteriellen Gefäße in das verletzte Gewebe gelangt. Gleichzeitig verbessert die erhöhte Lage jedoch den Abfluss des Blutes über das Venensystem. Durch die Hochlagerung während der Bewegungs-Pause wird die Entstehung von Schwellungen und Blutergüssen weiter reduziert und somit der Heilungsverlauf positiv beeinflusst.

Auch bei optimaler Erstversorgung des Muskelfaserrisses braucht der geschädigte Muskel, je nach Ausmaß der Verletzung, eine unterschiedlich lange Regenerierungszeit. Je geringer die Schädigung, desto schneller kann das Training wieder aufgenommen werden. Je umfangreicher der Muskelfaserriss, desto länger sollte die Pause von jeglicher Belastung sein. Betroffene Patienten sollten beachten, dass ein Muskelfaserriss in der Regel eine sehr gute Prognose hat und in den meisten Fällen ohne Folgeerkrankungen ausheilt. Das Einhalten einer Pause, wenn nötig über mehrere Wochen, ist dabei jedoch essenziell.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Behandlung eines Muskelfaserrisses

Abbildung eines Muskelfaserrisses

  1. Muskelfaser
    eines Skelettmuskels
    Muscle fibra
  2. Muskelfaserbündel -
    Fasciculus muscularis
  3. Sehnenfasern -
    Fibrae tendineae
  4. Übergang der Muskelfasern
    in Sehnenfasern -
    Junctio myotendinea
  5. Muskelfaszie
    (=Muskelhaut) -
    Faszia
  6. Skelettmuskel -
    Maecenas musculus osseus

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Ursachen des Muskelfaserrisses

Menschen, die zu einer Muskelverhärtung neigen, sind tendenziell häufiger von Verletzungen im Bereich des Muskels betroffen.
Zu den häufigsten Ursachen für Verletzungen im Bereich der Muskulatur zählen plötzlich auftretende Maximalbelastungen, wie beispielsweise

  1. Beschleunigungen (Endspurt, schnelles Ansprinten, ...)
    oder
  2. Kombinationen aus beschleunigen und abbremsen, wie sie beispielsweise im Tennis oder Fußball auftreten.

Zerrungen und Muskelfaserrisse resultieren dann stets aus der kurzzeitigen Extrembelastung im Bereich der Muskelschnellkraft, sodass der Muskel die plötzlichen mechanischen Zugkräfte nicht mehr auf-, bzw. abfangen kann.
Auch kalte und feuchte Witterung oder ein unzureichendes Aufwärmen vor sportlichen Betätigungen zählen zu den Ursachen.

Diagnose

Wie bereits oben erwähnt, unterscheiden sich die Muskelverletzung in ihrer Schwere und in der Art des Schmerzes. Aus diesem Grund ist die Schmerzbeschreibung durch den Patienten zur Diagnoseerhebung in besonderer Weise Aufschluss gebend.

Generell treten bei Muskelverletzungen wie Muskelfaserriss Druck-, Dehn- und Anspannungsschmerzen auf. Der Patient begibt sich in eine Schonhaltung, die sich beispielsweise bei Muskelverletzungen am Bein durch Humpeln oder ähnliches äußern kann.

Bei Zerrungen ist über die Patientenbeschreibung in Form von rasch zunehmenden krampfartigen Schmerzen hinaus eine spindelförmig, abgrenzbare Zone ertastbar.
Der akut auftretende, stechende Schmerz beim Muskelfaserriss oder Muskelriss zeichnet sich gegebenenfalls durch ein äußerlich sichtbares Hämatom (Bluterguß) aus.
Bei einem Muskelriss kann eine Delle durch die Auswölbung von Muskelteilen sichtbar werden, die später durch Schwellungen nicht mehr sichtbar wird. Für einen Muskelriss spricht auch ein partieller, bzw. ein kompletter Funktionsverlust des Muskels und wieder auftretende stechende Schmerzen bei Muskelkontraktion (Muskelanspannung).

Der Arzt ermittelt nicht nur per Abtasten und Begutachtung die Verletzung des Muskelfaserrisses, sondern prüft mittels spezifischer Bewegungstests das Ausmaß der Einschränkung.
Speziell der Widerstandstest, bei dem der Patient den Muskel anspannt während der Arzt (Orthopäde) einen Gegendruck ausübt, macht die Einschränkung und das Ausmaß der Schmerzen erkenntlich.

Behandlung

Die Sofortmaßnahmen nach der PECH-Regel können eine erste Schmerzlinderung nach einem Muskelfaserriss ermöglichen.

Die wichtigste Behandlung eines Muskelfaserrisses ist die Schonung des Muskels und falls nötig die Schmerztherapie (zB mit Ibuprofen, Diclofenac).

Der positive Heilungsverlauf im Anschluss an die Sofortmaßnahmen hängt davon ab, wie viel Zeit in die Regeneration investiert wird.

Wird der Muskel zu früh belastet, kann es zu gravierenden Folgeschäden kommen und der Heilungsprozess geht deutlich langsamer vonstatten.
Etwa 3 bis 12 Wochen sollte nach einem Muskelfaserriss eine sportliche Pause eingehalten werden.

Anhand der Zeitspanne wird deutlich, wie wichtig die Regenerationsmaßnahmen nach einer Muskelverletzung sind.

Es wird empfohlen, eine manuelle Lymphdrainage durchzuführen, welche als abschwellende Maßnahme eine Druck- und Schmerzminderung der betroffenen Muskelpartie wirkt und zu einer schnelleren Regeneration beiträgt.

Im Anschluss an die Lymphdrainage können milde Wärme (zB eine heiße Rolle) und leichte Dehnübungen im schmerzfreien Bereich weitere Linderung verschaffen.

Bei der Behandlung eines Muskelfaserrisses sind Tapeverbände zur Unterstützung der Muskulatur sinnvoll. Lockere Belastungen und leichte Bewegungsformen (zB Gehen mit Unterarmgehstützen), im weiteren Verlauf dann lockeres Radfahren und Schwimmen, eignen sich, den Muskel sanft anzuregen, ohne ihn mit dem eigenen Körpergewicht voll zu belasten.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: Tapen von Muskelfaserrissen

Je nach der Schwere der Verletzung kann ein operativer Eingriff notwendig sein. In der Regel wird bei einer Operation eines Muskelfaserrisses der gebildete Bluterguss entfernt und wenn nötig, die Muskelfasern genäht.

Ein solcher Eingriff wird notwendig, wenn der Muskel so erheblich beschädigt wurde, dass er nicht von selbst heilen kann und bleibende Funktionsschäden drohen. Ist beispielsweise mehr als ein Drittel des Muskelquerschnitts betroffen, die Einblutung zu stark oder kommt es zu einem kompletten Funktionsausfall des Muskels, ist ein operativer Eingriff erforderlich.

Nach der Operation wird der betroffene Muskel etwa sechs Wochen ruhig gestellt, um ein erneutes Zerreißen zu verhindern.

Dauer

Ein Muskelfaserriss betrifft vor allem Sportler, besonders häufig im Fußball, im Ballett oder bei Kraftsportarten.
Bei einem Muskelfaserriss kommt es, wie der Name schon sagt, dazu, dass einzelne Muskelfasern reißen. Grund dafür können eine zu hohe Belastung oder eine zu große Krafteinwirkung sein.

Je nach Schwere des Muskelfaserrisses unterscheidet sich auch die Dauer. Kleine Muskelfaserrisse kommen immer wieder einmal vor und sind kaum mit Schmerzen verbunden. Der Patient bemerkt eventuell ein leichtes Ziehen oder einen kurzen stechenden Schmerz, der dann aber schnell wieder verschwindet. Solche Muskelfaserrisse haben eine recht kurze Dauer. Zwar dauert es auch hier recht lange bis die geschädigten Muskeln wieder regeneriert sind, da der Muskelfaserriss jedoch so klein ist, kann er durch die umliegenden Muskelfasern, die noch intakt sind, kompensiert werden und der Patient hat weder Schmerzen noch Funktionseinschränkungen.

Anders sieht es hingegen bei einem größeren Muskelfaserriss aus. Hier kommt es zu starken Schmerzen und Schwellungen, häufig auch zu einer Einblutung im Bereich der Verletzung. In diesem Fall beträgt die Dauer der Heilung des Muskelfaserrisses sehr viel länger und vor allem ist sie mit sehr viel größeren Umständen verbunden. Allgemein kann man sagen, dass die Dauer bis zur vollständigen Heilung eines Muskelfaserrisses zum einen von der Lokalisation und zum anderen vom Schweregrad des Risses abhängt.
Wichtig ist jedoch vor allem, den Muskelfaserriss direkt nach der Verletzung ausreichend zu kühlen und ihn danach absolut zu schonen. Dies fällt besonders bei den Beinen, aber auch bei der Armmuskulatur schwer, ist für den Heilungsprozess und somit für die Dauer der Verletzung jedoch von entscheidender Bedeutung. Allgemein sollte man bei einem Muskelfaserriss von einer Dauer zwischen 3-6 Wochen rechnen. In dieser Zeit sollte man den betroffenen Muskel so wenig wie möglich belasten. Viele Sportler versuchen jedoch, die Dauer des Muskelfaserrisses zu verkürzen, indem sie den betroffenen Muskel tapen lassen.
Durch diese Technik übernimmt das Tape in gewisser Weise die Funktion des Muskels und entlastet diesen dadurch mehr. So wird der Heilungsprozess unterstützt.
Dennoch sollte gesagt sein, dass es wichtig ist, die vom Arzt verordnete Sportkarenz-Dauer auch einzuhalten, da es sonst immer wieder und auch sehr viel schneller zu einem erneuten Muskelfaserriss kommt und der Muskel nicht richtig ausheilt.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Dauer eines Muskelfaserrisses

  1. Muskelfaser
    eines Skelettmuskels
    Muscle fibra
  2. Muskelfaserbündel -
    Fasciculus muscularis
  3. Epimysium (hellblau) -
    Bindegewebehüllen um Gruppen
    von Muskelfaserbündeln
  4. Perimysium (gelb) -
    Bindegewebehüllen
    um Muskelfaserbündeln
  5. Endomysium (grün) -
    Bindegewebe zw. Muskelfasern
  6. Myofibrille (= Muskelfibrille)
  7. Sarkomer (Myofibrillensegment)
  8. Myosinfäden
  9. Aktinfäden
  10. Arterie
  11. Vene
  12. Muskelfaszie
    (=Muskelhaut) - Faszia
  13. Übergang der Muskelfasern
    in Sehnenfasern -
    Junctio myotendinea
  14. Skelettmuskel
  15. Sehnenfasern -
    Fibrae tendineae

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Sportpause

Wie bei den meisten Erkrankungen richtet sich die Therapie auch bei Vorliegen eines Muskelfaserrisses nach dem Schweregrad der Verletzung. Wichtig ist es jedoch bei einem Muskelfaserriss jegliche sportliche Betätigung umgehend einzustellen und eine Pause einzulegen. Die Behandlung des Muskelfaserrisses richtet sich nach dem sogenannten PECH-Schema.

Die sogenannte PECH-Regel ist die Abkürzung für die Reihenfolge der Behandlungsschritte bei der Ersten Hilfe eines Muskelfaserrisses:

Pause – Eis – Compression – Hochlagern.

Pause bedeutet, dass jegliche sportliche Aktivität sofort beendet werden muss. Dann sollte der betroffene Muskel gekühlt, ein elastischer Druckverband gegen die Schwellung angelegt und die verletzte Stelle hochgelagert werden. Allerdings ist es meistens unumgänglich bei einem Muskelfaserriss, dass auch nach den Sofortmaßnahmen der PECH-Regel eine längere Zeit auf Sport verzichtet werden muss.

Die vollständige Regeneration eines Muskelfaserrisses kann einige Wochen bis zu mehreren Monaten dauern, eine Trainingspause sollte in dieser Zeit in jedem Fall eingehalten werden.

Wie lange die Pause dauert, sollte von einem Arzt entschieden werden und ist von verschiedenen Faktoren abhängig.
Der Heilungsprozess des verletzten Muskels hängt unter anderem vom Alter der betroffenen Person ab und von der genauen Lokalisation des Muskelfaserrisses.

Wird die Sportpause nicht eingehalten und der Muskel zu früh belastet, kann es unter Umständen zu Folgeschäden kommen.
Es können Verkalkungen in der Muskulatur oder ein kompletter Muskelabriss entstehen.

Die Pause sollte in der Regel eingehalten werden, solange noch akute Beschwerden im betroffenen Muskel verspürt werden.
Nach der Trainingspause sollte mit vorsichtiger Belastung begonnen werden und darauf geachtet werden, dass nicht über die Schmerzen hinweg trainiert wird.

Es eignen sich beispielsweise Sportarten wie Fahrradfahren oder Schwimmen für den langsamen Trainingseinstieg.
Schnelle und ruckartige Bewegungsabläufe sollten dagegen vermieden werden (zB beim Fußball, Volleyball, Tennis), da dadurch ernsthafte Verletzungen riskiert werden.

Es empfiehlt sich, die Belastung in Abhängigkeit des eigenen Schmerzempfindens langsam und stetig zu steigern. Die Pause kann beendet werden, wenn keinerlei Beschwerden verspürt werden und völlige Schmerzfreiheit besteht. Erst zu diesem Zeitpunkt können dem Muskel wieder die gewohnten sportlichen Aktivitäten zugemutet werden.

Bereits die unverzüglich eingeleitete Erstversorgung (inklusive Pause jeglicher sportlicher Tätigkeit) spielt eine zentrale Rolle in der Muskelfaserriss-Therapie. Darüber hinaus hat bereits die Erstversorgung einen großen Einfluss auf die Dauer des Heilungsverlaufs und die Entstehung eventuell persistierender Folgeschäden. Bei Unterlassen einer geeigneten Erstversorgung drohen ausgehend von verletzten Gefäßen Einblutungen in die Muskelmasse. Die dadurch entstehenden Hämatome (Bluterguss) innerhalb des Muskels können die Bildung von Narbengewebe induzieren und somit den natürlichen Bewegungsablauf behindern und die Belastbarkeit deutlich reduzieren.

Komplikationen

Bei Muskelfaserrissen und Muskelrissen kommt es – bedingt durch die Ruptur zu inter-, bzw. intramuskulären Blutungen und somit zur Hämatombildung.
Bei starken Einblutungen bildet sich der Verletzungsbereich nicht (vollständig) zurück. Bindegewebe wächst in den Bluterguss ein und es entwickelt sich ein Narbenplatte, die – wie bereits oben beschrieben – nicht so elastisch ist wie das Muskelgewebe.

Somit setzt sich der Muskel aus vielen Bereichen mit unterschiedlicher Elastizität zusammen: Muskelbereiche, Muskelfasern, die sich neu gebildet haben und kürzer sind, Narbengewebe, das weniger elastisch ist...
Aus diesem Grund ist die Kontraktionsfähigkeit und die Kraftausübung des Muskels im Vergleich zum Zeitraum vor der Verletzung erheblich vermindert und auch anfälliger für neue Verletzungen, insbesondere für erneute Muskelfaserrisse, Muskelrissen oder Nachblutungen im neu regenerierten Bereich. Unter Umständen ist der Patient auch nach vollständiger Ausheilung der Erkrankung immer noch nicht beschwerdefrei.
Meist liegt das am ausgeprägten Narbengewebe oder Verkalkungen im Breich der Verletzung, das in seltenen Fällen sogar operativ entfernt werden muss.

Es gibt noch weitere klassische Komplikationen, die nach einem Muskelfaserriss oder Muskelriss auftreten können. Nachfolgend wird auf zwei klassische Krankheitsbilder nach einer solchen Erkrankung eingegangen werden.
Es sind diese:

  • Myositis ossificans:
    Durch Schädigung des Muskels infolge von Muskelfaserrissen oder Muskelrissen, starken Muskelprellungen oder –quetschungen und dadurch hervorgerufene intra- bzw. intermuskuläre Blutungen, kann es bei unzulänglicher Behandlung oder beispielsweise bei zu früh einsetzender Massage (siehe oben), zu früh einsetzendem Training usw. zu einer Kapselbildung der Verletzung kommen.
    In der Folge wird die Muskelentzündung chronisch und es kommt zu einer Umwandlung der Muskulatur und schließlich zu Kalkeinlagerungen, die unter Umständen langsam verknöchern. Ähnlich wie bei der Bildung des Narbengewebes entstehen durch die Verknöcherungen im Muskel Bereiche mit unterschiedlicher Dehnbarkeit und Kontraktionsfähigkeit.
    Die Folge ist eine differierende Kontraktionskraft des Muskels und somit ein erhöhtes Risiko, dass Verletzungen in diesen Bereichen erneut auftreten. In Fällen von nachweislichen Verknöcherungen (Röntgenbilddiagnostik) kann unter Umständen ein operativer Eingriff in Betracht gezogen werden. Die Gefahr durch die OP weitere Verknöcherungen auszulösen besteht.
  • Entstehung von Zysten:
    Zysten sind durch eine Kapsel abgeschlossene sackartige Geschwulste mit einem flüssigen Inhalt. Im Bereich von Muskelverletzungen spricht man von einer Zystenbildung, wenn es um einen nicht absorbierten Bluterguss herum zu einer Kapselbildung kommt. Im Inneren befindet sich dann das nicht abgebaute Blut des ursprünglichen Hämatoms. Sollte sich die Zyste störend auswirken, müssen sie gegebenenfalls operativ entfernt werden.
    Insbesondere wenn der Bluterguss noch flüssig ist oder dieses aus reiner Wundflüssigkeit (Serom) besteht, sollte dieses abpunktiert werden.

Muskelfaserriss und Homöopathie

Ein Muskelfaserriss kann selbstverständlich auch durch Homöopathie unterstützt werden kann. Lesen Sie hierzu unser Thema: Muskelfaserriss und Homöopathie.

Muskelfaserriss in der Wade

Ein Riss eines oder mehrerer Muskelfaserbündel in der Wade ist eine häufig Sportverletzung, die durch direkte Gewalteinwirkung (zB Tritt in die Wade) oder plötzliche Überbelastung (zB Zerrung beim Abspringen) verursacht wird.

Häufig wird ein einschießender Wadenschmerz oder sogar ein fühlbares Reißen verspürt. Manchmal kommt es auch erst nach einigen Stunden zu Schmerzen in der Wade.

Das Gehen und der Zehenstand sind sehr schmerzhaft oder unmöglich.
In der ersten Zeit nach der Verletzung kann oft eine Delle an der Verletzungsstelle gespürt werden, später kommt es zu einer Schwellung der Wade.

Hochlagern des Beins und die sofortige Behandlung mit Eis und elastischen Binden kann die Beschwerden lindern und die Schwellung verhindern.

Ein Muskelfaserriss in der Wade sollte von einem Arzt untersucht werden, besonders wenn Schmerzen oder Schwellungen im Bereich der Wade nach dem Sport oder einem Unfall bestehen.

Eine Ultraschalluntersuchung kann genutzt werden, um den Bluterguss darzustellen und ermöglicht die Abgrenzung zu einem Blutgerinnsel in einer Wadenvene (Thrombose) und einem Kompartmentsyndrom.

Beide Erkrankungen führen ebenfalls zu schmerzhaften (allerdings meist zu härteren) Schwellungen im Bereich der Wade.
Es wird empfohlen, sich vor dem Sport ausreichend aufzuwärmen und starke Belastungen der Wadenmuskulatur wie Sprinten oder Springen in den ersten 30 bis 60 Minuten nach Trainingsbeginn zu vermeiden, da so Zerrungen und Muskelfaserrisse vorgebeugt werden können.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Muskelfaserriss in der Wade

Muskelfaserriss im Oberschenkel

Muskelfaserrisse im Oberschenkel sind typische Sportverletzungen bei Sportarten, bei denen Abbremsen und Beschleunigen sich abwechseln und bei denen die Schnellkraft der Oberschenkelmuskulatur gefordert ist.

Dazu gehören Ballsportarten wie Fußball und Squash, aber auch der Laufsport und insbesondere der Kurzstreckensprint, weil beim Sprinten die gesamte Oberschenkelmuskulatur plötzlich angespannt und nachfolgend extrem belastet wird.

Beim Verdacht auf eine solche Muskelverletzung am Oberschenkel sollte ein Arzt aufgesucht werden, um je nach Ausmaß der Muskelschäden eine konservative oder operative Behandlung einzuleiten.

Der Muskelfaserriss im Oberschenkel macht sich meist durch einen heftigen Schmerz und starke Bewegungseinschränkungen bemerkbar.

Regelmäßige Dehnübungen nach sportlichen Aktivitäten kann dazu beitragen Muskelfaserrisse im Oberschenkel zu vermeiden, da die Muskulatur dehnfähiger und damit belastungsfähiger wird.

Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel ist sehr schmerzhaft und oft sehr langwierig. In jedem Fall sollte abgewartet werden, bis keine Beschwerden oder Schmerzen mehr bestehen, bevor sportliche Aktivitäten wieder aufgenommen werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Muskelfaserriss im Oberschenkel

Muskelfaserriss im Gesäß

Muskelfaserrisse im Gesäß entstehen häufig bei Bewegungen über das physiologische Maß hinaus, wenn die Muskulatur noch unaufgewärmt ist. Kennzeichnend ist ein starker, stechender Schmerz an der betroffenen Stelle. Oftmals entsteht auch eine Schwellung oder ein Bluterguss durch die Verletzung von Gewebe und kleinen Gefäßen. Zunächst sollte man die betroffene Stelle schonen und kühlen, um die Symptome zu lindern. Nach circa 6 Wochen sollte der Muskelfaserriss ausgeheilt sein.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter: Muskelfaserriss im Gesäß

Muskelfaserriss in der Schulter

Ursachen für einen Muskelfaserriss in der Schulter sind plötzlich auftretende Maximalbelastungen der Schultermuskulatur (auch bei kalter Witterung oder nach unzureichendem Aufwärmen).

Starke Beschleunigungen oder Kombinationen aus Beschleunigungs- und Abbremsbewegungen können zu Zerrungen oder Rissen in der Schultermuskulatur führen (zB Dreh- und Schlagbewegungen beim Baseball).

Akut auftretende, stechende Schmerzen zwingen den Betroffenen meist dazu, ausgeführte Bewegungsabläufe sofort abzubrechen und eine Schonhaltung des Armes einzunehmen.

Anschließend schwillt der Bereich um den Muskelfaserriss innerhalb kurzer Zeit an und es kommt zu einen (nicht immer sichtbaren) Bluterguss.

Eine wichtige Maßnahme bei einem Muskelfaserriss in der Schulter ist die Schonung der Schultermuskulatur.
Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Schulter und der Arm nicht komplett ruhig gestellt werden, sondern (in der ersten Zeit vor allem passiv) leicht bewegt wird, um eine Verklebung der Schultergelenkkapsel zu vermeiden.

Hilfreich können Medikamente sein, die Schmerzen stillen oder die Muskelspannung herabsetzen.

Auch krankengymnastische Maßnahmen können zur Lösung von Verklebung, Steigerung der Durchblutung, Lockerung der Muskulatur und Linderung der Beschwerden unterstützend eingesetzt werden.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Muskelfaserriss in der Schulter

Muskelfaserriss Oberarm

Ein Muskelfaserriss kommt besonders häufig bei Sportlern vor, kann jedoch auch bei Patienten auftreten, die selten trainieren und ihre Muskeln in einer akuten Situation überlasten.
Ein Muskelfaserriss im Oberarm kann zum einen bei Schwergewichtshebern auftreten, kann jedoch auch ganz gewöhnlich im Alltag vorkommen, beispielsweise wenn man mit einem Arm eine Kiste hochhebt und das Gewicht unterschätzt. Vor allem unaufgewärmte Muskeln reißen besonders schnell. Der Patient verspürt bei einem Muskelfaserriss im Oberarm einen plötzlichen sehr starken Schmerz, der sich eher stechend anfühlt. Wichtig ist vor allem beim linken Arm immer auch an einen Herzinfarkt zu denken, besonders bei älteren Patienten. Im Vergleich zum Herzinfarkt bildet sich jedoch bei einem Muskelfaserriss zusätzlich eine Wassereinlagerung (Ödem) und zusätzlich kommt es zu einer Einblutung (Hämatom) in das betroffene Areal, außerdem besteht ein direkter zeitlicher Zusammenhang zwischen der Überlastung des Oberarms und des Muskelfaserrisses.
Bei einem Muskelfaserriss im Oberarm sollte der Patient diesen immer sofort kühlen und anschließend nicht belasten, das bedeutet, das das Tragen von Einkaufstüten zukünftig für circa 4 Wochen nur mit dem gesunden Arm erledigt werden sollte.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Muskelfaserriss im Oberarm, Muskelfaserriss des Unterarms

Muskelfaserriss im Rücken

Ein Muskelfaserriss tritt besonders häufig bei Sportlern auf und zwar immer dann, wenn der Muskel überbelastet wird oder nach unzureichender Aufwärmung zu stark gedehnt wird und die Elastizität der Muskelfasern hierbei überschritten wird.
Ein Muskelfaserriss im Rücken tritt besonders häufig bei Patienten auf, die gerne ins Fitnessstudio gehen und hier verschiedene Rückenübungen machen. Doch es kann auch zu einem Muskelfaserriss kommen bei Patienten, die berufsbedingt viele schwere Gegenstände heben müssen, sei es auf dem Bau oder auch im Krankenhaus beim Patienten heben. Ein Muskelfaserriss im Rücken ist sehr selten da die sogenannte autochthone Rückenmuskulatur eine sehr stabile Haltemuskulatur darstellt, die es gewohnt ist, schwere Lasten zu schultern. Muskelzerrungen im Bereich des Rückens sind hingegen sehr viel häufiger da viele Patienten ihre Rückenmuskulatur, teilweise auch unbewusst, stark überlasten. Dennoch sollte bei starken und anhaltenden Rückenschmerzen ein Arzt aufgesucht werden damit sich dieser die Muskulatur ansehen kann und entscheiden kann ob es sich, wie meist, um eine Muskelzerrung im Rücken handelt oder ob es tatsächlich zu einem Muskelfaserriss in der Rückenmuskulatur kam.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Muskelfaserriss im Rücken

Muskelfaserriss am Bauch

In seltenen Fällen kann es auch am Bauch zu einem Muskelfaserriss kommen. Dies geschieht nur bei sehr starker Belastung, wie z.B. in der Schwangerschaft oder durch sehr starken Husten. Ein solcher Riss kann sich in der Therapie sehr langwierig gestalten, da die Bauchmuskeln bei alltäglichen Bewegungen immer im Einsatz sind und so nur schwer geschont werden können.

Weitere Informationen dazu finden Sie auf unserer Seite Muskelfaserriss am Bauch.

Muskelfaserriss und Bluterguss

Ein Muskelfaserriss ist nicht nur eine Verletzung einzelner Muskelfasern innerhalb eines Muskels, zusätzlich werden auch die umliegenden Blutgefäße beschädigt.

Diese Blutgefäße sorgen dafür, dass die Muskelfasern mit sauerstoffreichem Blut und Nährstoffen versorgt werden. Wenn die Blutgefäße beim Muskelfaserriss verletzt werden, tritt Blut in das umliegende Gewebe und führt zu der Bildung eines Blutergusses (Hämatoms).

Der Bluterguss muss nicht zwingend von außen erkennbar sein, da der Muskelfaserriss an verschiedenen Stellen im Muskel lokalisiert sein kann. Wenn Muskelfasern gerissen sind, die direkt unter der Haut liegen, so ist der Bluterguss meist zwei bis drei Tage nach der Verletzung sichtbar.

Allerdings kann der Muskelfaserriss auch tief im Inneren eines Muskels lokalisiert sein, in diesem Fall kann man den Bluterguss von außen nicht erkennen.
Trotzdem kann die Lokalisation des Muskelfaserrisses meist auch ohne den sichtbaren Bluterguss bestimmt werden. In manchen Fällen gibt es tastbare strukturelle Veränderungen in Form einer Delle oder Lücke im Muskel, in anderen Fällen kommen bildgebende Verfahren wie Magnettomographie (MRT, Kernspin) oder Ultraschall (Sonographie) zum Einsatz.

Der Bluterguss sollte nicht zu früh durch Massagen behandelt werden, da die Blutergusszellen sich zu knochenartigen Zellen umwandeln können und es zu einer Art ´´Verknöcherung´´ (Myositis Ossificans) innerhalb des Muskels kommen kann.

Dies kann zu erheblichen funktionellen Störungen des Muskels führen. Bei schweren Verletzungen eines Muskels kann es notwendig werden, den gebildeten Bluterguss operativ zu entfernen, damit der Muskelfaserriss überhaupt heilen kann. Die Muskeln sind nämlich von straffen Muskelhäuten umgeben, dies verhindert eine flächige Ausbreitung des Blutergusses und der Druck in den Muskelhäuten steigt. Dies kann unter Umständen zu einem Kompartmentsyndrom führen, ein Zustand, der zu neuromuskulären Störungen oder Gewebe- und Organschädigungen führen kann, wenn der Druck nicht rechtzeitig operativ entlastet wird.

Zusammenfassung

Im Sport treten recht häufig Verletzungen im Bereich der Muskulatur auf. Die häufigsten Verletzungsformen im Bereich der Muskulatur sind die

in individuell unterschiedlichem Ausmaß. Alle drei genannten Verletzungsformen sind auf eine muskuläre Störung zurückzuführen, bei gleichzeitigem Auftreten einer muskulären Dekompensation, beispielsweise in Form von Muskelermüdungen.
Man spricht von einer Muskelzerrung, wenn der Muskel über sein natürliches Maß hinweg gedehnt wird. Die anatomische Struktur des Muskels verändert sich bei einer Zerrung nicht. Erst wenn über diese Muskelzerrung hinweg die Kraft, bzw. die Belastung des Muskels weiterhin überschritten wird, treten Verletzungen wie Muskelfaserrisse, Muskelbündelrisse oder gar Muskelrisse ein.
Im Falle eines Muskelfaserriss reißen die sehr kleinen Fasern der Muskulatur ein, während bei einem Muskelriss der Muskel als solches vollständig durchtrennt wird. Da der Muskel als solches recht widerstandsfähig ist, treten Muskelrisse nur dann auf, wenn der Muskel unter maximaler Beanspruchung steht und in der Regel bereits vorgeschädigt war.
Alle oben beschriebenen Verletzungen müssen auf Fehlfunktionen in der Muskulatur, wie beispielsweise Muskelermüdung, Ungleichgewicht des Stoffwechsels oder Überbelastung in Folge einer fehlerhaften Kommunikation zwischen Nervenbahnen und Muskulatur zurückgeführt werden. Muskelzerrung, Muskelfaserriss und Muskelriss stellen dabei ein und dieselbe Muskelverletzung dar, die sich lediglich in der Schwere der Verletzung unterscheidet.

Lesen Sie mehr zum Thema Muskelfaserriss versus Muskelzerrung- Was ist der Unterschied?

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2007 - Letzte Änderung: 30.03.2024