Die Oberschenkelzerrung ist eine der häufigsten Sportverletzung,die vor allem durch schnelle Richtungswechsel und mangelndes Aufwärmen auftreten kann.
Distension des Oberschenkels
Unter dem Begriff „Oberschenkelzerrung“ versteht man den Vorgang einer unphysiologischen Dehnung der Muskeln des Oberschenkels.
Muskelzerrungen wie die Oberschenkelzerrung gehören zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt. Besonders gefährdet sind Personen, die Sportarten ausüben, die sich durch einen schnellen und abrupten Richtungswechsel auszeichnen.
Im Bezug auf alle Muskelgruppen ist die Oberschenkelmuskulatur besonders häufig von einer Zerrung betroffen. Die Oberschenkelzerrung kann sowohl die hinteren Muskelgruppen (beispielsweise die Beugemuskulatur), als auch die vorderen Muskelgruppen (beispielsweise die Streckmuskulatur) betreffen.
Im direkten Vergleich ist die Oberschenkelzerrung der hinteren Muskelgruppen wesentlich häufiger. Grund für das Auftreten einer Oberschenkelzerrung ist in den meisten Fällen eine Überbeanspruchung oder übermäßige Dehnung der betroffenen Muskulatur.
Je nach Schweregrad wird die Oberschenkelzerrung klinisch in verschiedene Grade unterteilt.
Die von einer Oberschenkelzerrung betroffenen Personen verspüren in der Regel einen plötzlich einschießenden Schmerz im Bereich des Oberschenkels.
Während eine Oberschenkelzerrung 1. Grades zumeist komplikationslos ausheilt, verursachen kleinste Blutungen unter den Rissstellen bei der Oberschenkelzerrung 2. und 3. Grades häufig ausgeprägte Blutergüsse (Hämatome).
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Bluterguss am Oberschenkel
Die Behandlung einer Oberschenkelzerrung sollte im Idealfall unmittelbar nach deren Entstehung beginnen. Betroffene Patienten sollten den Oberschenkel aus diesem Grund umgehend mit einem Kühlmittel kühlen. Durch die Kühlung des beeinträchtigten Oberschenkels können die Schmerzen gelindert und Einblutungen in den Muskel weitestgehend verhindert werden.
Das Kühlmittel darf jedoch niemals unmittelbar auf die Hautoberfläche aufgebracht werden. Im Anschluss an das umsichtige Kühlen der Oberschenkelzerrung sollte über einen Zeitraum von ungefähr zwanzig Minuten eine Kompressionsbandage angelegt werden.
Oberschenkelmuskulatur
Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen
Die Oberschenkelzerrung stellt im Grunde eine Schutzreaktion des betroffenen Muskels auf eine übermäßige Belastung dar. Während der Zerrung zieht sich der Muskel reflektorisch zusammen und verhärtet sich. In diesem Zusammenhang sind vor allem jene Kräfte relevant, die plötzlich auf den Muskel einwirken und diesen unerwartet dehnen. Aus diesem Grund liegen die Ursachen der Oberschenkelzerrung in den meisten Fällen im Sport.
Bei den meisten der Betroffenen tritt die Oberschenkelzerrung im Bereich des hinteren Oberschenkels auf. Die entsprechende Muskulatur verläuft ausgehend vom Sitzbeinhöcker zu beiden Seiten des Kniegelenks. In der Hüfte selbst fungieren die entsprechenden Muskeln als Strecker, sie bewegen das Bein nach hinten. Im Kniegelenk hingegen wirken sie als Beugemuskulatur.
Die wichtigste Funktion der hinteren Oberschenkelmuskulatur liegt jedoch in der Stabilisation des Körpers während des Gehens und Laufens. Plötzlich auftretende Kräfte werden von der flexiblen Muskelmasse aufgefangen um die Krafteinwirkung auf die Gelenkkapsel und Bänder zu reduzieren. Schnelle Richtungswechsel und besonders hohe Belastungen sorgen jedoch dafür, dass die Belastungs- und Elastizitätsgrenze der entsprechenden Muskulatur schnell erreicht wird.
Die Überdehnung eines Muskels (Oberschenkelzerrung) wird vor allem dann ausgelöst, wenn die auf den Muskel einwirkende Kraft die Kraft des Muskels selbst übersteigt. Der Grad des dabei auftretenden Muskelschadens hängt dabei vom Ausmaß der Überbelastung ab.
In manchen Fällen wird die Belastungs- und Elastizitätsgrenze derart deutlich überstiegen, dass das Kapsel- und Bandgewebe zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen wird.
Neben den physikalischen Ursachen der Oberschenkelzerrung spielen auch die körperlichen Voraussetzungen des betroffenen Patienten eine entscheidende Rolle. Im Allgemeinen kann nämlich davon ausgegangen werden, dass ein untrainierter Muskel auf plötzlich auftretenden Krafteinwirkungen wesentlich schlechter reagiert als ein Trainierter. Grund dafür ist die Tatsache, dass dem untrainierten Muskel sowohl die nötige Kraft, als auch die Koordination fehlt.
Eine weitere Ursache für das Auftreten einer Oberschenkelzerrung ist schlechtes Aufwärmen vor der sportlichen Belastung. Ein „kalter“ Muskel verfügt nachweislich über eine deutlich geringere Belastungs- und Elastizitätsgrenze. Darüber hinaus kann eine optimierte Technik während der sportlichen Betätigung die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer Oberschenkelzerrung deutlich senken. In diesem Zusammenhang spielen vor allem der Ablauf schneller Richtungswechsel und das Verhalten beim Sturz eine entscheidende Rolle.
Die Symptome der Oberschenkelzerrung hängen vor allem vom Schweregrad der Verletzung ab. Eine leichte Oberschenkelzerrung zeichnet sich typischerweise durch eine Überdehnung der Muskulatur aus, die zu kleinsten Rissen innerhalb der Muskelfasern führt. Aus diesem Grund lässt sich bei den betroffenen Patienten eine deutliche Einschränkung der Muskelkraft und des Bewegungsausmaßes beobachten.
Darüber hinaus treten bei den Betroffenen sowohl bei jeder aktiven Bewegung, als auch beim passiven Dehnen der Muskulatur starke Schmerzen auf. In der Regel treten diese Schmerzen erstmals unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis auf. Betroffene Patienten beschreiben die Oberschenkelschmerzen bei Vorliegen einer Zerrung als krampfartig, ziehend oder stechend.
Eine enorme Oberschenkelzerrung führt zu großen Rissen in der entsprechenden Muskulatur (Muskelfaserriss). Typischerweise entsteht bei den betroffenen Patienten unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis eine sicht- und tastbare Delle im Muskel. Im Verlauf kann diese Delle jedoch durch schwere Schwellungen überdeckt werden.
Die Diagnose einer Muskelzerrung erfolgt in den meisten Fällen in mehreren Schritten. Typischerweise beginnt die Diagnostik der Muskelzerrung mit einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) bei dem verschiedene Fragen geklärt werden müssen. Während dieses Gespräches spielen vor allem die vom betroffenen Patienten wahrgenommenen Beschwerden. Darüber hinaus spielt der Auslösemechanismus (wurde Sport ausgeübt?) in der Diagnostik der Muskelzerrung eine entscheidende Rolle. Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch wird in der Regel eine orientierende körperliche Untersuchung durchgeführt. In diesem Zusammenhang muss dringend abgeklärt werden, ob bei dem betroffenen Patienten lediglich eine Muskelzerrung oder sogar ein Muskelfaserriss vorliegt. Der Arzt prüft sowohl das Aussehen, als auch die Funktionalität des betroffenen Areals. Darüber hinaus achtet der behandelnde Arzt auf möglicherweise vorliegende Hautveränderungen (Rötungen, Verletzungen) und Schwellungen. Kann während der körperlichen Untersuchung eine Gewebelücke (Delle) oder Beule im schmerzenden Areal gefunden werden so liegt die Annahme nahe, dass bei dem betroffenen Patienten ein Muskelfaserriss vorliegt. Der Verdacht auf das Vorliegen eines Muskelfaserrisses erhärtet sich, wenn der Muskel seit dem auslösenden Ereignis nicht mehr funktionstüchtig ist. Obwohl viele Faktoren, die während des Arzt-Patienten-Gesprächs und der körperlichen Untersuchung abgeklärt werden können, eine Unterscheidung zwischen Muskelzerrung und Muskelfaserriss erlauben, kann die endgültige Diagnose oftmals nur mit Hilfe von bildgebenden Verfahren erfolgen. In diesem Zusammenhang spielt vor allem die Ultraschalluntersuchung des schmerzenden Muskels eine entscheidende Rolle. Während der Ultraschalluntersuchung können sowohl Flüssigkeitsansammlungen innerhalb des Muskels, als auch kleinste Risse nachgewiesen werden. Sollte auch nach der Durchführung einer Ultraschalluntersuchung keine eindeutige Unterscheidung zwischen Muskelzerrung und Muskelfaserriss getroffen werden, können weitere bildgebende Verfahren (beispielsweise eine Magnetresonanztomographie) in die Wege geleitet werden.
Die Behandlung der Oberschenkelzerrung sollte im Idealfall unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis beginnen. Liegt eine Oberschenkelzerrung vor, muss die betroffene Muskelgruppe schnellstmöglich gekühlt werden. Unmittelbar nach dem Einsetzen der Schmerzen kann die gezerrte Stelle für einen Zeitraum von ungefähr fünfzehn bis zwanzig Minuten mit einer Eispackung, kalten Umschlägen oder speziellen Kältesprays versorgt werden.
Betroffene Patienten sollten jedoch darauf achten, dass das Kühlmittel niemals unmittelbar auf die Hautoberfläche aufgelegt wird. Die beste Variante der Kühlung ist das Einwickeln des Kühlmittels in ein dünnes Handtuch. Anschließend kann die Platzierung auf der gezerrten Stelle erfolgen.
Darüber hinaus muss die sportliche Aktivität unmittelbar nach dem Auftreten der Beschwerden eingestellt werden. Bei einer Oberschenkelzerrung wird die entsprechende Muskulatur im Verlauf typischerweise anschwellen. Dieses Phänomen kann jedoch durch die Hochlagerung der betroffenen Körperstelle vermieden werden. Zudem können bereits vorhandene Schwellungen durch die Hochlagerung des betroffenen Beins schneller abklingen.
Des Weiteren kann die Oberschenkelzerrung durch das Aufbringen spezieller Sportsalben behandelt werden. Darüber hinaus kann, falls nötig, ein Verband oder eine elastische Binde angebracht werden. Dabei sollte jedoch unbedingt darauf geachtet werden, dass die Durchblutung nicht durch ein zu strammes Anbringen des Verbandes unterbrochen wird.
Zudem sollten die Betroffenen nach einer Oberschenkelzerrung jedwede sportliche Aktivität für einen Zeitraum von ungefähr einer Woche einstellen. Sobald die Beschwerden vollständig abgeklungen sind kann wieder mit leichten Übungen begonnen werden.
Eine ärztliche Behandlung der Oberschenkelzerrung ist in der Regel nicht notwendig. Sollten die Schmerzen jedoch über einen längeren Zeitraum fortbestehen, empfiehlt es sich einen Arzt aufzusuchen und schwerwiegendere Schäden auszuschließen.
Informieren Sie sich hier zum Thema: Oberschenkelbandage.
Der Verlauf einer Oberschenkelzerrung hängt vor allem davon ab, wie schwer die Verletzung ist und wie stark die Muskelfasern überdehnt wurden. Je nach Schweregrad der Oberschenkelzerrung benötigt die Oberschenkelzerrung einen Zeitraum von ungefähr zwei bis drei Wochen um vollständig auszuheilen. Durch die richtigen Behandlungsmaßnahmen kann die Heilungszeit der Oberschenkelzerrung jedoch positiv beeinflusst und somit deutlich verkürzt werden. Mit Folgeschäden ist nach einer einfachen Oberschenkelzerrung in der Regel nicht zu rechnen.
Der Entstehung einer Oberschenkelzerrung kann durch einfache Mittel vorgebeugt werden. In diesem Zusammenhang sollte beachtet werden, dass jedwede sportliche Aktivität mit einem leichten Aufwärmprogramm begonnen werden muss. Auf diese Weise wird die Muskulatur effektiv aufgewärmt und auf die spätere Sporteinheit vorbereitet. Oberschenkelzerrungen treten zudem besonders häufig bei kalten Witterungsbedingungen auf. Um diesem Phänomen vorzubeugen, sollte vor dem eigentlichen Training besonders großer Wert auf ein umfangreiches Warm-up gelegt werden. An kalten Tagen sollten für das Aufwärmen mindestens 15 Minuten eingeplant werden.
Obwohl das Risiko der Entstehung einer Oberschenkelzerrung bei kaltem Wetter wesentlich höher ist, kann nicht davon ausgegangen werden, dass bei warmen Witterungsverhältnissen auf ein ausgiebiges Aufwärmtraining verzichtet werden kann. Zwar verringert eine höhere Umgebungstemperatur das kältebedingte Risiko des Auftretens einer Oberschenkelzerrung, allerdings verliert der Organismus gerade bei warmen Wetter viel Flüssigkeit und Elektrolyte. Dieser Flüssigkeits- und Elektrolytverlust wiederum steigert die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Oberschenkelzerrung. Aus diesem Grund kann auch die regelmäßige Zufuhr von Wasser und Elektrolyten einer Oberschenkelzerrung vorbeugen.
Darüber hinaus kann die passende Ausrüstung dabei helfen einer Oberschenkelzerrung effektiv vorzubeugen. Vor allem passendes Schuhwerk spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle.
Weiterführende Informationen finden Sie hier:
Eine Übersicht über bisher veröffentlichte Themen der Sportmedizin finden Sie unter Sportmedizin A-Z.