Tapen eines Muskelfaserrisses

Tapen von Muskelfaserrissen

Einleitung

Beim Tapingverfahren eines Muskelfaserrisses wird ein elastisches Kinesiotape über den geschädigten Muskel gelegt, fixiert und einige Tage oder Wochen in dieser Position belassen.

Das Tapingverfahren ist eines seit einigen Jahren in der Orthopädie und Sportmedizin angewandtes Behandlungsverfahren, das zur Muskelentlastung zum Einsatz kommt. Die Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt. Es beruht auf dem Mechanismus, dass durch ein elastisches Band Spannungen und Kräfte, die auf einen bestimmen Muskel wirken, abgemildert und abgefangen werden. Prinzipiell kann ein Kinesiotape auf jeden beliebigen Muskel des Körpers aufgeklebt werden. Im Falle einer Muskelfaserrissbehandlung stellt ein Kinesiotape aber lediglich eine begleitende Behandlungsmethode dar.

Kinesiotapes

Bei einem Kinesiotape handelt es sich um ein elastisches, selbstklebendes Band, das in der Physiotherapie und in der Orthopädie zur Behandlung von Muskelverletzungen eingesetzt wird.
Es ist in verschiedenen Längen und Breiten erhältlich, kann aber auch gezielt auf eine bestimmte Länge und Breite geschnitten werden, um das Band dem zu behandelnden Muskel anzupassen. Kinesiotapes bestehen meistens aus Elastan-Baumwoll-Mischungen, die besonders dehnbar sind. Auf das textile Band ist zur Stabilisierung meistens ein Acrylkleber aufgetragen, der die gesamte Struktur fester machen soll. Die Entwicklung und die Idee des Kinesiotapes stammt ursprünglich aus Japan und wurde in den 1970er Jahren von einem dortigen Chiropraktiker entwickelt.
Heutzutage ist das Kinesiotape aus keiner physiotherapeutischen Praxis mehr wegzudenken. Die meisten Krankengymnasten und auch Orthopäden, sowie Unfallchirurgen haben das Kinesiotape als konservative Behandlungsmethode von Muskel-, und Gelenkerkrankungen in ihre Arbeit integriert.

Physikalisch soll das Kinesiotape so funktionieren, dass die Kräfte, die normalerweise über den Muskel laufen, über das Kinesiotape abgeleitet werden und so der Muskel entlastet wird. Weiterhin werden benachbarte Muskelgruppen durch die Entlastung schrittweise mehr beansprucht und gestärkt, sodass sie nach Entfernung des Kinesiotapes den verletzten Muskel bei seiner täglichen Arbeit unterstützen können. Kinesiotapes gibt es mittlerweile auch in Kaufhäusern zu kaufen und sie sind zu unterschiedlichen Preisen erhältlich. Will man qualitativ gute Kinesiotapes kaufen, dann sollte man sich in einem Sanitätshaus beraten lassen. Wichtig ist aber zu beachten, dass auch die entsprechend gelernte Tapetechnik über den Erfolg eines Kinesiotapes entscheidet. Hierzu werden zahlreiche, regelmäßig stattfindende Kurse zum Kinesiotaping von unterschiedlichen Stellen angeboten. Kinesiotapes gibt es zu Preisen zwischen 6 EUR und 25 EUR, stark variierend in Länge, Maße und Qualität. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten für das Taping, wenn ein medizinischer Grund für die Behandlung vorliegt und eine Arzt ein entsprechendes Attest geschrieben hat.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: Kinesiotape

Anleitung zum Kinesiotape

Es sollten einige Punkte beachtet werden, um einen erfolgreichen Einsatz zu gewährleisten.
Zunächst sollte sich der Behandler den Patienten so hinsetzen oder hinlegen, dass er entsprechenden zu behandelnden Muskel sehr gut erreichen kann. Dann sollte sich der Behandler den Verlauf des Muskels sehr gut theoretisch vorstellen (hier sind anatomische Kenntnisse gefragt) und den Muskel in seinem Verlauf abtasten. Vor dem Aufkleben des Kinesiotapes ist es sehr wichtig, dass die Haut, auf der das Kinesiotape geklebt werden soll, getrocknet und fettfrei ist. Andernfalls würde das Kinesiotape seine Lage sehr rasch verändern und verrutschen. Behaarte Stellen sollten rasiert werden. Das Kinesiotape sollte in eine dem zu behandelnden Muskel entsprechende Form gebracht, d.h zugeschnitten, werden.

Der Behandler sollte sich zuvor überlegen, welche Klebetechnik er anwenden will. Es heißt, bei überlasteten Muskeln solle das Kinesiotape von seinem Ansatz zum Ursprung geklebt werden, bei sehr geschwächten Muskeln solle es vom Muskelursprung zum -ansatz geklebt werden.
Das Kinesiotape wird vor dem Aufkleben gerieben, damit sich der Kleber aktiviert. Das Kinesiotape sollte vor dem Aufkleben nicht unter Zug oder Spannung gebracht werden, sollte auf den entspannten Muskel gelegt und leicht angedrückt werden.
Neben diesen beiden Kinesiotapetechniken gibt es noch einige Weiterentwicklungen, die die Seitenstränge des Muskels, die Nerven oder auch die Lymphgefäße behandeln können.

Tapen verschiedener Muskelfaserrisse

Wie bereits weiter oben erwähnt, kann das Kinesiotape an praktisch jedem Muskel angewendet werden. Dabei ist immer zu beachten, dass das elastische Band zuvor in seinen Breiten und Längen entsprechend auf die Muskulatur zugeschnitten wurde. Die Haut über der Muskulatur sollte trocken und fettfrei sein und das Kinesiotape sollte durch Reiben der Klebefläche aktiviert werden.
Danach wird das Kinesiotape auf den Muskelverlauf gelegt und leicht angedrückt.

Hier geben wir Ihnen nun einen kleinen Überblick über Tapingverfahren bei verschiedenen Muskelfaserrissen.

Lesen Sie mehr dazu unter: Therapie eines Muskelfaserrisses

Tapen von Muskelfaserrissen an der Oberschenkelinnenseite

Vor allem nach Sportunfällen kann es sehr häufig zu Muskelfaserrissen des inneren Oberschenkels kommen, was dann hauptsächlich die Adduktorenmuskulatur betrifft. Eine häufige und, die primären Behandlungsmethode oft ergänzende, Behandlung kann ein Taping darstellen.
Es gibt unterschiedliche Klebetechniken, die einerseits von der Art der Muskelverletzung abhängig sind und andererseits, ob nur der betroffene Muskel behandelt werden soll oder auch benachbarte Muskeln, Nerven oder Lymphgefäße.

Der Patient sollte entweder bei der Befestigung des Tapes stehen oder auf dem Bauch liegen, der betroffene Muskelabschnitt sollte dem Behandler gut zugänglich sein. Dieser stellt sich theoretisch den Verlauf des Muskels vor und grenzt diesen rein optisch von den anderen benachbarten Muskeln ab. Danach wird das Kinesiotape ohne Zug auf die entsprechende Muskelpartie des Oberschenkels an der Innenseite aufgebracht und leicht angedrückt. Anschließend kann der Patient die gewohnten Bewegungen wieder durchführen.
Falls er im Bereich des Oberschenkels einen unangenehmen Zug oder Druck merkt, muss überlegt werden, ob die Position des Kinesiotapes verändert werden sollte. Unter einer Kinesiotapebehandlung sollte ein noch angenehmer Druck auf den betroffenen Muskelpartien lasten. Auch bei im Verlauf entstehende, stärkere Schmerzen, Ziehen oder Stechen müssen evtl. durch eine Lageänderung des Kinesiotapes korrigiert werden. Im Allgemeinen wird ein Kinesiotape sehr gut vertragen und von den Patienten gut angenommen.

Tapen von Muskelfaserrissen am vorderen Oberschenkel

Vor allem bei Sportverletzungen, wie sie beim Fussball oder Radfahren oder auch Basket- oder Handball auftreten können, werden oftmals die Muskeln der Oberschenkelvorderseite verletzt und können an-oder durchreißen. Plötzlich eintretende und einschießende starke Schmerzen im Bereich der vorderen Oberschenkelmuskulatur zwingen den Patienten meist sofort seine durchgeführte Bewegung abzubrechen. Meistens erfolgt die Behandlung eines Muskelfaserrisses der vorderen Oberschenkelmuskulatur konservativ, d.h. ohne Operation. Die nicht operativen Behandlungen werden in neuester Zeit auch immer häufiger durch den Einsatz von Kinesiotapes ergänzt.
Beim Kinesiotaping wird ein elastisches Band auf den Oberschenkelmuskel vorne aufgeklebt, meist über einen der 3 oberflächlichen Muskelköpfe des Quadriceps. Hierfür gibt es ganz unterschiedliche Methoden, die unter anderem davon abhängen, welche Muskelverletzung vorliegt und, ob neben den verletzten Muskeln auch noch benachbarte Muskeln, Sehnen, Nerven oder Lymphbahnen mitbehandelt werden sollen. Nach dem Anbringen des Bandes kann der Patient gewohnte Bewegungen durchführen.
Bei neu auftretenden Beschwerden, sollte der Sitz des Kinesiotapes erneut überprüft werden. In aller Regel werden Kinesiotapes am Oberschenkel sehr gut vertragen und akzeptiert. Die positive Wirkung am Oberschenkel wird unterschiedlich bewertet. Da die Heilung eines Muskelfaserrisses des Oberschenkels meist mehrere Wochen dauert, sollte das Kinesiotape wöchentlich neu angebracht werden.

Lesen Sie mehr dazu unter: Muskelfaserriss des Oberschenkels

Tapen eines Muskelfaserrisses der Wade

Muskelfaserrisse der Wade kommen relativ häufig vor und gelten als typische Sportverletzungen. Vor allem nach Abstoppbewegungen oder abrupten Anlaufbewegungen kann es zu kleineren oder größeren Muskelfaserrissen kommen, die zu leichten bis zu sehr starken Schmerzen führen können. Je nachdem, wie viele Muskelbündel ein- oder druchgerissen sind, kann es auch zu einer starken Bewegungsbeeinträchtigung kommen.
Eine Kinesiotapebehandlung eines Muskelfaserrisses der Wade stellt ein heutzutage oft angewendetes Verfahren dar, welche die Hauptbehandlung sinnvoll ergänzen kann. Das Tape sollte beim stehenden oder beim auf dem Bauch liegenden Patienten auf die Wade aufgebracht werden. Wichtig ist auch, dass es nicht unter Zug auf den Muskel aufgebracht wird.

Wenige Sekunden nach Aufbringen kann der Patient mit der normalen Bewegung beginnen. Das Kinesiotape kann einige Tage oder sogar Wochen auf der Wadenmuskulatur bleiben, bevor es entfernt oder gewechselt werden sollte.

Lesen Sie hierzu auch: Therapie eines Muskelfaserrisses

Tapen von Muskelfaserrissen an Schulter und Oberarm

Muskelfaserrisse im Bereich der Schulter oder des Oberarms finden meistens dann statt, wenn schwere Lasten plötzlich angehoben werden. Entweder bei völlig ungewohnter Bewegung oder aber bei nicht aufgewärmten Muskeln kann es vorkommen, dass Teile des Muskels an- oder durchreißen. Der Betroffene merkt meistens einen sehr starken, stechenden Schmerz.
Die Behandlung eines Muskelfaserrisses der Schulter oder des Oberarms kann konservativ, meistens durch Kühlung und schmerzlindernden Medikamenten, oder aber operativ, wenn große Muskelbündel im Bereich der Schulter abgerissen sind, erfolgen. Mittlerweile wird auch immer mal wieder ein Behandlungsversuch mit einem Kinesiotape durchgeführt. Es soll die Zugkräfte auf den verletzten Muskeln übernehmen und diese dann entsprechend entlasten. Im Bereich der Schulter können auch zwei oder drei Tapes aufgeklebt werden, um die Muskeln zu entlasten. Wichtig ist, dass das Kinesiotape, das mehrere Tage bis Wochen auf der Schulter bleiben kann, voher nicht gedehnt wird. Die Dehnung erfolgt dann mit normaler Bewegung der Schulter und des Oberarms.

Weitere Informationen finden Sie hier: Muskelfaserriss des Oberarms

Tapen von Muskelfaserrissen an der Schulter

Ein Muskelfaseriss der Schultermuskulatur kommt immer dann vor, wenn entweder schwere Lasten plötzlich angehoben werden oder aber, wenn ruckartige Bewegungen im Bereich der Schulter durchgeführt werden. Meistens ist es ein starker Stich, der die Patienten akut zusammenschrecken lässt. In diesem Fall sind ein oder mehrere Muskelbündel an- oder durchgerissen.

Manchmal muss eine operative Maßnahme durchgeführt werden, um eine Bewegungseinschränkung, die durch den Muskelfaserriss entstanden ist, zu beheben. Manchmal reicht auch eine konservative Behandlung mit Kühlung und entzündungshemmenden Medikamenten. Ebenfalls kann ein Behandlungsversuch mit einem Taping versucht werden. Auch bei kleineren Bänderrissen der Schulter kann das Kinesiotape zur Heilung beitragen.
Bei diesem Verfahren wird ein elastisches Klebenband über den betroffenen Muskel der Schulter gelegt und darüber befestigt. Das Kinesiotape leitet vermutlich die auf den Muskel normalerweise lastenden Kräfte ab und hilft so den Muskel zu schonen und wieder zu kräftigen. Das Kinesiotape kann aber auch über Kreuz auf die Schulter geklebt werden, um die ganze Rotatorenmanschette der Schulter zu entlasten. Die Bänder können einige Tage oder Wochen an dieser Stelle belassen werden.
Es sollte nach den ersten Stunden bereits eine Besserung im Sinne einer Schmerzlinderung bemerkt werden. Meistens wird von dem Patienten ein leiches Druckgefühl unter dem Kinesiotape bemerkt. Ein Ziehen oder Brennen sollte unter dem Tape nicht vorhanden sein. Wäre dem so, dann müsste die Position des Kinesiotape nochmal geändert werden.

Mehr Informationen erhalten Sie unter: Rotatorenmanschettenriss

Tapen von Muskelfaserrissen am Unterarm

Muskelfaserrisse am Unterarm entstehen meistens durch das Heben schwerer Lasten oder durch hastige Drehbewegungen, die plötzlich und eventuell sogar auch unter einer nicht aufgewärmten Muskulatur durchgeführt werden. Muskelfaserrisse im Bereich des Unterarms kommen nicht ganz so häufig vor und können, wenn dann meistens durch nicht operative Methoden behandelt werden. Eine Behandlungsmöglichkeit wäre das Taping. Es existieren verschiedene Klebetechniken, mit denen man das elastische Band am Unterarm befestigen kann. Manchmal werden die selbstklebenden Bänder gerade über einen Muskel geklebt, manchmal werden sie parallel zu dem betroffenen Leitmuskel fixiert, manchmal auch über Kreuz oder über Nerven und Lymphgefäße, die den verletzten Muskel begleiten. Die Erfolge durch Kinesiotapes sind durchwachsen- eine genaue Studienlage existiert hierfür nicht. Aufgrund des niedrigen Kostenaufwandes und des niedrigen Risikos, kann aber bei einem unkomplizierten Muskelfaserriss immer ein Behandlungsversuch mittels Kinesiotape unternommen werden. Sollte es zu keiner Besserung der Beschwerden durch das Tape kommen, sollte das Band entfernt werden.

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Tapen von Muskelfaserrissen am Bauch

Prinzipiell kann jeder Muskel des Körpers an- oder durchreißen. Auch die im Bauchbereich zahlreichen Muskeln können bei starker körperlichen Belastung oder durch Überbeanspruchung der Muskulatur bei Übungen einen Muskelfaserriss erleiden. Zwar können hier auch zur Behandlung Kinesiotapes verwendet werden, meistens aber kommen diese elastischen Bänder im Bauchbereich bei muskulären Zerrungen zur Anwendung. Schmerzen, die einem Muskelkater gleichen, können immer auch Hinweis auf eine Muskelzerrung sein und können durch eine Behandlung mit einem Kinesiotape manchmal erfolgreich behandelt werden. Hierbei klebt man ein aus einem elastischen Material bestehendes Kinesiotape genau über den Muskel, der von einer Zerrung oder einem Muskelfaserriss betroffen ist. Meistens kommt es nach dem Aufbringen des Bandes zu einem eher angenehmen Druckgefühl im Bereich des gezerrten oder angerissenen Muskels. Die Bewegungen können nach dem Aufbringen in gewohnter Weise weiter durchgeführt werden. Das Kinesiotape kann einige Tage bis sogar Wochen auf dem betroffenen Muskel bleiben.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie auch hier:

Autor: Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.12.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024