Bei Ödemen, ausgeprägter Herzschwäche oder Thrombosen kann ein Kompressionsverband kann ein Kompressionsverband empfehlenswert sein. Er hilft den Rückfluss von Blut und Lymphe in Richtung des Herzens zu fördern. Vorteil eines Verbandes ist, dass dieser individuell angelegt werden kann.
Ein Kompressionsverband ist ein individuell angelegter elastischer Verband, der Druck von außen auf ein Körperteil ausübt und damit den Rückfluss von Blut und Lymphflüssigkeit aus der Peripherie hin zum Herzen verbessert.
Im Gegensatz zu festen Kompressionsstrümpfen, die eine ähnliche Wirkungsweise haben und bei ähnlichen Indikationen angewendet werden, kann ein Kompressionsverband von Ärzten oder erfahrenem Pflegepersonal bei jedem Verbandswechsel korrigiert und eventuell enger oder etwas weiter gewickelt werden. Dies bietet sich vor allem zu Beginn einer Kompressionstherapie an, wenn beispielsweise vorhandene Wassereinlagerungen (Ödeme) zunächst abtransportiert werden müssen bevor das Bein wieder seine ursprüngliche Form erreicht.
Allgemeine Informationen finden Sie unter: Lymphdrainage
Es existieren viele verschiedene Arten von Kompressionsverbänden. Sowohl nach Herstellerfirmen als auch nach Wickeltechnik können Unterscheidungen getroffen werden.
Die angebotenen Materialien der verschiedenen Hersteller unterscheiden sich nur unwesentlich, so dass die Frage, welche Binden beispielsweise verwendet werden sollten, häufig Geschmackssache ist. Auch die unterschiedlichen Wickeltechniken zur Anlage eines Kompressionsverbandes unterscheiden sich lediglich wenig.
Gut angelegt und sicher gewickelt führt jede Art zum gewünschten Ergebnis. Die Entscheidung für die eine oder die andere Technik sollte letztendlich vom Komfort des Patienten (Welcher Verband fühlt sich am angenehmsten an?) und vom Können des Wickelnden abhängen, da nicht jeder jede Technik gleich gut beherrscht. Im Folgenden werden zwei der wichtigsten Wickeltechniken genauer dargestellt.
Grundsätzlich steht vor jeder Anlage eines Kompressionsverbandes eine sorgfältige Hautpflege und Wundversorgung, sofern es offene Wunden gibt.
Zu Beginn zieht man einen sogenannten Strumpfverband über das zu wickelnde Gebiet. Er dient später der Fixierung und Befestigung, fungiert aber auch als Haut- und Druckschutz. Darauf kommt eine sorgfältige Polsterlage. Diese Polsterung kann mit spezieller Polsterwatte oder Schaumstoffbinden durchgeführt werden. Zur Vermeidung von Druckstellen und Ähnlichem ist sie genauso wichtig wie zur Verbesserung des Tragegefühls für den Patienten. Schon hierbei sollte penibel genau auf Faltenfreiheit geachtet werden und die gesamte Fläche gleichmäßig bedeckt sein.
Im Anschluss beginnt die eigentliche Kompressionswicklung mit elastischen Binden nach der Technik, für die man sich entschieden hat. Abschließend wird der Strumpfverband unten umgeschlagen und hochgezogen. Wichtig ist bei allen Formen der Kompressionsverbände, dass das Ende des Körperteils, welches umwickelt wird, frei bleibt. So dürfen beispielsweise die Zehen niemals mit eingewickelt werden, da jederzeit die Durchblutung, die Sensibilität (also das Gefühl) und die Motorik (also die Beweglichkeit) überprüft werden können müssen.
Außerdem werden die Gelenke, die vom Kompressionsverband eingeschlossen werden (meist das Fußgelenk), immer in der sogenannten Funktionsstellung eingewickelt. Das bedeutet beim Fußgelenk zum Beispiel eine Wickelung mit dem Fuß im 90 Grad-Winkel zum Unterschenkel. Das ermöglicht später das freie Umherlaufen des Patienten und schont sowohl Muskeln als auch Gelenke. Der Druck, den der Kompressionsverband ausübt, sollte am Fuß (beziehungsweise „herzfern“) immer am stärksten sein und „herznah“ dann etwas schwächer werden. So lässt sich der Abfluss von Blut und Lymphflüssigkeit optimal unterstützen. Ziel sollte es sein, einen Druck auszuüben, der stark genug ist, um die therapeutische Intention zu erreichen, aber nicht so stark, dass es zu Schäden und Komplikationen kommt. Die genaue Zugstärke ist aber - ebenso wie die perfekte Technik – reine Übungs- und Erfahrungssache.
Beim Anlegen eines Kompressionsverbandes nach Sigg beginnt man wie oben geschildert mit einem Unterziehstrumpf und einer gewissenhaften Polsterung.
Die erste der beiden benötigten Kompressionsbinden wird dann am äußeren Fußrückenrand angelegt. Die Zehen bleiben frei, während der restliche Fuß immer von außen nach innen in Richtung von unten nach oben eingewickelt wird. Besonders wichtig ist der Bereich der Ferse, welcher ebenfalls sorgfältig bandagiert werden muss. Es sollten zu keiner Zeit Falten oder Knicke entstehen. Diese Wickelungen um Fuß, Ferse und Knöchel werden so lange fortgeführt bis die erste Binde komplett aufgebraucht wurde. Sie lässt sich mit zwei Pflasterstreifen leicht fixieren.
Erst danach legt man die zweite Kompressionsbinde an, diesmal oberhalb des Knöchels, da der Fußbereich schon ausreichend gewickelt wurde. Man beginnt mit der Anlage des Kompressionsverbandes nach Sigg an der Außenseite des Unterschenkels weit unten mit zunächst einer ringförmigen Umwickelung. Die nächste Runde führt leicht versetzt von außen nach innen Richtung Knie zeigend. Dieser Wickelung folgt eine, die ebenfalls leicht schräg von außen nach innen nun Richtung Fuß zeigt. Dadurch entsteht eine Überkreuzung der gewickelten Bahnen. Nun folgen immer im Wechsel Umwickelungen schräg Richtung Knie und schräg Richtung Fuß bis knapp unterhalb der Kniekehle. Nach einer abschließenden geraden Umwickelung, die den Kompressionsverband stabilisieren soll, werden auch die Enden der zweiten Kompressionsbinde mit Pflasterstreifen fixiert, bevor der Schlauchverband über den gesamten Unterschenkel gezogen und fixiert wird. Durch die überlappende Wickelung entsteht das für den Kompressionsverband nach Sigg typische sogenannte Kornährenmuster.
Der Kompressionsverband nach Pütter wird ein wenig anders gewickelt als der oben beschriebene Kornährenverband nach Sigg. So erfolgt nach Unterziehstrumpf und Wattepolsterung die Anlage der ersten Kompressionsbinde an der inneren Fußrückenseite- die Binde wird von innen nach außen abgewickelt.
Nachdem der Fuß inklusive der Ferse einmal gut eingewickelt wurden, geht die Technik nach Pütter direkt zum Unterschenkel über. Runde für Runde umschließt die Kompressionsbinde gleichmäßig den Unterschenkel – immer von innen nach außen und von Fuß Richtung Knie. Beim Wickeln mit der ersten Binde dürfen beim Verband nach Pütter durchaus noch Lücken am Unterschenkel bleiben, sie werden dann mit der zweiten Binde bedeckt. Die letzte Runde der ersten Kompressionsbinde sollte gerade und unterhalb der Kniekehle verlaufen und dort fixiert werden.
Die Wickelung der zweiten Kompressionsbinde beginnt nun wieder am Fußrücken – diesmal jedoch an der äußeren Seite. Analog zur ersten Binde wickelt man die zweite um Fuß, Ferse und Unterschenkel langsam nach oben. Da die Richtung nun von außen nach innen verläuft überkreuzen sich beide Binden automatisch. Eventuell noch bestehende Lücken können nun geschlossen werden, so dass ein einheitlicher, gleichmäßiger Kompressionsverband entsteht. Nach Fixierung der zweiten Binde wird auch beim Kompressionsverband nach Pütter der Unterziehschlauch nach oben geschlagen und unterhalb des Knies befestigt.
Auch der Arm kann nach oben beschriebenen Prinzipien mit einem Kompressionsverband versorgt werden. Besonders häufig geschieht dies bei Störungen des Lymphabflusses im Bereich des Armes. Eine solche Störung kann beispielsweise nach operativer Entfernung der Achsellymphknoten bei Patientinnen mit Brustkrebs auftreten. Aber auch Armvenenthrombosen sind nicht selten und eine primäre Indikation zur Kompressionstherapie. Nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase können auch speziell angepasste Kompressionsärmel für den Arm verschrieben werden, die im Alltag praktischer an und aus zu ziehen sind.
Indikationen
Kompressionsverbände am Bein finden bei zahlreichen Krankheitsbildern Anwendung. Die wichtigste Indikation zur Therapie mit Hilfe eines Kompressionsverbandes ist die chronisch venöse Insuffizienz, bei der das Blut nicht mehr korrekt aus den Beinen abfließen kann. Auch bei Beinvenenthrombosen (siehe auch: Thrombose im Bein), Krampfaderleiden und ausgeprägten Lymphödemen ist die Kompressionstherapie Mittel der Wahl.
Kontraindikationen
Nicht verwendet werden darf er dagegen beispielsweise bei fortgeschrittenen peripheren arteriellen Verschlusskrankheiten (pAVK) oder einem sehr schwachen Herz (dekompensierte Herzinsuffizienz). Auch ein Herzinfarkt oder nässende Wunden schließen einen Kompressionsverband aus.
Kommt es durch ein Blutgerinnsel zum Verschluss einer Vene, resultiert daraus eine Thrombose. Die Haut ist gerötet, sehr warm und gespannt, eventuell verfärbt sie sich auch. Es kann zu Wassereinlagerungen kommen.
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung eines solchen Ereignisses ist im Folgenden eine Kompressionstherapie mit Kompressionsverbänden oder –strümpfen empfehlenswert. Durch den von außen aufgebauten Druck werden die Gefäße verengt, wodurch sich die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes erhöht. Kombiniert man einen solchen Kompressionsverband mit ausreichend Bewegung und kurzen Steh- und Sitzzeiten lassen sich zukünftige thrombotische Ereignisse wirkungsvoll verhindern.
Weitere Informationen finden Sie unter: Thromboseprohyplaxe, Thromboseprophylaxe Maßnahme